
16Bit-Power für den Game Boy
Auch der Release des Super Nintendo Entertainment System im Jahr 1991/2 tat der Popularität des kleinen grauen Kastens keinen Abbruch. Nintendo-exklusive Entwickler portierten ihre Hits wie Castlevania, Mega Man oder Final Fantasy auch auf den Game Boy. Doch auch Neuentwicklungen wie das fliegende Jump’n Run Ballon Kid, Capcoms Action-Adventure Gargoyles Quest sowie das Schiebe-Puzzlespiel Kwirk sollten sich als Verkaufsknaller herausstellen. Dabei tauchten schon 1992 erste Gerüchte über einen neuen Game Boy auf, der über ein Farbdisplay verfügen und so technisch zur Konkurrenz aufschließen sollte. Doch es dauerte noch Jahre, bis schließlich Farbe in die Game Boy Spielewelt gelangte.
Vorher gelang Nintendo ein extrem cleverer Schachzug mit der Hardwareerweiterung Super Game Boy. Das ins SNES zu steckende Add-On ermöglichte es Handheldbesitzern ihre Game Boy Titel auf dem Fernseher zu spielen. Dank Nutzung der Grafikpalette des SNES konnten s/w Game Boy Spiele plötzlich in groß und Farbe (4-16 Farben gleichzeitig) am Fernseher gespielt werden. Allerdings konnte der Bildausschnitt aus technischen Gründen nicht vollkommen auf den Fernseher übernommen werden, wodurch bei jedem Spiel ein Rahmen um das Bild blieb. Doch auch hier zeigte sich Nintendo erfinderisch. Mittels eines integrierten Malprogramms konnten SNES-Besitzer ihren eigenen Rahmen „malen“ oder aus einer Reihe an vorgefertigten Rahmen nach Lust und Laune ihre Favoriten wählen.

Die Spielwelt wird noch kleiner
Im Jahr 1996 sollte endlich eine verbesserte Version des Game Boy ihren Weg in den Regale finden. Da sowohl die Verkaufszahlen, als auch die Spieleneuerscheinungen immer geringer wurden, handelten die Verantwortlichen bei Nintendo und brachten den Game Boy Pocket heraus. Der Game Boy Poket war vom technischen Können mit der Classic-Serie identisch, jedoch um einiges kleiner, kompakter und verfügte über einen kontrastreicheren Bildschirm. Während die grundlegende Technik im Gehäuse unverändert blieb, arbeitete die Pocket-Version mit nur noch 2 AAA-Batterien, die auf dieselbe Laufzeit kamen wie die Classic Serie. Später folgten wie beim Classic Game Boy noch diverse verschiedene Farbvarianten, welche den stagnierenden Verkäufen einen neuen Schub geben sollten. Für den Game Boy Pocket gab es neben üblichen Farbversionen unter anderem auch Silber, Gold oder Halbtransparant. In Japan kam mit dem Game Boy Light später sogar der lang herbei gesehnte Ableger des Handhelds mit einer Hintergrundbeleuchtung. Hierdurch wurde die Schärfe des Displays nochmals erheblich verbessert - leider blieb dies schmucke Kästchen Japan exklusiv.

Ungeachtet neuer Farbversionen und der Pocket Variante kam der Game Boy gegen Mitte der Neunziger Jahre dennoch immer mehr aus dem Fokus der Öffentlichkeit. Der Verkauf schwächelte, die Softwarehersteller fürchteten aufgrund des riesigen Angebots ihre neuen Perlen nicht mehr loszuwerden und Kritik an der veralteten Technik des Game Boy wurde laut. Überhaupt ruhe sich Nintendo viel zu sehr auf seinen Lorbeeren aus, hieß es vielerorts.
Am 27. Februar 1996 wendete sich das Blatt für Nintendo. An besagtem Tag wurde in Japan das erste Pokemon Spiel veröffentlicht. Und das relativ unbeobachtet, denn in Europa und den USA konzentrierte man sich voll auf die neuen 32-Bit Konsolen. Umso verblüffender waren plötzliche Meldungen über wundersame Verkaufszahlen eines schwarz-weißen Game Boy Spiels in Japan. Nicht einmal Nintendo glaubte an einen derartigen Verkaufserfolg und lieferte nur eine geringe Stückzahl an die Läden aus, was die hohe Nachfrage nur ansatzweise befriedigte. Das ungemein motivierende Rollenspiel von Game Freak Inc. sollte die Lebensdauer des Handhelds bis zum Game Boy Advance sicherstellen. Die Popularität der Pokemon-Serie brachte neben der Blauen und Roten Edition mit der Zeit noch weitere Updates hervor, die inhaltlich nur kleine Veränderungen mit sich brachten - aber sich wieder phänomenal verkauften. Als dann endlich 1998 der Game Boy Color den Markt erreichte, waren auch hier die Pokemon Spiele natürlich nicht mehr wegzudenken.

Es wird bunt
Das letzte Update des Ur-Game Boys wurde am 23. Oktober 1998 auf den Markt gebracht. Der Game Boy Color war inhaltlich mit seinen Vorgängern (wieder mal..) identisch, verfügte zum ersten Mal aber über ein Farbdisplay, dass 56 Farben gleichzeitig darstellen konnte. Die Ära des s/w Game Boy ging damit endgültig zu Ende. Insgesamt waren weltweit über 650 Spiele für die graue Keksdose veröffentlicht worden. Doch nun brach ein neues Zeitalter an: Und plötzlich waren sie auch wieder da, die Konkurrenten. Auch wenn sie diesmal Neo Geo Pocket, Wonderswan und Game.Com hießen. Doch keiner der Mitkonkurrenten konnte auch nur ansatzweise an der Position des GBC rütteln. Woran nicht zuletzt Pokémon schuld sein dürfte - was bei Fans der Konkurrenz zu einer rigorosen Abneigung gegenüber den Pocket Monsters führte.

Zur Freude alter Game Boy Nutzer war die Color-Variante komplett abwärts kompatibel. Die alten Steckmodule, die sonst nur vier Graustufen anzeigten, wurden jetzt in wählbaren 4-Farbgrafiken auf dem kleinen Bildschirm angezeigt. Erwähnenswert ist auch die Tatsache, dass im Jahr 2000 erstmals ein Nintendo Handheld und eine Nintendo Heimkonsole miteinander verbunden wurden. Beim N64-Modul "Pokémon Stadium" konnte der Spieler mittels Transfer Pak Daten von seinem Game Boy Modul (Pokemon Edition Rot, Blau und Gelb) laden und dann mit eben diesen Monstern in der virtuellen Arena gegen andere Pokémon Trainer antreten. Ein Feature, dass den kommenden Weg von Nintendos "Connectivity" Philosophie weisen sollte.