Und ja, viele Stunden werdet ihr damit verbringen, die Inselregion Oblivia vor den ruchlosen Pokénapper zu befreien, die in einer Großaktion alle friedlebenden Pokémon mittels Fangstrahler einsacken und die spärlich gesäten Dörfer terrorisieren. Fangen wir aber von vorne an. Ihr als weiblicher oder männlicher Ranger bekommt von eurem Hauptquartier denn Auftrag, die Pokénapper unschädlich zu machen. Doch auf dem Weg zur Region Oblivia werdet ihr vom Himmel geholt und strandet auf der Insel Isla Dolcevi. Leicht benommen und mit einem etwas ramponierten FangKom gilt als Erstes, das benachbarte Atoll zu erreichen.
Mithilfe des Bootsbauers Bukka gelangt ihr auf die Isla Remboga, wo ihr auf die erste Zivilisation trefft. Die Einwohner des Dorfs Koknuben werden von eigenartigen UFOs heimgesucht, die sich nach kurzer Zeit als Fluggleiter der Pokénapper herausstellen. Hier endet auch der Prolog und das Spiel wirft euch vorsichtig in das Abenteuer rund um die Region Oblivia. Der Job des Rangers ist ganz klar: die Natur und seine Tiere zu beschützen und nebenbei die Probleme der Inselbewohner zu lösen. Hilfe bekommt ihr von den insgesamt 301 normalen Pokémon, die ihr treffen werdet. Über das Kampfsystem und wie man die kleinen Monster einsammelt, reden wir gleich. Neben der recht langen Hauptkampagne sind viele Nebenaufträge zu ergattern, die euch zum größten Teil die Dorfbewohner anbieten. Diese sind optional, bringen aber begehrte Ranger-Punkte, was wir alsbald auch noch behandeln. Abwechslung wird in den Nebenmissionen großgeschrieben. Mal gilt es einen mysteriösen Stein zu finden oder man rettet die Südküste von Isla Remboga vor einer drohenden Ölpest. Alles wird mit massig Witz und einigen versteckten Ökonachrichten versüßt.
Das Problem hierbei ist, dass für echte Freaks dieses Kampfsystem zu seicht ist und schnell in Langeweile ausartet. Insgesamt könnt ihr sieben kleine Monster mit euch führen, die eigene Klassifizierungen und Fähigkeiten besitzen. Öfters trefft ihr auf Hürden wie Zäune, Steinquader oder Feuerwände, die ihr mit den Hosentaschenmonstern beseitigt. Größere Hindernisse lassen sich mit gekoppelten Pokémon überwinden, was alles selbstverständlich im Spiel ausreichend erklärt wird. Benutzte Tierchen machen sich nach getaner Arbeit aus dem Staub und ihr könnt sie durch andere ersetzen.
Einen kleinen Rollenspielcharakter bekommen die Kämpfe auch. Seid ihr bei der Jagd erfolgreich, erntet ihr anhand der Fangbewertungen Erfahrungspunkte, die die Energieleiste eures FangKom vergrößert. Verdiente Ranger-Punkte benutzt ihr in der FangKom-Individualisierung, um zum Beispiel Schadensdämmung oder Ladetempo zu erhöhen. Somit rate ich jedem, alle Nebenmissionen zu bewältigen, weil ihr nicht leichter an so viele Punkte herankommt. Wenn was wirklich nach kurzer Spielzeit auf die Nerven geht, sind es die ewig langen Textpassagen zwischen euch und der Umwelt. Diese sind zwar mit einer Liebe zum Detail ausgearbeitet, ziehen sich jedoch hin wie Kaugummi. Junge Spieler möchten einfach hier nur schnell wegklicken und Pokémon sammeln. Natürlich seid ihr nicht verpflichtet, jede Unterhaltung genausten zu lesen, aber oft bekommt ihr hilfreiche Tipps oder Lösungen. Alle Missionen, sowie Haupt- als auch Nebenmissionen, lassen sich im FangKom nachlesen.
Grafisch ist Pokémon-Ranger: Spuren des Lichts ein typisches Nintendo-Spiel mit süßer Grafik, die bedauerlicherweise das Potenzial des Handhelds nur geringfügig nutzt. Eine vollwertige 3D-Engine wäre hier sicher was Nettes gewesen. Doch spiegelt die 2D-Engine den bekannten Hosentaschenmonster-Charme, den wir alle kennen und lieben. Soundtechnisch werden spritzige Kompositionen geboten, die dazu einladen, den DS an eine Stereoanlage zu koppeln. Leider ist eine Sprachausgabe nicht vorhanden.
Um jetzt keine Verwirrung herbeizuführen: Pokémon Ranger: Spuren des Lichts ist ein klassisches Adventure, das für eine jüngere Zielgruppe gemacht wurde. Somit ist die Ausführung gut, aber nicht perfekt. Die langen, langen Textpassagen stören zu oft und die Kämpfe (auch Bosskämpfe) sind zu leicht geworden. Eine feine Sache ist der Onlinemodus und die gratis DLCs. Seid ihr Eltern von einem Kind, was Pokémon liebt, würde ich dieses Spiel empfehlen. Der Humor mit einem Augenzwinkern ist großartig und die versteckten Botschaften wie „Behandele deine Umwelt gut und verschmutze sie nicht“ können positiv zur Erziehung genutzt werden.