Die 2018 er Fassung markiert nun in mehrfacher Hinsicht einen Umbruch. Erstmals wird die vorherige Konsolengeneration außen vor gelassen. Damit sollten Einschränkungen durch die alten Klötze am Bein der Vergangenheit angehören und die Power von PlayStation 4 und Xbox One ausgereizt werden. Aber dann kam die Switch von Nintendo und schlug verkaufstechnisch ein wie eine Bombe. Klar, dass Take Two dabei sein will und mit WWE 2K18 endlich wieder ein Wrestling Game auf einer Nintendo-Konsole anbieten wollte. Dieses Comeback ist das zweite große Ereignis der aktuellen Version. Dummerweise ist die Switch rein technisch eher mit den Last-Gen-Geräten vergleichbar, welche diesmal ja extra fallen gelassen wurden. Und ob es am technisch höheren Anspruch liegt, den die anfängliche Vorgabe nur auf PS4 und XBO Rücksicht nehmen zu müssen ermöglichte, oder an einer überstürzten Portierung ... WWE 2K18 auf Switch ist eine Katastrophe. Und dieses Versagen ist ein dritter Meilenstein, für den das Spiel in die Annalen eingehen wird. Erstmals versagt Yuke‘s Prestige-Titel.
Dieser Review bezieht sich explizit nur auf die Nintendo Switch-Version. Der qualitative Unterschied zwischen dieser und den Fassungen für Sonys und Microsofts Konsolen ist so erheblich, dass eine gemeinsame Rezension unmöglich erscheint.
Anders als auf PS4 und Xbox One finden sich nur Spielvarianten mit bis zu sechs Athleten gleichzeitig im Ring. Eine geringfügige Einschränkung bei all dem, was geboten wird.
Es liest sich alles so gut.
Doch bereits beim Einmarsch der Superstars folgt die Ernüchterung. Da ruckelt nichts ... jedoch läuft es in Zeitlupe. Die Wrestler schleichen ungelogen in einem Tempo in den Ring, dass man meint, eine Slow-Motion aktiviert zu haben. Die Nahaufnahmen, das jubelnde Publikum ... all das überfordert die Switch aus unerfindlichen Gründen. Im Ring angekommen spielen sich Einzel- und Tag-Team-Matches ganz ordentlich. Die Framerate ist nicht immer 100% stabil, aber es funktioniert. Moves gehen bald gut von der Hand.
Das Problem ist, sobald mehr als der absolute Standard gefragt ist. Dann sieht man, wie die Engine zunehmend größere Probleme hat. Vier aktive Catcher gleichzeitig anstatt von zweien, die brav am Rand stehen und auf den Wechsel warten, sorgen schon für KI-Aussetzer. Kommen Extras wie Waffen ins Spiel, wird es auffälliger.
Wrestler sind vielleicht keine Intelligenzbestien, aber latschen gewöhnlich nicht minutenlang gegen Ringpfosten oder starren Löcher in die Luft, während alle Kontrahenten am Boden liegen und der Koffer am Ende der Leiter wartet. Hier schon. Aber wenigstens halten die Kommentatoren die Fans bei Laune, kommentieren sie doch scheinbar gerne völlig andere Matches, als wir gerade sehen. Die Kommentare sind bei keinem WWE-Spiel perfekt, aber hier wirkt es mitunter tatsächlich wie ein völlig zufälliges Abspielen von Sound Files. Nicht wundern, wenn der Co-Kommentator auch nicht auf die Vorlage seines Kollegen eingeht. Das Kratzen und knacken, welches immer auffälliger wird je länger die Auseinandersetzung andauert, lässt zudem auf wirklich miese Mikros bei WWE schließen. Nach einigen Minuten verstummt das Publikum gänzlich. Totenstille in der Halle. Der ein oder andere Move bringt einen kurzen Jubelsturm, danach wieder völlige Ruhe.
Aber immerhin ... so verbuggt Sound und KI sind, es ist spielbar.
Ladezeiten sind generell unterirdisch. 30 Sekunden bis zu einer Minute muß man beim Karriere Modus schon in Kauf nehmen, wenn die nächste Promo oder ein Match ansteht. Jede kleine Sequenz lädt so lange.
Die Schwierigkeiten bei der generellen Technik und die Tonprobleme haben wir ja bereits erwähnt. Nun zur Grafik. Positiv: Es ist das bestaussehende portable Wrestling-Game aller Zeiten. Die Wrestler glänzen eingeölt vor sich hin, das (etwas ausgedünnte) Publikum springt auf und ab. Es gibt Pyrotechnik und alles, was dazugehört.
Der Detailgrad ist aber deutlich heruntergeschraubt worden. Texturen sind niedriger aufgelöst, Licht und Schatten viel schlichter, Gesichter gröber. Gerade offene Münder mit Blendax-Zähnen und furchtbar flackernde, detailarme Perücken auf den Köpfen sehen schlimm aus. Generell wirken daher kurzhaarige Wrestler besser. Auf dem kleinen Screen wirkt das aber durchaus alles noch ganz nett. Die Superstars sind unterschiedlich gut nachgebildet. Man merkt, dass bei aktuellen Athleten mehr Zeit und Mühe investiert wurde als bei vielen der klassischen Ringer. Insgesamt für ein tragbares Wrestling-Game gar nicht hässlich, aber eben auch nicht, was man sich erhoffen konnte. Und durch die grauenhaften Framerate-Probleme bei allen außer den simpelsten Matcharten, scheint dieser Detailgrad ja im Grunde genommen noch zu hoch zu sein.
Wichtig zu erwähnen ist, dass sich dieser Review auf die gepatchte Version bezieht. Die ursprüngliche ausgelieferte Fassung soll noch wesentlich schlimmer gewesen sein. Aber selbst mit dem Patch ist das Ganze immer noch unter aller Kanone.
Desweiteren hat Take Two die Screenshot-Funktion der Switch geblockt. Die wenigen selbst gemachten Bilder hier entstammen der Installationsphase. Nach der Installation und dem Patch sind keine Bildaufnahmen mehr möglich. Auch Deinstallation und Neuaufspielen der Software ermöglichte es mir nicht, weitere Bilder zu machen. Scheinbar ist dem Publisher die niedrige Qualität des Spiels deutlich bewusst und man versucht, unschöne Bilder zu vermeiden. Das ist alles sehr traurig.
Was Take Two uns hier serviert, ist eine Frechheit. Keiner erwartet einen 1:1-Port der PS4- und Xbox-One-Versionen, aber ein technisch sauberes Game sollte das Minimum sein. WWE 2K18 auf Switch fühlt sich an wie eine Alpha-Version. Zeitlupentempo, Ki-Aussetzer, grobe Soundbugs. Dazu noch eine physische Version, die völlig nutzlos ist, wenn man nicht den Großteil des Spiels herunterlädt. Diese Rückkehr auf Nintendo-Konsolen ist eine, die sich so keiner gewünscht hätte.