Rock Band 3 im Test

Auf dem ersten Blick erwartetet den Spieler das typische rund-um-sorglos-Paket in Rock Band Form. Über 80 Songs aus verschiedenen Genres und Zeitepochen sorgen für neuen Stoff, was die Rock Band Songdatenbank auf mittlerweile über 2000 Lieder bringt. Zusammen mit den neuen sogenannten Pro-Instrumenten soll echtes Musizieren simuliert, sowie das Musikspiel-Genre drei ganze Schritte weitergebracht werden. Auf dem zweiten Blick erkennen erfahrene virtuelle Musiker viele kleine aber feine Verbesserungen, die das Hobby nun leichter und angenehmer gestalten. Doch fangen wir ganz von vorne an. Es soll ja tatsächlich Leute geben, die mit Rock Band oder Guitar Hero noch nichts anfangen können. Das Spielprinzip ist einfach wie genial: Mehrere Spieler verteilen sich auf diversen Plastikinstrumenten wie Gitarre, Schlagzeug und neuerdings auch Keyboard und spielen die auf dem Bildschirm angezeigte Noten in Form von bunten Rechtecken nach. Daraus entsteht nicht nur wohltuende Musik, sondern auch eine Menge Partyspaß, für den Rock Band mittlerweile bekannt sein dürfte. Die Spielmechanik ist schnell erklärt, so dass jeder sofort Online oder lokal einsteigen und Spaß haben kann, denn auch im mittlerweile fünften Ableger der Serie wirkt das Konzept keineswegs ausgelutscht.

Kenner des Vorgängers werden sofort bemerken, dass die komplette Menügestaltung überarbeitet wurde, so dass nun zu jedem Zeitpunkt vier Bandmitglieder per Start-Taste in ein jeweils kleines separates Menü am unteren Bildschirmrand springen können, um diverse Einstellungen, wie beispielsweise den eigenen Schwierigkeitsgrad, vorzunehmen. Schluss also mit dem ständigen Menü-Gewusel auf Partys. Die Spieler können zu jeder Zeit ein- und aussteigen und ihr Gameplay anpassen, ohne die anderen dabei zu stören. Des weiteren wurde die Verwaltung der Songliste überarbeitetet. Schließlich müssen die über 2000 Songs gut überschaubar sein. So gibt es neben den Standard-Sortierungen neue Filter, die es noch leichter machen schnell seine Lieblingslieder zu finden. Nur Songs aus Rock Band 3 und Green Day: Rock Band? Kein Problem. Nur Gitarren-orientierte Lieder aus Rock Band 2 und Lego Rock Band sortiert nach Genre? Nichts leichter als das. Endlich können auch eigene Setlisten erstellt, sowie Songs Bewertungen verpasst werden. In Sachen Komfort gibt es also nichts mehr zu meckern.

Einzelspieler werden sich fragen, wo die Karriere geblieben ist, denn diese wurde im Grunde abgeschafft. Jetzt gibt es die Tour-Herausforderungen, die sich deutlich angenehmer spielen lassen als noch die ewig-langen Setlisten aus der ehemaligen Karriere. Dabei unterscheidet sich eigentlich nur das Spielprinzip: Die vierköpfige Band, welche sich im übrigen komplett selbst gestalten und anpassen lässt, reist durch verschiedene Städte und ihre Clubs um möglichst viele Fans für sich zu gewinnen. Dabei steht dem Spieler bei jeder Location drei Setlisten mit je zwei bis drei Songs zur Verfügung. Nun hat man also mehr Auswahl, welche Songs auf der Tour gespielt werden sollen, was die zum Teil nervigen vordefinierten sechs bis acht Lieder Songlisten aus Rock Band 2 beseitigt. Bei der Tour geht es allerdings nicht um die höchste Punktzahl, sondern um die bekannten fünf Sterne und neuerdings auch die fünf Piks. Diese verdient man sich während dem Song als Herausforderung. Beispielsweise muss man möglichst viele Notenserien fehlerfrei spielen oder so oft Star-Power wie nur möglich verwenden. Durch Piks bekommt man schlussendlich noch mehr treue Fans, sowie neue Kleidung und Instrumente im Rock-Shop. Für das optische Wohlergehen eurer Band muss übrigens nicht mehr bezahlt werden. Alles wird nur noch freigeschaltet und kann fortan benutzt werden. Zusätzlich zu den Herausforderungen wird der Spieler mit zahlreichen Karriere-Zielen konfrontiert, welche sich allgemein oder nur Instrumenten-spezifisch nebenher erfüllen lassen. Als Belohnung winken nicht nur Trophäen bzw. Erfolge, sondern auch, wie soll es anders sein, noch mehr treue Fans.

Alles schön und gut, doch die wirklich große Neuerung in Rock Band 3 sind die neuen Pro-Instrumente, welche sich fast wie ein richtiges Instrument spielen lassen. Ganz neu eingeführt wurde hierbei das 24-tastige Keyboard, welches sich entweder typisch mit nur fünf oder im Pro-Mode mit allen 24 Tasten spielen lässt. Das robuste und gut verarbeitete Tasteninstrument kommt zwar natürlich nicht an ein echtes Keyboard heran, doch lässt es sich entweder auf einem separat erhältlichen Keyboard-Ständer oder mit Gitarrengurt sehr gut spielen. Das Notenfeld während des Spielens wirkt anfangs etwas überladen, doch mit dem integrierten Keyboard-Trainer können lernwillige Spieler die Grundlagen erlernen. Das neue Pro-Drumkit wurde mit drei Hartgummibecken erweitert, sowie mit einem Kickpedal aus Metall. Auch die vier Pads wurden im Bezug auf Lautstärke und Spielbarkeit verbessert. Das Schlagzeug kann wie gehabt mit vier Pads oder im Pro-Mode zusammen mit den drei Becken gespielt werden. Heraus kommt ein echtes Gefühl tatsächlich Drums zu spielen, auch wenn es nur ein sehr kleines Schlagzeug ist. Im Spiel äußern sich die neuen Becken durch runde, statt rechteckige Noten, was zugegeben etwas gewöhnungsbedürftig, doch schnell verinnerlicht ist. In Sachen Karaoke hat sich seit The Beatles: Rock Band nichts mehr getan. Immer noch können bis zu drei Sänger gemeinsam in Harmonien trällern. Macht Spaß, funktioniert, also wozu auch ändern?

Das Highlight der neuen Instrumente ist zweifellos die Fender Mustang Pro Gitarre. Das Plastik-Monstrum bietet mit 17 Bünden mit jeweils sechs Knöpfen satte 102 mögliche Fingerpositionen. Vorstellen kann man sich das wie eine richtige Gitarre, nur eben mit Knöpfen statt Saiten. Für den Anschlag werden dennoch Plastiksaiten verwendet, um echte Anschlagtechniken samt abgedämpfte Noten dank Muting-Sensor zu ermöglichen. Spielen lässt sich die Mustang Pro Gitarre wie ein echtes Saiteninstrument. Auf dem Bildschirm werden die Akkorde, Anschläge sowie die benötigten Bünde angezeigt, die es nach zu spielen gilt. Tatsächlich handelt es sich hierbei um die richtigen Akkorde, so wie man es auf einer richtigen Gitarre spielen würde. Das ist nicht nur sehr beeindruckend, sondern auch richtig schwer. Auch hier hilft wieder der integrierte Trainer, doch sollte man wirklich sehr viel Zeit und Übung einplanen, bis man als nicht-Gitarrist einen Song meistern kann. Obwohl es sich bei Rock Band 3 „nur“ um ein Spiel handelt, ist das Erlernen der Akkorde mindestens genauso schwer wie auf dem richtigen Saiteninstrument. Keine Sorge: Rock Band 3 lässt sich selbstverständlich weiterhin auch mit dem normalen fünf-Tasten Gitarrencontroller spielen. Wem die Fender Mustang Pro Gitarre noch nicht echt genug ist kann bis zum Frühjahr 2011 auf die Fender Squier Gitarre warten. Dabei handelt es sich um eine echte Gitarre, die sowohl im Spiel als auch an einem richtigen Gitarrenverstärker spielen lässt.

In Sachen Präsentation hat Rock Band 3 ordentlich draufgelegt. Der Grafikstil wirkt erwachsener und detailreicher ohne irgendwelchen Framerate-Einbrüchen. Zudem wird der Spieler kontinuierlich mit der Band konfrontiert. Im Tour-Menü sitzen sie entweder im Auto, im Tourbus oder im eigenen Jet, in den Einstellungen hängen sie im Proberaum ab. Nicht nur das verstärkt umso mehr das Band-Gefühl, sondern auch die vielen Zwischensequenzen. Langweilige Ladezeiten gibt es nicht mehr, stattdessen werden kurze aber sehr unterhaltsame Bandvideos gezeigt. Während bei den ersten Gigs die Band noch selbst die Bühne aufbaut und die Instrumente stimmt kümmern sich im Laufe der Reise ihre Roadies um die Drecksarbeit, während die Musiker sich Backstage auf den Auftritt vorbereiten und die tobende Menge vor der ausverkauften Halle steht. Zudem werden lustige Tourvideos gezeigt, sowie bei Partys randaliert und gefeiert. Die Aufmachung ist einfach super und passt perfekt in das virtuelle Rockstar-Leben. Das man in jeder einzelnen Zwischensequenz auch noch den oder die selbst erstellten Charaktere sieht setzt dem Ganzen noch die Krone auf. Perfekt!

Die Songliste setzt hauptsächlich auf meist intelligentes Band Zusammenspiel sowie natürlich auf das neue Keyboard. Allein schon Queen mit Bohemian Rhapsody oder die Doors mit Break on through sind den Kauf aller Instrumente wert. Rocker der alten Schule bekommen zu dem Deep Purple, Tom Petty, Huey Lewis, Lynyrd Skynyrd, sowie Chicago um die Ohren, während die jüngere Generation mit Them Crooked Vultues, Slipknot, Paramore, Rammstein, den Vines und den White Stripes bestens bedient sein dürften. Wie immer ist für jeden Rockliebhaber das richtige Lied dabei. Wer dennoch zu meckern hat kann die Songliste mit Rock Band 1 und 2, Green Day: Rock Band sowie Lego Rock Band erweitern oder sich an der reichhaltigen Online-Songdatenbank bedienen.

Folgende Songs sind in Rock Band 3 enthalten:

1960s

1970s

1980s

1990s

2000s

2010s