Dungeon Lords im Test

PC Windows
Es geht mal wieder um Intrigen, Verschwörungen, Zauberer und dunkle Fürsten. Auch Programmiererlegende D. W. Bradley (Wizardry Reihe) bediente sich bei seinem neuen Projekt Dungeon Lords voll aus dem reichlich gefüllten Klischeé-Topf. Geht die Rechnung auf oder bekommen Rollenspielfreunde abermals nur aufgewärmte Kost präsentiert?
Wahlweise als Mensch, Zwerg, Elf usw. dürft ihr eure ersten Schritte im Fantasy Königreich ohne Namen machen. Ohne zu recht zu wissen, worum es eigentlich geht stolpert ihr schon gleich zu Beginn in die erste handfeste Auseinandersetzung. Dabei zeigt sich das erfreulich simple Kampfsystem auch sofort von seiner positiven Seite - mittels Mausklick links lässt sich die Waffe schwingen, die rechte Taste des Nagers dient zum Blocken gegnerischer Angriffe. Das ganze Spielchen erinnert also sehr an Gothic 2, leider wird dessen Niveau aber niemals ganz erreicht.



Leider lässt sich nicht mal das Aussehen individuell gestalten!


Stattdessen schnetzelt ihr euch hektisch durch die anrollenden Feindmassen, die stetig in unregelmäßigen Abständen respawnen und so schon mal in denkbar ungünstigen Momenten plötzlich hereinplatzen. Zudem machen sich diese Respawns durch dezente Ruckler selbst auf recht neuer Hardware (siehe Testkonfiguration) unangenehm bemerkbar. Zwar mögen Freunde des anspruchslosen "uplevelns" Gefallen an der Idee finden, doch schon nach kurzer Zeit verlieren die anfangs so dynamisch erscheinenden Kämpfe deutlich an Reiz.



Wie gut das es da noch die Story mit ihren vielfältigen Quests gibt, denn auch wenn die Hintergrundstory nicht gerade mit Originalität glänzt, so vermag sie doch zumindest nach ein paar Spielstunden ganz angenehm zu unterhalten. Abseits der Hauptquests existieren zudem einige Sidequests, die aber irgendwann seltsam abrupt enden. Da war wohl jemand unter ganz bösem Zeitmangel bei der Fertigstellung des Spiels gestanden, so scheint es jedenfalls. Und dies ist nicht der einzige Hinweis auf diese Tatsache...

Denn leider ist Dungeon Lords nämlich eine wahre Wonne in Sachen versteckter Bugs - im negativen Sinne. Erstaunlich und ärgerlich zugleich, wie man ein Rollenspiel veröffentlichen kann, bei dem die Protagonisten im Spiel plötzlich verschwinden und so ein Lösen mancher Quests verhindern, sich das Programm beim Einlegen der CD-Rom jedes Mal von neuem auf Festplatte installieren möchte oder aber die im Handbuch angepriesene Automap völlig fehlt. Orientierung nur mittels Kompass und beigelegter Karte möglich, zumal auch im Spiel selber wichtiger Orte nicht an Weggabelungen ausgeschildert sind...



Hübsch! Pfeiltreffer sind auch optisch deutlich wahrzunehmen!


Erwähnenswert ist übrigens auch noch das interessante Resurrection Feature des Spiels. Nippelt euer virtuelles Alter Ego ob eines niederschmetternden Feindschlags denn tatsächlich mal ab (was angesichts des fordernden Schwierigkeitsgrades öfters vorkommen dürfte), so lässt sich euer Held jederzeit mit einem beherzten Druck auf die Taste "R" wiederbeleben. Und das in beliebiger Menge, einzige Konsequenz ist der Abzug einiger zwischenzeitlich erworbener Erfahrungspunkte. Mich störte das beim Spielen zwar nicht, eine logische Antwort auf die Frage wofür ich denn dann noch Heiltränke verwenden sollte, war jedoch irgendwie nicht zu finden. Leider eben wieder ein typisches Beispiel für den extremen Zeitmangel, an dem Entwickler Heuristic Park ganz offensichtlich gelitten hat.



Auf der Games Convention '04 hatte man sich bei Publisher DTP ja noch äußerst optimistisch gezeigt und war guter Dinge, auch grafisch mit der Neuverpflichtung zweier Unreal 2 Entwickler näher an die Konkurrenz heranrücken zu können. Leider wurde auch dieses Klassenziel nicht ganz erreicht. Optisch hängt Dungeon Lords nämlich mindestens eine ganze Generation zurück, stellt dabei aber stolze Anforderungen eure Hardware. Ruckler und lange Nachladezeiten beim Betreten einer Location sind hier trauriger Alltag, ebenso wie fehlerhafte Animationen beim Kämpfen. Apropos Locations - auch wenn ein Fantasy Reich kurz vor einem heftigen Krieg steht, kann ich mir nicht vorstellen derart ausgestorbene Straßen, Schankstuben und Gasthäuser vorzufinden. Auf bzw. in selbigen seid ihr nämlich praktisch ausschließlich allein unterwegs und lediglich in Städten verirren sich auch mal sehr vereinzelt Bürger oder Soldaten in euer Blickfeld.



Optisch karg, aber atmosphärisch gut - Nachtmärsche in der Pampa


Da erscheint es um so schade, daß man nicht zumindest beim Sound ordentlich gepunktet hat. Stattdessen wurde auch hier Schmalspur gefahren - eine eingängige, motivierende Hintergrundmelodie sucht ihr besser überall, nur nicht hier. Lediglich die Soundeffekte in den Kämpfen und die klare und gute deutsche Sprachausgabe sind hier vorzuweisen, die beiden immerhin ganz in Ordnung gehen.

Wer den Einzelspielermodus dann nach ca. 30 - 35 Stunden durchgespielt hat, will sich vielleicht auch im Multiplayer über LAN bzw. Online versuchen. Doch selbst wackere Abenteurer sollten sich folgende Warnung zu Herzen nehmen, denn nicht nur, daß die Onlinewelten praktisch wie ausgestorben sind, dank des Wegfalls des Pausefeatures beim herumhantieren mit Items seid ihr gleich doppelt so schnell mit eurer Nase am Boden wie seinerzeit noch alleine offline. Da macht dann auch die gut gemeinte Möglichkeit, das Hauptquest kooperativ durchzuspielen keine Freude mehr...

Systemanforderungen (minimum)
  • Windows XP / 2000 / ME / 98
  • 1 Ghz CPU
  • 384 MB RAM
  • 64 MB Grafikkarte (ab GeForce 2 GTS)
  • 1,2 GB Festplattenspeicher
  • 4x CD-Rom Laufwerk

    Testkonfiguration 1
  • Windows XP inkl. SP2
  • Athlon 64 3200+
  • 1024 MB RAM DDR/400 Mhz
  • Geforce 6800 (256 MB RAM)

Sebastian meint:

Sebastian

Es ist doch in letzter Zeit immer das gleiche System - da werden hastig unfertige Spiele auf den Markt geworfen, die notwendigen Patches folgen dann mit etlichen Wochen Verspätung. Dumm derjenige, der sich das Spiel zum vollen Preis am Releasetag kauft. Das trifft leider voll auch auf Dungeon Lords zu. Zwar lässt sich das Spiel durchaus auch in dieser Form genießen, mit einigen zusätzlichen Wochen Entwicklungszeit wäre sicherlich weit mehr drin gewesen. Kompromißbereite RPG-Freunde warten am besten auf eine Extended Version ohne Bugs und attraktiverem Preis! 

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Dungeon Lords Daten
Genre -
Spieleranzahl Multiplayer
Regionalcode -
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion -
Verfügbarkeit 22. Juni 2005
Vermarkter dtp
Wertung 5.4
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