
"Geschmeidig wie eine Katze werden Gegner kaltgestellt"
Das Gameplay teilt sich grundlegend in 2 Teile auf. Zum einen absolviert ihr allerlei Geschicklichkeitspassagen, die sehr stark an "Prince of Persia: The Sands of Time" erinnern: ihr überspringt tiefe Abgründe, schwingt von Stange zu Stange und erklimmt höher gelegene Plattformen. Zum anderen nehmt ihr es in Kämpfen mit zahlreichen Bösewichten auf und setzt dabei sowohl euren einzigartigen Kampfstil als auch Catwomans durchschlagkräftige Peitsche ein. Für die Kämpfe haben die Entwickler eine 360° Steuerung entwickelt, mit dem rechten Ministick könnt ihr eure Peitsche in eine beliebe Richtung preschen, haltet ihr gleichzeitig den linken Schultertrigger (für den Jagdmodus, mit dem sich Catwoman schneller bewegen kann) gedrückt, aktiviert ihr das eigentliche Kampfsystem, dass ihr folglich ebenfalls mit dem rechten Ministick kontrolliert.
In den Kämpfen an sich fällt auf, dass man die Gegner mit Fausthieben und Tritten allein nicht erledigen kann. Um einen Kontrahenten endgültig loszuwerden, müsst ihr ihn mit Hilfe der Spielumgebung ausschalten. So kickt ihr lästige Gegner in Müllcontainer, Fässer oder Schränke, was von einer kleinen Sequenz gezeigt wird. Alternativ dürft ihr auch so lange auf eure Feinde einprügeln, bis sie aus Angst vor der Frau im Lederkostüm fliehen. Leider verliert das Kampfsystem gerade dadurch an Dynamik, dass die Gegner nach jeder Attacke hinfallen und erst einmal wieder aufstehen müssen, echte Schlag- und Tritt-Kombinationen sind also kaum möglich. Auch mit der Peitsche könnt ihr einige Moves ausführen z.B. Objekte auf Gegner schleudern, Entwaffnungen durchführen oder die Kontrahenten einfach mit ein paar Hieben auf Distanz halten (aber hey, wer wollte nicht schon mal von Halle Berry ausgepeitscht werden )

"Ein Kätzchen im Schafspelz"
Für gelungene Attacken und Moves bekommt ihr Punkte, die in verschiedene Kategorien wie "Strassenkatze", "Wildkatze" oder "Raubkatze" eingeteilt sind. Nachdem ihr einen Level abgeschlossen habt, werden eure erzielten Punkte aufgelistet und ihr dürft euch für diese eine neue Spezialfähigkeit im Shop erkaufen. Außerdem verdient man sich durch erfolgreiche Missionen Ausschnitte und Konzeptzeichnungen aus dem DC Comic "Catwoman", die ihr ihm Hauptmenü unter dem Punkt Comics begutachten könnt.
Wie oben bereits erwähnt hat Catwoman noch einen anderen Schwerpunkt, nämlich die Geschicklichkeitseinlagen. Diese sind durch die geschmeidigen Animationen des Hauptcharakters zwar ganz nett anzusehen, werden stellenweise aber zum Frust-Faktor, da Kamera und Steuerung einfach nicht funktionieren. Zu oft passiert es einem, dass man durch fehlende Übersicht in den Abgrund stürzt oder dank der komplizierten Steuerung (umständliche Tastenbelegung des Springens auf den linken Schultertrigger) verzweifelt. Catwoman mag zwar einen umfangreichen Balken an Lebensenergie besitzen, doch selbst diese vielen Katzenleben schützen nicht vor Frustmomenten wie z.B. Situationen, in denen man nach Stürzen eine schwierige Geschicklichkeitspassage viele Male wiederholen muss.

"Lazive Posen bekommt man des Öfteren geboten"
Allgemein ist die Kamera des Spiels ein ziemliches Desaster. Die festgelegten Kameraperspektiven geben einem nie den nötigen Überblick und bekommen die Hauptprotagonistin einfach zu keiner Zeit ins rechte Licht. So kommt es, dass ihr orientierungslos durch die Levels rennt und minutenlang nach der richtigen Anlaufstelle für das Weiterkommen sucht. Das scheinen auch die Entwickler bemerkt zu haben und integrierten deshalb eine Ego-Perspektive (mit Y-Taste aktivierbar), mit der man stellenweise den richtigen Weg durch Catwomans scharfen Augen erkennen kann z.B. in Form von Pfotenabdrücken an einer Wand.
Das Spiel führt euch durch 6 Kapitel mit unterschiedlichen Umgebungen u.a. Nachtclub, Schrottplatz, Fabrik, Anwesen etc. Am Ende jedes größeren Abschnittes wartet zumeist ein stärkerer Endgegner auf euch, eine ausgeklügelte strategische Vorgehensweise benötigt ihr für die Bosse jedoch nicht. Insgesamt ist der Umfang des Spiels nicht groß, die 6 Kapitel sind am Stück relativ schnell durchgespielt. Auch der Wiederspielwert hält sich stark in Grenzen, da die Suche nach weiteren Katzenmedaillons nicht wirklich motiviert. Zudem sorgen auch die kleinen freispielbaren Boni nicht wirklich für Begeisterungssprünge.

"Nein, es ist diesmal nicht Lara Croft..."
Wenigstens in Sachen Grafik weiß Catwoman zu gefallen. Die Katzenfrau ist detailreich modelliert und wurde mit recht ansehnlichen Animationen versehen. Die Umgebungstexturen hätten zwar etwas abwechslungsreicher ausfallen können, vermitteln aber trotzdem recht ordentlich die optische Atmosphäre der verschiedenen Levels. Die weiträumigen Areale bieten außerdem einige nette Lichteffekte und erfreulicherweise auch Interaktion: so kann man (neben dem erwähnten Stossen der Feinde in Container etc.) mit der Peitsche ganze Gerüste zusammenkrachen lassen und Objekte auf Gegner dreschen. Das Geschehen läuft dabei immer flüssig, Framerate-Einbrüche habe ich während des Testens nicht feststellen können.
Der Sound reißt im Vergleich zur Grafik keine Bäume aus, die Musik und die Soundeffekte plätschern belanglos aus den Boxen, echtes Film-Feeling will nicht aufkommen. Die deutsche Synchronisation ist in Ordnung, die Sprüche von Catwoman während der Kämpfe sind jedoch ziemlich daneben (z.B. "Ich brauche was zu trinken, wen muss ich auspeitschen, damit ich eine Schale Milch bekomme")
Ein Katzenjammer: Catwoman ist ein Spiel, das sich Electronic Arts hätte sparen können. Nachdem bereits der Film ein ziemlicher Flop war, kann auch das dazugehörige Spiel nicht überzeugen. Den größten Schwachpunkt stellt die miserable Kamera da, mit der man so gut wie nie einen Überblick über das Geschehen hat. Die frech abgekupferten Geschicklichkeitseinlagen werden dadurch ziemlich schwer und frustrierend, auch die undynamischen Kämpfe und die komplizierte Steuerung sorgen nicht gerade für Freudensprünge unter Spielern. Gelungen ist dagegen die hübsche Grafik, die vor allem durch schöne Animationen besticht. Abschließend bleibt zu sagen, dass Xbox-Spieler, die sich für ein Action-Adventure interessieren, zum mittlerweile im Preis gesenkten Prince of Persia greifen und Catwoman links liegen lassen sollten.
"Dieser Herr besucht bald einen Kurs für Selbstverteidigung... "