Ein bestechender Name für einen Ego – Shooter: Konami laden mit Apocalyptica zu einer eigenen Interpretation des in der Bibel niedergeschriebenen drohenden Endes der Welt ein, der Apokalypse.
Tausende Jahre dauerte der Kampf zwischen Himmel und Hölle: die unzähligen Sünden der Menschen und ihre bösen Seelen machten den Herren der ewigen Qualen einst dereinst mächtig, dass er sich aus jenen eine große Armee schuf, welche ihn bei seinem Plan die gesamte Menschheit zu unterwerfen helfen soll.
Der Allmächtige erbaute die Kolonien Golgotha, Neu Babylon und Rotes Bethlehem. Eine neue Ordnung war geschaffen um die Mächte des Bösen von dem schwachen Geschlecht der Menschen abzuwehren.
Er brachte der Welt das Armageddon und vernichtete somit Satan und seine Armeen. Nun vergingen weitere Jahrtausende; auferstanden von den ewigen Flammen machte sich Neo-Satan erneut an sein diabolisches Werk die Welt zu unterwerfen, jedoch diesmal mit größerem Erfolg: der Teufel versklavte die Menschen, lässt sie unter seinem Joch Höllenqualen leiden und erklärte die bis dato bekannte Erde als den Nu-Hades (die Bezeichnung der alten Griechen für die Unterwelt). Dass man es bei diesem unorthodoxen Zustand nicht belassen konnte liegt auf der Hand.

Als wahlweise einer von vier religiösen Elitekämpfern macht Ihr Euch nun an das Werk dem roten Bastard gehörig Feuer unter seinem Hintern zu machen.
Je nach Charakterwahl, sei es Nonne, Roboter, Seraphin oder Mönch, geht der Spieler mit unterschiedlichen Fähig – und Fertigkeiten seines Alter Egos an die biblische Mission. Während die keuschen Klosterbewohner sich eher auf konventionelle Schuss – und Streitwaffen verstehen, greift Ihr als Seraphin auch schon mal in die Zauberkiste und setzt den dämonischen Unholden mit allerlei magischen Fähigkeiten zu. Bei 16 verschiedenen Charakteren aus vier unterschiedlichen Gruppen ist sicherlich für jedes kranke Hirn was dabei.
Bei entsprechender Ausrüstung Eures PCs werdet Ihr schon beim Betrachten des ersten Levels darum bemüht sein genügend Putzeimer für heruntertriefenden Speichel aufzutreiben: fantastisches Leveldesign im Gothic-Stil, hoch auflösende und detaillierte Texturen, wunderschöne Lens Flares, realistische Schatteneffekte, eine unglaubliche Farbenpracht oder die sehr feine Gesichtsmimiken Eures Helden oder der NPCs erwecken von der ersten Sekunde an die Illusion mitten in diesem Endzeitgetümmel drin zu stecken. Auch die Animationen wissen größtenteils zu gefallen, auch wenn besonders die der Roboter etwas schlacksig wirken haben sich Konami’s Mannen bemüht den Bewegungen der einzelnen Einheiten Authenzität zu verleihen.
Im Kugel-, Schwertstreich- oder Magiehagel setzt Ihr Mephisto’s Kumpanen in optisch effektreicher Manier ordentlich zu. Bei solch schlagkräftigen Waffen, die zugleich auch noch auf so schlagkräftige Namen wie Das Auge Gottes, Martyrer Gewehr, Die Hand Gottes (ein mächtiges Schwert) oder Morgenstern der Stürme hören kein Wunder. Aufleveln lassen sich diese selbstverständlich auch.
Ernüchterung macht sich jedoch schon leider sehr bald breit, zumindest für all diejenigen unter den Lesern, die auf abwechslungsreiches Missionsdesign stehen; abgesehen von „Suche Gegenstand A und bringe ihn nach B“, „Mache Hackfleisch aus den Horden des Feindes“ oder „Betätige Schalter X zum Öffnen von Tor Y“ und ähnlichen aus unzähligen Shootern bekannten Standardaufgaben haben die Entwickler den wirklich umfangreichen Background des Titels nicht für das Design spezieller auf das Spiel zugeschnittene Missionen genutzt.

So hätten Missionen á la „Bekehre den dämonischen Unhold mit dem heiligen Weihwasser“ oder „Nagel den Endboss des Levels an das Kreuz Jesu“ dem Spiel sicherlich seinen ganz eigenen Charme verliehen, schließlich hatten die Entwickler ja literarische Vorlagen von internationaler Bedeutung: sei es Die Bibel, Goethe’s Faust 1 und 2 oder Der Exorzist - Ideen tummeln sich in diesen Werken genug.
So hätte mir auch eine Mission gefallen in der man sich Moses-like einen Weg durch ein weites Meer mit Hilfe von Gott hätte ebnen sollen, auf der Flucht vor herannahenden Gegnerscharen.
Ein bisschen Pepp gewinnen die linearen Missionen jedoch dadurch, dass Euch meistens bis zu drei Wegbegleiter zur Seite stehen, die Ihr mit Hilfe von Tastenkommandos zu Sklaven Eures Willens degradiert und so beispielsweise auf feindliche Unholde hetzt. Leider stellen sich die Mitstreiter nicht immer sehr intelligent an, so dass bei dem einen oder anderen Schusswechsel auch einer mal sich, anstatt auf Deckung zu achten, mitten in das weit gestreute Schussfeld platziert und meist selbst jedoch keinen Finger rührt.

Dafür entschädigt die Steuerung dieses leider etwas enttäuschende Manko: mit Hilfe der Maus navigiert der Spieler die Kamera, während die beiden Tasten des handlichen Nagers für die Schuss- und Schlagwaffen reserviert sind. Gespielt wird übrigens aus der 3rd Person – Perspektive und nicht wie beu den meisten Genre-Vertreten aus der Ego – Ansicht.
Musikalisch begeistert Apocalyptica ebenfalls mit orchestralen Klängen die von einer dermaßen hohen Qualität zeugen, dass man förmlich glauben möchte die Entwickler ließen die Aufnahmen im Kölner Dom machen. Auch die authentischen Umgebungsgeräusche untermalen das durchgehend gotisch-biblische Endzeitflair des Games, begleitet von englischer Sprachausgabe und untertitelt in deutsch bei den jeweiligen Zwischensequenzen.
Wie es sich für einen zünftigen 3rd Person Shooter gehört offeriert auch Apocalyptica Online-Gaming mit bis zu 16 Mitspielern in verschiedenen Spielvarianten wie Kooperation, Capture the Flag, Deathmatch oder Team-Deathmatch. Dank des hohen Spielspaßes der hier erfahren wird erhöht sich dadurch die Gesamtwertung auch um einen Punkt.
Mindestvoraussetzungen:
CPU: Intel Pentium III mit 800 MHz
Arbeitsspeicher: 128 SD RAM
Grafikkarte: NVIDIA GeForce 2, ATI Radeon 8500/9100
Festplattenspeicher: 1,2 GB
sonstiges: DirectSound 8 kompatible Soundkarte, 4x CD-Rom Laufwerk, Windows 98/ME/2000/XP
Alles in Allem ist Konami’s erste europäische Entwicklung für PC durchaus gelungen; die Thematik des Titels ist leider nicht völlig ausgereizt worden, so dass man während des Zockens den Eindruck gewinnt, dass man zu Beginn des Spieles doch einen völlig anderen Eindruck von dem Gesamtkonzept des Games hatte. Hier hätten maßgeschneiderte Missionen Abhilfe leisten können, die Charakter- und Leveldesign an sich ist ja sehr stimmig.
Wer auf der Suche nach dem etwas anderen Shooter ist und wenn es nicht immer Ego sondern auch mal Se sein kann, der sollte einen Kauf ruhigen Gewissens in Erwägung ziehen.