
"G.I. Joe missing in Action"
Zwar könnt ihr auch auf komplexere Befehlssätze zurückgreifen und euren Untergebenen anweisen etwas aufzuheben oder einen Verwundeten zu verarzten, meist geht es jedoch viel schneller, wenn ihr kurzerhand zum besagten Soldaten wechselt und es stumpf selbst erledigt. Die in einem Taktikshooter so existenzielle Ego-Perspektive ist leider hoffnungslos überladen und ermöglicht kaum ein sicheres Zielen. Für ein genaues Vorgehen empfiehlt sich daher ausschließlich die Socom-mäßige Third Person-Perspektive.
Leider ist auch „Conflict: Vietnam“ keine KI-Offenbarung. Zwar werden eure Compagneros sauer wenn eine Reisschüssel auf sie schießt und setzen zur Gegenwehr an, Deckung suchen und das Ausweichen bei Granatenwurf scheinen in der Grundausbildung aber nicht behandelt worden zu sein (Deutsche Luftwaffe? *insider* *g*) So verkommt das vermeintlich taktische Gameplay zu unrealistischen Rambo-Aktionen mit anschließender Heilungs-Phase.

"Nach den Einsätzen dürft ihr die Attribute eurer Kameraden aufwerten"
Insgesamt werden euch stattliche 14 teils enorm umfangreiche Missionen geboten, die eine Vielzahl an unterschiedlichen Aufgabenstellungen abdecken. Leider reduziert sich das Spielsystem in der Praxis viel zu oft auf „Schieß auf alles was sich bewegt“-Momente. Für eine recht gelungene Atmosphäre sorgt dennoch der Umstand, dass ihr nicht alleine in den feindverseuchten Tropenwäldern Vietnams unterwegs seid.
Die Möglichkeit das Geschehen zu jedem Zeitpunkt aus einem anderen Sichtwinkel zu verfolgen, sorgt für ein gewisses „Mittendrin“-Feeling. Umso unverständlicher, dass Take Two keinen Multiplayer-Modus implementiert hat – eine Kooperationskampagne mit einem (oder gar vier?) menschlichen Mitspielern wäre wünschenswert gewesen und hätte den Spielspaß deutlich erhöht. Diese Schmach schmerzt doppelt, da sowohl XBox- als auch die PS2-Version des Titels Spielmodi für gesellige Zockerabende bieten.

"Das umständliche Befehlssystem könnte eine Entschlackungskur vertragen"
Für Abwechslung sorgen hin und wieder im Dschungeldickicht auftauchende Gefährte, wie Jeeps und Panzer, mit denen das Kommunistenplätten gleich doppelt soviel Spaß macht. Einer Frechheit kommt es gleich, dass man nur zweimal pro laufender Mission speichern kann. So sind strapaziöse Gewaltmärsche und soldatischer Frust vorprogrammiert. Solltet ihr trotzdem das Levelende erblicken, bekommt ihr für eure meisterliche Performance Punkte gutgeschrieben, mit denen ihr die Attribute eurer Alter Egos aufpeppt. Das freut den passionierten Rollenspieler.
Grafisch gibt es nix zu meckern. Im Gegensatz zu den flimmernden Konsolen-Versionen wird euch auf der Gates-Kiste eine üppige und detaillierte Urwalt-Suppe serviert, die dank schöner Texturen die Gameplay-Macken zwar nicht vergessen macht, aber wenigstens schön verpackt. Für ungewohnte Professionalität sorgt die akustische Untermalung der Dschungelaction: Mucke von den Rolling Stones, Jefferson Airplane, Martha and the Vandellas, sowie Canned Heat paart sich mit gelungener Synchro.

"Mit dem Heli in die grüne Hölle"
Was einem hier verkauft wird ist kein Taktikshooter sondern Serious Sam in einer Schüssel Rahmspinat. Wer also weder Motivation, noch die nötigen geistigen Ressourcen hat, sich in komplexe Gefechtsstrategien zu schwadronieren, möge mit diesem dahin geschusterten Produkt glücklich werden – ich tue es nicht. Kauft euch lieber eine Best of 70s-CD, einen Fernost-Bildband und eine Portion Nasi Goreng beim Chinesen. Da kommt mehr Vietnam-Feeling auf…