
Die Punkte müsst ihr sorgsam verteilen, ansonsten wird es in kritischen Momenten zu euren Ungunsten ausgehen. Denn das Zielen ist dank des hohen Realitätsgrades ziemlich schwer ausgefallen. Über größere Distanzen müsst ihr beim Zielen viel Geduld aufbringen oder äußerst sicher sein, was den Umgang mit dem Schießeisen angeht, denn euer Crosshair wird sich die ganze Zeit hin und her bewegen. Dadurch erschwert sich das Treffen auf größere Entfernung ungemein. Wer sich auf den Boden legt, kann die Akkuratesse noch etwas steigern. Das Ein- und Ausatmen spielt dabei ebenfalls eine große Rolle.

Als Sniper müsst ihr immer im Hintergrund agieren, um dann im entscheidenden Moment zuzuschlagen. Komplett anders geht es z.B. beim Machine-Gunner vonstatten. Hier gilt es voll und ganz nach der „Hau- drauf -Methode“ vorzugehen. Habt ihr die Trainingskampagne erfolgreich hinter euch gebracht, dann warten 35 knallharte Missionen darauf, von euch bestritten zu werden. Hier müsst ihr das Gelernte aus den Trainingsszenarien in die Praxis umsetzen.

Ingesamt bietet das Spiel leider zu wenig Freiraum, so dass das ganze vielmehr einer Art virtuellem Übungsprogramm für frische Rekruten gleicht, statt einer Unterhaltungssoftware, die versucht, den Spieler mit in das Spielgeschehen hineinzuziehen. Wer wenig Geduld aufbringen kann, wird schnell genervt sein, die ständigen Befehle eures Gruppenführers entgegen zu nehmen und wird so kaum Spaß an der ernstzunehmenden Simulation finden.
Die Steuerung klappt, wie gewohnt, an der Xbox recht gut. Zwar verlangsamt sich die Schnelligkeit beim Umhersehen aufgrund der durchwachsenen Framerate erheblich, aber insgesamt kommt man durchgehend klar mit der Steuerung. Da die Taktiken nicht von euch bestimmt werden, müsst ihr euch auch nicht mit überladenen Tastenbelegungen herumärgern.

Grafisch gesehen bleibt der Titel weit hinter den Möglichkeiten der Xbox zurück. Allerdings liegt es auch daran, dass sich die Entwickler an die strengen Vorgaben der U.S. Army halten mussten. Auf alle unnötigen Effekte wurden verzichtet, da diese vom eigentlichen Spielgeschehen ablenken. Ob das nun der tatsächliche Grund für die biedere Optik ist oder ob an der Tatsache ein gewisses Fünkchen Wahrheit dran ist, dass sich die Jungs von Secret Level einfach nicht mehr bemüht haben, kann ich euch leider nicht sagen. Bewertet wird nun mal das, was der Spieler im Endeffekt sieht und das ist alles andere als „akzeptabel“. Schneeflocken so groß wie ein Fußball, kaum Details, Glitches, Kantenflimmer, miserable Framerate und fehlende Mimiken machen America’s Army zu einem recht hässlichen Spiel. Dazu ist mir das Spiel auch noch abgestürzt, sehr unschön. Immerhin sehen die Waffen dafür sehr realistisch aus und sehen ihren echten Vorbildern zum Verwechseln ähnlich aus.
Soundtechnisch schlägt sich der Titel ganz ordentlich. Befindet ihr euch in den Menüs, ertönen aktuelle Lieder aus dem Rap und Teenie Rock Gefilde. Während den Missionen hört ihr jedoch ausschließlich den Funkverkehr aus euren Speakers. Dies hört sich dann äußerst authentisch an und es wird je nach Situation entweder geschrieen oder z.B. bei Schleichmissionen geflüstert. Manche der Sprüche, insbesondere die, die von den Sergeants kommen, werden euch sogar zum Schmunzeln bringen. Leider ist das Spiel komplett in Englisch gehalten, so dass es manchmal nicht ganz einfach ist, den Anweisungen zu folgen. Ein kleiner Wehrmutstropfen ist dagegen die Tatsache, dass immerhin das Handbuch komplett auf Deutsch ist. Die Sache mit den Chartliedern innerhalb den Menüs ist zwar recht nett gemeint, wirkt aber dann doch etwas unglaubwürdig und zugleich unpassend. Monumentale, klassische Musik wäre da durchaus besser angebracht ,,,). Aber es ist durchaus lobenswert, dass wenigstens in den Menüs für gute Unterhaltung gesorgt wurde, nur wirkt es wie gesagt, etwas deplaziert Rap bzw. Rock Musik in den Menüs einer ernstzunehmenden Kriegssimulation zu hören.

Wer schon immer nach einem wirklich knallharten und realitätsnahen Militärshooter gesucht hat und dabei auf optische Finessen verzichten kann, wird in America’s Army sein Traumspiel gefunden haben. Mit etwas Geduld und dem Faible für das entsprechende Setting kann man definitiv mit diesem Titel glücklich werden. Alle anderen sollten vorher ausgiebig anspielen, wenn sie nicht ohnehin schon durch die steinzeitmäßige Optik und dem eingeschränkten Taktikanteil des Spiels angeödet sind.