Brothers in Arms im Test

PlayStation2
Der Zweite Weltkrieg bewegt auch 60 Jahre nach seinem Ende weiter die Gemüter. Besonders die Videospielindustrie versorgt uns in letzter Zeit wieder verstärkt mit Games zur Materie. Und dazu zählt auch Brothers in Arms mit dem Ubi Soft einen taktischen Shooter basierend auf der NBO-Serie "Band of Brothers" präsentiert.
Letztere Verbindung ist zwar nicht offiziell, aber doch deutlich sichtbar. Als unfreiwilliger Gruppenführer Matt Baker erlebt ihr den D-Day hinter der Normandieküste, wo ihr versehentlich mit eurem Trupp Fallschirmjäger etwas verstreut abgeladen werdet. Mittlerweile hat auch diese Geschichte etwas Moos angesetzt und wissen wir natürlich bereits, daß unsere erste Aufgabe neben der Störung des Feindnachschubs auch das Wiederfinden der Kameraden ist.


Die US-Armee auf dem Vormarsch...(PC-Version)

Nach einem kleinen gut integrierten Tutorial trefft ihr dann bereits erstmals auf vereinzelte Wehrmachtstruppen die in bester Ego-Shooter Manier niedergemacht werden. Dabei hat man sich merklich Mühe gegeben etwas Taktik ins Spiel zu bringen. Die Gegner springen nämlich in Deckung und sind von dort nicht mehr so leicht wegzubringen. Hier hilft nur flankieren, d.h. ihnen seitlich begegnen, während euer Trupp sie mit Sperrfeuer unter Druck setzt. Leider wird dieses gut gemeinte Gameplay Elemente hier teilweise bis zum Erbrechen präsentiert und das ewig gleiche Vorgehen wird schon nach kurzer Zeit etwas ätzend. Instinktiv schlagt ihr euch bei einem Angriff sofort immer in die nächste Seitenstraße um von dort aus dann einen Flankenangriff zu starten.

Wer trotz des eindeutigen Feuers und teilweise dümmlichen Aktionen der CPU-Deutschen (z. B. unter Beschuß aufrecht rumlaufen) keine genaue Vorstellung über die Position des Gegners hat, darf auch eine taktische Karte zur Hilfe nehmen mittels derer sich neben der Positionsfeststellung gleichzeitig auch ein passender Weg zum umgehen finden lässt.


Die taktischen Möglichkeiten sind sehr begrenzt..(Xbox)

Nach einigen Missionen haben sich schließlich wieder genug alliierte Soldaten zusammengefunden um eine kleine Kampfgruppe bilden zu können. Den Befehl übernehmt dabei ihr, wobei Actionfans beruhigt aufatmen können - die Befehlsstruktur ist hier äußerst simpel gehalten und kennt außer Bewegen, Sperrfeuer und Stürmen keine weiteren Kommandos. Etwas mehr Vielfalt wie den Einsatz einer Granate oder das liegend gleiten hinter die nächste Deckung wären erfreulich gewesen, denn so seid ihr z. B. bei einem MG-Nest immer nur auf den one & only Flankenangriff angewiesen, was wie gesagt mit der Zeit etwas anödet.


Immerhin lässt sich aber der Sperrfeuer Befehl ganz brauchbar anwenden, um die feindlichen Truppen in Deckung zu zwingen. Den grad des Drucks könnt ihr anhand der kreisrunden "Surpress" Anzeige über den Köpfen eurer Gegner ablesen. Ein roter Kreis bedeutet keine Gefahr für ihn und er wird gut und vorallem viel schießen. Färbt sich das Ding hingegen grau ist es schon nicht mehr so einfach für den Feind, er sucht vielfach Deckung und wird nur noch vereinzelt zurückfeuern. Gerade bei euren ständigen Umgehungsversuchen ist es unabdingbar den Gegner erstmal festzunageln, bevor ihr aus eurer Deckung heraus los startet.

Wer tapfer durchhält darf später übrigens sogar einen Panzer in seiner Truppe begrüßen, welcher ebenfalls durch euch kommandiert wird. Als mobile Deckung und starkes MG ist der Stahlkoloss dabei nicht zu unterschätzen, ist aber selbstverständlich das gefundene Fressen jeder PAK (Panzerabwehrkanone), weshalb ihr trotz der mutmachenden Größe des Gefährts besser weiterhin vorsichtig vorgeht und die PAK an der Straßenkreuzung zuvor infantristisch auseinander nehmt.


Belegt die Stellung mit Sperrfeuer, damit sie in Deckung gehen müssen (Xbox)

Auch zum vielgelobten Realismus möchte ich noch ein paar Töne anbringen. Man hat sich ja nach eigenem Bekunden unglaublich viel Mühe gegeben ein halbwegs realistisches Spiel zu veröffentlichen und wirbt sogar damit, daß der Militärhistoriker Col. a.D. John Antal das Spiel abgesegnet hätte. So realistisch auch die Waffen, die Landschaft der Normandie nachmodelliert oder aber das freizügig spritzende Blut sein mögen, so plump sind manch andere Dinge im Bezug auf den Realismus ausgefallen. Sterben eure euch anvertrauten Männer während einer Mission - who cares, beim nächsten Einsatz sind sie wieder mit dabei. Zudem können John & co. keine MGs bedienen (?) und sind scheinbar auch nicht in der Lage sich vernünftig deckungsuchend auf dem Schlachtfeld zu bewegen

Und die unglaubliche Menge an Wehrmachtssoldaten die sich bereitwillig in den Weg stellt entspricht auch nicht gerade dem historischen Vorbild, bei dem die ausgedünnten deutschen Linien von den in Sachen Mensch und Material weit überlegenen alliierten Verbänden stetig zurückgedrängt wurden. Vielleicht nicht ganz politisch korrekt, aber spielerisch interessant wäre es hier sicherlich als Wehrmachtssoldat der Invasion zu begegnen und zum Schluß die fast unmenschlich schwere Verteidigung des rechten Rheinufers zu simulieren. Wer weiß, vielleicht tritt demnächst mal ein Hersteller mit so etwas auf den Plan..

Doch so dämlich sich die KI-Soldaten teilweise benehmen mögen, desto mehr überraschen sie hier und da in den insgesamt 18 Missionen auch mal durch intelligente Manöver. Umgangene Gegner verkürzen beispielsweise die Front und ziehen sich zurück, wobei sie sich gegenseitig Feuerschutz geben. Es ist also nicht ganz einfach hier ein pauschales Urteil zu fällen. Etwas mehr Feinarbeit und das Urteil wäre jedenfalls erheblich positiver ausgefallen.



Grafisch ist der übrigens mit FSK 18 festgelegte Titel äußerst hübsch anzusehen. Zumindest wenn man mal von den billigen Buschtexturen Marke "2D Pappaufsteller" der Firma Extraflach absieht und dem generell aufgrund der Hardware optischen Unterschied zwischen PS2 Version und der ebenfalls von mir getesteten PC-Version. Richtig übel ging es dann aber auf dem Schlachtfeld einher - böse Ruckeleinlagen zerren übel am Spielspaß und ich werde das Gefühl nicht los, daß die Framerate hier gern schon mal einen kurzen Ausflug in einstellige Gefilde macht. Bei aller Liebe, aber da sollte selbst auf der PS2 mehr drin sein. Leider scheint man sich gerade bei der PS2 Version eben mit einer einfachen Konvertierung zu begnügen und das Hauptaugenmerk auf PC und Xbox gerichtet zu haben. Anders ist nicht zu erklären das selbst die aufwendig per Motion Captureing aufgenommenen Animationen der Soldaten längst nicht mehr so hübsch wie auf beiden oben genannten Geräten aussehen und die Atmosphäre stark leidet.



Gewöhnt euch besser schnell an das Zielen über Kimme und Korn..(Xbox)


Zumindest beim Sound sammelt der Titel wieder Pluspunkte. Das Prager Philharmonieorchester wurde verpflichtet und erzeugt mit seinen emotionalen Stücken eine tolle und angespannte Atmosphäre. Zudem wirken auf mich Ex-Bundeswehrler alle Waffengeräusche verdammt realistisch und auch Dinge wie Rückstoß oder Mündungsfeuer sind anders als z. B. bei Call of Duty hier offenbar korrekt berechnet.

Sebastian meint:

Sebastian

Hatte ich bei der PC-Version teilweise noch richtig Freude an der perfekten Inszenierung, kam mir bei der PS2 Fassung nach wenigen bereits nur noch der "Wo ist hier bitte der Ausgang?" Gedanke. Die derben Slowdowns und die abgespeckte Optik sind selbst für PS2-Verhältnisse beleidigend, noch dazu lässt sich das Spielen mit Pad freilich deutlich schlechter als noch mit Maus + Tastatur steuern. Wenn schon Brothers in Arms, dann auf Xbox oder PC!

Userwertung
0 0 Stimmen
Wertung abgeben:
senden
Follow us
Brothers in Arms Daten
Genre Ego-Shooter
Spieleranzahl 1 - 4
Regionalcode -
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion -
Verfügbarkeit April 2005
Vermarkter Ubisoft
Wertung 7.3
Anzeigen
neXGam YouTube Channel
Anzeigen