Trostlos beginnt unsere Geschichte, in einer dunklen, öffentlichen Toilette auf einem Parkplatz am Rande von South Vale, dem Vorort von Silent Hill. Dort versucht sich der Protagonist James Sunderland etwas frisch zu machen. Er hat einen langen Weg hinter sich, denn er hat einen Brief von seiner Frau erhalten, dass sie in Silent Hill sei, an deren speziellen Ort und er sie doch suchen möge. Das makabre an der Sache ist, dass seine Frau bereits seit 3 Jahren tot ist. Dennoch, voller Hoffnung hat er sich auf dem Weg gemacht, um sie zu suchen. Allerdings muss er noch herausfinden, was sie mit diesem speziellen Ort eigentlich meint. Und genau hier beginnt auch unsere Reise.
Kenner des Originals wird sofort ins Auge stechen, wie detailgetreu die Entwickler bereits bei der Einleitung gearbeitet haben. Jedes kleine Detail sitzt und man wird wieder zurückversetzt in die Zeit, als man im Kinderzimmer vor der Flimmerkiste saß und sich gewünscht bzw. vorgestellt hat, dass das Spiel genauso aussieht. Es sind die kleinen Details, die diese Stadt optisch mittlerweile so imposant machen. Die Blätter der Bäume wiegen sich im Wind und die Gebäude der Stadt sind zum Teil dreckig und die Farbe der Holzwände sind bereits abgeblättert. Man erkennt wirklich, wie verlassen diese Stadt mittlerweile ist. Doch komplett allein ist man auf seinem Weg nicht. Gelegentlich trifft man auf NPCs, die die zugegeben mittlerweile etwas dünne Handlung weitertreiben. Schon auf dem Weg in die Innenstadt trifft man auf die etwas verwirrte Angela, die nach ihrer Mutter sucht und ziemlich verstört wirkt.
Es dauert auch nicht lange, bis ihr erkennt, dass in dieser Stadt nichts so ist, wie es zu sein scheint. In dem Nebel, den die ganze Stadt verhüllt, tummeln sich auf den Straßen groteske Kreaturen, die dem Spieler nicht wohlgesonnen sind. Anfangs bewaffnet mit einem Knüppel, kann man sich diesen erwehren. Im Gegensatz zum Original wurde die Kampfmechanik überarbeitet, so dass dieser deutlich dynamischer ist wie noch im Jahr 2001. Das liegt nicht nur an der Steuerung, die nicht mehr so hölzern wirkt wie damals, sondern ebenso an den Gegnern selbst, die nicht nur permanent angreifen, sondern auch mal den taktischen Rückzug wählen. Als Spieler hat man nun ebenfalls die Möglichkeit, auf Knopfdruck auszuweichen. Standardmäßig ist die alte „Panzersteuerung“ auch deaktiviert, Retroenthusiasten können diese auf Wunsch sogar einstellen. Die Kämpfe selbst sind dabei fordernd, sogar auf dem leichten Schwierigkeitsgrad, so dass selbst die vermeintlichen Standardgegner stets eine Herausforderung sein können.
Apropos Schwierigkeitsgrad: Diesen könnt ihr wie im Original in drei Stufen anpassen. Sowohl für Kämpfe und Rätsel. Letztere wurden vom Original zum Teil übernommen, manche sind aber auch neu oder wurden zumindest neu interpretiert. So gibt’s auch für Veteranen frischen Wind und einige Überraschungen. Laut dem Entwickler hat sich die Spielzeit nahezu verdoppelt, was wir in unserem Test durchaus bestätigen können, da man neben bekannten Locations ebenfalls neue Gebäude und Bereiche erkunden kann. Diese fügen sich nahtlos in die Geschichte ein und wirken ganz und gar nicht aufgesetzt. Allerdings merkt man dem Spiel nun etwas an, wie wenig Content im Original vorhanden war. Versteht mich nicht falsch, das Original war perfekt, so wie es ist. Doch jetzt gut zwei Jahrzehnte später merkt man vor allem durch die verlängerte Spielzeit, wie wenig Waffen es im Spiel eigentlich gibt. Neben den Nahkampfwaffen gibt es drei Schusswaffen im Spiel, die man sich aneignen kann. Ebenso ist die Zahl der Gegnertypen überschaubar und lassen sich im Grunde an einer Hand abzählen. Doch wie bereits erwähnt sind selbst die „Standardfeinde“ durch die clevere Gegnerplatzierung immer wieder eine Herausforderung und haben mich durchaus des Öfteren erschrecken können, obwohl ich das Original gut kenne.
Doch eigentlich ist das jetzt Jammern auf hohem Niveau, denn Bloober Team hat mit dem Silent Hill 2 Remake so viel richtig gemacht, dass man das Spiel einfach lieben muss. Zwar muss man sich erst, an das gemäßigte Gameplay wieder gewöhnen im Gegensatz zu heutigen Horrorgames, doch punktet das Game mit cleveren Rätseln, einem dynamischeren Kampfsystem und einer richtig tollen Atmosphäre. Hier trägt auch der herausragende Soundtrack bei, der vom damaligen Mastermind Akira Yamaoka aufgegriffen und neu eingespielt bzw. abgemischt wurde. So erkennt man die Melodien auch heute sofort wieder und wirken bedrohlicher wie eh und je. Verschiedene Enden und ebenso ein New Game Plus laden ebenso zum erneuten Spielen und Fans dürfen sich sogar auf zwei neue Enden freuen, die es so im Original gar nicht gegeben hat.
Das Silent Hill 2 Remake wurde ja anfangs mit Skepsis betrachtet und selbst der erste Teaser sorgte nicht gerade für Begeisterungsstürme. Jedoch war ich mir sicher, dass sich Bloober Team bei dem Titel keine Blöße geben würde, da sie ja wissen, worauf es bei gut erzählten Horrorspielen ankommt. Und was soll ich sagen? Das Endergebnis überzeugt auf ganzer Linie. Clevere Rätsel, eine durchweg spannend inszenierte Geschichte und fordernde Kämpfe packen den Spieler von der ersten Minute an und lassen einem nicht so schnell los. Dafür sorgt auch am Ende die Auflösung der Story, die ja bereits damals schon das Storytelling in Videospielen nachhaltig geprägt hat. Für mich ist es nicht weniger als das Spiel des Jahres geworden und ich bin gespannt, ob Konami möglicherweise noch andere Titel der Reihe ins Visier nimmt. Ich persönlich wäre hier nicht abgeneigt.