Cypher - Code der Verdammnis im Test

PC Windows
Wer sich noch an die frühen Tage der Videospielgeschichte erinnert gerät leicht ins Schwärmen bei Gedanken an Monkey Island, Myst, Leisure Larry, Sam&Max oder Fallout. Leider ha sich dieses Genre der Adventure in den letzten Jahren immer mehr als Nischensparte erwiesen, nicht zuletzt verschuldet durch das mangelnde Interesse seitens des Mainstreams. Da funkeln die Augen eines jeden Fans, wenn dann schon mal ein neuer Titel auf den Markt kommt; mit Grim Fandago, The Longest Journey oder der Baphomet’s Fluch (auch Broken Sword genannt) - Serie, wobei der dritte Teil jetzt vor kurzem veröffentlicht wurde, bewiesen die Entwickler, dass sie nicht nur Mut zum wirtschaftlichen Risiko, sondern auch Talent für hervorragende Games haben.
Mit Cypher: Code der Verdammnis bringt The Adventure Company dieser Tage den Nachfolger des erfolgreichen Traitors Gate in den Handel. Ob die Adventure-Fraktion hier blind zugreifen sollte oder sie eher das gleiche Debakel wie mit Microid’s Syberia erwartet? Dann lasst Euch folgende Zeilen nicht entgehen!
Die besten Adventure blieben bis heute einer gewissen Linie treu: der Held erforscht exotische, fremde Welten, stößt im Laufe seines Abenteuers auf interessante Charaktere und löst interessante und zugleich auch anspruchsvolle Rätsel. All dies eingebettet in einer spannenden Story. An dieser grundlegenden, von Erfolg gekrönten Linie schienen die Entwickler von 258 AB Studios wenig Interesse gehabt zu haben.



Man beachte die detaillierte Grafik!"


In der Rolle des Agenten Raven kämpft der Spieler gegen den internationalen Terrorismus. Klingt nach Metal Gear Solid oder Splinter Cell, kommt aber vom Storygehalt her nicht mal ansatzweise an die beiden Megahits ran. Die Terroristen in Cypher - Code der Verdammnis sind so genannte Cyberterroristen, die an einem gefährlichen Computervirus arbeiten, welcher verschlüsselte Regierungs- und Militärdaten aller Länder decodieren kann und somit den Schurken Zugang zu sämtlichen, Chaosbringenden Informationen bietet.
Als Ein-Mann Armee ist es Eure Aufgabe in das geheime Entwicklungslabor, welches eingebettet in einem antiken Tempel versteckt liegt, einzudringen, die Terroristen unschädlich zu mache, das Virus zu kopieren und schließlich das Labor zu zerstören.
Dabei stehen Euch natürlich allerlei Spielzeuge zur Verfügung, ohne die doch kein normaler Agent mehr heute sein Haus verlässt: Von Minibomben und Gasmasken bis hin zu Fieberoptik-Kameras und Scannern ist alles Wünschenswerte dabei.



Der stupide Ablauf des Durchspielens ist schnell erklärt: Ihr spurtet durch den antiken Tempel und löst fast durchgehend nacheinander Puzzles im Stil von „Finde den Schalter im geheimen Gang A, um Gang B freizuschalten!“
Klingt doch spannend oder? Wer von Euch hat denn nicht Lust auf ein Spiel, bei welchem man nacheinander ständig die gleichen Rätsel mit winzigen Variationen löst bis man endlich den Abspann sieht?
Dass man dabei natürlich keine wirkliche Progression der Story, geschweige denn das Auftauchen irgendwelcher Charaktere erwarten kann ist klarer als Klarsichtfolie.
Da empfehle ich Euch lieber Kugelschreiber und die aktuelle Ausgabe von Freizeit Revue zu kaufen: kostet weniger und bietet viel mehr und anspruchsvollere Rätsel, keine künstlich in die Länge gezogenen Grundschulaufgaben!

Gekrönt wird das Alles durch das fantastische, sich immer wieder selbst treu bleibende und somit gleiche Setting; die meiste Zeit verbringt Ihr während des Spiel in diesem alten, stinkenden von Mumiengeruch nur so witternden, babylonischen Tempel. Jetzt mal eine Frage von dieser Stelle aus an das zuständige Personal: wieso hat man nicht einfach eine Archäologen-Simulation aus dem Titel gemacht? Für einen Geheimagenten ist das alles etwas dürftig.



Nein! Was für ein einfallsreiches und unverbrauchtes Rätsel!


Aus der 3rd Person Perspektive steuert der Spieler sein Alter Ego, ist aber heutzutage eigentlich nichts Besonderes mehr und bei der dürftigen technischen Umsetzung leider ziemlich traurig.
Aber irgendwie finde ich das auch lustig, denn der technische Background des Spiels kann eigentlich nicht mehr als solcher bezeichnet werden. Zwar ist der Versuch mittels 3D Technologie dem Spiel ein wenig Pepp zu verleihen nicht übel, die Umsetzung dafür aber ein Debakel! Nicht zuletzt dank der tristen Texturen, miesen Effekte, unglaublichen Nachladezeiten beim Betreten eines neuen Raumes, Clippingfehler und missratenen Kollisionsabfrage, die unseren Helden nicht selten an irgendwelche Umgebungsobjekte bindet.



Das ist besonders bitter wenn Ihr in eine Falle getappt seid und nicht mehr herauskommt. Für einen Spezialagenten ist Raven eine motorische Null, da ist ja noch meine Freundin noch akrobatischer als dieses polygonale Würmchen. Sie kann wenigstens springen, sich ducken oder kriechen - Raven beherscht diese drei grundlegenden Bewegungsvorgänge des Homo Sapiens überhaupt nicht. Die musikalische Untermalung ist gut, atmosphärische Klänge geben dem Spieler das Gefühl mitten auf Forschertour im Nahen Osten zu sein, jedoch nicht Agent im Dienste der Weltöffentlichkeit zu sein. Was bitte möchten mir die Verantwortlichen von The Adventure Company mit diesem Spiel sagen?

• Haha, unser Produkt hat Dich Zeit Deines Lebens gekostet!
• Es ist ein Archäologie Abenteuer, aber eigentlich doch ein Agentenspiel wegen der
Story, andererseits bietet es keine Stealth – Action, jedoch die Puzzles…
• Hey, wir schaffen es immer und immer wieder das gleiche Rätsel auf unterschiedliche Art und Weise in ein Spiel einzubauen.
• Nach meinem letzten Irak Urlaub ist es mein Pflicht als Lead Designer einen
babylonischen Tempel zu rekonstruieren….obwohl, unser Publisher wollte einen
Spionagetitel. Wie bekomme ich es das jetzt unter einen Hut?
• Traitors Gate war in den USA so erfolgreich, Herr Weimar, der Nachfolger kann keine
Gurke sein, also bitte hoch bewerten!

Vielleicht bin ich ja auch einfach nur barbarisch veranlagt und erkenne nicht die wahre Schönheit des Titels. Vielleicht wurde das Spiel ja auch von der amerikanischen Regierung subventioniert, um ein wenig Negativpropaganda für das irakische Volk zu machen. Man kombiniere: Terroristen – Bedrohung für die Welt – babylonischer Tempel => Irak; denn wie wir ja alle wissen entspricht das heutige Irak größtenteils dem alten Babylonien. Deswegen kommt der Titel auch mit einem Kampfpreis von sagenhaften 34,95€ auf den Markt oder aber der deutsche Vertrieb ist sich schon im Klaren über die Qualität von Cypher.


Einmal am falschen Rad gedreht, ist der Game Over Screen in greifbarer Reichweite...

Niclas meint:

Niclas

Nichts für Ungut, aber dieses missratene Stück Software sollte wirklich niemand sich kaufen, es sei denn er besitzt masochistische Affinitäten oder interessiert sich für abstruse Versuche Genres zu mixen. Ich bin von The Adventure Company bzw. Dreamcatcher eigentlich Besseres gewohnt, wieso also solch ein Müll? 

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Cypher - Code der Verdammnis Daten
Genre Adventure
Spieleranzahl 1
Regionalcode -
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 28. November 2003
Vermarkter TheAdventureCompany
Wertung 4.3
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