Nachdem ihr euch für eine der jungen Damen entschieden habt, die übrigens alle mit ihrem Gothik-Look als Emily the Strange Double durchgehen würden, beginnt auch schon das Spiel. Ihr findet euch auf einer Straße wieder, die schnurstracks geradeaus in den finsteren Wald führt, und werdet noch einmal ermahnt, diesen Weg auf keinen Fall zu verlassen. Noch kurz eine Einführung in die Steuerung hinter sich gebracht (wirklich denkbar einfach) und das war es aber auch schon an Vorgeplänkel.
Dann mal nichts wie los, denn Großmutter wartet. Als gehorsamer Gamer habe ich mich natürlich an die Anweisung gehalten, den Weg nicht zu verlassen und stand somit nach 4 Minuten entspannten Waldspaziergang vor dem Häuschen der alten Dame. Wohlgemerkt, ohne jeglichen Feindkontakt oder sonstiges, dass auch nur entfernt einen Schockeffekt verursacht hätte.
Der eigentliche Schwerpunkt des Spieles liegt vielmehr genau abseits des sicheren Weges. In dem zunehmend düster werdenden Wald sind diverse Gegenstände versteckt, die zunächst recht wahllos wirken. Auch sind die Reaktionen der Mädchen anders, wenn sie z. B. eine verrottete Badewanne oder ein Grammophon finden. Die Interaktion mit den richtigen Gegenständen schaltet dann einen weiteren Raum in Großmutters Haus frei, den ihr auf dem Weg zum „erfolgreichen“ Game Over begehen werdet. Ja, tatsächlich wird hier der Tod mitunter nicht so negativ gesehen und dient vielmehr metaphorisch als z. B. Ende der kindlichen Naivität. An Symbolkraft mangelt es den Inhalten in The Path jedenfalls nicht.
Irgendwo im Wald lauert auch der obligatorische Wolf. Nur ist dieses wieder eher metaphorisch im Sinne einer Gefahr für das Mädel zu verstehen, welches ihr gerade steuert. Die Erscheinungsform des Wolfes variiert auch stark von Figur zu Figur. Einmal ist es eine Pianistin, dann ein glatzköpfiger Holzfäller oder ein Werwolf. Wenn ihr dem Wolf begegnet seit und danach das Haus der Großmutter betretet, werdet ihr wie erwähnt mit dem brutalen Tod eurer Hauptfigur belohnt. Aha. Also auf jeden Fall mal ein ziemlich unorthodoxes Spielziel, muss man sagen. Aber leider auch ein ziemlich kurzes Spiel. Das „kurz“ aus der Spielebeschreibung wurde also nicht umsonst von den Entwicklern gewählt, die ausdrücklich empfehlen täglich nicht länger als ein halbes Stündchen zu spielen.
Weniger gut scheint jedoch der Horrorpart des Spieles gelöst worden zu sein. Die Schockeffekte, die man in einem Horrorspiel eigentlich erwarten dürfte, sucht man meiner Meinung nach ziemlich vergeblich. Aber vielleicht gruselt sich ein Großteil der urbanen Bevölkerung mittlerweile, wenn sie am hellen Tag durch einen Wald spazieren muss ... man weiß es nicht. Ich persönlich habe eher erwartet, dass gleich eine Hasenfamilie mit kuscheligem Nachwuchs über die Lichtung hoppelt, als dass irgendetwas Böses im Schatten lauert. Kollege Sebastian schwört hingegen eher auf den subtilen Psychohorror, der sich zu einem großen Teil auch aus der Phantasie des Spielers ergibt. Platte Horrorschnetzeleien á la Carte sucht man hier jedenfalls vergeblich.
Was die Grafik angeht wurde für einen Indie-Titel wirklich gute Arbeit geleistet. Der Wald wirkt herrlich verwunschen und es gibt sogar so kleine Details wie herunterfallende Blätter und Löwenzahnsamen, die durch die Luft fliegen. Die Mädchen selbst sind gut animiert und haben ein leicht surrealistisches Aussehen, welches sich durch das gesamte Spiel zieht und somit in sich sehr stimmig wirkt. Lediglich die Kollisionsabfrage geht manchmal etwas daneben. Auffällig wird dieser Fakt besonders dann, wenn man mit der Dame seiner Wahl mal wieder schnurstracks durch kleinere Bäume und Gesträuch marschiert.
Wer in den Genuss des Spieles kommen möchte sollte übrigens einen Mac mit mindestens MacOS X 10.5.6, 2 Ghz Intel Core 2 Duo CPU, 1 GB RAM sowie einer brauchbaren Grafikkarte (vorzugsweise 256 MB RAM) sein Eigen nennen. Mit einem Mac Mini oder MacBook ist das Spiel aufgrund der schwachen Grafikleistung nämlich leider nur eingeschränkt spielbar.
The Path im Test


Betrachtet man den Videospielmarkt, stellt man fest, dass wohl 95% des Umsatzes von den etablierten großen Spieleschmieden erzielt werden. Sucht man jedoch nach wirklich neuem, ausgefallenem Spieldesign oder innovativen Ideen, wird man gerade dort so gut wie überhaupt nicht fündig. Zu groß ist das Risiko eines Flops, als dass sich die großen Studios an neue Ideen heranwagen würden. Diese Vorsicht ist ökonomisch verständlich, aber nicht gerade sehr heldenhaft. Die wahren Helden der Videospielindustrie sind andere. Die Rede ist von all den Indie-Entwicklern, die jede Menge, Fleiß, Geld und Herzblut in neuartige Konzepte stecken und so den großen der Branche manchmal ein Schnippchen schlagen. Heute steht mit THE PATH ein, ich zitiere wörtlich: „ Kurzes Horror Spiel“ von Tale of Tales auf dem Programm, einem jener kleinen Indie-Labels. Mal schaun, ob die Kleinen den Großen vielleicht mal wieder zeigen können, wie die Zukunft des Gaming aussieht.
Sebastian meint:
Sebastian meint:

The Path ist, wie ich denke ein sehr subjektiv zu beurteilendes Spiel, das an der Grenze zur Kunst kratzt. Wer nicht auf Feinde, Ruhm, Spannung aus ist, sondern es liebt, in einem Spiel einfach um des Spielens willen abzutauchen und sich treiben zu lassen, wird mit The Path glücklich. Wahrscheinlich entwickelt sich für diesen Spielertypus auch eine gewisse Horroratmosphäre.
Positiv
- Schöner Wald..
- Stimmiger Look
- Tiefsinnige / künstlerische Story
Negativ
- Keine Herausforderung (will aber auch keine sein)
- Kollisionsabfrage fehlerhaft
- Story schwer zugänglich
-
von Riemann80:
Der/die/das kann sich ja mit Samyn zusammen tun. Persson soll ihnen dann Geld geben, damit sie ihm schreiben, warum er ihnen sehr viel Geld geben muß und obendrein ein $&$%%$ ist. Synergieeffekte ohne Ende. ...
-
von 108 Sterne:
LOL. Transgender ist auch so eine neue Mode, die sollen ja jetzt auch immer repräsentiert sein.^^ Das Wort hört man immer öfter, auch bei den Leuten die über mangelnde Vielfalt in Comics und Actionfilmen meckern. Transgender ist der neue Trend. Aber der/die/das ist schon gut drauf, ohne Grund...
-
von Jekhar:
Das hab ich gar nicht mitbekommen, aber auch keine schlechte Aktion. Wen's noch interssiert: Klick mich...
Verstörend, verwirrend, faszinierend - das fällt mir zu The Path ein. Ein Titel, der tatsächlich durch völlige Andersartigkeit gegenüber herkömmlichen Spielen punktet. Die ersten Minuten und Stunden sitzt man zunächst völlig ratlos da. Erst nach und nach (und nach Lektüre der Entwickler Webseite) entwickelt sich ein immer stärkeres Gefühl für die Geschichte. Definitiv ein Titel, der die Spielerschaft entzweien wird, den man sich angesichts des geringen Preises (10 US-Dollar, ca. 7 Euro) tatsächlich ohne Reue ansehen kann.
Keine Wertung! Angesichts des völlig anderen Gameplays fällt The Path eindeutig aus herkömmlichen Wertungsmodellen. Daher auch keine übliche Wertung.