Wir erinnern uns: Auf der Nintendo Space World 2000 wird der Gamecube vorgestellt. Es folgen Trailer zu allen wichtigen Nintendo Franchises in Bombastgrafik. Das Publikum kreischt laut auf. Ein kleiner Teaser überzeugt am meisten. Man sieht einen Kampf zwischen Link und Ganondorf, und zwar in schönster Rendergrafik und in einem düsteren und erwachsenen Stil. Dabei erinnert das Charakterdesign ungemein an Ocarina Of Time und lässt die Herzen der Fans höher schlagen. Nur ein Jahr später folgt der richtige Trailer zum neuen Zelda und verschlägt den Zuschauern auf der ganzen Welt den Atem. Zu sehen ist ein kleiner, dünner und vor allem bunter Link mit überproportional großem Kopf und Knuddelaugen. Nintendo entschied sich für die Überarbeitung der Engine, da es nach eigener Aussage besser zum Setting des Titels passen würde. Man sieht Link in einer bunten Welt herumlaufen und gegen Gegner antreten, die allesamt sehr Cartoon-mäßig gestaltet und animiert sind. Alles erinnert an einen Zeichentrickfilm direkt aus der Feder der berühmten Disney Zeichner. Das liegt in erster Linie an der verwendeten Cel-Shading Grafik, die einen kunterbunten, weichen Stil erzeugt, aber spärlich daherkommt, wenn es um Texturen und hohe Auflösung geht.
Fans und Kritiker sind schockiert. Was hat sich Nintendo da bloß gedacht? Böse Zungen prophezeien sogar das Ende der inzwischen weltberühmten Videospielreihe. Nur die wenigsten lassen sich nicht entmutigen und freuen sich auf Links Comicauftritt. The Legend Of Zelda: The Wind Waker nennt sich das neue Abenteuer und erscheint am 13. Dezember 2002 im Land der aufgehenden Sonne. US-Termin ist der 24. März des Folgejahres. Wir kommen erst am 3. Mai 2003 in den Genuss des neuen Zeldas. Sofort zum Release werden alle Kritiker eines Besseren belehrt. The Wind Waker schlägt ein wie eine Bombe und sahnt eine Topwertung nach der anderen ab. Bei uns erhielt es 8.9 Punkte. Der Gamecube Titel wandert über 4,3 Million Mal über die Ladentheke und beweist eindrucksvoll, dass man auch neue Wege mit einem alten Franchise gehen kann.
Ähnlich wie Majora’s Mask, ist auch The Wind Waker ein Nachfolger des hochgelobten Ocarina Of Time. Dabei spielt der Gamecube Titel aber hundert Jahre nach den Ereignissen des N64-Klassikers und erzählt die Geschichte, nachdem Zelda Link in die Vergangenheit geschickt hatte. Ohne den Helden der Zeit war Hyrule machtlos, als Ganondorf aus seinem Verlies entkam und das Land unsicher machte. Da Link aber in Termina gefangen war, mussten die Göttinnen Din, Nayru und Farore eingreifen und den Prinzen der Dunkelheit stoppen. Die Göttinnen schicken alle Bewohner des Landes auf die höchsten Berggipfel und ließen eine mächtige Sintflut über das Land kommen. So wurde Hyrule unter riesigen Wassermassen bedeckt und verschwand unter einem blauen Schleier. Die Berggipfel wurden zu Inseln im neu erschaffenen Ozean und die dortigen Bewohner gründeten neue Städte und setzten ihr neues Leben fort. All das erfährt man im Vorspann des Spiels, bevor es endlich losgeht.
Hundert Jahre nach besagter Überflutung des Landes lebt ein kleiner Junge mit seiner Oma und seiner Schwester auf der kleinen Insel Präludien. Zu seinem Geburtstag bekommt er ein grünes Gewand mit einer Mütze. Die Kleider stellen einen uralten Brauch dar und werden jedem Kind gegeben, wenn ein bestimmtes Alter erreicht wird. An seinem Geburtstag sieht Link, wie ein Mädchen von einem riesigen Vogel verschleppt wird. Über dem Wald der Insel lässt das Federvieh das Mädchen fallen und Link macht sich auf die Suche nach ihr. Bei ihrer Rettung stellt sich raus, dass es sich bei dem Mädchen um Tetra handelt, eine Piratin, die mit ihrer Mannschaft den Ozean unsicher macht. Nachdem die beiden sich bekannt gemacht haben, greift der Vogel wieder an und schnappt sich diesmal Links Schwester Aril, bevor er sich in den weiten Himmel davon macht. Link zögert nicht lange und eilt seiner Schwester nach. Die Piraten stellen ihm dafür ihr Schiff zur Verfügung und verfolgen den Vogel bis zur verwunschenen Bastion. Dort angekommen muss Link seine Schleichfähigkeiten beweisen und in Solid Snake Manier an den Wachen vorbeischleichen. Am Ziel tritt er dem Riesengeier gegenüber und findet heraus, dass der Vogel und die Bastion von Ganondorf befehligt werden. Dieser schleudert den Helden auf die offene See und verhindert die Rettung von Aril und den anderen Mädchen, die dort gefangen gehalten werden. Der rote Leuenkönig, ein sprechendes Boot, rettet Link vor dem Ertrinken und dient ihm fortan als Fortbewegungsmittel.
Um Ganondorf aufzuhalten, die Bastion zu zerstören und die gefangenen Mädchen herauszuholen, muss Link erst einmal drei heilige Kugeln, die so genannten Deamonts finden. Mit den leuchtenden Steinchen lässt sich der Zugang zum überfluteten Hyrule öffnen. Im Schloss ruht nämlich das legendäre Masterschwert, die ultimative Waffe gegen das Böse. Um dem Schwert seine ursprüngliche Kraft wiederzugeben, muss Link noch mehrere Triforce Fragmente finden, die allesamt auf dem Meeresgrund verborgen liegen. Eine lange und aufregende Reise beginnt. Im Laufe des Spiels stellt sich raus, dass Link die Inkarnation des Helden der Zeit ist, wobei Tetra Nachfahrin der früheren Prinzessin des untergegangen Landes darstellt. Bei dem sprechenden Boot handelt es sich um den König von Hyrule, der erstmals seit A Link To The Past in einem Zelda Spiel zu sehen ist.
Bei Ocarina Of Time waren es Epona und die Ocarina der Zeit, bei Wind Waker sind es der rote Leuenkönig und der Taktstock des Windes, welche die Kernelemente des Action-Adventures darstellen. Spieler sehen sich in Links Cel-Shading Abenteuer einer großen Spielwelt gegenüber. Die hylianische Steppe ist einem riesigen Ozean gewichen, welcher die vielen Inseln miteinander verbindet und zuerst einmal überquert werden muss. Dafür haben die Entwickler das sprechende Boot zur Seite gestellt. Wie jeder Seemann weiß, benötigt man Wind, um an Fahrt zu gewinnen. So darf man in Wind Waker eben diesen Wind manipulieren und für seine Zwecke nutzen. Dabei spielt man einfach eine erlernte Melodie mit dem Taktstock des Windes, welcher an die Ocarina der Zeit erinnert. Alle anderen Gameplay Elemente wurden unverändert aus den Vorgängern übernommen und nur leicht verändert. So findet Link zum Beispiel einen Greifhaken und kann fortan schwingend Abgründe überwinden oder diesen zum Heben von Schatztruhen verwenden, die auf dem Meeresgrund schlummern. Ansonsten bleibt alles beim Alten. Es müssen Dungeons gemeistert und Endgegner besiegt werden. Auch Karten, Kompass und Masterschlüssel finden ihren Weg in Links neues Abenteuer.
Die verwendete Cel-Shading Grafik sorgt anfangs für viel Aufregung, da die Erinnerung an das gerenderte Video von der Nintendo Space World 2000 noch tief sitzt. Doch sobald man nur wenige Meter mit Link auf Präludien herum rennt, wird einem klar, wie sensationell die Präsentation ausgearbeitet wurde. Die verwendete Grafikengine zaubert flüssige Animationen auf den Bildschirm, so dass alle Charaktere lebendig agieren und nur so vor Charme sprühen. Außerdem trifft der Spieler auf den emotionalsten Link der Zelda-Geschichte. Obwohl das Spiel wie gewohnt ohne Sprachausgabe daherkommt, lassen sich alle Gefühle des Helden an dessen Gesicht ablesen. Man könnte meinen, man spielt einen Disney Film.
Trotz aller Vorhersagen und Untergangsdrohungen wird The Legend Of Zelda: The Wind Waker mit Topwertungen überschüttet. Neben der bisher größten Spielwelt wird auch die Präsentation des Spiels gelobt. Aber es hagelt auch Kritik. Dabei stellt der Schwierigkeitsgrad die scheinbar größte Schwäche des Titels dar. Zu einfach soll das Spiel sein, zu leicht für erfahrene Zelda Veteranen. Und obwohl die Optik gelungen ist und perfekt zur Atmosphäre passt, sind nicht alle Fans begeistert. Der Titel wird sogar als „Celda“ verspottet, in Anspielung auf die Cel-Shading Grafik. Alle einig sind sich jedoch bei der Konnektivität zwischen Gameboy und Gameboy Advance. So kann man den Handheld per Link-Kabel an den großen Bruder anschließen und als Karte benutzen. Diese wird nämlich auf dem Bildschirm des Gameboys dargestellt und zeigt euch hilfreiche Hinweise auf seltene Schätze.
Neben der normalen Fassung kommt von The Wind Waker auch eine Limited Edition heraus. Glückliche Vorbesteller des Titels bekommen mit der Limited Edition das neue Abenteuer des jungen Helden, sowie eine Bonus Disc, die der Limited Edition beiliegt. Auf der Bonus Disc finden sich gleich zwei grandiose Abenteuer von Link, nämlich The Legend Of Zelda: Ocarina Of Time und das zu N64-Zeiten geplante Ura-Zelda, welches für das gefloppte 64DD erscheinen sollte. Die Auflösung der beiden Bonus Spiele ist höher als noch auf der 64-Bit Konsole und der nervige Nebel stört die Sicht auf’s Spielgeschehen nicht mehr im bekannten Umfang. Andere technische Änderungen gibt es nicht, was den Spielspaß aber nicht im Geringsten mindert.