Doch Killzone Shadow Fall ist nicht nur ein herausragendes Produkt, sondern ein Leuchtfeuer, welches wegweisend ist und die Richtung für das Genre der Ego-Shooter 2014 vorgeben sollte. Denn nach dem hundertsten Bombast a là Call of Duty mit Schlauchlevels und hohler Story herrscht seit Jahren Stagnation auf dem Markt. Niemand versucht ernsthaft diese Sparte in eine andere Richtung zu lenken, aus Angst den Karren in den Sand zu setzen.
Storytechnisch wird ein neues Kapitel im Krieg Helghast gegen Vektaner aufgeschlagen. Kurz nach der Zerstörung des Planeten Helghan sind die Gefechte vorbei und Friedensverhandlungen dominieren das Geschehen. Um den Verlierern eine neue Chance zu geben, aus ihrem Dasein etwas zu machen, wird es den Helghast erlaubt auf der einen Planetenhälfte von Vekta zu siedeln. Das führt leider zu einigem Unmut unter den Vektanern, die durch diesen Entschluss ihr geliebtes Zuhause aufgeben müssen. Jedoch ist der Friede brüchig. Zu oft passieren kleine Scharmützel an der durch eine hohe Mauer gekennzeichnen Grenze die beide Parteien voneinander trennt, in der Hoffnung, dass dieses Monument Ruhe in den Krisenherd bringt. Doch weit gefehlt.
Auf der einen Seite stehen die Helghast, die es als Schande empfinden auf demselben Planeten zu wohnen wie ihre Bezwinger. Auf der anderen Seiten stehen die Vektaner, die immer noch in den Helghast ihre Kontrahenten sehen und zudem erbost sind, dass sie ein Teil ihres Planeten opfern mussten. Und ihr als Shadow Marschall, als eine Art Spezialeinheit der Vektaner seid mittendrin und führt die teils fragwürdigen Aufträge aus, die euch euer Vorgesetzter erteilt. Schon zu Beginn stellt sich Killzone Shadow Fall viel storylastiger als seine Vorgänger dar und konfrontiert euch mit einigen Problemen wie Moral und Kriegstreiberei. Als Zuschauer steht ihr oft vor dem Problem, Gut und Böse zu unterscheiden. Verstärkt wird das alles noch, da der Hauptcharakter die Zwangsumsiedlung im Kindesalter miterlebte und dabei seinen Vater verlor. Somit liegen auf beiden Seiten die Emotionen blank und die ganze Sache schreit nur danach zu eskalieren.
Spieltechnisch geht Killzone Shadow Fall neue Wege, weg von dem Kriegsszenario der Vorgänger, hin zu einem veränderten Spielgefühl. Das fällt schon recht früh auf, da die Levelarchitektur mehr Freiheiten bietet. Zwar finden sich immer noch ein paar ‚‚Schlauchabschnitte‘‘ a la Call of Duty, doch diese wirken nicht mehr übertrieben aufgeblasen wie ein Hollywood-Actionfilm von der Stange. Oft dürft ihr eigene Entscheidungen treffen wie ihr aufkommende Probleme bewältigt. Ob ihr nun an den Gegnern vorbei schleicht, sie unentdeckt ausschaltet oder in bester Rambomanier in die Hölle schickt. Um die verschiedenen Spielstile zu unterstreichen, geben euch die Entwickler auch einige Tools mit auf den Weg. Mittels eines Echosystems lassen sich Feinde durch Wände hindurch erkennen. Das ist gut, wenn man diese meiden möchte. Fast zu jeder Zeit steht eine Hilfsdrohne zur Seite, die durch Touchpad auf dem Controller programmiert wird. So dient sie in Gefechten als Schutzschild, hackt Computer während ihr die Feinde beschäftigt, betäubt via EMP Truppen oder dient als praktische Seilwinde.
Das bedeutet, dass Sie mehr zu Kanonenfutter mutieren als zu einer ernsthaften Gefahr. Zu schade, denn wenn die Feuergefechte packender gewesen wären, hätte das dem Spielgefühl noch einen oben drauf gesetzt. Doch eins lässt sich Killzone Shadow Fall nicht nehmen. Die Atmosphäre! Dies wird auch durch die lupenreine 1080p-Bombastoptik und der tollen Levelarchitektur verstärkt.
In Bereich ‚‚Mehrspieler‘‘ ist die Serie zudem ein bisschen zugänglicher geworden. Herzstück ist immer noch der Warzone-Modus, wo auf einer beliebigen Karte verschiedene Spielmodis hintereinander vollzogen werden. Beim Team-Deathmatch, Erobern & Halten oder Suchen & Zerstören wird gewohnte Kost geboten, die immer noch von Call of Duty inspiriert ist. Doch wirkt das Handling realistischer und dank der drei Klassen mit ihren technischen Hilfsmitteln taktischer. Der Sanitäter kann mobile Spawnpunkte wie auch automatisierte Geschütze setzen, während der Sturmsoldat einen stationären Schutzschild sowie Flugdrohne im Sortiment mitführt. Prinzipiell funktionieren die Klassen untereinander gut, obgleich der größte Kritikpunkt das verschachtelte Kartendesign ist.
Denn die 10 Mehrspielermaps sind einfach viel zu klein. Daraus resultiert, dass sich Teamkollegen selbst im Weg stehen. Stellt dann noch jeder seine Hardware auf, wirkt das ganze Spektakel unübersichtlich und chaotisch. Wirft man nun eine Handgranate ins Geschehen, ist ein vierfacher Kill keine Seltenheit. Hier würde dem Mehrspielermodus größere Karten a la Battlefield besser zu Gesicht stehen.
Ich war nach Killzone 3 gespannt, wohin Guerrilla Games die Serie bringen würde und bin überrascht von dessen Wandlung. Alles in Allem wirkt die Neuausrichtung erwachsener und eigenständiger, bei der auch die kontroverse Storyline nicht zu kurz kommt. Weiter so Guerrilla Games, ihr seid auf einem guten Weg.