
Wer seinen lokalen Fast Food Ketten schon wenig Vertrauen entgegen bringt, der sollte sich die Story vielleicht nicht geben - aus Kostengründen verwurstet "Big Willy" in seinen Filialen nämlich ..öhm.. Menschenfleisch. Doch die Presse scheint dem Skandal auf der Spur zu sein und droht mit der Entdeckung - der Recycling Gedanke mal ganz anders. Natürlich kann die Idee kaum terristrischer Natur sein und so haben tatsächlich Crypto und Superhirn Pox die Fäden in der Hand. Um den Zusammenbruch der Cash Cow zu vermeiden, düst ihr in bester GTA Laune nun durch die Stadt und rechnet in den einzelnen Missionen mit euren Widersachern ab.

Mittels Jetpack könnt ihr wieder kurzzeitig in luftige Höhen vorstoßen
Was sich anfänglich noch nach einem Trennungsgrund von der Freundin anhört, flacht leider schon nach wenigen Spielminuten merklich ab. Waren die Vorgänger noch vollgepackt mit Seitenhieben und Anspielungen, wirkt die Nintendo Wii Fassung irgendwie recht armselig dagegen. Gute Jokes sind Mangelware und werden dann oft auch noch bis zum erbrechen wiederholt. Fast hat es den Eindruck, als seien den Entwicklern schon nach wenigen Minuten Spielzeit einfach die Ideen ausgegangen.
Dabei bietet Destroy All Humans! Big Willy: Entfesselt doch ein gänzlich neues Szenario mit dementsprechend anderen Möglichkeiten. Statt wie bisher die 50er Jahre Kalter Krieg Paranoia auf die Schippe zu nehmen, seid ihr hier in den 70er Jahren von Hippies & Peaceniks unterwegs. Allerdings wird diese Atmosphäre längst nicht so gut rübergebracht, wie die Nachkriegszeit in den Prequels. Generell hielt man sich mit Innovationen eher zurück, was beim ersten Auftritt auf dem Nintendo Wii aber ja noch irgendwie zu entschuldigen ist.

Die Außerirdischen kommen! Ruf mal einer Will Smith..
Keine Vergebung kann man Destroy All Humans! Big Willy: Entfesselt aber in Punkto Steuerung erteilen. Bewaffnet mit Wiimote & Nunchuck bewegt ihr Kameraden Crypto durch die 70er Metropole. Während mittels Nunchuck euer Charakter bewegt wird, dienen Bewegungen der Wiimote zum drehen der Kamera - leider eine ziemlich gewöhnungsbedürftige Steuerung - oder ungenau, bockig und frustrierend wie man es anders ausdrücken kann. Einfach frustrierend und selbst mit viel Übung kommt man nicht ohne Frustmomente aus.
Das beschreibt im übrigen auch meine Gefühlslage, als ich mir des Ausmaßes der Grafik bewußt wurde. Für Nintendo Wii Verhältnisse einfach absolut enttäuschend. Selbst in den Anfangszeiten des GameCube wäre über diese Präsentation niemand sonderlich aus dem Häuschen gewesen - und das war vor geschlagenen fünf Jahren. Woran liegts, dass die Entwickler so unwillens sind, die grafischen Fähigkeiten des Nintendo Wii wenigstens zu einem guten Teil auch wirklich zu nutzen? Enttäuschende Texturen, langweilige Umgebungen und ein atmosphärisch schwacher Sound ohne Klasse bestätigen das unschöne Gefühl, für alle Beteiligten sei es nicht mehr als eine lieblos dahingerotzte Auftragsarbeit gewesen. Wie genial wären z. B. allein zumindest ein paar (gut gecoverte) Songs aus der Hohezeit der Flower Power gewesen?

Zäune, Bäume, Scheune - nichts hält unser Alien auf!
Stattdessen ver(sch)wendete man alle Energien auf neue Waffen: Neben der bekannten witzigen Analsonde oder der Zap-O-Matic gibt es hier nun etwa eine Waffe, die Menschen in Zombies wandelt. Statt der fliegenden Untertasse dürft ihr hier nun auch in den Big Willy Mech klettern und Godzilla-like durch die Stadt stampfen. Das ist auch anfänglich alles noch okay, wird aber unter Garantie schon nach wenigen Minuten schnell so langweilig wie eine Haushaltsdebatte im Bundestag.
Und dann ist da noch der Multiplayermodus: Groß als "kooperatives Gameplay" beworben, werden alle Freunde von gemeinsamen langen Fernsehabenden reichlich enttäuscht werden. Statt die Handlung zu zweit nachspielen zu können, dürft ihr lediglich z. B. ein Big Willy Restaurant gemeinsam vor den anstürmenden Horden beschützen. Das unterhält so eine gute Stunde - danach greift man dann aber doch lieber wieder zu richtigen Multiplayerkrachern.
Destroy All Humans! Big Willy: Entfesselt hätte ein richtig toller Titel werden können - leider hat man es aber gründlich versaut. Natürlich macht es anfangs schon Spaß heiloses Chaos in der Stadt anzurichten und Gebäude mittels Todesstrahl zu pulverisieren, aber Hand aufs Herz - wer über acht Jahre kann sich mit sowas noch länger als zwanzig Minuten bei Laune halten? Eben - insofern stimmt hier die Preis/Leistungsmischung einfach überhaupt nicht..