
„Damals“, also im Jahre 1996 war das noch alles anders (meist gebraucht man hier auch das Wort besser). Wir befanden uns im Beginn der Umbruchphase von der 2D in die 3D-Welt Ich erinnere mich noch sehr gut, dass ich wie jede Woche im Kino saß, dort plötzlich eine sehr attraktive Frau auftauche (heute würde man sie verpixelt nennen :D ), durch eine geniale 3D Welt lief (jo Indiana Jones hat hier für das Tempelfeeling beigetragen) und dann plötzlich auch noch in ein Wasserloch sprang und dort unter Wasser tauchte...... Wooow, Kinnlade runter, muss ich haben Schalter im Kopf umgelegt und nur noch heiß auf den Release dieses Spiels. Ich hatte seinerzeit das Ganze dann etliche Mal auf dem SEGA Saturn durchgespielt, denn es war fesselnd, fordernd, alles neu und natürlich überzeugte auch die hübsch anzusehende Frau auf dem Bildschirm. Im Kopf war es seinerzeit schon eine „Angelina Jolie“ ,,,)


Haut man das Spiel vor lauter Vorfreude auf „Tomb Raider: Anniversary“ noch einmal rein, sind vor allem die ersten Minuten eine Überwindung, denn hier ist alles voller dicker Pixel und die gesamte Grafik schwimmt im Grunde bei jeder noch so kleinen Bewegung. Trotzdem packt es einen auch nach über 10 Jahren ziemlich schnell noch einmal ein paar Runden mit der kantigen Lara umher zu laufen, auch wenn ihre Fähigkeiten hier noch sehr stark begrenzt sind. Aber schwenken wir von der Homage nun langsam einmal über zum aktuellen Geschehen. Storytechnisch hat sich hier im Grunde nichts getan. Ihr werdet von einer Dame Namens „Natla“ von Natla Technologies auf das lang gesuchte Artefakt von „Scion“ aufmerksam gemacht. Dieses soll laut der Mythologie der Schlüssel zu Atlantis sein. Also macht ihr Euch auf nach Peru an dem das erste Teil von „Scion“ liegen soll. Hier geht es durch Höhlen und Gräber tief ins Innere wobei Ihr teilweise auf Gegner aus der heimischen Tierwelt trefft, welche gegen Ende dann auch einmal in Form von vergessenen Dinosauriern daher kommen. Der dortige „Bossfight“ ist dann ein Kampf gegen Mr. T(-Rex), welcher im Original extrem Angst einflößend und schwer zu meistern war.
Seinerzeit konnte Miss Croft ja lediglich laufen, in alle Richtungen springen, schießen und Steine in gerader Linie bewegen. Heutzutage ist unsere Protagonistin schon eine Ganze Ecke agiler unterwegs. Neben klettern um Ecken herum, dem festhalten und schwingen an Seilen oder seitlichen Lanzen, einem Wurfhacken um sich zu (auch seitlich an Wänden) zu schwingen oder Gegenstände an sich heran oder heraus zu ziehen gibt es gerade im Kampf noch das neue „Wutsystem“ zu verzeichnen. Schießt Ihr mehrmals auf einen Gegner, wird dieser richtig sauer. Durch ein rotes Aufblinken wird Euch dieser Zustand signalisiert. Greift Euch der Gegner nun an, erscheint kurz vor dem Zusammenprall ein „B-Symbol. Drückt in diesem Moment die Taste mit einer seitlichen Bewegung. Nun weicht „Lara“ in Zeitlupe aus wobei sich gleichzeitig zwei Zielkreuze auf dem Gegner zusammen bewegen. Sind diese deckungsgleich (was Euch auch durch ein akustisches Signal mitgeteilt wird) müsst Ihr schießen, was einen direkten Kopfschuss zur Folge hat. Gerade Freund T-Rex muss auf diese Art und Weise bearbeitet werden. Euer Waffenarsenal wurde in der Neuauflage dann allerdings nicht weiter ausstaffiert. Hier müssen Euch Pistolen mit unendlicher Munition, stärkere Pistolen, ein Schrottgewehr und später die Uzi´s als stärkste überzeugende Einheit ausreichen. Zur Heilung stehen Euch in bekannter TR-Manier kleine und große Medipacks zur Seite.


Im Verlauf des ersten Gebiets, welches aus vier Abschnitten besteht (positiv, dass hier keine Ladezeiten anfallen) könnt Ihr dann wie in Tomb Raider: Legend Artefakte und Reliquien finden. Je mehr Ihr hier ausfindig macht, desto mehr Belohnungen werden in Form von Klamotten, Spielmodi (z.B. Time-Attack), Bilder, Sounds, Kommentaren usw. frei geschaltet. Es lohnt sich hier also beim ersten Durchgang ruhig genauer in den Ecken nachzusehen und den Raum nach möglichen Wegen in die oberen Bereiche etc. abzusuchen. Manches Mal benötigt man hier auch noch Kletterhilfen wie Kisten in anderen Ecken der Gegend um an den ersten Punkt für den Weg nach oben zu kommen. Die Entwickler haben hierbei aber recht viel Hilfestellung in Form von abgesetzten Farben usw. gegeben. Natürlich wirkt dies teilweise nicht ganz passend für damalige Verhältnisse, aber das Gameplay soll hier ja nicht all zu sehr ins Stocken geraten. Wie sie in den Daten und Kommentaren mitteilen sollten hier alte Fans der Serie eine Dankeschön mit vielen bekannten Orten bekommen, gleichzeitig aber auch absolute Neueinsteiger ihren Spaß haben. Die damalige Version war hier schon an vielen Stellen sehr fordernd und mit langen Laufwegen behaftet, was man nun versucht hat in eine faire und gut gemixte Version umzusetzen. Wie man auch in unserem Forum gut nachlesen kann, ist dies natürlich nicht allen gleich gut recht zu machen, wobei der Konsens hier schon im Positiven Bereich liegt.


Grafisch kommt „Tomb Raider: Anniversary“ nicht ganz an Tomb Raider: Legend (Xbox 360) heran. Hier erkennt man klar, dass „Legend“ eine Eigenentwicklung auf der Xbox 360 und „Anniversary“ nun eine Portierung vom PC ist. Gerade an der Kantenglättung und einigen Texturen lässt sich dies gut erkennen. Trotz allem ist dies nicht der Hauptpunkt des Spiels, denn auch das seinerzeit schwimmende Original punktete hier an anderer Stelle. Auf die Taschenlampe und das tolle Fernglas aus „Legend“ müsst Ihr übrigens hier auch verzichten. In der bald erscheinenden Wii-Version, wird zumindest erstgenannte dann aber wieder dabei sein. Überhaupt sollten Fans der Serie hier alle Augen auf haben, wenn die Entwickler nutzen hier dann geschickt die Steuermöglichkeiten der Nintendo Hardware und haben das Gameplay hier an vielen Stellen angepasst, was einen noch größeren archäologischen Aspekt freilegt. Interessierte sollten hier einmal einen Blick auf meinen Part in unseremGames-Convention Bericht 2007 werfen! Bei der Kamera gibt es dann gerade in engen Räumlichkeiten ab und an auch Probleme, wobei beide Punkte hier den Spielspaß nur sehr geringfügig trüben.


Was die Soundkulisse des Spiels angeht, gibt es dann wieder gute Noten, denn hier kommen sowohl Waffengeräusche, deutsche Sprachausgabe und vor allem die Umgebungsgeräusche in gutem Dolby Digital 5.1 daher und verleihen der Neuauflage so eine gekonnte Abrundung. Lediglich die neue Version des „Ur-Liedes“ dürfte Fans der Serie zu weit entfremdet worden sein. Diese zog sich im Original wie ein roter Faden durch das gesamte Spiel und kam in verschiedenen Varianten immer wieder zum Vorschein, was bei vielen noch heute eine Gänsehaut auslegt. Ähnlich erging es mit persönlich nur bei der „Halo“ Melodie. Auf der Bonus-DVD könnt Ihr Euch dann den Soundtrack des Spiels auch Abseits des Spiels gefahrlos anhören. Ihr schaltet diese aber auch durch Eure Leistungen im Spiel frei.
Steuertechnisch gibt euch das Spiel die Möglichkeit zwischen mehreren Vorgaben auszuwählen. Ich bin dann am Ende aber doch wieder zur „Standardeinstellung“ zurückgegangen. Das Gameplay ist nun einmal doch anders aufgebaut, was eine andere Vorgehensweise automatisch mit sich zieht. Ab und an zickt unsere holde Schönheit an gewissen Kanten dann aber auch mal rum, was vor allem auf halben Kisten etc. passieren kann. Über die Möglichkeit der schnellen Drehung hätte ich mich dann doch sehr gefreut. Erwischt Euch ein Gegner, könnt Ihr Euch durch schnelle Bewegungen oder Tastendrücken wieder aufrappeln oder losreißen. Einige Kämpfe aus dem Original sind nun in kleinen Quicktime-Reaktions-Sequenzen umgewandelt. Dies lockert das Spiel an einigen stellen etwas auf und bietet den Entwicklern gleichzeitig die Möglichkeit auf Laras Person oder bestimmte Handlungen anderer Charaktere einzugehen. Neu hinzugekommen ist der Flip-Flop, den Ihr durch mehrmaliges drücken der „B-Taste“ aktiviert. Variiert Ihr hier nach 2xB mit 1xA endet der Sprung auf eine andere Art und Weise. Sieht gut aus, hilf bei den Pfeilen und kann gerne im nächsten Abenteuer integriert bleiben ,,,)
Mit Tomb Raider: Anniversary bekommen sowohl Fans des Originals oder der Serie als auch Neueinsteiger ein gutes Spiel zum günstigen Preis von unter 40 Euro geliefert. Zwar weist es auf der Xbox 360 einige Schwächen auf, welche den Gesamteindruck aber nur geringfügig trüben. Das überarbeitete Gameplay wird sicherlich noch einige Wochen und Monaten in den Foren der Fans für Diskussionen sorgen, aber ich bin positiv überrascht, wie gut die Entwickler hier gearbeitet haben. Ein packendes Oldschool Spiel neu aufzulegen, für alle interessant zu machen, neue und alte Elemente wieder zu nutzen und gut miteinander zu kombinieren, das schafft nicht jeder. Natürlich gibt es ein paar Abstriche zum Original, dafür auf der Gegenseite aber auch genügend Neues zu entdecken. Die verschiedenen freischaltbaren Modi und Boni gewährleisten ein mehrmaliges Durchspielen des Titels. Vor allem die Kommentare der Entwickler beim nochmaligen durchspielen sind hier sehr interessant mit anzuhören und klären über viele Dinge und Gedankengänge auf.
Besonders aber, dass man mit einem zehn Jahre alten Grundspiel auch heute wieder so gut punkten kann, sollte andere Entwickler einmal etwas wach rütteln. Denn nicht immer ist mehr & größer (und somit komplizierter) das, was der Kunde gerne sehen möchte! Ich werde das Spiel auf jeden Fall genüsslich zu Ende bringen und freue mich jetzt schon auf die im November erscheinende Wii-Version, welche einem die Geschichte dann nochmals auf ganz neue Art und Weise erleben lassen wird. Für eine Topwertung reicht es dann zwar in der heutigen Zeit dann aber doch nicht mehr ganz aus.