Chessmaster - Die Kunst des Lernens im Test

PSP
Es ist noch gar nicht so lange her, dass Schachcomputer einen festen Platz in jeder guten Entertainment-Ecke hatten. Je nach Spielstärke und Ausstattung konnte man von einem Taschengeld bis hin zu einem Monatslohn jeden Preis für die damaligen Technik-Wunderwerke bezahlen. Doch es kam wie es kommen musste. Die Schachcomputer gingen den gleichen Weg wie die Flipper und sind heute fast nur noch als Sammlerstücke interessant. Wer heutzutage nach elektronischen Brettspielgegnern sucht, wird aber dennoch schnell fündig. Eine nahezu unüberschaubare Auswahl an Computerprogrammen, die es oft als Freeware im Internet gibt, wartet nur darauf, ausprobiert zu werden. Auch in der Welt der Konsolen muss man nicht lange suchen, wenn man eine Partie Schach in Angriff nehmen möchte. Oft bekommt man das Spiel der Könige sogar als Teil einer Spielesammlung hinterher geworfen. Unter den eigenständigen Schachsimulationen erfreut sich besonders die Chessmaster-Reihe großer Beliebtheit und kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. Schon auf dem Ur-Game Boy brachte einer der ersten Teile der Reihe die Köpfe zum Rauchen und mit Chessmaster – Die Kunst des Lernens will nun der Nachfahre die PSPler der aktuellen Zockergeneration ebenfalls zum Grübeln motivieren.

Neulinge werden langsam an die hohe Kunst des Schachs herangeführt und können sich zwischendurch bei ein paar Mini-Games entspannen.


Josh Waitzkin ist eine Art Tony Hawk des Schachbrettes. Der Gehirnakrobat hat die Patenschaft für das neue Handheld-Game übernommen und kümmert sich geradezu rührend um den Zocker. In vielen der enthaltenen Modi gibt er wertvolle Tipps zur Verbesserung der Strategie oder erklärt zumindest das jeweilige Regelwerk. Sehr gelungen ist die integrierte Schachschule. Selbst wenn man noch nie zuvor Bauern, Damen, Könige und andere Figuren über ein Spielfeld bewegt hat, muss man nicht verzweifeln. Josh nimmt sich die Zeit und erklärt von den Grundbewegungen bis hin zu fortgeschrittenen Taktiken alles, was man wissen muss, um erfolgreich zu sein.

Was die Modi angeht, wird viel geboten. Ob man nun eine schnelle Partie zwischendurch spielen möchte, unter Zeitdruck antreten will oder das Knacken von Schachrätseln dem persönlichen Geschmack am nächsten kommt, hier wird man fündig. Mit insgesamt dreißig computergesteuerten Gegnern, die auf den Zocker warten, ist der Umfang mehr als ordentlich. Genau wie Weltklassespieler bekommt auch der PSP-Besitzer eine Elo-Zahl, die nach jeder Partie neu berechnet wird, was sich äußerst positiv auf die Motivation auswirkt.

Ich will ganz ehrlich sein… Ich bin kein besonders guter Schachspieler. Wenn es um strategisches Denken geht, stelle ich mich ungefähr so ungeschickt an, wie ein Sumo-Ringer beim Ballet. Darum ist es mir auch nicht wirklich möglich, die Spielstärke von Chessmaster einzuschätzen. Das Programm ist deutlich besser als ich jemals sein werde. Viel mehr gibt es zu diesem Thema leider nicht zu sagen. Allerdings habe ich während meiner Chessmaster-Phase ein wenig an spielerischer Klasse gewonnen. Anfangs war es mir absolut unmöglich, die letzten Gegner des leichten Schwierigkeitsgrades zu bezwingen, doch wenige Stunden später gelang es dem menschlichen Hirn dann doch das heiß ersehnte Schachmatt herbei zu führen. Somit hat der Untertitel Die Kunst des Lernens in meinem Fall nicht zu viel versprochen.


Josh guckt zwar manchmal etwas sparsam, hat aber trotzdem viel Ahnung von der Materie.


Wer kurzweilige Spielchen bevorzugt kann aus sechs Mini-Games wählen. Diese kleinen Herausforderungen sind durchaus dazu in der Lage, die Zeit zwischen zwei wichtigen Partien angenehm zu gestalten. Echtes Suchtpotential ist zwar nicht vorhanden, aber abwechslungsreich genug geht es trotzdem zu, wenn man tetrisähnliche Kettenreaktionen auslöst, Bilder durch geschickte Züge aufdeckt oder andere Puzzlespielchen mit vielen Levels knackt.

Konservative Brettspieler werden sicherlich schwer von den Vorzügen der Multiplayer-Modi zu überzeugen sein. Schließlich gibt es diese niedlichen Reise-Schach-Versionen mit Mini-Magnetfiguren, die noch deutlich weniger Platz in Anspruch nehmen als zwei PSPs und in der Anschaffung wesentlich günstiger sind als Chessmaster in doppelter Ausführung. Doch die Macher der digitalen Version haben sich durchaus Mühe gegeben und ein paar Spielvarianten eingebaut, die tatsächlich nur mit Hilfe von Elektronik möglich sind. Insgesamt warten sechs 2-Spieler-Modi darauf ausprobiert zu werden. Dark Chess fordert von den Kontrahenten die volle Konzentration, da die Figuren des Gegners nur beim Ziehen sichtbar sind. Auch die restlichen Fassungen wissen zu gefallen, da jede ihr eigenes Regelwerk hat, ohne zu stark vom altbekannten Gameplay abzuweichen und somit die Faszination zu zerstören, die Schach auf so viele Menschen ausübt.

In Sachen Grafik ist Chessmaster über jeden Zweifel erhaben und lässt selbst God of War ganz schön alt aussehen. Butterweiche Animationen, eine unglaubliche Weitsicht und ein wahres Effektfeuerwerk treiben dem Zocker die Freudentränen in die Augen… Halt, das war natürlich alles gelogen. Ich wollte nur wissen, ob unsere Leserschaft auch wirklich den ganzen Bericht liest und nicht einfach faul zur Endwertung scrollt.


Für Spieler nahezu jeder Güteklasse gibt es die passenden Gegner.


Wer von einer Schachsimulation irgendwelche optischen Leckerbissen erwartet, ist ein merkwürdiger Mensch, so viel steht fest. In Chessmaster – Die Kunst des Lernens wird absolut nichts geboten, was man nicht auch in einem mittelmäßigen Internet-Flashgame zu sehen bekommt. Das grafische Highlight ist Josh Waitzkin, dessen spärlich animiertes Gesicht in diversen Modi eingeblendet wird und der durch seine herrlich übertriebene Mimik ungewollt für einige Erheiterung sorgt. Natürlich erkennt man die Figuren auf den ersten Blick und alles ist schön übersichtlich, viel mehr nette Sachen lassen sich aber nicht auf dem Mini-Bildschirm finden. Selbst für ein Game dieser Art gehört das aktuelle Chessmaster zu den hässlicheren Titeln der letzten Jahre.

Die akustische Untermalung ist so spärlich und nebensächlich, dass es sich nicht lohnt, mehr als zwei Sätze dazu zu schreiben. Darum mache ich es auch nicht.

Tim meint:

Tim

Schachfreunde und solche die es werden wollen bekommen mit dem neuen Chessmaster ein komplettes Paket, das weit mehr bietet als nur ein paar Partien des beliebten Brettspiels für die Hosentasche. Einsteiger können hier das Regelwerk erlernen und anschließend ihre Fähigkeiten in aller Ruhe verbessern. Auch echte Experten, außer ein paar Großmeistern, werden sicherlich noch den ein oder anderen Trick in ihr Repertoire aufnehmen können, wenn sie sich ein paar Stunden mit der UMD beschäftigen. Es ist natürlich klar, dass man nur wenig Spaß an dem Game haben wird, wenn man sich nicht für Schach begeistern kann, jedoch sind einige der Minigames dank ihres einfachen Regelwerks dazu in der Lage, Strategiemuffel eine Weile bei Laune zu halten.

Positiv

  • Sehr viele Gegner mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden
  • Einsteigerfreundlicher Lernmodus

Negativ

  • Minimalistische grafische Darbietung
  • Schach bekommt man überall für weniger Geld hinterher geworfen
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Chessmaster - Die Kunst des Lernens Daten
Genre Strategie
Spieleranzahl 1 - 2
Regionalcode Regionfree
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 8. April 2008
Vermarkter Ubisoft
Wertung 7
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neXGam YouTube Channel
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