Borderlands im Test

PlayStation3
Bei Gearbox Software ist man scheinbar sehr selbstkritisch. Seit mehreren Jahren ist der Ego-Shooter Borderlands nun in Entwicklung. Vor zwei Jahren konnte man auf der Leipziger Games Convention einen seriös gestalteten Titel begutachten, der mehr als 500.000 Waffen bieten sollte. Letztes Jahr wurde die altbackene Shooter-Grafik durch Cel-Shading-Charaktere aufgehellt, die Waffenanzahl wurde allerdings radikal geschoren. Die Cel-Shading-Optik hat nun schlussendlich auch die Umgebung eingenommen und eine extra für das Spiel entwickelte KI soll nun für mehr Waffen sorgen, als für alle anderen Spiele zusammengenommen(!). Doch ob die lange Wartezeit auch einen guten Herbsttitel hervorgebracht hat, muss Borderlands erst mal in unserem Testlabor beweisen...

Schauplatz von Borderlands ist der Planet Pandora, ein rar bewohntes Ödland, in dem das Gesetz des Stärkeren gilt. Die Einzige, was einem zu diesem Ort ziehen könnte, ist das Bedürfnis nach Ruhm und Reichtum. Denn tief versteckt in einer alten Vault liegt ein mysteriöser Schatz, der viele Jahre zuvor womöglich von Aliens hergebracht wurde. Jäger, Söldner und andere Schurken suchen und kämpfen seitdem um besagte Schatztruhe. Auch den Spieler zieht es aus diesem Grund in das Ödland. Nach einer eher ungemütlichen Busfahrt nach Fyrestone landet man gleich in der Charakterauswahl. Mit nur vier Klassen ist diese zwar leider relativ überschaubar, doch die vielen verschiedenen Fähigkeiten machen das wieder wett.


Zum einen gibt es Roland, den typischen Soldaten. Seine Hauptfertigkeit ist das Bauen von kleinen Geschütztürmen, die automatisch auf Gegner schießen und sogar ein kleines Schutzschild bieten. Mordecai ist der Jäger in der Truppe, dessen tödlicher Falke die Gegner ablenkt, während er in Ruhe mit seinem Sniper-Gewehr zielt. Mysteriöser ist die einzige Dame in der Runde: Lilith, die Siren. Mit der Möglichkeit sich unsichtbar zu machen und mit Elementarkräften zu experimentieren sind viele Überraschungsangriffe vorprogrammiert. Komplettiert wird die Gruppe durch Brick, den Berserker, der mit seinen Fäusten alles in Schutt und Asche legen kann. Jeder Charakter lässt sich in drei verschiedene Bereiche entwickeln, oder auch skillen. Der Soldat lässt sich beispielsweise als Infanterie skillen, was sein Kampfverhalten deutlich verbessert, oder eher als Supporter agieren und die Gruppe mit Munition und Schild-Regeneration unterstützen. Die dritte Möglichkeit wäre ein Heiler, um sich und seine Truppe schnell zu heilen und wiederzubeleben. Natürlich ist auch eine Mischung von allem möglich. Doch sollte man lieber einen Bereich ordentlich entwickeln, bevor man drei „halbherzige“ Fertigkeiten besitzt.


Aber erst mal genug drum herum geredet. Um was geht es denn in Borderlands überhaupt? Schießen, Charakterentwicklung und Gegenstände sammeln. Die Story ist nicht gerade aufregend, daher ist der letzte Satz ernst zu nehmen. Im Ödland findet man diverse Leute, die für einen kleinen Gefallen in Form von Missionen gerne mal ein bisschen Geld und Erfahrungspunkte springen lassen. Tiefere Gespräche mit den Ödland-Bewohnern sollte man nicht erwarten. Meist gibt es nur einen neuen Auftrag. Mit genug gesammelten Erfahrungspunkten wird die Levelstufe des Charakters erhöht, was nicht nur zu besseren Charakterwerten führt, sondern auch pro Level einen Skillpunkt bringt, mit dem schließlich die insgesamt pro Charakter 22 Fertigkeiten erweitert werden. Das Geld hat natürlich auch einen Sinn. Mit diesem lässt sich an diversen Automaten neue Waffen, Munition, Zubehör, Heilpacks, Schutzschilder usw. kaufen. Natürlich lassen auch erlegte Gegner so einiges fallen, womit wir nun an unserem nächsten Gameplay-Punkt angekommen sind: Dem Schießen.

Geschossen wird in Borderlands sehr ausgiebig. Im Ödland wird einfach alles mit Waffen geklärt. Die Schusswechsel laufen dabei ab wie in jedem anderem Shooter. Doch auf ein klein wenig Rollenspiel-Gameplay wollten die Entwickler dann wohl doch nicht verzichten. Denn je nachdem, wie oft die Lieblingswaffenart benutzt wird, steigert sich dessen Waffenlevel, was zu einem besseren Umgang mit diesem Waffentyp führt. Der Jäger wird sich beispielsweise mehr auf das Scharfschützengewehr konzentrieren und seine Fertigkeiten mit der Schrotflinte schleifen lassen. Sogar das Wiederbeleben wird mit Schusswaffen gelöst. Sobald die eigene Gesundheit auf null steht, hat man die Möglichkeit am Boden liegend seinen Widersacher zu erledigen. Schafft man dies, steht man wieder auf den Beinen. Die richtige Waffe vorausgesetzt kann man sich so viel Ärger, Zeit und Geld sparen, denn jedes Ableben kostet eine kleine oder auch große Gebühr. Die KI der Gegner ist teilweise nicht die Beste. Deckung wird kaum gesucht, manchmal bemerken sie den Spieler auch erst viel zu spät, obwohl sie in die richtige Richtung gucken. Das ist zwar gut für den Konsumenten, doch hätten die Widersacher auch eleganter agieren können.


Die Welt von Pandora ist riesig und bietet so einiges für Entdecker. Auch Fahrzeuge lassen sich recht früh zusammenbauen, wobei die Wahl der Farbe und des Geschützturmes dem Spieler überlassen ist. Erfahrungspunkte-Jäger dürfen sich über mehrere 100 Quests freuen, die von „Töte zehn Raider“ und „Sammele die Einzelteile eines Gewehrs“ bis hin zu Bosskämpfen reichen. Dabei ist es auch nicht so tragisch, dass alle Gegner nach kurzer Zeit wieder respawnen bzw. neu erscheinen. So läuft man nicht ewig lang durch menschenleere Gebiete, da man dort schon einmal unterwegs war. In einem Quest-Log werden alle laufenden, sowie abgeschlossenen Aufträge angezeigt. Laufende Missionen können markiert und auf dem Radar angezeigt werden, um lange Suchereien zu vermeiden. Das Maximal-Level des Charakters beträgt übrigens 50. Möchte man nach Abschluss ein neues Spiel beginnen, wird der alte Charakter komplett übernommen und mit stärkeren Gegnern konfrontiert. Das motiviert zum Weiterspielen. Auch, weil sich ständig neue Waffen und Zubehör-Teile finden lassen. Borderlands bietet die größte Anzahl an Waffen an, die es jemals in einem Spiel gegeben hat. Die Suche nach der perfekten Waffe für seinen Charakter wird also viel Zeit in Anspruch nehmen. Lobenswert ist hierbei die Tatsache, dass am Boden liegende Waffen direkt ohne aufzusammeln mit den Eigenen verglichen und mit gedrückter Taste ausgewechselt werden können. Das spart Zeit und nervige Menü-Sucherei. Dieses ist zwar gut strukturiert, doch benötigt man eine kurze Eingewöhnungszeit, um sich schnellstmöglichst durchklicken zu können. Die Gegenstände werden alle im Rucksack verstaut, der leider sehr schnell voll wird. Man überlegt sich des öfteren, was man wegschmeißen oder verkaufen könnte. Wie man sieht, hat man in Borderlands also viel zu entdecken.


Alleine kann das Ganze jedoch recht schnell eintönig werden. Das Hauptargument für Borderlands besteht aus einem einzigen Wort: Coop. Das komplette Spiel lässt sich von Anfang bis Ende zusammen mit drei weiteren Freunden spielen. Sowohl Online, als auch im Netzwerk, sogar zu zweit im Splitscreen-Modus. Erst hier entfacht sich die wahre Suchtgefahr von Borderlands. Zusammen im Team zu spielen und die Charaktere hochzuleveln macht unheimlich viel Spaß. Andere Spieler können zu jederzeit der laufenden Session beitreten und bei den Quests helfen, vorausgesetzt der Levelunterschied beträgt nicht mehr als zehn. Mit jedem weiteren Charakter werden die Gegner automatisch ein Stück schwerer, um das Spiel weiterhin noch fordernd zu gestalten. Gefundenes Geld wird auf alle Spieler verteilt, nur um die Waffen, Munition und Heilmittel muss sich gestritten werden. Absprechen ist hier das A und O. Auch 1on1 Duelle sind möglich, um zu klären, wer den besseren Charakter besitzt. Abgesehen von drei Trophies bringt das allerdings herzlich wenig. Auf der PlayStation 3 läuft Borderlands online, nach einigen Startschwierigkeiten bei Release des Spiels, endlich lagfrei und kann in vollen Zügen genossen werden.

Grafisch zeigt sich Borderlands im schicken Cel-Shading Look. Kombiniert mit der stilistischen Präsentation und der Musik wirkt Gearbox’ Shooter-Rollenspiel sehr einzigartig. Die weitläufige Welt ist bestickt mit kleinen Siedlungen, Höhlen, diverse Steinformationen und Schluchten. Der Anfang ist etwas träge, da man für mehrere Stunden in derselben öden Wüste unterwegs ist. Doch danach gibt es mit Gebirgen, Höhlen und Schrottplätzen etwas Abwechslung. Die Texturen brauchen leider ein wenig Zeit zum Laden, doch ist man dies aus anderen großen Welten, beispielsweise in GTA IV, gewohnt. Auch mit Framerate-Einbrüchen muss man rechnen, sobald viel auf dem Bildschirm los ist. Der Comic-Look trägt viel zum Flair des Spieles bei. Auch diverse Zwischeneinspielungen wie die Vorstellung der NPC’s wissen mit kurzen Standbildern zu gefallen. Zugegeben, etwas mehr Details und optische Abwechslung hätten Borderlands gut getan. Die stets braun-beige Umgebung lässt so manchen Gegner etwas untergehen, so dass man diese erst bemerkt, wenn sie schon am eigenen Fuß knabbern. Doch das Gebotene ist völlig ausreichend für diese Art Spiel. Noch kurz zur deutschen Version: Trotz einer 18er Freigabe ist Borderlands ein wenig geschnitten. So ist es nicht möglich den Gegnern einzelne Körperteile abzuschießen. Dies ist in meinen Augen auch überhaupt nicht notwendig und sollte niemanden davon abbringen zur deutschen Fassung zu greifen. Die Musik sorgt weiterhin für Stimmung. Je nach Situation ist sie ruhiger oder hektischer. So kündigen sich manche Gegner schon im Voraus an. Durch die im Hintergrund laufende „Gitarrenmusik“ kommt sogar ein wenig „Western-Feeling“ auf. Die deutsche Synchronisation ist etwas Unsynchron zu den Lippen der Charaktere, ansonsten recht ordentlich. Nicht mehr, nicht weniger.

Tobias meint:

Tobias

Still und heimlich erschien Gearbox' Shooter-Rollenspiel. Ich hatte ehrlich gesagt meine Bedenken, dass nach soviel Entwicklungszeit und Gameplay-Änderungen aus Borderlands noch etwas anständiges wird. Doch schon nach kurzer Zeit machte sich die Sucht breit. "Noch diesen einen Auftrag.." wird man sich häufig sagen und sich dann doch nicht daran halten. Der Cel-Shading-Look weiß mit der ausgefallenen Präsentation zu gefallen und zieht den Spieler sofort in den Bann. Kleine Macken wie den Framerate-Einbrüchen kann man ruhig verzeihen. Mit mehreren hundert Quests, unzähligen Waffen, einer großen frei begehbaren Welt und vorallem dem Coop in allen möglichen Variationen macht Borderlands zu einem kleinen Überraschungshit, den man sich nicht entgehen lassen sollte.

Positiv

  • Suchtgefahr!
  • Genialer Coop. Online, sowie Lokal
  • Schicke Cel-Shading-Optik

Negativ

  • Kleinere Framerate-Einbrüche
  • Teilweise etwas dumme KI
Userwertung
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Forum
  • von Bitmap Brother:

    Danke dir! Wenn das so ist, muss ich mir demnächst wohl nen UK Account erstellen ...

  • von Master DK:

    Die alten Versionen sind weiterhin CUT, wenn es sich um die "remasterd" Version handelt, sollte sie uncut sein.

  • von Bitmap Brother:

    Gerade festgestellt, dass die Borderlands Collection für Switch ja schon draussen ist. Wollte deshalb mal fragen, ob Teil 1 wie schon auf PS360 aus dem deutschen Store geschnitten ist, oder mittlerweile auch hier die internationale „uncut“ Version erhältlich ist. Und zusätzlich: unterstützt...

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Borderlands Daten
Genre -
Spieleranzahl 1 - 4
Regionalcode Regionfree
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 23. Oktober 2009
Vermarkter 2KGames
Wertung 8.9
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