Fable II im Test

Xbox 360

Vier Jahre sind vergangen, seitdem wir uns zum ersten Mal in Albion um die Bestimmung unserer Zukunft kümmerten. Und in dieser Zeit passierte viel. Eine neue Konsolengeneration erschien. Und Peter Molyneux nahm sich vor, nicht mehr so extrem von seinen kommenden Games zu schwärmen, um die Enttäuschung zu vermindern, wie es bei manchen nach dem Release von Fable der Fall war. Mit Fable II will die Entwickler-Truppe eure Gefühle ansprechen.

Fable_II_11Vorab der Hinweis, dass man Fable II durchaus genießen kann, ohne den Vorgänger erlebt zu haben. Zwar gibt es bei einigen Quests diverse Anspielungen auf Personen und Geschehnisse der Premiere und man besucht auch bekannte Orte. Nennenswerte Nachteile entstehen dabei aber nicht. 500 Jahre vergingen seit unserem ersten Ausflug ins Reich Albion. Abermals dreht es sich bei der Handlung um eine Geschichte voller Rache oder Gerechtigkeit, je nachdem welche Sicht ihr auf die Dinge habt. Als Held/in startet ihr ins bunte Abenteuer, an dessen Beginn wie beim Vorgänger eure Jugendjahre auf einen warten. Dieser Spielabschnitt dient erneut als Tutorial. Schon bald wird es jedoch ernst. Denn Lord Lucien, der im beeindruckenden Schloss in Bowerstone residiert und seit dem tragischen Tod seiner Frau und Tochter zutiefst betrübt ist, will euch in seinen Hallen empfangen. Was sich für unseren jungen Heroen und seine Schwester zunächst wunderschön anhört, wandelt sich zu dem Zeitpunkt in einen  Alptraum ...

Wie bereits erwähnt ist das Grundprinzip der Rache erneut das große Thema der Hintergrundgeschichte von Fable II. Und damit verbunden wiederholt der elementare Faktor, dass ihr selber für eure Taten verantwortlich seid. Die Entschlüsse in allen möglichen Spielsituationen beeinflussen, wie sich euer Held entwickelt und - viel wichtiger - wie die Umwelt auf einen reagiert. Schon nach knapp drei Stunden Spielzeit wurde ich vor mehr schwierige Entscheidungen gestellt, als noch im Vorgänger. Die Entwickler schafften es wunderbar, mich in Bedrängnis zu versetzen. Und wenn ich nochmals eine solche Szene durchlebte und im Nachhinein durchatmete, realisierte ich erst, was hier für ein Kunstwerk geschaffen wurde.

Fable_II_16Eines der großen neuen Features von Fable II besteht in einem Hund, der den Helden begleitet. Durch die Bindung zwischen Tier und Mensch will Molyneux den Beziehungswert im Spiel verstärken und dies ist ihm auch gelungen. In den Jugendjahren nehmt ihr den Vierbeiner in eure Obhut und er wird für lange Zeit nicht von eurer Seite weichen. In der Praxis entwickeln sich dadurch mehrere Vorteile, denn der Begleiter ist Experte im Aufspüren von Schätzen. Darüber hinaus beginnt er zu knurren, wenn er die Präsenz von Feinden in der Nähe verspürt, wodurch ihr vorgewarnt werdet und euch auf einen Kampf einstellen könnt. Ebenso lassen sich dem Hund Ausdrucksformen beibringen, die außerdem den Pluspunkt innehaben, dass sich euer Wegbegleiter auflevelt.

Die Quests in Fable II senden euch durch ganz Albion. Auch wenn es sich auf dem Papier um das gleiche Spielareal wie im Vorgänger handelt, so wurde die Welt deutlich weitläufiger und freier gestaltet. Oft besteht das Ziel darin, eine bestimmte Gruppe von Kreaturen auszuschalten. In delikateren Aufgaben werdet ihr vor moralische Entscheidungen gestellt. Als Beispiel eine Nebenaufgabe aus einer frühen Phase des Spiels: Ein Geist erteilt euch den Auftrag, seine (noch lebende) Ex aufzusuchen, die ihm zu Lebzeiten das Herz brach. Ihr habt dafür zu sorgen, dass sie sich in den Helden verliebt. Nachdem sie der Hochzeit zustimmt, soll ein Brief von dem Toten übergeben werden, in dem die ganze Inszenierung aufgeklärt wird. Haltet ihr euch an die Anweisungen des Verstorbenen? Oder werdet ihr, da sich besagte Herzensbrecherin in euren Protagonisten verguckt hat, selber mit ihr durchbrennen und dem Auftraggeber den Mittelfinger zeigen?

Fable_II_39Die Quests sind unterschiedlich und variieren in gesundem Maß. Durch die verschiedenen Möglichkeiten des Verlaufs lohnt es sich nach dem erstmaligen Durchspielen durchaus, Fable II noch einmal von vorne zu starten. Nach rund 14 Stunden beendete ich die Mainquest. Allerdings beschäftigte ich mich davor auch einige Zeit mit Nebenmissionen. Im Endeffekt beläuft sich die Hauptaufgabe nicht unbedingt auf längere Dauer, als beim Vorgänger. Doch es gibt deutlich mehr alternative Beschäftigungsmöglichkeiten als im ersten Teil. Wenn alle Aufgaben erledigt sind und sämtliche Häuser gekauft wurden, bleiben immer noch 50 Gargoyles zu finden, 9 Dämonentüren zu öffnen und 100 Silberschlüssel aufzuspüren.

Dazu gehören auch die Jobs, die in Albion angeboten werden, um für das nötige Kleingeld zu sorgen. Zum einen gibt es simple Reaktionstests, die als Schmiedehandwerk, Holz hacken oder Bier ausschenken getarnt sind. Je länger eure Combo aus erfolgreichen Aktionen besteht, desto mehr Geld verdient ihr aufgrund ansteigender Multiplikatoren. Andere Berufe verlangen, dass man Sklaven befreit oder Attentate ausführt. Achtet hier darauf, dass sich diese Dinge natürlich auch auf die “Gut / Böse-Achse“ auswirken. Die sicherste Methode, um für eine gefüllte Brieftasche zu sorgen, liegt allerdings in Immobilien. Wortwörtlich jeder Stand, Geschäft und Haus in Fable II kann von euch gekauft werden. Je früher ihr damit anfangt, umso besser, denn sobald ihr eine Liegenschaft erwerbt, erhaltet ihr in Echtzeit alle fünf Minuten die Miete. Und so baut man zügig ein kleines Vermögen auf, mit dem es sich in Albion deutlich einfacher leben lässt.

Fable_II_9Wie erwartet laufen auch 500 Jahre nach eurem ersten Abenteuer noch jede Menge Schurken und Kreaturen herum, die erledigt werden müssen. Hier kommt das Kampfsystem von Fable II ins Spiel. Die Basis bilden die X-, Y- und B-Buttons des Xbox 360 Pads, verbunden jeweils mit einer speziellen Angriffsart (Nahkampf, Fernkampf, Magie). Wer alle drei nutzt, kommt voll auf seine Kosten und hält die Kämpfe interessant. Besiegte Gegner hinterlassen Orbs in vier Kategorien: Stärke, Willenskraft, Können und Allgemein. Aus der Kombination der Hauptkategorien plus der gemeingültigen Orbs lassen sich bestimmte Fähigkeiten eures Helden aufleveln. Von mehr Lebensenergie über präzisere Fernangriffe bis hin zu Verbesserungen der Zaubersprüche ist alles mit dabei. Durch das Verbessern werden auch neue aktive Möglichkeiten freigeschaltet. So lässt sich nach dem Aufsteigen der Können-Fertigkeit, mit den Fernwaffen in eine Art First Person-Perspektive schalten und zoomen.

Ein Problem des Spiels besteht leider darin, dass ihr keinerlei wirkliche Angst vor dem Tod haben müsst. Sobald die Lebensleiste den Nullpunkt erreicht, dürft ihr zwar ansehen, wie der Held in die Knie geht, doch fünf Minuten später lebt er wieder und ihr kämpft weiter. Die einzige Auswirkung, die der Tod hat, ist eine Narbe pro Ableben im Gesicht des Heroen. Jene bestraft den Protagonisten dadurch, dass eure Attraktivität in Bezug auf den Rest der Bewohner Albions darunter leidet – ein Manko, welches sich unter anderem durch schickere Klamotten lösen lässt.

Fable_II_7Neu bei Fable II ist das Thema Multiplayer. Der Titel lässt sich kooperativ zu zweit spielen. Der Online Coop wird für normale Käufer als kostenloser Download via Xbox Live nachgereicht, sobald dieser Bestandteil fertiggestellt wurde. Offline steigt der zweite Spieler einfach über den Start Button seines Controllers ein und kann an der Seite des eigentlichen Helden die wunderbare Welt von Albion miterleben. Das geschieht allerdings nicht im Splitscreen: Beide Figuren sieht man immer auf dem gleichen Bildausschnitt, so dass großartige Einzelerkundungen nicht möglich sind. Die Option, andere Zocker via Xbox Live in dem Spiel zu erkennen, war in unsere Testfassung schon integriert. In den Einstellungen wählt man, ob alle Personen weltweit oder nur Freunde angezeigt werden sollen. Jene seht ihr als kleine grüne Kugeln auf eurem Bildschirm, wenn sie sich in ihrem Singleplayer-Modus am gleichen Ort Albions befinden, wie ihr in deren Abenteuer. Mit diesen könnt ihr interagieren und so beispielsweise Items verschenken.

Um das Display möglichst frei zu halten, haben die Jungs von Lionhead keine Mini-Map ins HUD eingebaut, sondern nutzten eine Alternative: Wenn ihr im Menü eine Quest als “aktiv” markiert, zeigt euch ein gelb schimmernder Strahl auf dem Boden den kürzesten Weg zum nächsten Ziel dieser Mission an. Soweit so gut, doch werdet ihr trotzdem eine Karte wollen, damit ihr die Struktur des Areals versteht. Zwar findet ihr im Menü nach dem Drücken der Start Taste eine kleine Landkarte, auf der alle möglichen Dinge eingezeichnet sind. Nur fiel diese extrem kleinformatig aus und lässt sich auch nicht heranzoomen, wodurch Navigation über sie äußerst schwer umsetzbar ist. Und das gilt generell für die gesamte Befehlsübersicht, welche für meinen Geschmack zu oft aufzurufen ist.

Fable_II_28In technischer Hinsicht merkt man Fable II an, dass die Entwickler mit extrem viel Charme und Liebe zum Detail an ihre Arbeit herangegangen sind. Albion ist eine wunderschöne, märchenhafte Welt, die durch ihre Vielfältigkeit beeindruckt. Wunderbare Licht- und Schatteneffekte, unterstützt von einem nahtlosen Tag-/Nachtwechsel, lassen mich ins schwärmen geraten. Und über kleinere Mängel wie minimale Clippingfehler wohlwollend hinwegsehen. Beim Sound kommt ein ebenso hinreißender Soundtrack zum Einsatz. Auch die deutsche Sprachausgabe braucht sich nicht verstecken. Lediglich die Tatsache, dass sich die Sprüche der Bürger Albions im Laufe eurer Heldenkarriere häufig wiederholen, nervt nach längerer Spielzeit.




Gregory meint:

Gregory

Molyneux hält sämtliche Versprechen – das bedarf an dieser Stelle expliziter Erwähnung. Fable II begeistert sowohl bei Design, der Technik als auch dem Gameplay. Die Welt von Albion steckt voller Charme und Humor und zog mich in ihren Bann. Das Verlangen jede Ecke zu erforschen und alle Geheimnisse zu enthüllen, ist unfassbar. Es fällt nicht schwer, viele Stunden in den Titel hineinzustecken, ohne sich mit der Mainquest zu beschäftigen. Das ändern auch die kleineren Mankos kein Stück. Peter Molyneux und Lionhead erschufen mit Fable II ein Meisterwerk, welches sich kein Xbox 360 Besitzer, der auch nur im Geringsten etwas mit dem Genre anfangen kann, entgehen lassen sollte.

Positiv

  • Grosse Spielwelt
  • Viel Charme und Liebe zum Detail
  • Malerisch & märchenhafte Präsentation

Negativ

  • Mainquest kurz
  • Menüs umständlich
  • Schwache Übersichtskarte
Userwertung
8.56667 3 Stimmen
Wertung abgeben:
senden
Forum
  • von Lukain:

    Habe das Spiel vor einigen Jahren in der GotY Edition zu Weihnachten geschenkt bekommen und innerhalb weniger Tage alle Gebäude erstanden, alle Gargoyles zerstört, alle Silberschlüssel gefunden und alle Dämonentüren geöffnet. Selten habe ich ein Spiel so exzessiv und gerne gespielt wie Fable...

  • von Mistercinema:

    Kann das nur Bestätigen. Noch heute für mich eins der besten Xbox 360 Spiele. Mein erstes Fable und was hat mich das "glückliche" Stunden gekostet. Teil 3 fand ich dann schon nicht mehr ganz so gelungen bzw. zu wenig Fortschritt zu Teil 2. M.C....

  • von Civilisation:

    Gregory hat sich damals erneut nach Albion begeben, um Fable II zu testen. Fable II Vier Jahre sind vergangen, seitdem wir uns zum ersten Mal in Albion um die Bestimmung unserer Zukunft kümmerten. Und in dieser Zeit passierte viel. Eine neue Konsolengeneration erschien. Und Peter...

Insgesamt 1007 Beiträge, diskutiere mit
Follow us
Fable II Daten
Genre Rollenspiel
Spieleranzahl 1 - 2
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 2008-10-24
Vermarkter Microsoft Game Stud
Wertung 9
Anzeigen
neXGam YouTube Channel
Anzeigen