Die Handlung von Acquires Otaku-Open-World-Sim kann für den westlichen Geschmack kaum skurriler sein. Der namenlose Random-Anime- und Manga-Fan wacht in einem Versuchslabor auf, wo er von der geheimnisvollen Shizuku befreit wird. Anschließend wird er eingeweiht, dass lebende Tote, sogenannte »Synthisters«, das Tokyoter Elektronikviertel »Akihabara« – kurz: Akiba – überrannt haben und drohen von hier aus, die Stadt zu übernehmen. Die Akiba Defense Force versammelt sich und vereint sich zum Kampf gegen die Untoten, deren Herkunft und Intention im Laufe des Spiels aufgedeckt wird. Dabei trefft ihr im Spielverlauf auf immer neue Charaktere, die euch als Partner unterstützen können.


Das Highlight des Spiels ist natürlich – neben den Entkleidungsaktionen – der Schauplatz. Wer einmal selbst in Akihabara war, wird sich schnell zurechtfinden. Unzählige real existierende Läden sind im Spiel umgesetzt. AKB-Café? Check! Super Potato? Check! 300 Sofmap auf 1km? Check! Maiddreamin Cafe? Jawoll! Für ortskundige Spieler ist Akiba‘s Trip ein tolles Erlebnis. Man fühlt sich in den eigenen Japan-Urlaub zurückversetzt, nur dass man hier zusätzlich noch den Gothic-Lolis die Kleider vom Leib reißen kann. Wenn das nicht für eine Höchstwertung qualifiziert ...

Die Sidequests in Akiba‘s Trip sind meist belanglos, aber witzig gemacht. Ein paar Frauengrabscher sollen vermöbelt werden. Dafür verkleidet Ihr euch als Frau und lasst euch angraben. Oder der Otaku um die Ecke sucht eine seltene Anime-Figur. Und wer ist eigentlich dieser seltsame Typ, der alle Ausgaben des Dengeki PlayStation Magazins kauft? Schräg sind die Nebenquests, aber leider nicht sehr zahlreich. Bleibt die Mainstory, die meist vor sich hin dümpelt und durch Kämpfe gegen Synthisters unterbrochen wird. Wer nicht totaler Otaku ist, kommt um Fremdschämen bei den Gesprächen oft nicht herum, zu omnipräsent ist das Gebrabbel über Animes, Figuren, Smartphones und den generellen Konsum. Konsum um jeden Preis. Wer darauf steht, hat Spaß.
Ebenso leidet die akustische Untermalung an Schwankungen. Schreckliches Techno-Gestampfe wechselt sich mit JPop ab. Ansonsten säumen leichte Umgebungsgeräusche die Spielwelt. Die englischen Sprecher machen einen guten Job, das ganze Spiel wurde englisch vertont. Puristen können auch die japanische Sprache auswählen.
Die PS4-Version
Konnten PS3 und Vita-Spieler im Herbst schon Hand an die ungewöhnliche Vampirjagd legen, starten PS4-Spieler in Europa im Februar 2014 durch. Neben der obligatorischen Next-Gen-Behandlung in Full-HD war Entwickler Aquire sparsam mit Neuerungen.
Einer der Hauptkritikpunkte der "Last-Gen-Versionen" wurde jedoch behoben. Auf der PS4 wirkt Akihabara nun endlich bevölkert. Die Passantendichte ist deutlich höher, auch werden die NPCs deutlich schneller geladen und in den Bildaufbau integriert. Das lässt das Elektronikviertel Tokyos nun auch endlich ein wenig nach Groß- statt Geisterstadt aussehen.
Ebenfalls neu ist der Visual Editor. Hier können Farben und Linienstärke sowie Motion Blur Effekte eingestellt werden, bis Akiba in dem Look erscheint, den der Spieler wünscht. Über die Sinnhaftigkeit dieses Features lässt sich freilich streiten, jedoch kann man so dem Spiel den Wunschlook aufdrücken, für Manga und Anime-Fans sicher nicht verkehrt.
Leider war es das auch schon mit den Neuerungen der PS4-Version. Inhaltliche Ergänzungen findet man nicht, alle DLCs der PS3- und Vita-Versionen finden sich auch für die PS4-Version, jedoch nichts darüber hinaus.
Akiba‘s Trip eignet sich eigentlich nur für eine Zielgruppe: Fans der japanischen Anime- und Manga-Kultur. Ich selbst war zwar aufgrund meiner Videospiel-Affinität in Akihabara, kann aber mit dem Humor und den Beweggründen der Protagonisten im Spiel nicht viel anfangen. Schön, nochmal Urlaubsorte zu besuchen, ansonsten sagt mir weder das Kampfsystem noch die fade Technik zu. Wer gerne Figuren sammelt, Höschen anschaut und schräge japanische Software im Regal haben will schlägt zu. Verrückt ist es allemal. Wer eine PS4 zu Hause stehen hat, sollte sich diese Version zulegen.