Um dem Spiel noch etwas mehr Abwechslung zu gönnen, flossen auch kleine Rollenspielelemente mit ins Gameplay. So müsst ihr euch anfangs beispielsweise erstmal rumfragen und Erkundigungen bzgl. eurer verschwundenen Tochter einholen. Wer hat sie zuletzt gesehen, wo wollte sie hin und an was arbeitete sie gerade werden zu zentralen Fragen beim Besuch ihres Verlages. Interessant das die Konversationen hier im guten alten Multiple-Choice Verfahren getätigt werden und ihr so die Möglichkeit habt durch geschickte Wortwahl hier und da auch mal etwas mehr zu erfahren, als nur das übliche Bla Bla. Hilft aller Charme nichts mehr, darf auch auf das gute alte Bestechungsgeld zurückgegriffen werden. (Transparency International hätte seine Freude in Realia..)
Auf eurem Weg durch die Dschungellandschaft nehmt ihr stets mehr oder weniger gefährliche Missionen von unterschiedlichsten Parteien an, so nicht nur für die Regierung sondern auch dem organisierten Verbrechen oder gar den eingeborenen Indios. Wobei etwas Vorsicht geboten ist, denn als regierungstreuer Söldner seid ihr bei Indios und Mafia gleichermaßen nicht außerordentlich beliebt. Da kann schon schnell mal ein kleiner Unfall passieren...
Um allzu lange Märsche per Pedes zu unterbinden waren die Programmierer auch so weitsichtig einige verschiedene Fahrzeugtypen ins Spiel zu integrieren, die beim Thema Fortbewegung erheblich hilfreich sind. Ob nun verschiedene Fahrzeuge, Helikopter, Flugzeuge, Motorboote oder sogar Panzer - für reichlich Auswahl ist gesorgt. Beachtet aber unbedingt auch, daß jedes Gefährt über einen unterschiedlichen Treibstoffverbrauch verfügt der rechtzeitig bei der nahegelegenen Tanke wieder gegen Pesos aufgefüllt werden sollte.
Interessante Möglichkeiten bietet Boiling Point - Road to Hell übrigens auch für alle experimentierfreudigen Gamer. Wer meint seinen Söldner mit zuviel Alk füttern oder etwas unausgewogen mit Amphitaminen umgehen zu müssen, lernt schnell physische Veränderungen wie eingeschränkte Sicht, Illusionen und Hinken kennen. Zum Aufffüllen der Lebensenergie ist da ein breitgefächertes Abendessen doch weitaus gesünder..
Das hört sich doch bisher alles sehr sehr geil an, wo ist da der Haken, werdet ihr fragen. Hier kommt er - denn eine solch schlampige technische Umsetzung ist mir in den letzten Monaten selten unter die Finger gekommen. Die Programmierer scheinen offenbar eine Vorliebe für das Züchten von Bugs gehabt zu haben, denn selbige sind in einer solchen Masse zu finden, daß man bei ... wohl die nächsten 3 Jahren allein mit Arbeiten an Patches beschäftigt sein dürfte.
Um meine Aussage nicht als haltlos gelten zu lassen, gehen wir nachfolgend mal ein paar Details ein. Neben einigen unerklärlichen Abstürzen und teilweise ausgefallener Sprachausgabe (dank Untertitel aber noch zu verdauen) ist besonders die KI zu bemängeln. Entweder sie schießt trotz lediglich zwei Meter Entfernung zu euch meilenweit daneben, oder aber übertrumpft jeden Deutschen Meister noch mit geschlossenen Augen und Armprothese in Sachen Zielgenauigkeit. Das heißt, wenn sie nicht gerade damit beschäftigt ist die Fahrzeuge zu schrotten oder Passanten gleich massenweise zu überfahren. "Feintuning" wäre hier das Zauberwort gewesen, so dürfen wir uns aber jetzt wohl schon auf eine Welle Patches vorbereiten, um das KI Problem endgültig zu fixen.

Auch der versierte Waffenfan findet ausreichend Material, wie z. B. diese Sniper-Rifle hier...(click to enlarge)
Immerhin ist Boiling Point optisch recht ansehnlich geworden. Sowohl Dschungel als auch Stadt glänzen mit vielen netten kleinen Details und wirken sehr authentisch. So stelle ich mir ein südamerikanisches Dschungelländchen vor. Auch das Charakterdesign begeistert anfangs, wobei besonders die Mimik beim sprechen sehr positiv auffällt. An Grafikprimus Far Cry kommt der Titel für meine Begriffe aber dennoch nicht an. Und das, obwohl beide Games verdammt Hardwarehungrig sind. Ohne schnelle CPU und vor allem viel viel (und am besten noch mehr) Arbeitsspeicher werdet ihr wenig Freude am ambitionierten Titel haben. Als Richtlinie sollten hier ein gutes Gigabyte RAM gelten, mehr ist aber sicherlich nicht abträglich. Jedenfalls kam es sogar bei unserem noch recht neuen Testsystem teilweise zu Einbrüchen in der Framerate und kleineren Ruckeleinlagen, was auch nicht unbedingt für hohe Programmierkunst spricht...
Systemanforderungen (minimum)
- Windows XP / 2000
- 2 Ghz CPU (!)
- 512 MB RAM
- 128 MB Grafikkarte (ab GeForce 4)
- 4 GB Festplattenspeicher
- 6x DVD Laufwerk
Testkonfiguration 1 - Windows XP inkl. SP2
- Athlon 64 3200+
- 1024 MB RAM DDR/400 Mhz
- Geforce 6800 (256 MB RAM)
Schade, schade - Boiling Point - Road to Hell hätte das Zeug zum großen Titel gehabt, wären, ja wären da nicht die unzähligen Bugs die stetig am Spielspaß zehren und die anfängliche Sympathie dem Titel gegenüber weiter und weiter schmälern. Gerade angesichts des immensen Potenzial erscheint es verdammt unlogisch hier nicht noch drei weitere Monate Feintuning investiert zu haben und stattdessen die User mit einem halbgaren Produkt zu vergraulen. Spielen ja - aber warten damit besser noch ein paar Monate bis zu einer (wahrscheinlichen) Extended Version die dann hoffentlich schon die letzten 25 Patches automatisch mit aufgespielt….