Fight Night Round 3 im Test

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Mit der Fight Night-Reihe beglückt Electronic Arts verspielte Boxfans seit 2004. Nach einem weniger gut ausbalancierten zweiten Teil erschien Anfang März mit Fight Night Round 3 der erste Serienableger für die Xbox 360. Wie sich das Boxen der nächsten Generation spielt, erfahrt ihr im folgenden Review.
Fight Night hat sich für den dritten Teil nicht nur in optischer Hinsicht verändert: einige neue Features und Überarbeitungen fanden ihren Weg ins Spiel. In Sachen Steuerung hingegen bleibt man bei der bewährten ‚Total Punch Control’, sprich ihr teilt eure Schläge, Haken und Haymaker durch bestimmte Bewegungen mit dem rechten Analogstick aus. Der linke Analogstick dient zur Bewegung eures Fighters und in Verbindung mit dem linken Trigger zum Ausweichen. Alte Fight Night-Hasen finden also eine weitesgehend bekannte Steuerung vor und können direkt in den Ring steigen. Neulinge werden die ein oder andere Session zur Einarbeitung benötigen, denn erst nach einiger Zeit eröffnen sich dem Spieler die Finessen dieser Steuerungsart. Einfache Schläge bringt ihr durch gerade Bewegungen des rechten Analogsticks nach rechts oder links, je nachdem mit welcher Hand ihr zuschlagen wollt. Für einen Haken bewegt ihr den Stick im Halbkreis, den gnadenlosen Haymaker vollführt ihr durch eine Vierteldrehung mit anschließender Halbdrehung. Hört sich kompliziert an, geht aber wie gesagt nach einiger Zeit gut über.

Neu in Fight Night Round 3 sind die sogenannten ‚Impact Punches’, die in gewisser Weise Variationen des Haymakers darstellen. Der alte Haymaker wurde letztes Jahr in Fight Night 2 eingeführt und stellte den deutlich stärksten Schlag dar, der euren Gegner recht schnell fertig machte. Nun gibt es also ein paar neue Schläge, die eine ziemlich heftige Wirkung haben. Der ‚Flash KO Punch’ z.B. versetzt euren Gegner sofort in die KO-Phase, in der ihr nur noch einen Treffer landen müsst um den Kerl auf die Bretter zu schicken. Der ‚Stun Punch’ bewirkt, dass ihr das Geschehen für kurze Zeit aus den Augen eures Gegners. Sämtliche der neuen Impact Punches sind nicht einfach auszuführen, was vor allem daran liegt, dass der Aufbau recht langsam ist und so vom Gegner sehr leicht abgeblockt, ausgewichen oder im schlimmsten Fall gekontert werden kann. Das ist aber alles andere als schlecht, denn so muss man sich zwingen, sparsam mit diesen Schlägen umzugehen.

Das Blocken und Kontern eurer Gegner ist übrigens weitaus verbessert worden, wodurch sich der Kampfablauf deutlich von dem aus Fight Night 2 unterscheidet. Im Vorgänger konntet ihr mit ein paar Haymakern jeden Kampf gewinnen – das wird euch in Fight Night Round 3 nicht so leicht gelingen (zumindest in den Schwierigkeitsgraden Normal und Schwer). Schafft der Gegner es, einen eurer Schläge abzublocken, wird der Kampf für ein paar Sekunden in Zeitlupe versetzt – während dieser Zeit könnt ihr nichts machen. Nun hat der Gegner die Möglichkeit, mit einem gut plazierten Haymaker ordentlich zu punkten. So wird ganz klar gemacht, dass der Haymaker nur dann eingesetzt werden sollte, wenn ihr euch absolut sicher seid, dass ihr treffen werdet. Natürlich könnt ihr gegnerische Angriffe genauso abfangen, wofür aber einiges an Übung nötig ist.

Viele Schläge auszuteilen ist unverzichtbar in Fight Night Round 3, jedoch solltet ihr die Verteidigung auch nicht vergessen. Mit dem rechten Trigger geht ihr in die Block-Stellung, der rechte Analogstick bestimmt dann, welche Körperseite bzw. Höhe ihr schützen wollt. Wenn ihr also seht, dass der Gegner zum linken Haken ansetzt, könnt ihr den Schlag mit eurem rechten Arm parieren und anschließend sofort mit eurer freien linken Faust kontern. Die andere defensive Möglichkeit ist das Ausweichen, welches in Kombination des linken Triggers und des linken Analogsticks funktioniert.

Das Herzstück von Fight Night Round 3 ist natürlich wieder der Karrieremodus, in dem ihr zunächst euer Alter Ego anhand eines netten Editors erstellt und euch anschließend in eure Anfänge als Amateur stürzt. Neben dem optischen Erscheinungsbild habt ihr nun auch die Möglichkeit, den Style eures Kämpfers zu bestimmen. Dazu bestimmt ihr seinen Base Style, Punch Style sowie seinen Block Style und habt dadurch einiges mehr an Einfluss auf den Kampfverlauf bzw. das Angriffsschema. Mit einem auf Schnelligkeit spezialisierten Kämpfer seid ihr dementsprechend schneller im Ring unterwegs und könnt schneller schlagen, während andere Styles seine Schlagkraft, Deckung oder Ausdauer erhöhen. Es gibt erfreulicherweise viele verschiedene Kombinationsmöglichkeiten, die sich nach jedem Kampf im Karrieremodus auch wechseln lassen – einigen Experimenten in Bezug auf eure Strategie steht also nichts im Wege. Wie schon im Vorgänger müsst ihr während eurer Karriere nicht nur Kämpfe gewinnen, sondern euch auch um die Form eures Fighters kümmern. Dies geschieht in Fight Night Round 3 erneut über drei Minispiele. Bevor ihr diese spielt, wählt ihr vor einem Kampf einen Trainer aus. Jeder Trainer verfügt über ein Spezialgebiet und kann auf diesem auch mehr aus euch herausholen.

Der Karrieremodus präsentiert sich in diesem Jahr ein wenig anders als in den Vorgängern. Zu Beginn habt ihr Wahl, einen eigenen Charakter zu erschaffen oder die Rolle einer Boxerlegende zu übernehmen. Wie gehabt startet ihr als Amateur und nähert euch mit kleinen Schritten dem Profisport. Amateur und Profi sind hierbei allerdings auch die einzigen Ränge in FN3, denn im Gegensatz zum Vorgänger gibt es keine Weltrangliste im herkömmlichen Sinne mehr. Stattdessen steigt durch Siege eure Popularität an – ist die dazugehörige Leiste voll gefüllt, bekommt ihr einen besonderen Kampf. Dabei kann es sich um einen besonderen Sponsor Event oder um einen Titelkampf handeln. Die grundlegenden Dinge sind zwar die gleichen, aber es fehlt meiner Meinung nach an einer deutlichen Struktur wie in den Vorgängern. Wie bisher unterschreibt ihr Kampfverträge, trainiert und geht dann in den Kampf, aber das Ziel ist irgendwie nicht in Sicht und abgesehen von euren Statusveränderungen gibt es keinerlei Indikatoren für euren Fortschritt. Daraus resultierend wirkt der Karrieremodus dieses Jahr mehr wie eine Aneinanderreihung von einzelnen Kämpfen, als wie ein langer Weg zur Spitze des Boxsports.

Neben dem Karrieremodus bietet Fight Night Round 3 natürlich auch noch andere spaßige Modi. Neu ist dabei der ‚ESPN Classic’ Modus, der euch Meilensteine der Boxgeschichte selber miterleben lässt. Klassische Rivalitäten wie Ali vs. Frazier, Robinson vs. Lamotta oder Gatti vs. Ward können über euren Bildschirm flackern. Vor einem Kampf liefert euch das Spiel Infos zu den Kämpfern und ihrer Rivalität. Leider fehlt es diesem Modus am nötigen Detail – ohne Dodge Werbung, Laserspielereien und mit historisch korrekten Arenen hätte dieser Teil des Spiels eine schöne interaktive Geschichtsstunde werden können. Wer sich lieber mit menschlichen Gegnern prügelt, sollte im Hauptmenü den Xbox Live Multiplayer auswählen. Das Online Erlebnis war in unseren Testsessions größtenteils flüssig und außerordentlich spaßig. Auf Statistikfreunde warten Ranglisten und Statusübersichten.

Grafisch begeistert Fight Night Round 3 von der ersten Spielminute an. Ganz besonders atemberaubend sind die Kämpfermodelle, die zum Realistischsten und Detailliertesten gehören, was bisher über eine Videospielkonsole auf einen Bildschirm kam. Vom Tape am Handschuh bis hin zur Erschöpfung im Gesicht des Kämpfers nach zehn anstrengenden Runden überzeugt die optische Leistung auf der ganzen Linie – das sieht besser aus als die Realität! Die Illusion wird durch das Fehlen jeglicher Anzeigen auf dem Bildschirm verstärkt. Diese lassen sich optional zwar einschalten, empfehlenswert ist das meiner Meinung nach aber nicht. Der Zustand eures Fighters lässt sich wirklich an seinem Gesichtsausdruck erkennen, zudem hört ihr im Hintergrund stets die Atmung des Alter Egos – ihr merkt also auch ohne Lebensleiste, wann es schlecht um euch steht. Die Standard Kamera bringt die Atmosphäre in Schwung, da sie sehr nah an die Action heranzoomt. Atemberaubend sind auch die Knockout-Wiederholungen, bei denen die Kraft des Schlages anhand von Druckwellen durch die Backen oder deformierte Lippen deutlich erkennbar ist. Besitzer eines HD-Gerätes werden mit noch feineren Details verwöhnt, aber mit einem guten RGB Kabel am normalen Fernseher begeistert das Ergebnis ebenfalls. Auch das gesamte Style der Menüs, welches in Gelb- und Rottönen gehalten ist, weiß zu gefallen.
Bei dem Gebotenen können auch kleinere Dämpfer wie Clippingfehler an den Füßen wenn der Kämpfer am Boden liegt oder zu ähnliches Verhalten der Zuschauer nicht an einer Traumnote rütteln.

Auch beim Sound gibt es kaum etwas zu meckern. Zunächst darf man Electronic Arts danken, dass sie sich erneut gegen eine deutsche Sprachausgabe in Fight Night entschieden haben – der Atmosphäreverlust wäre unvorstellbar. Wichtig ist das vor allem in den Pausen zwischen den Runden eines Kampfes, wenn euer Trainer euch entsprechend eurer Leistung in der letzten Runde anmotzt oder lobt. Die Sprecher der Trainer wurden dabei super ausgesucht, während der preisgünstigste farbige Trainer im Unterhemd mit dem passenden Harlem-Akzent seine Kommentare abgiebt, spricht der teure Profitrainer so wie man es von ihm erwarten würde. Bei den Soundeffekten kann FN3 ebenfalls überzeugen – beim Knockdown hört ihr die krachenden Knochen und Zähne, was euch bei entsprechender 5.1 Ausstattung wirklich beeindrucken wird und euch, insofern es euer Kämpfer ist der umgehauen wird, auch wirklich Schmerzen zufügt. Der Kommentar wird erneut von Joe Tessitore übernommen, der sich aber leider nach wie vor zu oft wiederholt. Der Soundtrack besteht aus gut passenden HipHop Tracks, die allerdings ebenfalls ein bischen zu wenig Abwechslung liefern.

Gregory meint:

Gregory

Fight Night Round 3 erfindet die Serie nicht neu, ist dabei aber nach wie vor sehr spaßig und fesselt euch lange ans Pad. Mit hervorragender technischer Leistung, einem guten Karrieremodus und großem Multiplayer Potential ist Fight Night Round 3 genau der Nachfolger, der zu erwarten war - eine verbesserte KI und Balance übersteigen die Erwartungen stellenweise sogar. Fight Night-Fans, Sportfanatiker und Hobby-Boxer schlagen zu - im wahrsten Sinne des Wortes!

Positiv

  • Grandiose Optik
  • Multiplayer Kracher!

Negativ

  • Kaum neue Elemente
  • Unausgereifte Minispiele
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Fight Night Round 3 Daten
Genre Sport
Spieleranzahl 1 - 2
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz 50 / 60 Hz
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 09.03.2006
Vermarkter ElectronicArts
Wertung 8.5
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