Wenn sich ein Solo-Entwickler aus Schottland daran macht, einen Shooter zu kreieren, der aussieht wie aus den 1930er Jahren entsprungen, dabei aber moderne Bullet-Hell-Mechaniken mit Run-and-Gun-Gameplay vermischt, dann kann das Ergebnis nur außergewöhnlich sein. Zoe Begone! ist genau diese einzigartige Mischung – ein visuell atemberaubendes Indie-Spiel, das trotz seiner charmanten Optik zu den härtesten Herausforderungen der jüngsten Zeit gehört.
Die Geschichte von Zoe Begone! ist herrlich simpel und dennoch kreativ: Zoe, unsere grüne, dreieckige Heldin, möchte einfach nur ein Nickerchen machen. Doch der sadistische Animator hat andere Pläne. Mit Pinsel, Stift und anderen künstlerischen Werkzeugen erschafft er eine endlose Welle von Feinden, die Zoe das Leben zur Hölle machen. Was als harmlose Ruhestörung beginnt, entwickelt sich schnell zu einem erbarmungslosen Kampf ums Überleben, bei dem Zoe sich durch fünf Level voller handgezeichneter Bedrohungen kämpfen muss. Die filmstreifenartige Präsentation mit ihrem charakteristischen Rahmen verleiht dem Spiel eine besondere Identität. Jedes Level besteht aus drei "Reels" (Filmrollen) und endet in einem Boss-Kampf gegen eines der Werkzeuge des Animators – sei es ein Pinsel, ein Messer, ein Stift, Stempel oder die Finger des Animators selbst.
Das erste, was bei Zoe Begone! ins Auge sticht, ist zweifellos der außergewöhnliche visuelle Stil. Inspiriert von der "Drawn-on-Film"-Animation der 1930er Jahre und insbesondere von der Arbeit des schottischen Animators Norman McLaren, wurde jedes einzelne Frame von Hand gezeichnet. Die Neon-Farbpaletten leuchten förmlich vom Bildschirm und erzeugen einen taktilen, fast papierhandwerklichen Look, der an klassische Zeichentrickfilme erinnert, aber gleichzeitig vollkommen modern wirkt. Die Explosionen, die Feinddesigns und die chaotischen Projektilmuster fügen sich nahtlos in diese Ästhetik ein. Besonders beeindruckend ist, wie die rauen Kanten und das Zittern der Tinte – die "Imperfektionen", wie Entwickler Graeme Hawkins sie nennt – dem Spiel Leben einhauchen. Es ist gerade diese Unvollkommenheit, die den Charme ausmacht und Zoe Begone! von anderen Shootern unterscheidet. Die Piano-Musik im Hintergrund unterstreicht den verspielten Charakter des Spiels perfekt. Sie ist lebendig, eingängig und passt hervorragend zu der visuellen Präsentation. Die Soundeffekte warnen subtil vor Gefahren – etwa wenn die Energie zur Neige geht – und tragen zur Atmosphäre bei, ohne aufdringlich zu werden.
Zoe Begone! vereint mehrere Genre-Elemente zu einem einzigartigen Gameplay-Cocktail. Als SHMUP (Shoot 'em up) mit Run-and-Gun-Mechaniken bewegt sich Zoe durch loopende Arenen, die stark an Segas klassischen Arcade-Shooter Fantasy Zone erinnern. Die Levels wickeln sich horizontal um sich selbst, was bedeutet, dass man am rechten Bildschirmrand verschwindet und links wieder auftaucht. Zoe kann am Boden entlanglaufen und in fünf Richtungen schießen: links, rechts, oben und diagonal nach links und rechts oben. Um jedoch wirklich effektiv zu sein, muss man abheben. Mit Hilfe eines Jetpacks kann Zoe fliegen, allerdings nur solange die Energie reicht. In der Luft ist die Schussrichtung auf links und rechts beschränkt, was eine strategische Entscheidung darstellt: Wann bleibe ich am Boden, wann gehe ich in die Luft? Zusätzlich verfügt Zoe über einen energiebegrenzten Dash, der nicht nur zur Fortbewegung dient, sondern auch Schaden verursachen kann. Der Ground-Pound ermöglicht es, Feinde am Boden zu zerschmettern und – ganz wichtig – die Power-Ups einzusammeln, die am unteren Bildschirmrand erscheinen.
Besiegte Gegner lassen Äpfel fallen, die als Währung dienen. Zwischen den Reels öffnet sich ein Shop, in dem Zoe diese Äpfel gegen Upgrades eintauschen kann. Die Auswahl ist vielfältig: mehr Waffen, stärkere Feuerkraft, defensive Hilfen, Energieregeneration und vieles mehr. Die Entscheidung, wann man welches Upgrade kauft, ist entscheidend für den Erfolg. Das Scoring-System belohnt aggressives, aber strategisches Gameplay. Ein Kettensystem für das Besiegen von Gegnern erhöht den Multiplikator dramatisch, was bedeutet, dass man ständig unter Druck steht, die Action aufrechtzuerhalten. Am Ende jedes Reels gibt es Boni zu kassieren, die den High Score in astronomische Höhen treiben können. Diese High-Score-Jagd, kombiniert mit globalen Online-Bestenlisten, bietet enormen Wiederspielwert.
Neben dem klassischen Arcade-Modus, der das Herzstück des Spiels bildet, bietet Zoe Begone! zwei weitere Modi: Time Attack und Frame Trap (Boss Rush). Bei ersterem geht es darum, Level so schnell wie möglich zu absolvieren - perfekt für Speedrunner. Beim Frame Trap spielt ihr einen reinen Boss Marathon, der nur für die versiertesten Spieler geeignet ist. Alle Modi unterstützen drei Schwierigkeitsgrade: Easy, Normal und Hard. Doch selbst auf "Easy" ist Zoe Begone! eine erhebliche Herausforderung.
So beeindruckend Zoe Begone! auch ist, es gibt signifikante Probleme, die den Spielspaß erheblich beeinträchtigen können. Der größte Kritikpunkt betrifft die Steuerung. Die Beschränkung auf fünf Schussrichtungen am Boden fühlt sich mit dem Analogstick seltsam und unintuitive an. Viele Spieler berichten, dass sie sich nie wirklich daran gewöhnen konnten. Noch problematischer ist das Fliegen. Das Springen und Abheben mit dem Analog-Trigger reagiert oft inkonsistent. Manchmal funktioniert es, manchmal nicht – und man ist sich nie sicher, ob man etwas falsch macht oder das Spiel die Eingaben nicht erkennt. Einige Spieler haben herausgefunden, dass die Verwendung von Hair-Trigger-Locks (die den Triggerweg verkürzen) die Situation verbessert, aber das sollte keine notwendige Lösung sein. Ein weiteres Problem ist die automatische Landung. Fliegt man zu tief, landet Zoe ohne Vorwarnung. In hektischen Situationen kann das fatal sein, besonders wenn man dann versucht, schnell wieder abzuheben. Das Sammeln der Power-Ups am unteren Bildschirmrand ist ebenfalls frustrierend unpräzise. Der Ground-Pound trifft sie mal, mal nicht – scheinbar zufällig.
Selbst für erfahrene Shooter-Veteranen ist Zoe Begone! außergewöhnlich schwierig. Die Levels selbst sind bereits anspruchsvoll, aber die Boss-Kämpfe heben die Schwierigkeit noch einmal auf ein ganz anderes Niveau. Selbst im Normal-Modus werden viele Spieler an ihre Grenzen gebracht. Der ständige Tod kann die Freude am Spiel schnell in pure Frustration verwandeln. Interessanterweise erhält man nach einem Game Over ein zusätzliches Leben für den nächsten Versuch – ein kleiner Trost. Die Upgrades gehen jedoch mit jedem Tod verloren, was bedeutet, dass man immer wieder von vorne beginnen muss. Für Spieler, die nicht bereit sind, sich dieser Herausforderung zu stellen, kann Zoe Begone! schnell zur Geduldsprobe werden. Die "Easy"-Einstellung hilft, aber auch hier stirbt man häufig. Das Spiel verlangt Präzision, Timing und vor allem Geduld – viel Geduld.
Zoe Begone! ist eindeutig ein Spiel für eine spezifische Zielgruppe. Wenn du ein Fan von klassischen Arcade-Shootern bist, dann ist Zoe Begone! definitiv einen Blick wert. Das Spiel belohnt Können, Strategie und vor allem Ausdauer. Wer bereit ist, die Steuerungsprobleme zu überwinden und die steile Lernkurve zu meistern, wird mit einem der visuell beeindruckendsten und befriedigendsten Indie-Shooter der letzten Zeit belohnt. Für Gelegenheitsspieler oder diejenigen, die eher entspannte Spielerfahrungen bevorzugen, ist Zoe Begone! jedoch wahrscheinlich zu frustrierend. Die Kombination aus unintuitive Steuerung und gnadenlosem Schwierigkeitsgrad kann schnell den Spaß verderben.
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Michael meint:
Zoe Begone! ist ein faszinierendes Paradoxon. Einerseits ist es eines der visuell beeindruckendsten und kreativsten Indie-Spiele des Jahres 2025. Die handgezeichnete Ästhetik, die lebendige Präsentation und die einzigartige Atmosphäre sind schlichtweg außergewöhnlich. Das Engagement und die Leidenschaft des Solo-Entwicklers Graeme Hawkins sind in jedem Frame spürbar. Andererseits hindern die Steuerungsprobleme und die teilweise frustrierende Schwierigkeit das Spiel daran, sein volles Potenzial auszuschöpfen. Der "Groove" – dieser Flow-Zustand, in dem man sich bei guten Bullet-Hell-Shootern befindet – will sich nie so richtig einstellen. Man kämpft mehr gegen die Steuerung als gegen die Gegner, was bei einem Genre, das auf Präzision und Reflexe setzt, fatal ist. Dennoch: Für die richtige Zielgruppe ist Zoe Begone! ein absoluter Geheimtipp. Die Kombination aus visueller Brillanz, befriedigender Progression und süchtig machender High-Score-Jagd macht das Spiel trotz seiner Schwächen zu einer Empfehlung für hartgesottene Shooter-Fans. Mit einem Preis von etwa 8 Euro ist das Risiko überschaubar, und die Chance, ein wirklich einzigartiges Spielerlebnis zu erhalten, groß.
Zoe Begone! ist ein faszinierendes Paradoxon. Einerseits ist es eines der visuell beeindruckendsten und kreativsten Indie-Spiele des Jahres 2025. Die handgezeichnete Ästhetik, die lebendige Präsentation und die einzigartige Atmosphäre sind schlichtweg außergewöhnlich. Das Engagement und die Leidenschaft des Solo-Entwicklers Graeme Hawkins sind in jedem Frame spürbar. Andererseits hindern die Steuerungsprobleme und die teilweise frustrierende Schwierigkeit das Spiel daran, sein volles Potenzial auszuschöpfen. Der "Groove" – dieser Flow-Zustand, in dem man sich bei guten Bullet-Hell-Shootern befindet – will sich nie so richtig einstellen. Man kämpft mehr gegen die Steuerung als gegen die Gegner, was bei einem Genre, das auf Präzision und Reflexe setzt, fatal ist. Dennoch: Für die richtige Zielgruppe ist Zoe Begone! ein absoluter Geheimtipp. Die Kombination aus visueller Brillanz, befriedigender Progression und süchtig machender High-Score-Jagd macht das Spiel trotz seiner Schwächen zu einer Empfehlung für hartgesottene Shooter-Fans. Mit einem Preis von etwa 8 Euro ist das Risiko überschaubar, und die Chance, ein wirklich einzigartiges Spielerlebnis zu erhalten, groß.