Worum geht es in Lunar 2? Ihr übernehmt die Rolle des lustigen Abenteurers Hiro, der mit seinem Großvater und seiner treuen Begleiterin Ruby, ein kleiner, fliegender Drache, in einer gemütlichen Hütte nahe dem sogenannten Blue Spire lebt. Der Blue Spire ist ein riesiger, uralter Turm, der irgendwie mit dem Blue Star in Verbindung zu stehen scheint. Außenstehende können das Gebäude nicht betreten, da es mit Magie versiegelt wurde und daher unpassierbar ist. Nur euer Großvater scheint einen Weg hinein zu kennen. Das Wissen besitzen aber auch ein paar andere Personen, die euch eines Tages einen Besuch abstatten und um Entsiegelung des Turms bitten. Als Grund wird die Gefangennahme des Destroyers genannt, doch dem alten Mann kommt die Sache komisch vor. Er lehnt ab und beschließt, mit Hiro nach dem Rechten zu sehen. Am Turm treffen die beiden auf Lucia, ein kleines Mädchen, die der große Destroyer ist. Laut ihrer Aussage ist sie allerdings nicht hier, um die Welt zu zerstören, sondern um sie zu retten. Damit das gelingt, muss sie unbedingt zur Göttin Althena. Hiro beschließt, sie dorthin zu bringen. Sein größtes Abenteuer beginnt…
Doch was wäre ein Rollenspiel ohne tiefgründige Charaktere? Natürlich kein gutes Rollenspiel! Und so kommt es, dass sich in Lunar 2 nach und nach eine buntgemischte Truppe zu euch gesellt. Zwar ist ein Großteil der Figuren ziemlich klischeehaft umgesetzt, doch in diesem Falle ist das keinesfalls ein Kritikpunkt, weil sie sich perfekt in die restliche Spielwelt integrieren. Jede Person ist gut ausgearbeitet und stellt eine Persönlichkeit dar – nicht nur Statuswerte! So kommt es, dass euch die Truppenkollegen schnell ans Herz wachsen. Von einem anderen Gesichtspunkt aus betrachtet, nämlich den Skills, erwartet euch ein Querschnitt von Kämpfern, über Magier, bis hin zu Priestern.
Auch das Kampfsystem hält sich an Traditionen. Kenner von Final Fantasy sollten sich wie zu Hause fühlen. Dennoch gibt es ein paar Features, welche die Kämpfe angenehm von der Masse abheben lassen und dem Spiel eine eigene Note verpassen. Im Grunde handelt es sich um rundenbasierte Auseinandersetzungen inklusive übersichtlicher Menüführung. Wichtig wie aber in kaum einem anderen Game ist die Entfernung zum Gegner. Da die Figuren bei normalen Angriffen erst zum Ziel rennen müssen, und das Zeit kostet, kommt taktische Würze in die RPG-Suppe.
Die grafische Gestaltung lässt sich in die Kategorie „Anime“ einordnen. Figuren und Schauplätze sind im typischen J-RPG Stil gehalten. Ob einem das nun gefällt oder nicht, ist Ansichtssache, das Gesamtbild ist aber über jeden Zweifel erhaben. Effekte und Zwischensequenzen waren für damals ein echter Hingucker. Die Sounds sind nicht unbedingt herausragend, passen aber zum Spielgeschehen. Die Musik wiederum ist sehr gut komponiert, einige Stücke erweisen sich sogar als echte Ohrwürmer.
Insgesamt fällt es schwer, an diesem Spektakel größere Kritikpunkte auszumachen. Ankreiden kann man den Verzicht auf Nebenaufgaben. Klar, kann man hier und da einen versteckten Gang finden. Aber nichts, was längerfristig fesseln könnte. Es sei aber angemerkt, dass man nach dem finalen Bosskampf noch weiterspielen kann, nämlich in einem neuen Spielmodus. Dieser Modus ist eine Art Epilog und sollte euch noch gute fünf weitere Stunden bei der Stange halten. Somit bleibt letztendlich ein famoses Rollenspiel, das trotz weniger, kleiner Mängel zum Besten gehört, was es je auf dem Mega CD zu spielen gab.
Ich schlage mit Lobeshymen um mich – aber zu Recht, denn Lunar 2 ist ein Stück Softwaregeschichte. Zwar bedient sich der Titel an altbekannten Elementen, verpackt diese aber raffiniert auf solch erfrischende Weise, dass man als Fan klassischer RPGs jeden Moment genießt. Und lasst euch von den wenigen Kritikpunkten nicht irritieren – in seiner Gesamtheit ist Lunar 2 schlicht und ergreifend überwältigend. Mein finales Urteil lautet von daher: Kaufen oder zumindest einmal anzocken!