
Zu Beginn stehen fünf Figuren zur Auswahl. Hat man sich entschieden, folgt ein Tutorial, in dem man alles Wissenswerte über das Gameplay erfährt und gleichzeitig in die recht banale Story eingeführt wird. Offensichtlich darf man in Las Sombras so ziemlich niemandem vertrauen und daher sollte man sich auch darauf einstellen, praktisch jede Figur die erscheint zu verprügeln. Interessant ist, dass Beat Down versucht, die beiden Unterkategorien des Beat-´Em-Up-Genres zu vermischen. Meistens tritt man gegen größere Gruppen von Feinden an, aber von Zeit zu Zeit trifft man auch auf besonders harte Gegner mit großem Lebensbalken, die der vollen Aufmerksamkeit unseres Protagonisten bedürfen und deshalb in einem klassischen Duell bezwungen werden müssen.

Schnell wird klar, dass hier kein ausgeklügeltes Kampfsystem geboten wird. Beat Down orientiert sich in Sachen Gameplay stark an Klassikern wie Streets of Rage. Schlagen, Treten, Werfen, Blocken und eine Spezialattacke, die Lebensenergie kostet, bilden die Grundlage der Straßenkämpfe. Natürlich gibt es die Möglichkeit, Attacken durch das Drücken einer Richtung zu variieren und so diverse Kombinationen zu erarbeiten. Allerdings werden experimentierfreudige Controllerkünstler schnell die Grenzen des Möglichen erreichen und danach trotz einstellbarem Schwierigkeitsgrad nur noch wenige Herausforderungen erleben. Diverse Waffen, die überall herumliegen und auch teilweise ins Inventar übernommen werden dürfen, sorgen zwar für ein Minimum an Abwechslung, können die Langeweile aber auch nicht lange in Schach halten. Ganz nett ist, dass man die Shoulder-Buttons mit allerlei nützlichen Gegenständen wie beispielsweise Medizin oder einem besonders guten Vernichtungswerkzeug selbst belegen darf.
Offensichtlich war es den Machern des Games bewusst, dass eine Abfolge von spielerisch platten Prügeleien nicht ausreicht, um den modernen Zocker lange zu begeistern. Diverse Maßnahmen wurden ergriffen, um die Langzeitmotivation zu erhöhen. Hat man genügend Unheil angerichtet, empfiehlt es sich, eine Verkleidung anzulegen, um nicht an jeder Straßenecke von einer ganzen Horde Polizisten belästigt zu werden. Mit dem durch diverse Verbrechen verdienten Geld lassen sich im Laufe der Zeit immer mehr Kleidungsstücke und Accessoires kaufen, um das eigene Äußere zu verschönern. Hier wurde tatsächlich ganze Arbeit geleistet und auch nicht mit Humor gegeizt. Es gibt jede Menge Möglichkeiten gegen das Vermummungsgesetz zu verstoßen und wenn man erst einmal einen Gangster in einen Lederrock samt passenden hochhackigen Schuhen gezwängt hat, ist das Ergebnis auf alle Fälle sehenswert.

Der Klopper versucht immer wieder vorzutäuschen, ein Action-Adventure zu sein. Die Story führt den Zocker in alle Ecken von Las Sombras und es ist auch möglich, Aufträge anzunehmen, die zwar nicht zwingend notwendig sind, um das Game zu beenden, sich aber positiv auf den Geldbeutel auswirken. Dummerweise wird das Bereisen der Stadt durch die nervigen Ladezeiten, die auf manchen Strecken im Sekundentakt auftreten, zur Tortur. Es gibt ein paar relevante Orte wie das Krankenhaus, die Bar oder das Modegeschäft, die man zwecks Speichern, Erhalt von Informationen und Einkauf immer wieder aufsuchen sollte.

Auch einige Anleihen aus dem Reich der Rollenspiele sind erkennbar. In regelmäßigen Abständen erreichen unsere Antihelden ein neues Level, was bedeutet, dass diverse Fähigkeiten wie Angriffskraft oder Kondition verbessert werden können. Ein weiteres durchaus interessantes Spielelement ist die Tatsache, dass sich eine ganze Reihe von Schlägern rekrutieren lässt, wodurch die Überlebenswahrscheinlichkeit im Straßenkampf stark ansteigt. In vielen der Missionen wird man von computergesteuerten Begleitern unterstützt, die bei Massenschlägereien durchaus dazu in der Lage sind, ein paar Fieslinge zu beseitigen. Manchmal kommt es auch zu Duellen, bei denen beide Seiten über mehrere Kämpfer verfügen, die nacheinander aufeinander losgelassen werden. Ist der Energiebalken des eigentlichen Hauptcharakters aufgebraucht, darf man in solchen Situationen die Kontrolle über die nächste Figur übernehmen.

Es ist sehr ärgerlich und eigentlich nicht nachvollziehbar, dass der Story-Modus nicht zu zweit spielbar ist. Ein Game dieser Art schreit geradezu nach einer Mehrspielervariante und hätte sicherlich deutlich mehr Spaß gemacht, wenn man es kooperativ bestreiten dürfte. Es gibt zwar die Möglichkeit, Einzelduelle zwischen menschlichen Zockern zu arrangieren, aber ehrlich gesagt sollte jeder PS2-Besitzer dank Tekken 5, Soul Calibur 2 und Virtua Fighter 4 Evolution mindestens drei Games im Schrank stehen haben, die Beat Down in diesem Bereich die Schamesröte ins Gesicht treiben.
Noch bevor das eigentliche Spiel beginnt, erscheint der magische Satz: “Dieses Spiel enthält gewalttätige und blutige Szenen.“ auf dem Bildschirm. Es gibt durchaus Zocker, denen diese Worte als Qualitätsmerkmal völlig ausreichen, und obwohl ich mir nicht sicher bin, dass diese Menschen eine Aufmerksamkeitsspanne haben, die es ihnen erlaubt, einen kompletten Testbericht zu lesen, darf ich ihnen das Game hiermit ausdrücklich empfehlen. Beat Down ist tatsächlich gewalttätig und blutig. Hier gibt es kaum besiegte Gegner, die durch eine Tracht Prügel wertvolle Lektionen lernen und anschließend ein friedlicheres virtuelles Leben führen. Wer auf unsere Protagonisten trifft, wird meistens mit brutalsten Mitteln ins Jenseits befördert. Schon während der regulären Prügeleien fliegt viel roter Pixelsaft durch die Luft. Hat man jedoch erst einmal den Willen eines Gegners gebrochen, erhält man auf Knopfdruck Zugriff auf ein ganzes Menü voller extremer Gemeinheiten. Vom so genannten Verhör, das natürlich nicht ohne Folter auskommt, über das Ausrauben bis hin zur Hinrichtung ist hier alles möglich und natürlich wird alles in dem peinlich übertriebenen Stil präsentiert, der sich in allen Bereichen des Games zeigt. Beat Down hat sich seine USK-Freigabe ab 18 Jahren wirklich hart erarbeitet. In einer besseren Welt würde sich wohl niemand, der laut Personalausweis als erwachsen gilt, von so billigen Maßnahmen über spielerische Unzulänglichkeiten hinwegtäuschen lassen, aber gerade aufgrund des sehr hohen Gewaltanteils dürfte das Spiel mehr Fans finden als es verdient.

Grafik:
Grafisch macht Beat Down alles andere als eine gute Figur. Die Protagonisten sind äußerst grob ausgefallen und die Animationen hätten selbst zum PS2-Start vor mittlerweile fünf Jahren bereits als veraltet bezeichnet werden dürfen. Das Schlimmste sind allerdings die farbarmen und lieblos gestalteten Hintergründe mit ihren simpel konstruierten Gebäuden und den verwaschenen Texturen. Die Tatsache, dass es viel zu wenige unterschiedliche Gegnermodelle gibt, trägt ebenfalls dazu bei, dass in optischer Hinsicht schnell Langeweile herrscht. Die kleinen Zeitlupen-Sequenzen, die bei besonders gelungenen Attacken in einigen Duellen zu sehen sind, verdienen zwar auch nicht das Prädikat Grafik-Highlight, sind im Vergleich zum Rest des Spiels aber sehenswert.

Sound:
Die musikalische Untermalung ist grauenhaft. Man wird das dumme Gefühl nicht los, dass die Songs auf einem Keyboard entstanden sind, bei dem die Hälfte der Tasten nicht funktionstüchtig war. Die wenigen Melodien nerven durch die ständige Wiederholung von Mini-Tonfolgen, die einem musikalisch anspruchsvollen Konsumenten schon nach kurzer Zeit Kopfschmerzen verursachen können. Die Sprecher hören sich so unglaubwürdig und übertrieben an, dass es eigentlich schon wieder lustig ist. Die superharten Verbrecher sprechen teilweise mit einem so schrecklich gezwungenen Dialekt, dass man sich ein Schmunzeln nicht verkneifen kann. Ich überlege ernsthaft, mich beim nächsten Capcom-Projekt als Schotte, Mafiosi und durchgedrehtes Gang-Mitglied zu bewerben. Weniger authentisch dürfte sich auch das nicht anhören. Wer genug gelacht hat, sollte den Ton abstellen, eine nette CD nebenbei laufen lassen und die deutschsprachigen Unterteil lesen.

Beat Down ist ein Game mit peinlicher Story, öder Grafik, lächerlichem Sound und ohne jeglichen spielerischen Tiefgang. Die endlose Aneinanderreihung von simplen Prügeleien und dämlichen Dialogen verliert schnell ihren Reiz. Trotzdem besitzt Capcoms neuestes Werk eine Daseinsberechtigung. Manchmal hat man Lust, ein B-Movie zu schauen, und manchmal hat man Lust, sich einem sinnleeren Spiel wie Beat Down hinzugeben. Zocker, die in der Lage sind, ihre Ansprüche in allen anderen Bereichen herunterzuschrauben und sich völlig auf das Verhauen ganzer Horden von Gegnern zu konzentrieren, werden an diesem Game durchaus Gefallen finden. Die vielen freischaltbaren Kostüme und die Erweiterung der Fähigkeiten der eigenen Spielfigur bringen ein Mindestmaß an Motivation. Das Fehlen eines richtigen 2-Spieler-Modus ist allerdings unverzeihlich und sorgt dafür, dass man die Straßen von Las Sombras immer nur für kurze Zeit aufsucht, statt sich gemeinsam mit einem befreundeten Zocker einen ganzen Abend lang durch die düstere Metropole zu kämpfen.