Clive Barker's Jericho im Test

PlayStation3
Codemasters auf den Weg zum Big Player: Konsequente Multiplattform-Strategie und neue, frische Brands sollen das ehemals bescheidene Software-Haus in die erste Liga der Entwickler katapultieren. Eine tragende Säule soll hierbei Clive Barker's Jericho einnehmen, ein Horrorshooter, dessen Storyline aus der Feder der Koryphäe des Grusel-Genres stammt. Offiziell wird das Machwerk jedoch nicht in teutonischen Gefilden erscheinen, da dem Titel eine Jugendfreigabe verwehrt blieb. Lohnt sich der Import oder bewahrheitet sich der eher negative Tenor der angelsächsischen Presse? Wir haben uns tief in die düsteren Katakomben geschlichen...
Der mittlere Osten bietet zwar offensichtlich keine Massenvernichtungswaffen, dafür jedoch verloren geglaubte Städte, die urplötzlich auftauchen und mit blutdürstenden Dämonen den Weltfrieden bedrohen. Sofort schickt das "Department für okkulte Kriegsführung" das namensgebende Jericho-Team: Vergleichbar mit dem Kommando Spezialkräfte, nur dass sich die Kombattanten ausnahmslos aus Freaks rekrutieren. Neben konventionellen Waffen verfügt jedes Team-Mitglied auch über prickelnde, übersinnliche Fähigkeiten. Lt. Abigal Black bietet neben Scharfschützenfertigkeiten Telekinese, auf Wunsch wird auch beides kombiniert. Steuert die Patrone in Zeitlupe durch mehrere modrige Torsos!

Die Ein-Mann-Festung Delago richtet seine monströse Mini-Gun auf das Feindvolk, ist jedoch - quasi als Sahnehäubchen - auch von einem Flammendämon besessen. Eine Ninjitsu-Göre, ein Reality-Hacker und ein nicht ganz pazifistischer Priester komplettieren die Riege. Der Anführer Devin Ross segnet recht bald im Spiel das Zeitliche - und flankiert seine Schützlinge künftig als Geist. Als astrales Wesen vermag Captain Ross zudem in die Körper der übrigen Team-Mitglieder zu schlüpfen. Der Spieler kann so frei zwischen den Protagonisten wechseln und von deren unterschiedlichen Fähigkeiten Gebrauch machen, was den eigentlichen Reiz des Shooters ausmacht.




Das Gameplay bietet eine Action geschwängerte Menage au troi. Teils seid ihr im Team, teils auf euch allein gestellt unterwegs, aufgelockert durch vereinzelte Quick-Time-Events. Trotz der komplementären Fähigkeiten eures Squads, artet das Erforschen der düsteren Gassen meist in tumbes Geballer aus. Entscheidet euch für den Exzorzisten eurer Wahl und richtet das Zielkreuz auf die dämonische Leute, während die verbündeten Soldateska euch Feuerschutz geben. Per Steuerkreuz lassen sich zudem grundlegende Befehle wie "Folgen" und "Warten" zum Besten geben, wovon ihr auch reichlich Gebrauch machen solltet, da der Intelligenzquotient der Kollegen in etwa so niedrig ausgefallen ist, wie die Außentemperatur im Winter. Allzu oft rennt ein Heißsporn dem Feind direkt in die Arme und findet seinen unnötigen Bildschirmtod.

Glücklicherweise lassen sich verstorbene Kameraden im Team jederzeit kurzerhand wiederbeleben. Dieser Bonus entfällt, wenn ihr auch euch allein gestellt seid, was den Adrenalinpegel in den verschlungenen Gängen nochmals höher treibt. Abgerundet wird das Dauerfeuer von QTEs, die extremst stylish ausgefallen sind und eine beeindruckende Choreographie auf den Bildschirm zaubern. Drückt so schnell es geht die angezeigten Buttons, damit der malträtierte Soldat im Nahkampf die richtigen Moves vollführt. Lob verdient auch das Gegnerdesign, die abwechslungsreiche Höllenbrut entspringt dem Tartarus in allen erdenklichen Formen und Größen, geht vor Tollwut auf euch los oder beschränkt sich auf Fernkampf. Leider scheitert auch die gegnerische KI am Abitur.


Wer Clive Barker-Kreationen wie Hellraiser kennt, der weiß was einen in punkto Charakterdesign erwartet. Die teuflischen Kreationen haben ein Faible für ausgefallene Ganzkörper-Piercings oder entleeren auch schon mal ihre Gedärme über eure Kampftruppe, defintiv nicht's für zartbesaitene Minderjährige. Zudem quält Codemasters den Cell-Chip mit detaillerten Texturen und Filtern, die die Höllengeburt gleich noch plastischer wirken lassen: Auf abgefaulten Hautpartien spiegeln sich blutig-feuchte Flächen. Das Leveldesign steht den schaurigen Models in Nichts nach, in den verwinkelten, gotischen Architekturen und Kerkern türmen sich abgetrennte Gliedmaßen, Leichenberge und Blutpfützen. Leider sind viele Areale einfach zu düster ausgefallen, um die ganze optische "Pracht" wirklich wahrnehmen zu können. Kudos satt gibt's auch für die akustische Untermalung. Schaurig-düstere Melodien sorgen für eine beklemmende Atmosphäre, ohne sich prägnant in den Vordergrund zu drängen. Auch die deutsche Sprachausgabe ist absolut professionell ausgefallen, schade dass sich nur wenige Landsmänner daran erfreuen können werden.

Kai meint:

Kai

Atmosphärisch und audio-visuelles Gourmet-Menü, spielerisch leider nur Hausmannskost. Clive Barker's Jericho versteht es, ein beklemmendes Angst-Gefühl zu erzeugen, erst recht wenn man Bio Hazard-approved in abgedunkelten Räumen zockt. Leider beschränkt sich das Gameplay auf stupides Geballer, von Team-Management oder gar taktischen Elementen keine Spur. Richtet das Zielkreuz auf alles, was mit einer schleimigen Kruste überzogen ist, wenn sich nichts mehr bewegt belebt ihr eure Kameraden wieder und schleicht tiefer in die Katakomben. Die Doom 3-Zielgruppe sollte das aber nicht weiter irritieren. Auch wenn sich die Entwickler dezent übernommen haben, Jericho sorgt für Gänsehaut-Feeling und macht einfach Spaß, darauf kommt es letztlich an. 

Positiv

  • Geniales Charakterdesign
  • Grusel-Feeling

Negativ

  • Gameplay bleibt unter den Erwartungen
  • Enttäuschender Abspann
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Clive Barker's Jericho Daten
Genre Action
Spieleranzahl 1
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 2. November 2007
Vermarkter Codemasters
Wertung 7.7
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