Another Code R: Die Suche nach der verborgenen Erinnerung im Test

Nintendo Wii
Fast auf den Tag vier Jahre mussten Fans des DS-Klassikers Another Code: Doppelte Erinnerung warten. Heute dürfen wir endlich die Geschichte von Ashley Robinson weiter erleben, dieses Mal aber auf Nintendo´s Wii und nicht mehr dem DS. Ob es das Spiel schafft hier die gleiche Qualität, das Flair und Spielleidenschaft zu entwickeln wie damals, erfahrt Ihr nun im folgenden Review von Another Code: R

Auch im aktuellen Spiel geht es wieder um Erinnerungen und das „Another“ Projekt. Die Handlung des Spiels setzt hierbei zwei Jahre nach den „DS-“Geschehnisse auf den Blood-Eward-Inseln an. Was waren wir damals froh, dass alles ein gutes Ende genommen hat und Ashley endlich wieder ihren Vater in die Arme schließen konnte. Nun das hat leider nicht all zu lange angehalten, denn kurze Zeit darauf nahm Ashley´s Vater einen neuen Job bei „J.C. Valley“, einem großen Unternehmen am „Lake Juliet“ an und setze dort seinen Arbeiten am „Another“ Projekt fort, welches er damals zusammen mit Ashley´s Mutter ins Leben gerufen hatte. Gab es hier Anfangs noch Versprechungen, dass er jedes Wochenende nach Hause kommt, wurden diese bald schon weniger und gerieten in Vergessenheit.


Ashley bleib also erneut bei Ihrer Tante Jessica, welche Spieler des Erstlingswerks bereits kennen, wobei die Laune auf Ihren Vater natürlich nicht die beste ist. Mittlerweile hat die junge sechszehnjährige ihren Vater schon sechs Monate nicht mehr gesehen, sich dabei mit ihrer geliebten Musik beschäftigt, was zudem ihr aktueller Berufswunsch ist. Nun kommt plötzlich eine Einladung ihres Vaters nach Hause, in der er sie zum Zelten nach „Lake Juliet“ einlädt. Neben der Karte lag dann auch noch die neueste Version des „DAS“ mit bei. Dieses Gerät kennen Another Code DS Spieler bereits, wobei es damals dem ersten Nintendo DS glich und der aktuelle Pendant nun natürlich sehr einem DSi ähnelt. Mit dem „DAS“ habt Ihr erneut Zugriff auf bestimmte Files wie Dialoge, Bilder, Einstellungen und dem Speichersystem.

Zu Beginn des Spiels dürft Ihr nun die Fahrt im Bus verfolgen, wobei Euch hier gleich nach der Ankunft mal flugs die Tasche gestohlen wird. Ihr macht nun die ersten Schritte auf dem unbekannten Boden..... oder ist er doch nicht so unbekannt wie sie vielleicht denkt. Schon nach kurzer Zeit hat unsere Ashley nämlich ihren ersten „Flashback“. Diese Erinnerungsstücke treten meist dann auf, wenn Ashley bestimmte Dinge sieht oder findet. Es stellt sich schnell heraus, dass sie mit ihrer Mutter bereits einmal hier war und das im Alter von knapp drei Jahren. An ihrem dritten Geburtstag wurde Ashley´s Mutter, eine berühmte Wissenschaftlerin auf dem Sektor der Gedächtnisforschung nämlich ermordet, was bei der jungen Dame noch heute für schlechte Träume sorgt. Ashley wittert die Chance hier endlich mehr über ihre Mutter zu erfahren. Ob ihr Vater ihr dabei vielleicht helfen kann?


Ihr werdet nun in eine im Grunde interessante Geschichte mit vielen Kniffen und Wendungen hineingeführt. Dabei müsst Ihr das gesamte Areal von !Lake Juliet! unter die Lupe nehmen, wobei man Euch dieses Mal nicht die Freiheit gewährt, die Ihr noch beim DS hattet. Dies ist im Grunde sehr schade, denn gerade als älter Spieler fühlt man sich hier schon sehr eingegrenzt. Versucht Ihr einmal einen anderen als den vorgegebenen Weg zu beschreiten, werdet Ihr entweder durch den freundlichen „Ranger Dan“ oder einen eingeblendeten Satz auf die von den Programmierern gewünschte Handlungsweise hingewiesen. Auch könnt Ihr das gesamte Abenteuer nur auf vorgegebenen Wegen erleben – Ausflüge ins grüne Gras oder über Zäune sind gänzlich unmöglich.


Another Code R (Nintendo Wii) - Trailer
(click play to start)

In gewohnter Weise gibt es viele Gegenstände die erkundet werden wollen, was mit der Wiimote tadellos funktioniert. Man sieht hier auch gleich zu Beginn wie viel Mühe sich die Entwickler bei „CING“ erneut gegeben haben um sowohl die Umgebung als auch die Charaktere sehr Gefühlsnah darzustellen. Für Spieler die bereits das DS-Abenteuer miterlebt haben ist es gerade zu Beginn wie ein „nach Hause kommen“, denn sowohl der Stil als auch die musikalische Untermalung haben sich kaum geändert.


Hier kommen wir dann aber auch an den Scheideweg der Meinungen, denn nach realen vier Jahren und dem Wechsel auf Nintendo´s große Konsole hatten sich viele auch einen entsprechenden technischen Fortschritt in Form von gesprochenen Dialogen und clever eingesetzten Rätseln gewünscht, die man mit der Wiimote lösen muss.

Aber gehen wir noch einmal etwas auf die Geschichte ein. Ashley´s Vater entpuppt sich auch hier als absolutes Arbeitstier und verpennt es sogar Euch am Bus abzuholen. Nachdem Ihr dann am Empfang des Campingplatz gemeistert und dabei die ersten Einweisungen in die Steuerung des Spiels gemeistert habt, trefft Ihr ihn endlich am Campingplatz um ihm mal so richtig die Meinung zu geigen. Sowas soll ja bekanntlich gut tun und danach ist sie Luft auch erst einmal wieder abgekühlt. Leider muss Euer Vater dann aber auch schon wieder weg und ihr bekommt dafür einen Babysitter aufs Auge gedrückt, der interessanterweise auch Eure Mutter kannte. Zusätzlich erfahrt Ihr Dinge über eine abgebrannte Villa, dass sich dort am See dubiose Leute in Anzügen und mit Sonnenbrille rum treiben und trefft dann auch noch auf den Ausreisser „Matt“. Dieser ist schon öfter von seinem Onkel ausgebüchst, da seine Mutter leider Tod und sein Vater vor fünf Jahren hier am See verschwunden ist. Die Geschichte strickt sich so langsam aber sicher immer weiter und schon bald findet Ihr am See eine Tasche von Matt´s Vater die aus dem Wasser gefischt werden muss.


Zu viel möchte ich Euch von der Geschichte natürlich nicht erzählen, wobei Ihr an dieser Stelle das zweite Kapitel fast gemeistert habt, was zumindest bei mir gute viereinhalb Stunden gedauert hat. Jetzt dürften die ersten sich freuen, war doch der DS-Vorgänger nach knapp fünf Stunden schon durch. Hier kommt aber auch gleich meine Erfahrung hinzu, denn vom Gefühl her hat man bis zu dieser Stelle nicht gerade viel erlebt. Das liegt zum allergrößten Teil daran, dass Ihr Euch im Spiel durch sehr lange Dialoge „lesen“ müsst, in denen es in bekannter CING (welche ja unter anderem auch das geniale Hotel Dusk: Room 215 entwickelt haben) immer mal wieder Schlagworte fallen, bei denen man nach dem Main Dialog dann nachhaken kann. Leider sind viele dieser Dialoge mit Wiederholungen bestückt und zeigen auch ganz klar, dass man hier doch eine recht junge Zielgruppe angepeilt hat beim Wii-Debüt. Oftmals sind diese nämlich sehr kindlich und naiv und bringen ältere Spieler recht schnell dazu die Augenleder nach unten fallen zu lassen.


Das Ganze wird dann ab und an von kleinen Einlagen unterbrochen in denen Ihr eine Entscheidung treffen könnt. Hier geht es meistens darum ob Ihr nun lügt oder die Wahrheit sagt. Leider haben diese nicht so viel Auswirkung wie man sich das eventuell wünscht, denn nach einigem Geplänkel geht es dann auch so weiter. Nur an einer Stelle musste man am Anfang recht zügig ein Foto schießen, sonst konnte man kurz drauf nicht seine Unschuld beweisen und an der Stelle war dann die Sackgasse am Ende. Am Ende jedes Kapitels kommt dann auch wieder das DS bekannte "Sortieren wir mal, was bisher geschehen ist" Spielchen.

Weiterhin muss man sagen, dass auch die Rätseldichte nicht an Another Code auf dem DS heran kommt. Die allermeisten Rätsel sind sehr simpel und bedürfen nur wenigen Drehungen mit der Wiimote. Diese kommt passenderweise nun auch „ins Spiel“ so wie der Dsi als „DAS“. Das neue Gerät hört hier auf den Namen „TAS“ und ist im Grunde ein Codebreaker. Hat das Gerät das elektronische Schloss ausgelesen, müsst Ihr nur noch den oben angezeigten Code nachdrücken. Zwar steigert sich das im Verlauf leicht durch gleichzeitig zu drückende Tasten, findet dann aber schon seinen Höhepunkt mit dem eingeben der Zahl „3“. Wie Ihr diese bekommt verrate ich hier nun natürlich nicht, aber wer hängt darf mir gerne eine Mail oder PN schreiben ,,,)


Die Wiimote wird dann im Spiel natürlich auch für die gesamte Steuerung des Spiels benötigt. Glücklicherweise müsst Ihr diese dabei nicht die gesamte Zeit auf den Bildschirm gerichtet halten (obgleich das geht). Ihr könnt Ashley hier über das digitale Kreuz die vorgegebenen Wegen entlang jagen. Kommt Ihr an eine Kreuzung oder Abzweigung steht Euch dann auch der Druck nach oben oder unten offen. Über die Tasten +, -, 1 & 2 könnt Ihr dann das DAS, eine in zwei Dimensionen verfügbare Karte (zumindest nachdem Ihr diese am Anfang erhalten habt), alle bisherigen Dialoge und Euer Inventar zugreifen. Der Text wird über die „A-Taste“ weiter abgespult. Zwar könnt Ihr dessen Geschwindigkeit in den Optionen in drei Stufen einstellen, aber schon nach wenigen Minuten dürfte Eurer A-Taste das Lachen vergehen und diese bekommt den Dauereinsatz Eures Fingers zu spüren. In weiteren „Aufgaben“ dürft Ihr mit der Wiimote dann das schütteln eines Reagenzglases, das werfen eines Rettungsringes oder das anfächeln eines Grills simulieren. Alles in Allem bleibt das Spiel hier aber hinter den (durch den Vorgänger geprägten) Erwartungen zurück. Innerhalb von Räumen könnt Ihr Euch dann in 90° Schritten umsehen um dann bestimmte Bereiche mit einzelnen Gegenständen genauer unter die Lupe zu nehmen.


Grafisch hat man den Stil des Vorgängers gut beibehalten (was auch die musikalische Seite betrifft) und gerade zu Beginn ist es für alle, die schon auf dem DS mit Ashley tätig waren wie ein „nach Hause kommen“. Anstatt oben und unten werden einem bei Dialogen die Charaktere nun rechts und links gezeigt, wobei dies manches mal durch eine mittlere Spalte durchbrochen wird um Euch auf bestimmte Dinge hinzuweisen. Alles ist mit viel Liebe zum Detail designt, wobei sich hier in der hinteren Landschaft und Umgebung nur ab und an was an Animationen auftut. Kurioserweise staunt man dann aber nicht schlecht, wenn Ashley auf einen der „Schnellwege“ kommt, bei dem eine größere Strecke absolviert wird und was einem in einen rasanten, Flash/Der Blitz Animation durch die Landschaft vermittelt wird. Von solchen Effekten hätte ich dann doch sehr gerne mehr gehabt.

Soundtechnisch bleibt man der Linie treu und so dudelt über das gesamte Spiel ein Musikstück nach dem anderen über die Boxen. Hier hat jeder Ort bzw. jeder Chara „seine“ Melodie, was zwar einen Wiedererkennungswert liefert, auf die längere Spielzeit gesehen aber recht eintönig wirkt. Diese kann man in den Optionen aber auch gänzlich abstellen. Übrigens gibt es mit dem „Musik-Player“ nun ein noch ein weiteres neues Gerät, was im Grunde aber nichts weiter ist als der Möglichkeit, die bereits „freigespielten“ Songs separat anzuhören. Leider lassen sich diese nicht einstellen um damit durch die Gegen zu laufen. Sobald Ihr diesen Punkt verlasst ist das Ding sofort stumm. Was mich zu Anfang nicht so störte (da wußte ich auch noch nicht wie viel Texte auf mich zu kommen), muss ich dann Schlussendlich doch als negativen Punkt anführen. Das gesamte Spiel bietet neben der musikalischen Begleitung und kleinen eingespielten Geräuschen der Umgebung oder von Tieren keinerlei Sprachausgabe. Hier hat man die Möglichkeiten des Wii leider nicht genutzt was dem Titel sicherlich gut getan hätte.

Stefan meint:

Stefan

 Ich habe mich lange auf die Fortsetzung von Ashley´s Abenteuer gefreut und noch vor kurzem mit meinem Kollegen über dessen damalige Bewertung von Another Code: Doppelte Erinnerung diskutiert. Zu Beginn war ich dann auch sehr begeistert von der aktuellen Fortsetzung, was nach über vier Stunden Testzeit dann aber leider immer mehr abflachte. Man merkt hier recht schnell, dass die angepeilte Zielgruppe klar eine jüngere ist, wenn nicht fast schon die ganz jungen. Viele Dinge werden hier einfach zu oft wiederholt was einem schon vor kommt, als würde man mit der Nase direkt drauf gedrückt werden. Zusätzlich ärgert es, dass man bereits gesehene Gegenstände erst dann benutzen kann, wenn man diese auch braucht. Vorher werden diese nur erklärt, können aber nicht mitgenommen oder kombiniert werden. Das geht z.B. los beim Musikplayer, dessen Batteriefach ich gleich nach dem entgegennehmen im 3D-Menü untersucht habe, was aber keine Wirkung hatte bzw. nicht extra genannt wurde. Kurz darauf stellt Ihr dann fest dass er nicht geht, was schlicht und einfach an einer fehlenden Batterie liegt. Erst jetzt lässt man Euch an den Deckel ran um zu zeigen, dass das Fach dahinter leer ist. Und von solchen Beispiel folgen dann noch recht viele.

Zwar hat man den meistgenannten Kritikpunkt, der Spiellänge der DS-Version, auf dem Wii absolut ausgemerzt, nur muss man sich dann aktuell fragen, ob der Preis in Form von ellenlangen, oftmals nichtssagenden Dialogen es wert war. Auch die Rätsel sind dann im Grunde kaum etwas, was ältere oder erfahrenere sonderlich fordert. Von daher ist der Titel dann wirklich der jüngeren Zielgruppe ans Herz zu legen, welche ihre ersten Schritte auf dem Wii machen. Freunde von tollen CING Adventure wie Another Code DS oder Hotel Dusk: Room 215 werden hier leider nicht ihre Erfüllung finden wobei diese dann irgendwann doch zuschlagen sollten, alleine um die Geschichte um Ashley und den Tod ihrer Mutter mitzuerleben. Dies sollte dann aber möglichst bei hellem Tageslicht passieren....

Positiv

  • Viel Liebe zum Detail
  • Gute, glaubwürdige Geschichte
  • Flashbacks

Negativ

  • Dialogwahn
  • Zu einfach
  • Absolut Linear
Userwertung
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  • von Nognir:

    Ich muss ehrlich gestehen, dass ichs immer noch nicht gespielt hab. Muss das mal nachholen in kalten Wintertagen. ...

  • von Crewmate:

    japanische Visual Novel eben. Aber der DS Vorgänger hatte echt mehr Rätsel. Ich wünschte die würdin Crusoes Geschichte noch abschließen....

  • von Patricia:

    Das Spiel gabs bei uns günstig und nun bin ich auch dazu gekommen es durchzuzocken. Grundsätzlich ein nettes Adventure aber zu wenig Rätseln oder Abwechslung.

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Another Code R: Die Suche nach der verborgenen Erinnerung Daten
Genre Adventure
Spieleranzahl 1
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz 50 / 60 Hz
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 26. Juni 2009
Vermarkter Nintendo
Wertung 7.2
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