Actionsequenzen, Geschicklichkeitstests und weitere große Herausforderungen für gut trainierte Zockerfinger hat das Game nicht zu bieten. Es gibt keine wilden Renneinlagen mit fliegenden Skateboards und einen Street-Fight mit Biff Tannen sucht man ebenfalls vergeblich. Zurück in die Zukunft – Das Spiel ist ein reinrassiges Point & Click Adventure der alten Schule. Auf unsere jüngeren Leser dürfte dieses früher so beliebte Genre etwas merkwürdig wirken, denn es geht tatsächlich lediglich darum, immer neue Rätsel mit Hilfe der kleinen grauen Zellen zu knacken.
Oft müssen gesammelte Gegenstände einfach nur zur richtigen Zeit wieder hervorgekramt und eingesetzt werden, um die Story voranzutreiben. Nur gelegentlich wird echte Kombinationsgabe verlangt, wenn es beispielsweise darum geht, diverse Aktionen in der korrekten Reihenfolge auszuführen. Die Denksportaufgaben werden lediglich in Einzelfällen wirklich hart und wer gar nicht mehr weiter weiß, kann sich per Knopfdruck einige Tipps anzeigen lassen. Die Wii-Fernbedienung ist das perfekte Werkzeug ist, um Vertreter dieses Genres in Angriff zu nehmen. Schon schade, dass die goldene Ära der actionlosen Abenteuer schon lange vorbei ist.
Zugegeben, spektakulär klingt das Grundkonzept von Zurück in die Zukunft – Das Spiel nicht. Allerdings ist das Gameplay bei klassischen Adventures oft nebensächlich. Viel wichtiger ist eine gelungene Story und hier haben die Entwickler ganze Arbeit geleistet. Jeder Fan der Filmvorlagen hätte sich noch mindestens eine weitere Fortsetzung gewünscht und genau dieser Traum geht mit dem Game in Erfüllung. So witzig und abgedreht wie die Monkey Island Abenteuer ist der interaktive vierte Teil der Zeitreise-Saga zwar nicht, aber er bleibt seinen Wurzeln treu. Hier wird familiengerechte und dennoch spannende Unterhaltung geboten.
Ein Jahr nach den Ereignissen des dritten Films muss sich Marty erneut in den zur Zeitmaschine umgebauten DeLorean setzen, um seinen alten Kumpel Doc aus einer Notsituation zu retten. An dieser Stelle soll nicht zu viel verraten werden, aber nach den 50er Jahren, der fernen Zukunft und dem Wilden Westen führt die Reise diesmal in die Ära der Prohibition und der Alkoholschmuggler. Natürlich ist das kleine Städtchen Hill Valley auch in dieser Epoche hauptsächlich von jüngeren Versionen alter Bekannter oder Ahnen unseres jugendlichen Helden bevölkert. Spätestens wenn Marty auf einen gleichaltrigen Emmet Brown trifft, bewegen sich die Mundwinkel jedes Kinoenthusiasten fast zwangsläufig nach oben.
Fünf Episoden? Das klingt irgendwie episch. Ist es aber nicht! Zurück in die Zukunft – Das Spiel entpuppt sich als relativ kurzes Vergnügen. Erfahrene Adventure-Zocker werden durchschnittlich etwa zwei Stunden benötigen, um einen Teil des Gesamtstory zu beenden. Somit ist das Game bestens geeignet, um die Feierabende einer Arbeitswoche zu versüßen. Sehr skurril wirkt die Tatsache, dass die Folgen zwar inhaltlich miteinander verknüpft sind, aber trotzdem als separate Spiele behandelt werden. Das große Finale ist direkt anwählbar, ohne dass die entsprechende Vorarbeit geleistet werden muss. Hier hätte etwas mehr getan werden können, um die Sammlung als Komplettpaket zu präsentieren.
Das Spiel ist zum Schnäppchenpreis zu haben und die Wii ist eine hoffnungslos veraltete Hardware. Diese Entschuldigungen reichen aber nicht aus, um die katastrophale technische Darbietung zu rechtfertigen.
Grundsätzlich ist die Grafik gelungen. Der Cartoon-Look ist etwas simpel ausgefallen und die Animationen werden keinen Preis gewinnen, aber der Wiedererkennungswert ist hoch. Sowohl den Figuren als auch den Kulissen wurden mit dem nötigen Feingefühl neues virtuelles Leben eingehaucht. Die Anpassung an die Fähigkeiten der Konsole wirkt jedoch so lieblos, dass es schwer fällt, die Vorzüge der Optik zu genießen. Es handelt sich offensichtlich um einen Schnellschuss, bei dem sowohl Kosten als auch Mühen gespart wurden.
Das Game, das auf PC oder PS3 farbenfroh, sauber und flüssig daherkam, ist auf Nintendos Konsole zum stotternden und tristen Stimmungskiller degradiert worden. Die unschönen Treppcheneffekte an nahezu jedem einzelnen Objekt wären noch zu verschmerzen, aber wenn sich die Figuren auf dem Bildschirm mehrere Sekunden lang weigern sich zu bewegen, schränkt das den Spielspaß erheblich ein.
Der Sound erweist sich als nahezu immun gegen laienhafte Konvertierungsmaßnahmen. Sowohl Instrumentalstücke als auch einzelne Soundeffekte stammen direkt aus den Filmen, wodurch sich Zurück in die Zukunft-Kenner sofort heimisch fühlen. Auch wenn die Dialoge nicht immer lippensynchron vorgetragen werden, haben sich alle Sprecher ein dickes Lob verdient. Die deutsche Fassung ist gelungen, die ebenfalls enthaltene englische Version ist absolut genial. Christopher Lloyd übernimmt erneut die Rolle von Doc Brown und obwohl Michael J. Fox nur einen kurzen Gastauftritt hat, überzeugt der Marty McFly-Ersatzmann auf ganzer Linie.
Es ist zwingend notwendig, sowohl ein Fan als auch ein Kenner der Filmtrilogie zu sein, um Zurück in die Zukunft – Das Spiel genießen zu können. Nur wer die Kino-Klassiker wirklich verinnerlicht hat, ist dazu in der Lage, die vielen Anspielungen richtig zu deuten und die extremen technischen Macken des Games zu übersehen. Ganz objektiv betrachtet, ist die Wii-Fassung eine ziemliche Frechheit, die weder der Hardware noch den Käufern gerecht wird. Trotzdem ist genug von dem Charme der Vorlage erhalten geblieben, um eine vorsichtige Kaufempfehlung für Nintendo-only-Zocker und Adventure-Freaks auszusprechen.