Nachdem eine männliche oder weibliche Spielfigur gewählt wurde und ein paar Anweisungen erfolgt sind, entpuppt sich Jambo! Safari als verkapptes Rennspiel mit einigen Elementen anderer Genres. Die ungewöhnliche aber erstaunlich gelungene Steuerung fällt nach wenigen Sekunden auf. Gas, Bremse und Lenkung werden komplett mit dem Nunchuk-Controller geregelt und das klappt tatsächlich so gut, dass selbst kleine Kinder die Steppe unsicher machen können. Lediglich der störrische Rückwärtsgang, der aus unerfindlichen Gründen erst nach einer kleinen Ewigkeit eingelegt werden kann, ist zeitweise nervig.
Die Jagd hört sich spannend an und ist es auch. Allerdings nur für etwa zehn Minuten… Anschließend kann ein motorisch begabter Wii-Besitzer so ziemlich alles problemlos fangen, was über den Bildschirm rennt. Egal, ob es sich um einen kraftvollen Elefanten oder eine flinke Antilope handelt. Warum heißt es eigentlich Antilope? Gibt es auch Lopen? Mist, ununterdrückbarer Flachwitz… Sorry… Jambo! Safari leidet unter ähnlichen Problemen wie SEGA Bass Fishing und in der afrikanischen Steppe machen sie sich noch viel unangenehmer bemerkbar als in der legendären Angel-Simulation. Eigentlich ist das Gameplay interessant aber die Hauptaufgabe viel zu einfach. Nur selten reißt das Seil, weil zu stark gezogen wurde oder ein Lenkmanöver missglückt ist. Da hilft es wenig, dass sich einige Tiere wehren und den Land Rover mit einem beherzten Stoß umwerfen. Seltsamerweise neigen vor allem Löwen zu dieser Taktik, denen man so viel Kraft kaum zugetraut hätte. Doch schnell ist die Verfolgung wieder aufgenommen.
Jambo! Safari ist keine direkte Umsetzung des Automaten. Obwohl das Einfangen von Tieren unter Zeitdruck im Mittelpunkt des Geschehens steht, besitzt das Wii-Game deutlich mehr Spieltiefe als das actionbetonte Original. Im Laufe der Zeit lassen sich neue Gebiete des riesigen Nationalparks freischalten und überall warten Mini-Missionen. Neben der ausführlich beschriebenen Jagd müssen beispielsweise bestimmte Gegenstände gesammelt, Rennen absolviert oder Fotos geschossen werden. Bis zu drei gerettete Kreaturen können in der Pflegestation zwischengelagert werden und stehen anschließend für weitere Spielchen bereit. Wer schon immer ein Nashorn massieren oder einem ausgewachsenen Löwen die Zähne putzen wollte, kommt voll auf seine Kosten. Auch diese simplen Mini-Games sind ausschließlich für Kinder konzipiert. Sehr häufig geht es lediglich darum, den Cursor auf bestimmte Bereiche des Bildschirms zu richten, einen Knopf zu drücken und anschließend ein paar einfache Bewegungen mit der Wiimote auszuführen. Frustrierend, wenn man nach dem ersten Versuch die Bestnote für das Herausziehen von Dornen aus Tierpfoten bekommt. Ist das körperliche Wohlbefinden wieder hergestellt, dürfen die Schützlinge in die freie Wildbahn entlassen werden. Löblich ist, dass ein wenig Bildung über die afrikanische Fauna in Form von Infobroschüren vermittelt wird.
Eine Reihe von Multiplayer-Modi, die ausschließlich offline gespielt werden, stehen ebenfalls zur Verfügung. Den meisten Spaß bringt es, kooperativ auf die Jagd zu gehen. Wobei eine Person den Land Rover steuert, während ein Mitstreiter ausschließlich für Lasso und Netz zuständig ist. Von den Mini-Games für bis zu vier Spieler ist die eine Hälfte sinnfrei und skurril während sich die andere zumindest das Prädikat “ganz nett“ verdient. Im Straußenrennen muss die Fernbedienung rhythmisch geschüttelt werden, doch viel zu oft werden leichte Bewegungen als Sprünge interpretiert. Virtuelle Steine auf einem virtuellen See springen zu lassen ist genau so spannend wie es sich anhört, nämlich gar nicht. Stimmung kommt im Erdmännchen-Labyrinth auf. Hier hat SEGA konsequent von sich selbst geklaut und eine abgespeckte Version der ChuChu Rocket Multiplayer-Variante versteckt. Nicht ewig witzig, aber geeignet, um eine halbe Stunde totzuschlagen. Eine moderne Konsole zum Absturz zu bringen ist eine hohe Kunst, die nur wenige Programmierer beherrschen. Beim ersten Versuch Jamball, das letzte Mini-Game zu starten, zeigte sich, dass die SEGA-Jungs und -Mädels damit keine Probleme haben. Da tat sich nichts mehr und erst durch einen beherzten Griff zum Stromkabel ließ sich das System abschalten. Beim nächsten Mal klappte es dann und es stellte sich heraus, dass es durchaus lustig ist, monströse Fußbälle mit Geländewagen durch Tore zu schubsen.
Die Kulisse schreit förmlich nach einer beeindruckenden akustischen Untermalung. Tiergebrüll, afrikanische Trommeln und exotische Melodien müssen her, um die richtige Stimmung zu erzeugen. Leider kratzt Jambo! Safari in diesem Bereich nur an der Oberfläche. Die Musik passt sich nicht der jeweiligen Spielsituation an und so ertönt ständig der erstaunlich heitere Titelsong, selbst wenn gerade ein wütender Elefant am Seil hängt. Wenn in afrikanischen Kaufhäusern Fahrstuhlmusik gespielt wird, würde dieses Stück perfekt passen. Viel zu selten geben die Tiere Laute von sich und wenn es passiert, klingen sie sehr zurückhaltend. Ähnliches gilt für die sonstigen Soundeffekte und die furchtbar emotionslose Sprachausgabe, die gelegentlich zu hören ist. Wirklich schade, hier wurden viele tolle Gelegenheiten verspielt, das Game doch noch aufzuwerten.
Technisch und spielerisch ist Jambo! Safari belanglos. Trotzdem gebührt den Machern für die liebevolle Überarbeitung eines in die Jahre gekommenen Arcade-Spiels Respekt. Das Game ist deutlich umfangreicher und bietet mehr Abwechslung als das Original. Jüngere Kinder werden viele vergnügliche Stunden auf dem schwarzen Kontinent verbringen, bevor alle Tiere gerettet, fotografiert, verarztet und ausreichend gestreichelt wurden. Da wir bei neXGam aber auch die älteren Zocker bedenken, kann Jambo! Safari in der Endwertung nur wenige Punkte einfahren. Wer die sechste Klasse hinter sich gelassen hat und nicht zum ersten Mal eine Wiimote in die Hand nimmt, kann mit dem Spiel absolut nichts anfangen. Keine echten Herausforderungen, keine nette Story und nicht einmal ein paar lustige Szenen oder Dialoge halten den erfahrenen SEGA-Veteranen vor der Konsole.