Front Mission Evolved im Test

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Die Mech-Freunde unter den Konsoleros sind in letzter Zeit bekanntermaßen nicht gerade mit reichlich Futter versorgt worden. Diese Durststrecke ist dank Front Mission Evolved nun zum Glück vorbei. Vielleicht haben wir es ja sogar mit einem neuen Mechwarrior zu tun... Mal schaun:)

Die Geschichte von Front Mission Evolved ist schnell erzählt und leicht abstrus. Im Jahre 2171 haben sich demnach verschiedene, neue Staatenbündnisse gebildet, die um die Vorherrschaft im Weltraum streiten. Um dort hin zu gelangen, bemüht man allerdings keine Raketen mehr, sondern baut lieber Weltraumaufzüge, die Personen und Fracht bequem in den Erdorbit transportieren. Weil jedes Bündnis aus unerfindlichen Gründen höchstens genug Geld für eine Handvoll Aufzug zusammenbekommt, sind diese dann auch die bevorzugten Angriffsziele für alle Bösewichter.

So kommt es nicht gerade überraschend, dass der Weltraumaufzug der USC, Heimat unserers Spielecharakters Dylan Ramsey, von unbekannten Feinden zerstört wird. Blöderweise belassen es die Typen nicht dabei, sondern jagen zusätzlich auch noch das Gebäude, in dem sich unser Vater befindet in die Luft. Ein mächtig großer Fehler, soviel ist klar. 

Wie es in einem Spiel dann so läuft, sind wir rein zufällig auch noch Testpilot für die riesigen Kampfläufer eines Rüstungsunternehmen und gerade in der Nähe des Geschehens.. Was liegt also näher, als schnell mal in unseren Wanzer zu springen und den Aggressoren zu zeigen, dass sie dem falschen Mann das Frühstück verdorben haben.

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Wer sich jetzt fragt, wie zur Hölle man auf die Idee kommen kann, die Kampfläufer seines Spieles „Wanzer“ zu nennen, der ist nicht alleine. Nach etlichen Runden des Hirnzermarterns ist die einzige Erklärung, die für mich plausibel erscheint, dass es sich bei diesem Namen um eine Kombination aus dem englischen Walker und dem deutschen Panzer handelt. Das der Name im Deutschen alles andere als ehrfurcht-gebietend wirkt, sondern eher an kleine nervige Insekten  erinnert, dürfte unseren Freunden im Design-Team dabei etwas entgangen sein. Naja, was solls...

Nachdem ich also das Intro hinter mich gebracht habe, werde ich in einem gut gemachten Tutorial zu einem echten Wanzer-Piloten ausgebildet ( klingt gut,was? „Wanzer-Pilot“..geradezu heroisch;) Die Steuerung ist dabei recht simpel und eingängig gehalten. Ein Wanzer kann an beiden Armen und auf den Schultern jeweils ein Waffe tragen. Die Waffen werden mit den beiden Schultertastern und den Bumpern ausgelöst. Die Zuordnung, linke Schulter-Taste gleich Linker Arm, linker Bumper gleich linke Schulter und das ganze analog für rechts ist dabei äußerst logisch und geht intuitiv von der Hand.

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Außerdem können unsere Kolosse springen und einen so genannten Skate-Modus aktivieren. Besagter Skate-Modus ist dann auch gleich wieder etwas kurios. Stellt euch einen ungefähr 15 Meter hohen Mech vor, der sich in eine Art Ski-Abfahrtshaltung begibt und mit einem Affenzahn durch die Landschaft düst. (Sieht aus, wie ein Mech auf Skiern, nur eben ohne Skier) Egal wie praktisch es ist, mal etwas schneller Unterwegs zu sein, an diesen seltsamen Anblick konnte ich mich das ganze Spiel nicht gewöhnen. Einen Nutzen hat das System aber auf jeden Fall, zumal man mit der erhöhten Geschwindigkeit zielsuchenden Raketen ausweichen kann, die immer in ganzen Horden auf euch abgeschossen werden.

Als letztes I-Tüpfelchen steht euch dann noch der geheimnisvolle  E.D.G.E Modus zur Verfügung. Hierbei handelt es sich aber um nichts anderes, als um die altbekannte Bullet-Time, welche je nach Auflade-Status auch noch den Schaden erhöht. Also auch keine wirkliche Weltneuheit.

Sobald man sich einmal mit der Steuerung vertraut gemacht hat, wird man auch schon in die Kampagne entlassen. Hier läuft ebenfalls alles ohne große Überraschungen ab. Meistens marschiert man Levelschläuche entlang und macht alles platt, was sich in den Weg stellt. Trotz dieser Monotonie kommt jedoch selten Langweile auf, dazu machen die Schusswechsel, vielleicht auch gerade wegen der fehlenden Komplexität, einfach zu viel Laune. Alles kracht und explodiert und man hält fröhlich weiter drauf. Nur ab und zu stören zum Teil wirklich fordernde Bosskämpfe das heitere Um-sich-Geballer.  Achso... Eines hätte ich fast noch vergessen. Stellenweise ist man bei Front Mission Evolved übrigens auch zu Fuß unterwegs. Die entsprechenden Passagen spielen sich allerdings ziemlich belanglos und kommen lange nicht an den Spaßfaktor der Mech-Abschnitte heran. Als Auflockerung sind sie aber durchaus zu gebrauchen.

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Wenn man sich dann endlich durch alle Gegner hindurchgeballert und die Mission siegreich abgeschlossen hat, ist es Zeit, sich dem fröhlichen Herumschrauben am eigenen Wanzer widmen. Unser guter Kampfläufer kann dabei mit einer wahren Flut an verschiedenen Panzerungen, Waffen und netten kleinen Upgrades ausgerüstet werden, so dass wir geradezu die Qual der Wahl haben. Allerdings müssen die neuen Teile auch bezahlt werden. Mit anderen Worten: Wir brauchen Geld.

Besagtes Geld liegt in den Leveln verstreut und oft auch versteckt in der Landschaft herum. Es lohnt sich also, die Augen beim Herumgeballere etwas schweifen zu lassen. Auch das Zerstören von Feinden bringt Geld in die Kasse,  schade ist jedoch, dass es nicht möglich ist, feindliche Wanzer gezielt auszuschalten und so ihre Waffen oder sogar den ganzen Wanzer selbst wiederzuverwenden. Mechwarrior 4 war hier, was das Ressourcenmanagement anbelangt, trotz des stattlichen Alters um Lichtjahre besser.

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Ein weiteres Problem beim Wanzergebastel, ist die recht unübersichtliche Menüstruktur. Alles ist nur äußerst fitzelig zu bedienen und oft verheddert man sich in Menüs, in die man gar nicht wollte, weil die Steuerung zu sensibel reagiert. Hier hätte etwas mehr Sorgfalt beim Design gut getan.

Was die Individualisierung der Optik anbelangt muss man Square Enix jedoch ein Kompliment machen. Von der Farbe über diverse Aufkleber, bis hin zum Tarnmuster kann jeder seinen Wanzer ganz nach Gutdünken verschönern. Mit einem selbstbepinselten Mech macht das ganze dann gleich nochmal so viel Spaß. Witzigerweise ist es sogar möglich, seinen Wanzer jederzeit auch in der laufenden Mission völlig umzubauen. Wie das logisch zu erklären ist, darüber schweigt sich das Spiel jedoch leider aus.
 

Trotz dieser ganzen Individualisierungsmöglichkeiten haben die Wanzer an sich leider einen großen Nachteil, gerade auch im Vergleich mit der eben erwähnten Mechwarrior-Serie. Waren alle Mechmodelle, die einem z.B bei Mechwarrior 4 begegneten absolut charakteristisch und verhielten sich auch unterschiedlich, so sind die Wanzer, die sich einem in den Weg stellen, bis auf ganz wenige Ausnahmen völlig austauschbar. Man unterscheidet gerade noch zwischen Nah und Fernkämpfer, an der sonstigen Vorgehensweise ändert sich jedoch rein gar nichts, selbst wenn mir ein schwerer Sturmwanzer gegenüber steht. Wer bei Mechwarrior 4 zum ersten mal einem Atlas Sturm-Mech ins grinsende Totenkopfgesicht gestarrt hat, der wird wissen, dass sich das verdammt anders angefühlt hat.

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Von Angst oder Beunruhigung kann bei Front Mission Evolved keine Rede sein. Man haut die Dinger einfach weg und fertig. Zugegeben, Mechwarrior konnte auf eine gewachsene Hintergrundgeschichte mit jeder Menge Fein-Tuning zurückgreifen, eine wirkliche Ausrede für Square Enix, darf das meiner Meinung nach jedoch nicht sein.

Generell ist es dann auch auffällig, dass die Spieltiefe von Front Mission Evolved eher untief ist. Hitzemanagement oder Radarsteuerung? Gibts nicht! Elektronischer Kriegsführung bzw. Flügelmännern? Vergessts! Was den Simulationsanspruch anbelangt, ist Front Mission Evolved ganz klar ein ziemliches Leichtgewicht. Freunde von lockeren Actionspielen, werden daran nichts auszusetzen haben, Simulationsfreaks werden allerdings wohl nicht gerade glücklich.

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Weiteres Negatives gibt es leider auch im Bereich der Präsentation zu berichten. So ist die Grafik, gerade  in den ersten Abschnitten, äußerst karg und weit entfernt von den aktuellen Standarts. Im späteren Spielverlauf bessern sich zwar vor allen Dingen die Umgebungsgrafiken, vom Hocker reißen wird Front Mission Evolved jedoch ganz sicher niemand. Dazu wirken die Figuren zu hölzern, die Landschaften zu unauffällig und die Wanzer bis auf zwei Ausnahmen viel zu unbeeindruckend. Der Sound dagegen ist ziemlich in Ordnung, wenn man von der Tatsache absieht, dass nur eine englische Tonspur mit deutschen Untertiteln vorhanden ist.

Als Bonus bietet Front Mission Evolved übrigens noch einen recht spaßigen Online-Modus. So könnt ihr euch mit bis zu 8 Spielern gegenseitig oder im Team die Köpfe einhauen. Sogar eine Clan-Bildung und ein Levelsystem sind integriert.

Harry meint:

Harry

Tja Leute, eines kann man mit Sicherheit sagen. Front Mission Evolved ist alles, nur kein neues Mechwarrior. Zu beliebig sind die Wanzer austauschbar, zu dämlich ist die Geschichte und zu durchschnittlich ist die Präsentation, vom Tiefgang ganz zu schweigen.

Trotzdem macht das Ganze Spaß, was vor allen Dingen dem unkomplizierten Geballere geschuldet ist. Wer etwas Belangloses für zwischendurch sucht, kann also zugreifen, alle anderen sollten ihr Geld lieber anders investieren.

Positiv

  • Endlich mal wieder ein Mech-Spiel
  • Unkomplizierter Spaß

Negativ

  • Austauschbare Mechs
  • Kaum Tiefgang
  • Bestenfalls durchschnittliche Präsentation
Userwertung
5.75 2 Stimmen
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Front Mission Evolved Daten
Genre Action
Spieleranzahl 1-8
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit Oktober 2010
Vermarkter Square Enix
Wertung 6.2
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