America's Army: Rise of a Soldier im Test

Xbox
Die U.S.-Regierung hat es momentan nicht leicht. Sinkende Umfragen und ein hohes Staatsdefizit bringen Georg Bush um seinen nächtlichen Schlaf. Doch nicht nur sein, sondern auch das Image der U.S. Army, hat in der letzten Zeit stark gelitten. Deswegen hat nun Ubisoft in Zusammenarbeit mit der U.S. Army ein Spiel auf die Beine gestellt, welches das angeschlagene Image aufpolieren, das Leben eines Soldaten wieder interessant erscheinen und somit wieder für steigende Rekrutenzahlen sorgen soll. Ob das Produkt schlussendlich etwas geworden ist, erfahrt ihr wie immer bei uns.
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In America’s Army – Rise of a Soldier schlüpft Ihr in die Rolle eines Soldaten, den ihr von Anfang an auf seinem Karriereweg begleitet. Trotz des ähnlichen Namen und der U.S. Army Thematik hat das Spiel nichts mit der PC Variante, die vor einigen Jahre kostenlos zu haben war, am Hut. Doch wieder zurück zum Wesentlichen. Euer Ziel liegt darin, euch vom einfachen „Private“ bis hoch zum Teamleiter einer Spezialeinheit zu arbeiten. Doch bis es soweit ist, geht alles erst mal recht gemächlich vonstatten. Bevor ihr überhaupt ein Gewehr in die Hand nehmen dürft, müsst Ihr euch zunächst mit dem Erstellen eines Profils herumschlagen. Meines habe ich übrigens Privat Paula genannt ,,,). Neben den Grundinformationen und Statistiken kontrolliert ihr vom Karriereschirm auch eure Skillverteilung. Nach erfolgreichem Abschließen einer Trainingsmission kassiert ihr, je nach Abschlussbewertung, unterschiedlich viele dieser Skillpunkte. Diese können dann wiederum z.B. auf Zielgenauigkeit, Observation, Kondition oder medizinisches Können verteilt werden. Das Feature verleiht dem Spiel so ein gewisses RPG Flair und gehört mit zu dem Nennenswertesten, was das Spiel zu bieten hat.

Die Punkte müsst ihr sorgsam verteilen, ansonsten wird es in kritischen Momenten zu euren Ungunsten ausgehen. Denn das Zielen ist dank des hohen Realitätsgrades ziemlich schwer ausgefallen. Über größere Distanzen müsst ihr beim Zielen viel Geduld aufbringen oder äußerst sicher sein, was den Umgang mit dem Schießeisen angeht, denn euer Crosshair wird sich die ganze Zeit hin und her bewegen. Dadurch erschwert sich das Treffen auf größere Entfernung ungemein. Wer sich auf den Boden legt, kann die Akkuratesse noch etwas steigern. Das Ein- und Ausatmen spielt dabei ebenfalls eine große Rolle.
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Da alles in unterschiedliche Klassen eingeteilt ist, gibt es für jede Klasse, wie z.B. Rifleman, ein komplett eigenständiges Trainingszenario, das wiederum in fünf verschiedene Missionen unterteilt ist. Neben Rifleman müsst ihr euer Können auch in den anderen Rollen unter Beweis stellen. Dazu gehören unter anderem Sniper, Grenadier, Machine-Gunner, Fireteamleader oder Special Force. Dadurch beeinflusst sich nicht nur euer Aufgabenbereich, so entsteht auch eine ordentliche Prise Abwechslung im Verlauf des Spielgeschehens.

Als Sniper müsst ihr immer im Hintergrund agieren, um dann im entscheidenden Moment zuzuschlagen. Komplett anders geht es z.B. beim Machine-Gunner vonstatten. Hier gilt es voll und ganz nach der „Hau- drauf -Methode“ vorzugehen. Habt ihr die Trainingskampagne erfolgreich hinter euch gebracht, dann warten 35 knallharte Missionen darauf, von euch bestritten zu werden. Hier müsst ihr das Gelernte aus den Trainingsszenarien in die Praxis umsetzen.
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Ein wichtiger Bestandteil sind natürlich die unterschiedlichen Taktiken, die angewandt werden müssen. Während den Missionen habt allerdings nicht ihr selbst das Kommando, sondern der Teamleader. Haltet euch immer genau an die Befehle, denn solltet ihr dennoch auf eigene Faust handeln, wird die Mission nach kurzen Ermahnungen abgebrochen. Das allgemeine Spieltempo von America’s Army ist, wie zu erwarten, äußerst langsam ausgefallen. Dabei wird immer in kleinen „Squads“ Schritt für Schritt vorgerückt und das Gebiet durch das 360° Grad Sicherheitsmanöver abgesichert. Nach dieser Methode werden auch sämtliche Gebäude infiltriert. Missionstechnisch gibt es altbewährte Kost. So müsst ihr unter anderem einen Konvoi eskortieren, Versorgungsgüter sichern oder verwundete Kameraden bergen.

Ingesamt bietet das Spiel leider zu wenig Freiraum, so dass das ganze vielmehr einer Art virtuellem Übungsprogramm für frische Rekruten gleicht, statt einer Unterhaltungssoftware, die versucht, den Spieler mit in das Spielgeschehen hineinzuziehen. Wer wenig Geduld aufbringen kann, wird schnell genervt sein, die ständigen Befehle eures Gruppenführers entgegen zu nehmen und wird so kaum Spaß an der ernstzunehmenden Simulation finden.
Die Steuerung klappt, wie gewohnt, an der Xbox recht gut. Zwar verlangsamt sich die Schnelligkeit beim Umhersehen aufgrund der durchwachsenen Framerate erheblich, aber insgesamt kommt man durchgehend klar mit der Steuerung. Da die Taktiken nicht von euch bestimmt werden, müsst ihr euch auch nicht mit überladenen Tastenbelegungen herumärgern.
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Online entwickelt sich das hässliche Entlein dann doch noch zu einer ordentlichen Gaudi. Online könnt ihr euch nämlich mit bis zu 16 Spieler über Xbox Live messen. Das Primärziel besteht dieses mal nicht aus simplen Deathmacht, sondern das Offensiv-Team muss es gelingen die „Mission Objektives“ zu sichern, während das Defense-Team wiederum den Agriff verhindern muss. Nur richtiges und aufeinander abgestimmtes Teamspiel führt euch zum Sieg. Dies allerdings auch nur dann, sofern euch die Verbindung über das gesamte Spiel hinweg erhalten bleibt, denn die meiste Zeit verliert ihr ohne Grund die Verbindung zum Server. Wenn es aber dann funktioniert, macht es ordentlich Spaß und ihr werdet bestimmt öfters noch mal vorbeisehen.

Grafisch gesehen bleibt der Titel weit hinter den Möglichkeiten der Xbox zurück. Allerdings liegt es auch daran, dass sich die Entwickler an die strengen Vorgaben der U.S. Army halten mussten. Auf alle unnötigen Effekte wurden verzichtet, da diese vom eigentlichen Spielgeschehen ablenken. Ob das nun der tatsächliche Grund für die biedere Optik ist oder ob an der Tatsache ein gewisses Fünkchen Wahrheit dran ist, dass sich die Jungs von Secret Level einfach nicht mehr bemüht haben, kann ich euch leider nicht sagen. Bewertet wird nun mal das, was der Spieler im Endeffekt sieht und das ist alles andere als „akzeptabel“. Schneeflocken so groß wie ein Fußball, kaum Details, Glitches, Kantenflimmer, miserable Framerate und fehlende Mimiken machen America’s Army zu einem recht hässlichen Spiel. Dazu ist mir das Spiel auch noch abgestürzt, sehr unschön. Immerhin sehen die Waffen dafür sehr realistisch aus und sehen ihren echten Vorbildern zum Verwechseln ähnlich aus.

Soundtechnisch schlägt sich der Titel ganz ordentlich. Befindet ihr euch in den Menüs, ertönen aktuelle Lieder aus dem Rap und Teenie Rock Gefilde. Während den Missionen hört ihr jedoch ausschließlich den Funkverkehr aus euren Speakers. Dies hört sich dann äußerst authentisch an und es wird je nach Situation entweder geschrieen oder z.B. bei Schleichmissionen geflüstert. Manche der Sprüche, insbesondere die, die von den Sergeants kommen, werden euch sogar zum Schmunzeln bringen. Leider ist das Spiel komplett in Englisch gehalten, so dass es manchmal nicht ganz einfach ist, den Anweisungen zu folgen. Ein kleiner Wehrmutstropfen ist dagegen die Tatsache, dass immerhin das Handbuch komplett auf Deutsch ist. Die Sache mit den Chartliedern innerhalb den Menüs ist zwar recht nett gemeint, wirkt aber dann doch etwas unglaubwürdig und zugleich unpassend. Monumentale, klassische Musik wäre da durchaus besser angebracht ,,,). Aber es ist durchaus lobenswert, dass wenigstens in den Menüs für gute Unterhaltung gesorgt wurde, nur wirkt es wie gesagt, etwas deplaziert Rap bzw. Rock Musik in den Menüs einer ernstzunehmenden Kriegssimulation zu hören.
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Christopher meint:

Christopher

Wer schon immer nach einem wirklich knallharten und realitätsnahen Militärshooter gesucht hat und dabei auf optische Finessen verzichten kann, wird in America’s Army sein Traumspiel gefunden haben. Mit etwas Geduld und dem Faible für das entsprechende Setting kann man definitiv mit diesem Titel glücklich werden. Alle anderen sollten vorher ausgiebig anspielen, wenn sie nicht ohnehin schon durch die steinzeitmäßige Optik und dem eingeschränkten Taktikanteil des Spiels angeödet sind.

Positiv

  • Hoher Realismus

Negativ

  • Technisch mangelhaft
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Forum
  • von Black Sun:

    Original von Arcadion Die triefen nicht ganz so extrem vor 'Hurray! USA!' Patriotismus. Americas Army eigentlich auch nicht. Zumindest als ich es damals in der Urfassung gespielt habe. Es war damals mehr kühl, realistisch zurückhaltend und taktisch. Die Präsentation eines...

  • von Arcadion:

    Die triefen nicht ganz so extrem vor 'Hurray! USA!' Patriotismus.

  • von James McNulty:

    Sicherlich patriotischer Rekrutierungsdreck - aber sind die Clancy-Games da anders? ...

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America's Army: Rise of a Soldier Daten
Genre Action
Spieleranzahl 1 - 16
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 23.02.2006
Vermarkter Ubisoft
Wertung 7
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neXGam YouTube Channel
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