Nichtsdestotrotz enttäuscht mich Ninja Gaiden 3, das zugleich den Tiefpunkt der Trilogy bildet, enorm. Stellenweise glaubte ich einen Dynasty Warriors-Ableger zu daddeln. Böse Zungen verpassten dem Spiel die Bezeichnung »Dynasty Gaiden«. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass in Ninja Gaiden 3 stupides Button Smashing und Standardangriffe zum Erfolg führen. Wohlgemerkt auch bei den (!) Bossfights, von denen mich einzig und allein der finale Endkampf beeindruckte.
Das Selbstheilungssystem à la Call of Duty: Modern Warfare 3 kommt Neueinsteigern zugute. Serienveteranen vermissen die Heiltränke des Vorgängers sowie die einst knackigen Kämpfe. Der im Software-Dschungel untergegangene PS3-Shooter Resistance 3 zeigt eindrucksvoll, dass beides geht: sowohl automatische Energieregeneration (per Cheateingabe) als auch Verarztung durch Medipacks. Ferner heilt sich Ryu beim Einsatz der Ninpo-Magie vollständig.
Gut gefiel mir der neue »Kunai-Aufstieg«, mit dem ihr Wände und Felsformationen wie der griechische Gott Kratos erklimmt. Dabei drückt ihr rhythmisch die Schultertasten am Controller. Auch die Gleit- und Rutscheinlagen können sich sehen lassen. Darüber hinaus geben sich Wandlaufen und Wandsprung erneut ein Stelldichein. Der Cameo-Auftritt von Ayane sowie der Besuch im Dorf Hayabusa zählen zu den wenigen Highlights. Für Ninja-Fans ein seltener Glücksmoment.
Dennoch tat ich mir beim Anspielen schwer. Ungelogen: Ninja Gaiden 3 strotzt nur so von Einfallslosigkeit im Leveldesign und öden Kämpfen. Eine extrem unübersichtliche Kamera gibt es obendrauf. Auf Wunsch dürft ihr euch den Weg zum nächsten Ziel anzeigen lassen, was angesichts des Schlauchdesigns der Levelareale niemals notwendig ist. Wer gerne gegen Spawngegner und riesige Feindeshorden Blut vergießen möchte, sollte zu Earth Defense Force 2017 oder dessen Nachfolger greifen. Hier stimmt nicht nur das Waffenangebot, auch ein spaßbringender Story-Koop-Modus und weitläufige Areale sind mit von der Partie. Apropos roter Saft: Ninja Gaiden 3 liegt komplett unzensiert vor. Davon abgesehen gibt es zur Freude der BPjS keine abgetrennten Gliedmaßen mehr. Ungeachtet dessen passen einige Finisher-Moves oder Soundeffekte nicht immer zum blutigen Geschehen. Insbesondere Besitzer des indizierten Ninja Gaiden 2 wird dies auffallen.
Als kleine aber feine Dreingabe kommt der Mehrspieler-Part daher, der mit dem beiliegenden Onlinepass aktiviert wird. Kauft ihr das Spiel gebraucht, dürft ihr erneut das Portemonnaie zücken und knapp 10 € hinblättern. In dem mit 10 Herausforderungen bestückten Koop-Modus »Ninja Trails« (1-2 Spieler), führen spezielle Techniken zum Erfolg. Tötet ihr beispielsweise Feinde ausschließlich mit Wurfsternen, winken Karma und neue Ausrüstungsgegenstände wie eine Hanya-Maske. Der hektische »Clan Battle-Modus« setzt voll auf kompetitives Metzeln. Zwei 4er-Gruppen treten hier im Team Deathmatch inkl. diverser Zusatzaufgaben auf drei Maps gegeneinander an. Um zu verhindern, dass eure Gegner Punkte kassieren, dürft ihr ab Level 26 Harakiri begehen. Für die Selbsttötung winkt sodann ein Achievement..
Würdet ihr eine Rennsimulation kaufen, bei der ein Großteil des Fuhrparkes oder die Events fehlen? Oder ein Musikspiel, welches mit Absicht auf das Minimalste reduziert wurde? Ähnlich verhält es sich mit Ninja Gaiden 3. Nahezu alle Kernelemente (Waffen, Ultimate Schwierigkeitsgrad, Kleidungspaket, Mehrspieler-Maps, Erhöhung der Levelgrenze) müssen als DLC nachgeladen werden. Darüber hinaus hinkt das Spiel nicht nur den Vorgängern sondern auch dem ehemaligen Konkurrenten Ninja Blade deutlich hinterher. So hart es klingen mag, aber eine Empfehlung kann ich für Ninja Gaiden 3 nicht aussprechen. Wer auf Ninjas steht, holt sich stattdessen die beiden kürzlich erschienenen Blu-rays »Ninja - Die Killermaschine« und »Die Rückkehr der Ninja« ins Haus und spart sich die 60 € fürs Spiel.