Dragon Age II im Test

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Fachpresse & Spieler sind sich einig: Dragon Age: Origins ist ein wahres Meisterwerk. Ob dies auch auf den Nachfolger zutrifft, der binnen 18 Monaten fertiggestellt wurde, verraten wir euch in unserem ausführlichen Review.

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Dragon Age II unterscheidet sich immens von dem 2009 erschienenen Vorgänger-Titel Dragon Age: Origins. Bemerkbar macht sich dies insbesondere in der Erzählweise, die als Geschichte innerhalb einer Geschichte von dem Zwergenkrieger Varric Tethras wiedergegeben wird. Während Varric seine Erinnerungen zum Besten gibt, spielt ihr das Abenteuer (in dem ihr vom mittellosen Flüchtling bis zum Champion von Kirkwall aufsteigt) nach. Die zehnjährige Geschichte konzentriert sich auf wichtige Schlüsselelemente und wird durch mehrere holprige Zeitsprünge vorangetrieben; Konsequenzen und Entscheidungen beeinflussen dabei RPG-typisch den weiteren Spielverlauf.

 

dragon_age_2_screen_04.jpgIn Dragon Age II schlüpft ihr wahlweise in die Rolle des weiblichen oder männlichen Menschen Hawke. Das Aussehen, Porträt und den Namen dürft ihr individuell festlegen. Habt ihr einen Spielstand aus dem Vorgänger zur Hand, lässt sich dieser importieren. Auf diese Weise passt ihr die Story und einige der Geschehnisse aus Dragon Age: Origins eurer Spielweise an. Mitunter werden dadurch auch Quests aktiviert, die sonst nicht zugänglich wären. Alternativ wählt ihr eine von drei vorgegebenen Hintergrundgeschichten. Die 'Held von Ferelden'-Vorgabe ermöglicht mehr Nebenquests als 'Märtyertum', wohingegen 'Keine Kompromisse' für den ersten Spieldurchgang bzw für Neueinsteiger durchaus zu empfehlen ist.

 

 

Gegenüber der Wahl des Geschlechts (geringe Dialogabweichungen; Beziehungen und Liebschaften) hat die Auswahl der Charakterklasse einen wesentlichen Einfluss auf das Spielerlebnis und auf die Kämpfe. Jede der drei Klassen entscheidet darüber, welche Eigenschaften Hawke im Verlauf des Spiels erlernen kann. Krieger bspw. sind erstklassige Nahkämpfer und recht zäh. Die Klasse der Magier ist die am wenigsten widerstandsfähige, dafür entfesseln sie mächtige Entfernungs-/Elementar- und Heilzauber. Schurken gehen exzellent mit Fernwaffen wie Pfeil- und Bogen um oder beherrschen den Kampf mit zwei Waffen gleichzeitig. Außerdem ist die Schurkenklasse die einzige, die Schlösser knacken und Fallen entschärfen kann.

 

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Dragon Age II ist wie der Vorgänger für eine Gruppe aus vier Streitern ausgelegt. In der Anfangsphase begegnet ihr verschiedenen Charakteren, die nach und nach zu treuen Gefährten werden. Die Gruppenmitglieder sind nicht nur für die Kämpfe extrem wichtig, sondern haben auch persönlich einen Bezug zur (gut erzählten) Geschichte und zu unserem Titelhelden. Jeder der Personen hat eine eigene Persönlichkeit, Fähigkeiten und Neigungen. Trefft ihr Entscheidungen gegen den Willen eurer Gefährten, kann dies mitunter bis hin zur Feindschaft führen. Gruppenmitglied Aveline reagiert äußerst negativ auf das Überschreiten der Gesetze. Ebenso missbilligt sie unnötige Gewaltdarstellung und Boshaftigkeit. Varric stattdessen ist das genaue Gegenteil: Hitzige Wortgefechte oder krumme Geschäfte interessieren ihn nur wenig.

 

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dragon_age_2_screen_14.jpgNeu in Dragon Age II sind die sogenannten 'Gefährten-Basen'. Diese sind in den Wohnungen der Begleiter oder in Hawkes Unterkunft auffindbar. Zum Vergleich: Im Vorgänger wurden die Gruppenmitglieder bequem via Kreismenü über die Option 'Gruppe wechseln' getauscht. Ab und an führen Gespräche in den Gefährten-Basen auch zu neuen Quests. Durch den Abschluss dieser Begleiterquests werden besondere Gefährtengespräche freigeschaltet, bei denen die Beziehung (u.a. Romanzen) zu den Charakteren vertieft wird oder Spezialisierungen freigeschaltet werden.

Eine weitere Änderung betrifft die Rüstungen, welche die Begleiter tragen. Diese können fortan nicht mehr wie in Dragon Age: Origins gewechselt werden. Aufbessern, durch das Finden oder den Kauf bestimmter Teile, ist nichtsdestotrotz möglich. Das Kombinieren verschiedener Rüstungssets bleibt also ausschließlich dem Hauptcharakter Hawke vorbehalten. Bei den Gegenständen (Rüstungsteile, Waffen, Accessoires) werden im Inventar nun ein bis fünf Sterne angezeigt. Diese liefern eine Einschätzung, wie nützlich der Gegenstand angesichts der Klasse und aktuellen Stufe des Charakters ist.


 

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Dinge, die nutzlos sind, dennoch einen geringen Wert besitzen, werden beim Einsammeln direkt in das Register 'Plunder' verschoben - ein tolles und zeitsparendes Feature. Direkt aus The Elder Scrolls IV: Oblivion wurde eine große  Holztruhe mit massig Stauraum entliehen, die ihr in der Wohnstätte unseres Helden vorfindet. Allerdings lassen sich in dieser nur Objekte verstauen, die sich lose im Inventar befinden. Neben der praktikablen Truhen-Funktion erhaltet ihr von dort aus zig neue (Sekundär-)Quests, stellt Runen für Rüstungen und Waffen her, mixt Heil- und Zaubertränke und erholt euch von den Kämpfen.

 

 

dragon_age_2_screen_06.jpgDreh- und Angelpunkt in Dragon Age II ist die Stadt Kirkwall. Von hier aus reist ihr in die unterschiedlichen Stadtteile oder Dungeons und folgt der Story des Spiels. Hier kommen wir auch gleich zum größten Manko in Biowares  aktuellem Titel: Weder die Umsetzung der Stadt (leblos, klein, detailarm) noch die Abstecher in die Verliese, Höhlen und Kerker (Dungeon-Recycling mit minimalen Abwandlungen, Aufbau und Optik) sind zeitgemäß. Zweifelsohne rüttelt die ständig wiederholende Umgebung gehörig am Spielspaß und am Erforscherdrang. Störend ist auch die Tatsache, dass Gespräche mit den Gruppenmitgliedern – mit Ausnahme der Quests – nicht mehr möglich sind. Dasselbe gilt übrigens auch für die NPCs, welche Kirkwall bevölkern. Die Feuerstelle (das Lager für die komplette Party) wurde komplett gestrichen. Der Händler Bodahn ist erneut mit vertreten. Diesmal liegt es sogar an euch, seinen Sohn vor der dunklen Brut zu retten. So viel sei an dieser Stelle verraten.

 

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dragon_age_2_screen_05.jpg Die Karte in Dragon Age II besteht aus drei Seiten: Kirkwall (Tag), Kirkwall (Nacht) und die Freien Marschen. Eine Weltkarte wie in Dragon Age: Origins gibt es nicht mehr. Praktisch: Symbole markieren verfügbare Quests, von denen einige ausschließlich bei Tag oder Nacht verfügbar sind. Vereinfacht wurden überdies die Gesprächsoptionen, die nun durch die kreisförmige Anordnung der Dialogoptionen an das Sciene-Fiction Rollenspiel Mass Effect erinnern. Drei verschiedene Persönlichkeitsmuster (diplomatisch, humorvoll, agressiv) bestimmen Hawkes Verhalten bei den Gesprächen. Erstmals in Dragon Age spricht der Hauptcharakter.

Im Vergleich mit dem Vorgänger laufen die Kämpfe in Dragon Age II sehr hektisch und schnell ab. Stellenweise wird man das Gefühl nicht los ein Hack & Slay à la Dynasty Warriors zu spielen; insbesondere auf einem einfachen Schwierigkeitsgrad. Um den Stand der Dinge auf dem Schlachtfeld zu erfassen, lässt sich das Spiel noch immer mit dem Kreismenü pausieren. Von hier aus greift ihr auf Zauber- und Heiltränke zu oder erteilt euren Gruppenmitgliedern Befehle. Apropos: Der Schwierigkeitsgrad kann noch immer und zu jeder Zeit individuell angepasst werden.


 

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An Taktik gewinnen die Kämpfe im späteren Spielverlauf durch die fünf Elemente Feuer, Kälte, Elektrizität, Geist und Natur. Die meisten Kontrahenten denen ihr im Laufe eures Abenteuers begegnet, besitzen bestimmte Resistenzen und Verwundbarkeiten die es auszuloten gilt. Steigt ihr eine Stufe nach oben, investiert ihr die Punkte in die Attribute (Stärke, Geschicklichkeit, Magie, Klugheit, Willenskraft, Konstitution) und Fähigkeiten eurer Helden. Letztere sind in Talentbäume unterteilt, allerdings mit deutlich weniger Entscheidungsmöglichkeiten als bei Orginis. Genau genommen drehen sich die erlernbaren Fähigkeiten einzig und allein um den Kampf.

dragon_age_2_screen_07.jpgFür Dragon Age II wurde die Eclipse-Engine aufgebohrt. Sprich: Charaktermodelle, Rüstungen, Effekte und die Animationen sind ansehnlicher als beim Erstling. Mit fiesen Rucklern, Matchtexturen und Clipping-Fehlern müsst ihr euch aber noch immer herumärgern. Der neue visuelle Stil passt mehr oder weniger, dennoch wirkt das Spiel sehr künstlich und steril. Zusätzlich wurde am Gewaltgrad enorm geschraubt: Der rote Saft fließt nun in Strömen. Fliegende Gliedmaßen und explodierende Körper sind keine Seltenheit. Das Spiel liegt trotz der hohen Gewaltdarstellung komplett ungeschnitten vor und ist inhaltsgleich zur US oder UK-Version. Selbiges gilt für die Sprache. Soll heißen: Dragon Age II ist multilingual. Das Spiel kann sowohl komplett in Deutsch als auch in Englisch gespielt werden (jeweils Audio und Text). Die deutsche Sprachausgabe ist als gelungen zu bezeichnen. Ein dickes Lob an die deutschen Synchronsprecher.
 

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Daniel meint:

Daniel

Mehr Action, weniger Rollenspiel - genau das trifft auf Dragon Age II zu. Besitzer des grandiosen Erstlings werden sich in vielerlei Hinsicht umstellen müssen - das Spiel wurde an etlichen Stellen vereinfacht und umgestaltet. Die geringe Entwicklungszeit von lediglich 18 Monaten ist nicht zu übersehen: Dungeons wiederholen sich, freie Gespräche mit Gruppenmitgliedern wurden gestrichen und die Stadt Kirkwall - der Hauptschauplatz - langweilt durch die sterile und detailarme Inszenierung. Das umfangreiche Freiheitsgefühl und der Erforscherdrang von Origins ist hier zu absolut keinem Zeitpunkt vorzufinden. Die interessanten Charaktere, guten Quests und die geschickt erzählte Story können das Spiel gerade noch vor dem Durchschnitt retten. Dragon Age: Origins ist und bleibt das in jeder Hinsicht bessere Spiel.

Daniel meint:

Daniel

Dragon Age 2 riecht an allen Ecken und Enden nach Geldmacherei. Zu auffällig sind die wenigen Locations, die fehlenden Features wie das individuelle Einkleiden meiner Teammember und die Linearität vieler Quests. Liebgewonnene Features wie tiefgreifende Gespräche mit Teamgefährten sind kläglichen Events gewichen, außer bei Charakterquests gibt es nur einen Standardsatz, den die Partner ablassen. Angetan hat es mir aber das neue, deutlich flottere Kampfsystem, welches nichts an taktischen Einstellungen eingebüßt hat. Noch immer kann ich meinen Partnern sagen, wann sie was zu tun haben. Schlussendlich bleibt Dragon Age II ein gutes RPG mit tollen Charakteren, wirkt aber ein wenig hastig auf den Markt geworfen. Ich hätte mir gewünscht, wenn EA Bioware die Zeit gegeben hätte, die sie brauchten, aber offenbar wird hier versucht die Cash Cow abzumelken.

Positiv

  • Interessante Charaktere, viele Quests
  • Erzählweise, Sprecher
  • Spieldauer & Wiederspielwert

Negativ

  • Dungeons, Recycling, Kämpfe
  • Lahmer Einstieg, holprige Zeitsprünge
  • Technik, Umsetzung, Interaktionen
Userwertung
6 2 Stimmen
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Forum
  • von Phill XVII:

    Die Szene wird aber erst aktiviert nachdem man Anders rekrutiert hat. (und danach kann man ja in die Tiefen Wege) Werde mich wahrscheinlich gleich dort runter begeben haben statt nochmal in der Kneipe vorbeizuschauen. Diesmal hab ich auch Bethany mitgenommen damit die verreckt. In der Kneipe hab...

  • von aldi404:

    Ich hab's sogar 2x durchgespielt, einmal mit dem Mage und dann nochmal als Krieger mit allen DLCs, weil es mir so gefallen hat. Aber wie kann man denn Isabela verpassen? Gibt's da nicht in der Kneipe eine Szene mit ihr ziemlich am Anfang? Das erinnert mich daran, wie ich bei ersten Teil Rendon...

  • von Phill XVII:

    Obwohl ich nach Teil 1 keinen Bock mehr auf die 2 hatte, hat es mich jetzt doch irgendwie wieder in seinem Bann gezogen. Das stärker auf Action ausgelegte Gameplay gefällt mir ja sogar recht gut aber der größte Kritikpunkt ist immernoch das es hingerotzt wirkt. Das fängt beim nicht möglichen...

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Dragon Age II Daten
Genre -
Spieleranzahl 1
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 10. März 2011
Vermarkter Electronic Arts
Wertung 8.1
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