Jetzt ist es so, dass die Reihe zuletzt eine kleine Pause eingelegt hat, was in der Historie dieser J-RPG-Serie nichts Ungewöhnliches war. Doch insgesamt sind fünf Jahre seitdem regulären letzten Teil, Tales of Berseria vergangen. Ein Zeitraum, in dem Fans „nur“ mit dem Remaster von Tales of Versperia beglückt wurden. Das ist zwar mit eines der besten Spiele des Franchise, aber dennoch: Es fiel einem schwer, sich zu gedulden, trotz regelmäßiger Updates, was den Status des neusten Games anging.
Die Dauer war allerdings bewusst so lange gewählt worden. Denn Bandai Namco wollte sich darüber im Klaren werden, wohin sich die Serie entwickeln sollte, ehe sie sie wiederbeleben würden. Das Ergebnis ist jetzt schon seit ein paar Wochen raus und hört auf den Namen Tales of Arise.
Es ist die Geschichte eines Sklaven, der keine Erinnerungen an seine Vergangenheit und dessen Gesicht unter einer nicht abnehmbaren eisernen Maske steckt, weshalb er auch Eisenmaske gerufen wird. Er ist ein Bewohner des Landes Calaglia, eine steinerne, heiße Wüste, deren Einwohner unterdrückt werden. Eines Tages jedoch wird er zufällig Teil eines Anschlags des lokalen Widerstands auf die Machthaber, bei dem eine junge Frau mit dem Namen Shionne befreit wird. Schon bald schließen sich beide dem Widerstand an und geraten so in einen Konflikt, der nicht nur ein Land umfasst, sondern sogar zwei Welten!
Denn das ist das Besondere an Tales of Arise. Die Handlung findet nicht nur in Calaglia auf dem Planeten Dahna statt. Sondern auch auf dessen Nachbarwelt Rena, der im Vergleich zur anderen technologisch weit fortgeschritten ist. Die Bewohner dieser Welt haben vor 300 Jahren Dahna erobert und in fünf Areale aufgeteilt, die von jeweils einem Lord beherrscht werden, die wiederum gegenseitig um die große Macht kämpfen.
Doch dann ist Dahna so gesehen erledigt und der Fokus der Story richtet sich auf Rena. Das ist zunächst nicht verkehrt, da diese Welt viel Storypotential bietet. Nur leider flaut das Interesse an der Geschichte ab, weil das Gefühl herrscht, dass die Handlung sich hier wie Kaugummi zieht. Was eigentlich schade ist, da in diesem Teil des Geschehens viele Charakterentwicklungen ihren Höhepunkt finden. Wobei das jedoch so langweilig präsentiert wird, dass selbst die größte Begeisterung für eine Liebesbeziehung zwischen zwei Figuren das Interesse nicht wiederwecken kann.
Und trotzdem wirst du am Ball bleiben. Weniger wegen der Story, als vielmehr wegen dem Gameplay. Vor allem für Komplettisten bietet Tales of Arise einiges, ohne wie unnötig gestreckt zu wirken. Es gibt jede Menge unterschiedliche Nebenquests und Tätigkeiten. So sind in jedem größeren Areal Eulen versteckt, die man suchen und finden kann, um dadurch Accessoires wie Hasenohren oder Sonnenbrillen zu erhalten. Man kann fischen oder Kochmaterialien aufsammeln, genauso wie man auch Materialien sammeln kann, mit denen man Rüstungen und Waffen upgraden kann. Und natürlich sind da noch die Zeugel, wie die Monster in dem Game genannt werden. Diese siehst du bereits auf der Oberwelt herumlaufen, so dass du theoretisch ihnen ausweichen kannst.
Praktisch lohnt es sich aber durchaus, sie zu berühren und zu bekämpfen. Denn nur so kriegen deine Figuren die nötigen Erfahrungspunkte, um im Level aufzusteigen. Was auch dringend notwendig ist, dass du immer wieder auf Feinde triffst, die durch zwei bis drei Stufen über dir sind. Besonders starke Exemplare, die du in diversen Nebenquests findest, geben dir sogar seltene Materialien.
Beim Kampfsystem haben die Entwickler von Tales of Arise sich auf Tales of Grace zurückbesonnen. Soll heißen, dass hier sehr viel Wert darauf gelegt wird, dass du in der Lage bist, das Kampfgeschehen zu lesen und dann entsprechend Angriffen auszuweichen. Denn nur so bist du auch wirklich dazu fähig, stärkere Feinde zu besiegen, ohne, dass du unterlegen bist. Leider ist dies leichter als gesagt, da vor allem deine Partymitglieder oft genug nicht sonderlich intelligent agieren.
Gleichzeitig wird viel Wert darauf gelegt, dass du möglichst hohe Kombos mit deinen Angriffen aufbaust. Von denen hast du den Standardangriff, sowie die sogenannten Fähigkeiten, Spezialattacken, die unterschiedlich viel von einer bestimmten Energie kosten. So kannst du beispielsweise einen Feind in die Luft schleudern, ihm nachsetzten, ein paar normale Attacken setzen und ihn anschließend mit einer anderen Fähigkeit zu Boden zu schleudern. Doch dann wird es kompliziert. Heilmagie erfordert besondere Punkte, sogenannte HP, die immer mit jedem Gebrauch mehr aufgebraucht werden und sich nur regenerieren, wenn du entweder rastest oder Auffüllitems nutzt. Dann besitzt jeder Charakter auch noch Spezialangriffe, die es gilt intelligent einzusetzen. Law zum Beispiel kann gegnerische Verteidigungen durchbrechen, derweil Siohnne Luftgegner zu Boden bringen kann. Je mehr Schaden du außerdem einem Gegner zufügst, füllt sich eine entsprechende Anzeige, die, wenn sie voll ist, dich dazu bemächtigt, einen starken Teamangriff durchzuführen. Allerdings ist es komplett zufällig, wer mit wem angreift und das Zeitfenster für diese Attacke ist recht knapp bemessen. Und wenn du zwei Mal kurz hintereinander besonders knapp ausweichst, erhältst du einen verheerenden Spezialangriff.
Es gibt echt viel, worauf du beim Kämpfen achten musst und kannst. Meiner Meinung nach zu viel. Vor allem auch deshalb, weil die Auseinandersetzungen häufig schnell hektisch werden können und du leicht den Überblick verlierst. Vor allem dann, wenn du einen anderen Feind attackierst, als deine Kameraden. Es ist zwar möglich, auf einen anderen Gegner umzuschalten, doch besonders bei einfachen Monstern neigt man dazu, dass zu vergessen.
Dafür ist die Musik super. Die jeweiligen Melodien passen hervorragend und so mancher Bosskampf währe ohne die musikalische Untermalung längst nicht so grandios, wie es in Wahrheit ist. Die Dialoge sind wahlweise auf Englisch oder Japanisch vertont, wobei es deutsche Untertitel gibt.
Ebenso existieren zum Game enorm viele DLCs, die überwiegend kosmetischer Natur sind. Allerdings sind da auch welche mit dabei, die einen schalen Geschmack hinterlassen. Solche, die einem jede Menge Gald, so die In-Game-Währung, geben. Und da das stellenweise sehr rar gesäht ist, ist man versucht, da zuzulangen. Ebenso sind die von Ubisoft bekannten XP-Booster vorhanden. All das muss nicht sein und es ist enttäuschend, dass sie im Game präsent sind.
Tales of Arise macht Spaß! Nicht ohne Grund habe ich es immer wieder gerne zwischendurch angeschmissen. Aber es darf nicht unerwähnt bleiben, dass das Spiel massive Schwächen hat. Die Story ist in der zweiten Hälfte langweilig und uninteressant, das Kampfsystem unnötig komplex und die Pay To Win-DLCs hinterlassen ein Geschmäckle.
Dennoch: Auch wenn dies nicht das beste Tales of...-Game ist, ist es immer noch ein gutes J-RPG, das ich jedem ans Herzen legen möchte.