Das Verlorene Königreich wird von einer finsteren Dunkelheit verschlungen. Ein namenloser Dieb wird von Tieren zu einem besetzten Schloss geleitet, wo ein sagenhafter Dämon, der sogenannte Majin, gefangen gehalten wird. Nur der Majin ist in der Lage, die Dunkelheit zu vertreiben und das Königreich zu retten. Aber vorher muss er gerettet werden. Und so schleicht ihr euch anfangs an Schattenwesen vorbei, auf der Suche nach dem Majin. Das Schloss dient euch dabei als Tutorial, wo euch die grundlegende Steuerung beigebracht wird. Dabei ist euer Charakter, der erst später den Namen Tepeu bekommt, ein flinker und geritzter Dieb, dem es aber an Schlagkraft und Durchhaltevermögen fehlt. Sobald ihr aber den Majin befreit, steht euch dieser mit seiner ungeheuren Kraft zur Verfügung. Dafür ist der Oger ähnliche und äußerst gutmütige Dämon nicht der Hellste. So ergänzen sich die beiden Charaktere auf ganz unterschiedliche Art und Weise.
Mit dem Majin an eurer Seite liegt es nun ganz an euch, das Königreich zu befreien. Aber das ist noch nicht alles, denn der Majin hat eine ganz eigene Vergangenheit, in der ein mysteriöses Mädchen eine große Rolle spielt. Wer ist sie? Und was ist mit ihr geschehen, als der Majin gefangen genommen wurde? Fragen, die im Laufe des Abenteuers von euch geklärt werden sollten. Aber ganz so einfach ist das nicht, denn der Majin wurde seiner Kräfte beraubt. Außer seiner Kraft hat er Anfangs nicht viel, was er dem Bösen entgegenzusetzen hat. Um die ursprüngliche Macht des Majins wieder herzustellen, müsst ihr besondere Früchte finden. Denn in ihnen wohnt die Kraft der Dämos inne. Frisst er sie, wird er stärker, bekommt neue Eigenschaften wie den Umgang mit Feuer, Wind oder aber Elektrizität und ändert sogar sein Aussehen.


All diese Fähigkeiten sind auch bitter nötig, um in der Welt von Majin and the Forsaken Kingdom bestehen zu können. Ihr bereist eine farbenfrohe und magische Welt voller geheimnisvoller Orte, Schlösser und Mysterien. Die Entwickler haben es geschafft, eine wahrhaft märchenhafte Atmosphäre zu schaffen. Grund dafür ist neben dem famosen Leveldesign und den abwechslungsreichen Landschaften vor allem das unverwechselbare Duo. Der sanfte Majin und der wackere Dieb sind zwei Charaktere, die man sofort in's Herz schließt und alles dafür tut, dass sie heil aus der ganzen Nummer heraus kommen. Im weiteren Spielverlauf wird die Beziehung der beiden Helden noch intensiver, was sich auch auf das Gameplay auswirkt.
So könnte man meinen, dass bei einem solchen Action-Adventure das Spielgeschehen eher auf actiongeladene Kämpfe ausgerichtet ist, in denen sich beide Charaktere untersützen. Aber da liegt man falsch. Natürlich wird gekämpft, aber nicht in dem Umfang, wie man es erwarten würde. Viel mehr wird man bei Majin and the Forsaken Kingdom mit fordernden Rätseln konfrontiert, die nur durch handfeste Zusammenarbeit von Tepeu und dem Majin gelöst werden können. Und diese Rätsel sind die ganz große Stärke des Spiels.
Anfangs sind die Rätsel noch simpel. Hier verschiebt ihr eine Kiste, dort klettert ihr durch ein Loch und steigt auf einen Schalter, um einen Torriegel zu entfernen, aber schnell steigen die Knobelaufgaben in Umfang und Schwierigkeit und erstrecken sich oft auch über mehrere Ebenen, sodass euch schnell der Kopf raucht. Des Rätsels Lösung ist meist nur in Zusammenarbeit zu finden. Dabei steuert ihr in erster Linie Tepeu und gebt dem Majin auf Knopfdruck Befehle. So kann der Riese für euch Mauern einreisen, Tore anheben oder aber kämpfen. Anders als die druchdachten Rätsel sieht es im Kampf etwas chaotisch aus. Meist werdet ihr von mehreren Schattenkreaturen gleichzeitig angegriffen. Auf Knopfdruck schickt ihr den Majin in's Gefecht und sucht selbst das Weite, da Tepeu nicht viele Schläge vertragen kann. Liegt ein Gegner am Boden, könnt ihr mit dem B-Knopf einen vernichtenden Finisher ausüben.
Mit der Zeit lernt ihr neue Moves dazu und könnt euch auch gegen große Endgegner zur Wehr setzen. Diese sind ein weiteres Highlight des Spiels. Meist überdimensionalgroß, sind sie nur mit einer bestimmten Taktik zu besiegen und erfordern zudem den Einsatz der Fähigkeit, die ihr zuvor gefunden oder erlernt habt. Mich haben die Gegner oftmals an Zelda erinnert, was ja nur positiv ist. Und wenn ihr gerade nicht gegen Schattenkreaturen kämpft oder knifflige Rätsel löst, dann streift ihr in der großen Welt umher und such alle Ecken und Kanten nach Geheimnissen ab. So findet ihr Früchte für den Majin, blaue Kristalle, die Tepeus Erfahrungspunkte erhöhen und ihn Level steigen lassen oder aber auch Ausrüstungsgegenstände. Mit diesen könnt ihr euer Aussehen ändern und eure Fähigkeiten steigern, bzw. ändern. Das Sammeln der Gegenstände macht unglaublich Laune, weil man genau wieß, dass es sich optisch wie auch im Kampf auszahlt.


Neben blauen Kristallen, die ihr in Kisten findet oder nach einem Kampf einsammeln könnt, findet ihr auch rote Kristalle, die ebenfalls von toten Gegnern liegen gelassen werden. Sammelt ihr diese auf, steigert sich das Freundschaftsband zwischen Tepeu und dem Majin. Je stärker das Freundschaftsband, umso mehr Aktionen können die beiden Helden zusammen vollführen. Und habt ihr erst einmal die Kräfte des Majins freigesetzt, gewinnt das Spiel nochmals an Fahrt. Dann kann euer Freund den Feinden mit Feuer, Wind und anderen Elementen einheizen, was die Taktik im Kampf nochmals gehörig ändert.
Sammelt ihr alle Extras, besiegt ihr jeden Feind und lüftet alle Geheimnisse, werden gute 15 Stunden ins Land vergehen, was für ein Action-Adventure schon ordentlich ist. Da ist Enslaved deutlich schneller vorbei. Das Positive an Majin and the Forsaken Kingdom ist jedoch, dass ihr in jeder Sekunde des Spiels unterhalten werdet. Dafür sorgen die Charaktere, die farbenfrohe Welt und vor allem die super gemachten Rätsel.
Aber wie das nunmal so ist, hat auch Majin and the Forsaken Kingdom seine Schattenseiten. Das größte Manko ist hier die grafische Gestaltung, auf die ich aber später eingehen werde. Bleiben wir erst einmal beim Spielgeschehen. Eine Kinderkrankheit bei fast jedem Action-Adventure ist die Kamera. Und auch hier ist diese nicht immer optimal und kann stellenweise für Frust sorgen; besonders im Kampf. Da kann es passieren, dass ihr eure Helden aus den Augen verliert und nur noch seht, wie die Lebensleiste der beiden schwindet. Überhaupt sind die Kämpfe für meinen Geschmack ein wenig zu hecktisch geworden. Oft kommen soviel Feinde auf euch zu, dass ihr euren Majin losschickt, aber auch selbst zuschlagen müsst, da euch die Schattenkreaturen viel zu schnell einholen. Etwas mehr Ausgewogenheit, wie etwa bei den Rätseln, würde hier Wunder wirken.
Zwei Charaktere, zwei Spieler, könnte manch einer denken. Daher sei hier gesagt, dass Majin and the Forsaken Kingdom ein Solo-Abenteuer ist. Die Entwickler haben bewusst auf einen Koop-Modus verzichtet, was aber nicht schlimm ist. So kommen Spiele wie Enslaved oder Ico auch ohne Koop-Möglichkeit aus, was nur der Beziehung zwischen den Charakteren und dem Spieler zugute kommt. Ich für meinen Geschmack konnte mit Tepeu und dem Majin sogar mehr verbinden, also noch mit Monkey und Trip aus Enslaved, was ja auch von Bandai Namco vertrieben wird.


Mit das größte Manko neben der stellenweise nervigen Kamera ist wohl die optische Gestaltung des Spiels. Und dabei rede ich noch nicht einmal vom Leveldesign, was vorzüglich ist. Die Entwickler hinken technisch anderen Ablegern des Genres hinterher, was vor allem an den matschigen Texturen liegt. Wirklich unschön, was hier oftmals geboten wird. Dabei gibt es auch Stellen, wo das Spiel fantasisch aussieht, aber leider sind diese Stellen in der Minderheit. Hier wäre noch ganz viel Potenzial nach oben. Was auch negativ ins Auge fällt, sind die flackernden Schatten der Charaktere. Diese hätten auch noch etwas Feinschliff vertragen können, wobei Tepeu und der Majin als Hauptcharaktere noch überzeugen können. Also nicht falsch verstehen: Majin and the Forsaken Kingdom ist kein schlecht aussehendes Spiel, ganz und gar nicht. Aber es wäre mehr möglich gewesen.
Das Gleiche lässt sie so über die Sounduntermalung sagen. Die deutsche Sprachausgabe ist ein zweischneidiges Schwert. Tepeu klingt ganz gut, wohingegen der Majin mit seiner trotteligen Aussprache entweder geliebt oder gehasst werden wird. Nicht so berauschend sind dagegen die Stimmen der Tiere und der restlichen Charaktere. Auch hier wäre mehr Feinschliff nötig gewesen! Dafür ist der Soundtrack wirklich passend und unterstreich die märchenhafte Atmosphäre mit abwechslungsreichen Melodien.
Majin and the Forsaken Kingdom erinnert mich an alte Tage, wo Spiele noch zum träumen einluden. Wo Shooter noch Mangelware waren und Sex and Gore nicht über Verkaufszahlen entschieden. Bandai Namcos neuester Streich ist ein schönes Märchen, auf das sich jeder einlassen sollte. Geschichte, Charaktere und Gameplay sind vom Feinsten und sorgen für viele spannende Winterabende. Hätten die Entwickler noch an der Präsentation gefeilt und kleine Kinderkrankheiten wie die Kamera komplett behoben, wäre die Wertung deutlich höher ausgefallen. Alle, die mit den Mankos leben können und Lust auf ein schönes Action-Adventure haben, sollten zugreifen!