Nach einem kleinen gut integrierten Tutorial trefft ihr dann bereits erstmals auf vereinzelte Wehrmachtstruppen die in bester Ego-Shooter Manier niedergemacht werden. Dabei hat man sich merklich Mühe gegeben etwas Taktik ins Spiel zu bringen. Die Gegner springen nämlich in Deckung und sind von dort nicht mehr so leicht wegzubringen. Hier hilft nur flankieren, d.h. ihnen seitlich begegnen, während euer Trupp sie mit Sperrfeuer unter Druck setzt. Leider wird dieses gut gemeinte Gameplay Elemente hier teilweise bis zum Erbrechen präsentiert und das ewig gleiche Vorgehen wird schon nach kurzer Zeit etwas ätzend. Instinktiv schlagt ihr euch bei einem Angriff sofort immer in die nächste Seitenstraße um von dort aus dann einen Flankenangriff zu starten.
Wer trotz des eindeutigen Feuers und teilweise dümmlichen Aktionen der CPU-Deutschen (z. B. unter Beschuß aufrecht rumlaufen) keine genaue Vorstellung über die Position des Gegners hat, darf auch eine taktische Karte zur Hilfe nehmen mittels derer sich neben der Positionsfeststellung gleichzeitig auch ein passender Weg zum umgehen finden lässt.
Nach einigen Missionen haben sich schließlich wieder genug alliierte Soldaten zusammengefunden um eine kleine Kampfgruppe bilden zu können. Den Befehl übernehmt dabei ihr, wobei Actionfans beruhigt aufatmen können - die Befehlsstruktur ist hier äußerst simpel gehalten und kennt außer Bewegen, Sperrfeuer und Stürmen keine weiteren Kommandos. Etwas mehr Vielfalt wie den Einsatz einer Granate oder das liegend gleiten hinter die nächste Deckung wären erfreulich gewesen, denn so seid ihr z. B. bei einem MG-Nest immer nur auf den one & only Flankenangriff angewiesen, was wie gesagt mit der Zeit etwas anödet.


Immerhin lässt sich aber der Sperrfeuer Befehl ganz brauchbar anwenden, um die feindlichen Truppen in Deckung zu zwingen. Den grad des Drucks könnt ihr anhand der kreisrunden "Surpress" Anzeige über den Köpfen eurer Gegner ablesen. Ein roter Kreis bedeutet keine Gefahr für ihn und er wird gut und vorallem viel schießen. Färbt sich das Ding hingegen grau ist es schon nicht mehr so einfach für den Feind, er sucht vielfach Deckung und wird nur noch vereinzelt zurückfeuern. Gerade bei euren ständigen Umgehungsversuchen ist es unabdingbar den Gegner erstmal festzunageln, bevor ihr aus eurer Deckung heraus los startet.
Wer tapfer durchhält darf später übrigens sogar einen Panzer in seiner Truppe begrüßen, welcher ebenfalls durch euch kommandiert wird. Als mobile Deckung und starkes MG ist der Stahlkoloss dabei nicht zu unterschätzen, ist aber selbstverständlich das gefundene Fressen jeder PAK (Panzerabwehrkanone), weshalb ihr trotz der mutmachenden Größe des Gefährts besser weiterhin vorsichtig vorgeht und die PAK an der Straßenkreuzung zuvor infantristisch auseinander nehmt.
Auch zum vielgelobten Realismus möchte ich noch ein paar Töne anbringen. Man hat sich ja nach eigenem Bekunden unglaublich viel Mühe gegeben ein halbwegs realistisches Spiel zu veröffentlichen und wirbt sogar damit, daß der Militärhistoriker Col. a.D. John Antal das Spiel abgesegnet hätte. So realistisch auch die Waffen, die Landschaft der Normandie nachmodelliert oder aber das freizügig spritzende Blut sein mögen, so plump sind manch andere Dinge im Bezug auf den Realismus ausgefallen. Sterben eure euch anvertrauten Männer während einer Mission - who cares, beim nächsten Einsatz sind sie wieder mit dabei. Zudem können John & co. keine MGs bedienen (?) und sind scheinbar auch nicht in der Lage sich vernünftig deckungsuchend auf dem Schlachtfeld zu bewegen
Und die unglaubliche Menge an Wehrmachtssoldaten die sich bereitwillig in den Weg stellt entspricht auch nicht gerade dem historischen Vorbild, bei dem die ausgedünnten deutschen Linien von den in Sachen Mensch und Material weit überlegenen alliierten Verbänden stetig zurückgedrängt wurden. Vielleicht nicht ganz politisch korrekt, aber spielerisch interessant wäre es hier sicherlich als Wehrmachtssoldat der Invasion zu begegnen und zum Schluß die fast unmenschlich schwere Verteidigung des rechten Rheinufers zu simulieren. Wer weiß, vielleicht tritt demnächst mal ein Hersteller mit so etwas auf den Plan..
Doch so dämlich sich die KI-Soldaten teilweise benehmen mögen, desto mehr überraschen sie hier und da in den insgesamt 18 Missionen auch mal durch intelligente Manöver. Umgangene Gegner verkürzen beispielsweise die Front und ziehen sich zurück, wobei sie sich gegenseitig Feuerschutz geben. Es ist also nicht ganz einfach hier ein pauschales Urteil zu fällen. Etwas mehr Feinarbeit und das Urteil wäre jedenfalls erheblich positiver ausgefallen.


Grafisch ist der übrigens mit FSK 18 festgelegte Titel äußerst hübsch anzusehen. Zumindest wenn man mal von den billigen Buschtexturen Marke "2D Pappaufsteller" der Firma Extraflach absieht. Denn selbst auf bei höchster Detailstufe kann sich mein Herz dafür nicht erwärmen.
Dann eher schon für die hübschen per Motion Capturing aufgefangenen Animationen der Soldaten oder aber grandiose Atmosphäre die in so einem kleinen Normandie Nest herrscht. Ein Ruckeln war beim Testen übrigens selbst bei größeren Feuergefechten nicht festzustellen, bei einer Auflösung von 1028 x 768 und höchster Detailstufe hatten wir bei unserem Testsystem konstant flüssige 60 bis 90 Frames pro Sekunde. So lassen sich Schlachten führen..
Auch beim Thema Soundkulisse hat man richtig zugepackt und gleich das Prager Philharmonieorchester verpflichtet, daß mit seinen emotionalen Stücken teilweise richtig Gänsehaut erzeugt und für gespannte Atmosphäre sorgt. Zudem wirken auf mich Ex-Bundeswehrler alle Waffengeräusche verdammt realistisch und auch Dinge wie Rückstoß oder Mündungsfeuer sind anders als z. B. bei Call of Duty hier offenbar korrekt berechnet.
Systemanforderungen
- Windows XP / 2000
- 1,0 Ghz CPU
- 512 MB RAM
- 32 MB Grafikkarte (ab GeForce 3 bzw. ATI Radeon 8500)
- 5 GB Festplattenspeicher
- 4x DVD-Laufwerk
Testkonfiguration: - Windows XP inkl. SP2
- Athlon 64 3200+ (2 Ghz)
- 1024 MB RAM DDR/400 Mhz
- Geforce 6800 (256 MB RAM)
Es macht schon durchweg Spaß aus Sicht der Alliierten die Landung und Kämpfe in der Normandie zu erleben. Allerdings fehlt es dem Spiel in meinen Augen dann doch noch an einigen Stellen, um ein echter Hit zu sein. Vielleicht liegt hier auch meine persönliche Meßlatte verdammt hoch, dennoch denke ich das viele der oben angesprochenen Kritikpunkte noch hätten ausgemerzt werden müssen. Nichtsdestotrotz dürfen sich volljährige FPS Fans gern an diesem Ego-Shooter mit taktischem Einschlag erfreuen, sollten ihre Erwartungen in Sachen Realismus aber vielleicht etwas zurückschrauben.