Tomb Raider: Underworld im Test

Nachdem Tomb Raider: Legend als auch Tomb Raider: Anniversary im Grunde aufpolierte Versionen der Ursprungshardware waren, bekommen wir mit Tomb Raider: Underworld den ersten „wirklichen“ NextGen Kandidaten präsentiert. Erneut zeichnet sich Crystal Dynamics für die Entwicklung verantwortlich, die der Serie nach den immer schlechter werdenden Ergebnissen seitens „Core Design“ neues Leben eingehaucht hatten. Symbolisch erblicken wir nun auch ein völlig neu gestaltetes Menü, welches ab sofort wie der Rest des Spiels um einiges frischer wirkt. Begeben wir uns nun aber wie üblich direkt zur Story.

Wie eingangs beschrieben, schreiten wir im aktuellen Spiel den Weg Tomb Raider : Legend weiter. Für alle, die den Vorgänger verpasst haben sollten, befindet sich dankenswerterweise ein „Was bisher geschah“ Video mit auf dem Silberling. Gleich zu Beginn des Spiels erleben wir die Zerstörung von Lara´s altbekanntem „Croft Manor“, wobei Ihr hier die Flucht aus dem brennenden Inferno meistern müsst. Aber wie konnte das passieren? Dies erlebt Ihr in der folgenden Rückblende. Lara drehte seit ihrem letzen Abenteuer weiter ihre Runden um die Welt und hat einen neuen Hinweis auf „Avalon“, dem Ort an dem ihre Mutter sein soll erhalten. Dieser Tipp führt sie ins Mittelmehr, besser gesagt unter dessen Wasseroberfläche inklusive einer unterirdischen Grotte. Dort stößt sie auf Beweise für die Existenz des Nordischen Gottes „Thor“ sowie dessen dazugehörigen Unterwelt. Mit der Macht des Hammers soll man sogar andere Gottheiten besiegen können. Wehe, wenn diese also in die falschen Hände geraten würde. Aber unsere akrobatische Schönheit lässt sich natürlich nicht lumpen und begibt sich nach den ersten Erlebnissen unter Wasser zum Abschluss dieser Lokation auch noch an Bord eines Schiffes. Neben ihrer alten Widersacherin „Amanda“ gibt es dort auch ein unerwartetes Wiedersehen mit Jacqueline Natla, welche sich im Vorgänger als niemand geringe als die ehemalige Königin von Atlantis entpuppte.

Eure Reise um den Erdball setzt sich nun weiter fort, wobei das nächste Ziel das wunderschöne Thailand ist. Spätestens hier dürfte bei vielen die Kinnlade fallen, denn was man uns grafisch hier präsentiert, kann man nur mit viel Lob und Beifall quittieren. Ich hatte mich hier bereits in der spielbaren Demo fast 15 Minuten auf dem Boot und in dessen Umgebung aufgehalten, nur um all die tollen Effekte, die Atmosphäre sowie die neuen Moves von Lara in mich aufzusaugen. Lecker mit Sahnehäubchen ist wohl die treffendste Formulierung! Nachdem man die ersten Klippen erklommen hat, darf nochmals kurz vom nächsten Urlaub geträumt werden. Schon an dieser Stelle des Spiels bemerkt man, dass einer der letzten größeren Kritikpunkte exzellent gelöst wurde. Die Rede ist von Steinen & Ösen an denen man hochklettern kann und die bis dato doch recht „offensichtlich aufgesetzt“ wirkten. Ab sofort ist Schluss damit, denn man hat diese Dinge nun sehr schön in die Umgebungsgrafik integriert, so dass man schon zwei Mal gucken muss, um zu sehen, wo es weiter geht. Neben der tollen und lebendigen Vegetation finden sich in Thailand auch immer wieder Papageien. Diese dienen nicht nur der Belebung der Umgebung sondern zeigen ohne zu nerven Wege an, die beschreitet werden können und auch sollten. Oftmals lassen sich hier verstecke Kammern mit darin befindlichen Geheimnissen oder aber der Weg zum nächsten Ziel auffinden.

Fans von Lara´s Abenteuern werden kurz darauf erst einmal vor einer Wand mit verschlossener Tür zum Stehen kommen. Hier offenbaren sich nacheinander die vielen neuen Moves von Miss Croft (lt. den Entwicklern sind es insgesamt gute 2.000 Bewegungen!), welche sie sehr agil und wesentlich einsetzbarer macht. Das „Motion Capturing für diese Aktionen wurde hierbei mit durchtrainierten Akrobaten durchgeführt. So kann man von Wand zu Wand einen Schnellsprung machen, auf Stangen balancieren oder aber an schmalen Graden empor klimmen, um dann mit dem Rücken zur Wand den nächsten Sprung auszuführen. Als diese Dinge sind eine konsequente Weiterführung der Legend / Anniversary Steuerung und wissen von Anfang an zu gefallen.

Neben der bekannten Taschenlampe und dem Fernglas, welches mit schöner Tiefenunschärfe operiert, verfügt Lara ab sofort auch über ein Sonar. In diesem Modus könnt Ihr die nähere Umgebung in freier 3D-Manier untersuchen, um so versteckte Wege ausfindig zu machen, was gerade in den unterirdischen Katakomben zu Beginn hilfreich ist. Im hierfür aufzurufenden Menü könnt Ihr Euch zusätzlich auch Hilfen in zwei Varianten zukommen lassen. Nummer eins gibt hierbei nur einen Hinweis, Nummer zwei die komplette Lösung zum Ziel an. Wer es nicht braucht, muss es nicht benutzen, aber auf diese Weise garantiert man für jeden Spieler einen kontinuierlichen Spielfluss!

Das Waffenarsenal umfasst wie immer einige Nettigkeiten. Neben den schon fast legendären Pistolen, warten in Tomb Raider: Underworld auch Maschinengewehre, Schrottflinten oder aber Betäubungsgewehre auf ihren Einsatz. Insgesamt stehen Euch neun Waffentypen zur Verfügung. Natürlich darf auch der obligatorische Magnethacken nicht im Fundus fehlen. Neu ist, dass Ihr nun zwei Ziele gleichzeitig anvisieren, über einen Adrenalin-Modus die Zeit verlangsamen und Eure Waffen selbst an Wänden abfeuern könnt.

Euer Abenteuer zieht sich weiter durch die Welt. Neben dem Urwald von Mexiko wartet unter anderem auch noch die eisige Arktis auf Lara´s Besuch. Insgesamt bietet man hier eine schöne Abwechslung zwischen wunderschönen Landschaften und interessant gestalteten Räumlichkeiten. Vor allem die Größe mancher Räume inklusiver der darin befindlichen riesigen Mechanismen lassen Euch voll in das Abenteuer versinken. Wer fleißig Schätze und Relikte einsammelt, bekommt natürlich auch viele Dinge im Hintergrund freigeschaltet. Nach dem ersten Abschnitt dürft Ihr Euch im Folgenden auch verschiedene Outfits und Waffen für die neue Mission auswählen.

Grafisch bietet das Spiel eine Optik, die sich vielerorts sehen lassen kann. Endlich ist auch Lara auf der NextGen Ebene angekommen und kann auch in diesem Punkt überzeugen. Egal ob Umgebung oder die Bewegungen Lara´s an sich. Hier passt einfach alles zusammen. Geschmeidige Bewegungen, bei dem unter anderem auch im Weg befindliche Büsche leicht beiseite geschoben werden, paaren sich mit eleganten Hopsern und schnellen, akrobatischen Moves im Kampf. Leider schafft man es nicht, das „hoch“ einiger Örtlichkeiten über die volle Distanz beizubehalten. Ohne diese Einschränkung hätte das Spiel hier sicherlich noch eine bessere Note einfahren können.

Bei der Steuerung wirkt zuerst alles wie aus einem Guss. Man hat es hier gut geschafft die neuen Fähigkeiten von Lara zu integrieren und versucht einen Spielfluss zu garantieren. Achtet immer auf Lara´s „Körpersprache“, denn oftmals möchte sie Euch auf interessante Dinge hinweisen. Leider wird das Ganze erneut durch die bekannten Kameraprobleme herunter gezogen. Gerade an engen Stellen und in hektischen Gefechten kann dieses Manko schon mal zu ungewollten ableben führen. Zusätzlich kreuzen Clippingfehler und teils schlechte Erfolgsquoten bei Sprüngen Euren Weg.

Zu guter Letzt sahnt der Sound aber ab. Wechselnde Melodien passen sich immer dem aktuellen Geschehen an. Dazu lassen euch wunderschöne und klare Hintergrundstücke in den jeweiligen Level voll eintauchen. Zusätzlich garantieren gute Soundeffekte der Waffen, das erneut spielbare Motorrad sowie die deutsche Synchronisation ein extrem realistisches Spielgefühl. Insgesamt könnt Ihr in den Optionen auf sechs verschiedene Sprachausgaben zurück greifen.
 

Xbox 360 exklusive AddOn´s

Unter der Asche
Bereits für Ende 2008 angekündigt, schaffte es das erste Xbox 360 exklusive Tomb Raider: Underworld AddOn „Unter der Asche“ nach zwei weiteren Verschiebungen am 24. Februar 2009 endlich auf den Xbox Live Marktplatz. Für 800 MS Points dürft Ihr Lara in einen brandneuen Level bewegen, welcher nahtlos an die Story des Hauptspiels anknüpft. Wir haben natürlich den Weg unter die verbrannten Überreste von Croft Manor gewagt und uns einen kleinen Eindruck gemacht.

Lara hat in einem Buch ihres Vaters einen Hinweis auf ein Artefakt gefunden, mit dem es möglich sein soll die Dämonen, mit denen sie gerade genügend Erfahrungen hatte,  kontrollieren kann. Im Keller der Ruine grübelt Lara, wo das Ding versteckt sein könnte, als plötzlich ein Dämon aus der Erde kriecht und somit einen weiteren Weg nach unten freigibt. Unsere Schönheit (welche nach zwei kostenlosen Klamottendownloads nun auch in verschiedenen Taucheranzügen etc. rum rennen darf) begibt sich natürlich sofort in die Tiefe.

Dort dürft Ihr Euch nun knappe zwei Stunden erneut mit Spinnen & Dämonen befassen, wobei es zeitweise durch die Kanalisation, teilweise wieder durch größere Räume mit netten Fallen und beweglichen Türmen geht. Die genaue Dauer für das Abenteuer bestimmt Ihr hier selber, denn dies variiert doch erheblich, ob Ihr vorhabt sämtliche Schätze & Relikte zu holen oder nicht.

In diesem kleinen Abenteuer müsst Ihr den magnetischen Haken öfter einmal klug einsetzen und hierbei über Bande bewegen. Am Ende gibt es natürlich einen „etwas“ härteren Kampf, wobei Ihr anschließend neben dem Artefakt nochmal eine plötzliche Begegnung mit Eurer „bösen Doppelgängerin“ habt. Was dabei genau raus kommt, wird an dieser Stelle nicht verraten.

Lara´s Schatten
Bereits 14 Tage später erwartete uns erfreulicherweise das zweite exklusive AddOn mit dem Namen „Laras Schatten“. Auch dieser Download möchte gegen 800 MS-Points getauscht werden. Obgleich dieser durch die neue Spielfigur interessanter ist, macht er im Grunde nur Sinn, wenn Ihr das erste AddOn auch gespielt habt. Entgegen meiner Erwartung setzt dieses AddOn nicht am Ende des Ersten an, sondern zeigt erst einmal die Geschehnisse der Doppelgängerin seit ihrem augenscheinlichen Sturz in die Dämonenbrühe.

Laras „Gegenstück“ wartet hierbei mit einigen netten, neuen Steuermöglichkeiten auf. So verfügt sie über eine sogenannte „Schattenkraft“, die aber nur temporär anhält und sich von selbst auflädt. Durch diese Kraft kann sie sogar große Golems mit Spezialangriffen aus dem Weg räumen und die kleineren Dämonen können im Grunde gleich einpacken. Die Levelarchitektur wurde für diesen Part natürlich angepasst, so dass Ihr Euch hier größeren Distanzen gegenüberseht, welche durch die vorhandene Schattenkraft überbrückt werden müssen.

Neben weiteren Sprüngen kann Laras Schatten auch an bestimmten Wänden emporklimmen. Im Grunde besteht Eure Aufgabe aber darin die Hürden innerhalb des recht kurzen Zeitraums der Schattenkraft zu meistern, was oftmals nur mit kleinen Zwischenstopps möglich ist in denen sich die Kraft aufladen kann.

Laras Schatten findet nach ein paar Metern durch den Schlusslevel von Tomb Raider Underworld ihre Herrin Natla und bringt diese in einem Raum mit einer speziellen, uralten Maschine, welche die angeschlagene Natla heilen kann. Leider fehlt der Anlage der nötige Saft und so müsst Ihr Euch aufmachen diesen einzuschalten, was mittels eines riesigen Generators geschieht. Auf dem Weg warten natürlich einige Dämonen, Fallen und Hindernisse darauf gemeistert zu werden. Habt Ihr die Aufgabe erledigt und seid zu Natla zurückgekehrt, gibt sie Euch den letzten Befehl Lara „ein für alle Mal“ zu töten und sich dann selbst auszuschalten. Klar, dass das niemanden gefällt, ob man nun real geboren oder eben halt von jemandem erschaffen wurde. So gibt es in der Mitte des AddOn die Begegnung mit Lara (also dem Ende von Unter der Asche), wobei die Handlung hier eine Wendung nimmt und Ihr Euch erneut auf dem Weg zum Generator machen müsst. Was genau passiert wird selbstverständlich nicht verraten ;)

AddOn Fazit:

Wer Tomb Raider Underworld durchgespielt hat, bekommt mit den beiden AddOns eine interessante Fortsetzung der Story, welche im Nachfolger sicherlich für mehr Klarheit sorgen wird. Ist „Unter der Asche“ eine nette Beigabe, macht „Lara´s Schatten“ durch die neue Spielfigur besonders viel Spaß, obgleich man hier viele Lokation mehrmals durchlaufen muss, was den Gesamteindruck doch etwas senkt. Lara Fans sollten sich selbstverständlich alle beiden AddOns saugen. Wer nicht ganz so gut mit Miss Croft umherschweift, sollte sich die insgesamt 1600 MS-Points gut überlegen, denn Sprinter dürften hier bereits nach drei bis vier Stunden durch sein. Schatzjäger kommen gut und gerne auf die doppelte Zeit. Mir persönlich haben beide Abenteuer Spaß gemacht, wobei ich mir für die nächsten Schritte doch etwas hellere Örtlichkeiten wünsche.

Ein Tipp am Schluss. Wer im Spiel nicht weiter kommen sollte oder einfach mehr Infos über das Spiel und dessen Entstehung haben möchte, sollte unbedingt einen Blick in das Tomb Raider Underworld Lösungsbuch werfen!