Dead Space im Test

PlayStation3Xbox 360

Für das Genre des Survival-Horrors ist es nichts Neues, den Spieler in eine einsame Umgebung voller feindlich gesinnter Monster zu versetzen. Auch bei Dead Space ist dies der Fall. Doch schon 20 Minuten nach dem Einlegen der Spieldisc in euer Xbox 360-Laufwerk ist klar, dass es sich bei dem Game um etwas Einzigartiges handelt.

Dead_Space_11Als das riesige Abbau-Schiff »USG Ishimura« in einem entfernten Sternensystem mit einem mysteriösen außerirdischen Artefakt in Kontakt kommt, bricht plötzlich jegliche Kommunikation mit der Erde ab. Ingenieur Isaac Clarke wird geschickt, um die Kommunikationsanlagen zu reparieren. Bei seiner Ankunft findet er jedoch einen wahr gewordenen Alptraum vor — die Mannschaft wurde auf grausame Art abgeschlachtet und in furchteinflößende Abscheulichkeiten verwandelt. Clarkes Reparatur-Mission ist zu einem Kampf ums Überleben geworden, bei dem er nicht nur für seine Rettung kämpft, sondern auch darum, das Artefakt zurück auf den Planeten zu bringen.

Soviel zur Story von Dead Space, die direkt an einen klassischen Hollywood Weltraum-Schocker à la Alien erinnert. Als Isaac werdet ihr quasi unmittelbar nach der Ankunft auf dem Raumschiff vom Rest eures Teams getrennt und seid von ihr ab auf euch alleine gestellt. Wie beschrieben ist die Ishimura nichts Weiteres mehr als die Brutstätte der Necromorphs – abscheuliche Monster, die aus den Leichen der Besatzung entsprungen sind. Dem Protagonisten bleibt nichts anderes übrig, als die ihm gegebenen Mittel zu nutzen und den Kampf ums Überleben zu starten. Pumpgun und Maschinengewehr gehören leider nicht zum täglichen Berufswerkzeug eines Ingenieurs und demnach ist Isaac mit solchen in der aktuellen Situation hilfreichen Dingen nicht ausgerüstet. Hier geht es eher darum, sich mit einer Plasma Waffe und Sägen durchzuschlagen, zumindest bis zu einem bestimmten Punkt. Diese improvisierten Waffen werden in Dead Space sehr “visuell wirkend” eingesetzt – aber das ist auch nötig, denn die Necromorphs können nur dann endgültig ruhig gestellt werden, wenn ihr ihnen die Gliedmaße abtrennt. Diesen existenziellen Tipp erhaltet ihr glücklicherweise früh im Spiel – als mit Blut an eine Wand geschmierte Botschaft eines ehemaligen Ishimura Besatzungsmitglieds. Das ist schon mal ein Punkt, indem sich der Titel von anderen Genrevertretern unterscheidet, denn das typische “immer den Kopf im Fadenkreuz behalten”-Gameplay fällt weg.

Dead_Space_16Die Tatsache, dass ihr wisst, dass die Necromorphs von ihren Gliedmaßen getrennt werden müssen, ändert nichts daran, dass die Kämpfe trotzdem höchst spannend bleiben. Denn jede Art von Necromorph verlangt seine eigene Strategie für den Kampf. Zu wissen, wie man verschiedene Arten gleichzeitig effektiv bekämpft, ist der Schlüssel zum Erfolg. Und jener ist in diesem Fall möglichst lange zu überleben. Ultimative Zerstückelung ist immer ein guter Anfang, doch wer nicht 100% sicher geht, dass die eben zu Boden gebrachten Viecher auch wirklich das Zeitliche segneten, könnte es im Nachhinein bitter bereuen. Denn die Gegner sind nicht nur abgrundtief abartig und ekelig, sie sind ebenso verdammt clever. Deshalb attackieren sie euch besonders gerne im Team und nutzen das Ventilationssystem der Ishimura um euch aufzulauern und euch zu flankieren. Sie stellen sich teilweise sogar tot und greifen genau dann an, wenn ihr es am wenigsten erwartet – sehr gerissen, diese Drecksviecher!

Der “Basis Necromorph” hat seine humanoide Form noch nicht abgelegt und attackiert euch in wahrer Ekstase. Auch untote Babys, fürchterlich mutiert, gehören zu den Widersachern, die an Wänden und Decken entlang krabbeln, Tentakeln aus ihren “Rücken” schnellen lassen und euch den letzten Nerv rauben. Andere Gegner sind schwer gepanzert und doch von hinten verletzbar, während wiederum andere mit Spinnen ähnlichen Parasiten versehen sind, die euch ebenfalls an den Kragen wollen. Neben all diesem Abschaum trifft Isaac ebenso auf diverse Bossgegner der Necromorphs. Und ich übertreibe auf gar keinen Fall, wenn ich an dieser Stelle schreibe, dass diese Viecher zum unglaublichsten und Grauen erregendsten gehören, was ich bislang in einem Survival Horror Spiel sah. Ohne zu viel spoilern kann ich euch mit auf den Weg geben, dass jeder dieser Fights in vollem Maße zum Bemerkenswertesten gehört, was wir in den vergangenen Jahren in einem Videospiel sah.

Dead_Space_40Recht schnell wird euch als Spieler in Dead Space auffallen, dass die Entwickler es schafften, komplett auf ein HUD im klassischen Sinne zu verzichten. Statt traditioneller, ständiger Anzeige von wichtigen Infos wie Lebensenergie usw. wurden diese Elemente in Isaacs RIG Uniform integriert. So wird die Energie eures Alter Egos anhand einer blau leuchtenden Röhre angezeigt, die seine Wirbelsäule entlang verläuft. So habt ihr die Anzeige zwar stets im Blick, aber die Inszenierung bleibt kinoreif, da es nicht als störendes, “festgeschraubtes” Element auf dem Bildschirm zu erkennen ist. Im Prinzip verdammt simpel, allerdings muss man da erstmal drauf kommen – ich bin begeistert. So auch bei der Munitionsanzeige, die immer nur dann über eurer Waffe sichtbar wird, sobald ihr diese in den Anschlag nehmt. Wer den Faden verloren hat und nicht mehr weiss, wohin er gehen muss, drückt einfach den rechten Analogstick des Xbox 360 Pads ein, um über die RIG Uniform einen Lichtstrahl anzeigen zu lassen, der euch in die Richtung eures aktuellen Ziels weist. Sämtliche anderen Menüs erscheinen ebenso holografisch und in Echtzeit, was die wahnsinnig beklemmende Atmosphäre von Dead Space nur noch weiter verstärkt. Denn dadurch wird das Spiel nicht pausiert und ihr seid bei aufgerufenem Menü extrem verwundbar. Besser also erstmal wegzulaufen und eine ruhige, Monster freie Ecke zu finden, bevor man in die Auswahl schaltet.

Euer ultimatives Ziel an Bord der Ishimura ist es, selbiges Schiff möglichst heil wieder zu verlassen – im Idealfall in Gesellschaft von Nicole. Doch bevor es soweit ist, müssen eine Reihe von Aufträgen erfüllt werden. Jene Missionen führen euch durch eine logische Aneinanderreihung von Geschehnissen von einem Deck zum nächsten. Jedes ist dabei ein komplett eigenständiges Areal, und während die Überlebenden eures Teams vom Spielstart euch wiederholt kontaktieren, seid ihr doch nahezu immer solo unterwegs. Dieses Gefühl der kompletten Isolation ist eine der Hauptzutaten für die wirklich kranke und beklemmende Atmosphäre, die Dead Space während des Spielens hervorruft. Das brutale visuelle Design und die erschreckenden Soundeffekte lassen euch nicht selten an eurer eigenen mentalen Klarheit zweifeln. Und beiden sorgen dafür, dass ihr euch ständig fragt, wann ihr das nächste Mal völlig überraschend aus dem Hinterhalt angegriffen werdet. Auch durch die Videologs, die die ehemalige Crew zurückließ und durch die die Story erzählt wird, sorgen für Anspannung und ein mulmiges Gefühl.

Dead_Space_44Während eures Streifzugs über die verschiedenen Decks der Ishimura kommt ihr mit zwei Dingen in Berührung, die elementar sind für das erfolgreiche Beenden des Spiels: Stasis und Kinesis. Stasis erlaubt es Isaac, sich bewegende Objekte zu verlangsamen, während Kinesis dafür sorgt, dass ihr Gegenstände mental heben, bewegen und werfen könnt. Beide Fähigkeiten können unabhängig voneinander oder aber simultan genutzt werden, um Rätsel an Bord der Ishimura zu lösen. Auch im Kampf sind sie nicht zu unterschätzen, denn so lassen sich extrem schnelle Necromorphs dank Stasis verlangsamen, um euch die Möglichkeit zu geben, diese auseinanderzureißen. Mit Kinesis werft ihr explosive Fässer auf Gegner und sorgt so schon mal für ordentlichen Schaden, bevor eure eigentliche jeweilige Waffe Verwendung findet. Auf dem Weg durch das Schiff gelangt ihr ebenfalls an Orte, an denen die künstlich erschaffene Erdanziehungskraft nicht mehr betrieben wird. In diesen Situationen helfen Isaacs magnetische Stiefel enorm. Denn nur durch sie könnt ihr an den Fassaden “kleben” bleiben und nach einem Sprung auch sicher sein, dass ihr wieder irgendwo landen werdet – insofern ihr euch nicht all zu dumm anstellt. Die Tatsache, dass ihr plötzlich ein Bewegungsfenster von vollen 360° habt, ist ein extrem gutes Erlebnis, und sobald man den Dreh raus hat, macht dies auch höllischen Spaß.

Die Suche nach Nicole und der Drang zu überleben sind nicht die einzigen Dinge, die euch in Dead Space beschäftigt halten. Da es sich bei den Necromorphs wie bereits erwähnt um die mutierte, ehemalige Crew der Ishimura handelt, haben jene von Zeit zu Zeit auch noch ein paar Credits bei sich, die ihr in eure Obhut nehmt, sobald die Monster endgültig das Zeitliche gesegnet haben. Diese Credits könnt ihr in Shop-Terminals, die euch hin und wieder auf eurem Weg begegnen, gut anlegen. RIG Upgrades, Gesundheitsitems, neue Waffen, zusätzliche Munition und diverse andere Dinge können an diesen Stationen erworben werden. Eine ordentliche Einteilung eures Inventars ist ein weiterer spielentscheidender Faktor in Dead Space, denn ihr könnt z.B. nur eine bestimmte Menge Med Kits oder Plasma Behälter mit euch führen. Im Falle einer Überlastung habt ihr die Möglichkeit Gegenstände zu verkaufen oder sie in einen Safe zu packen, auf den ihr an verschiedenen Stellen des Spiels Zugriff habt. Ganz klassisch im Stil der Kisten aus den älteren Resident Evil-Episoden.

Dead_Space_9Als Ingenieur seid ihr in der Rolle von Isaac in der Lage, die auf der Ishimura auffindbaren Werkbänke zu eurem Vorteil zu nutzen. So lassen sich hier Waffen und andere Ausrüstungsgegenstände über eine Art Fähigkeitenbaum einfach verbessern, insofern ihr die nötigen Stecker bereit habt. Jene findet ihr in Sicherungskästen oder im Shop. Durch die richtige Handhabung können bei Waffen z.B. die Angriffsstärke gesteigert oder die Magazingröße erweitert werden. Auch Updates der RIG Uniform sind möglich: Von einer Steigerung der maximalen Lebensenergie bis hin zur Verlängerung eurer Stasis Fähigkeit ist alles mit drin.

Dead Space begeistert nicht nur über seine Atmosphäre, auch technisch hat der Titel einiges auf dem Kasten. In visueller Hinsicht beeindruckt das Game fast nahtlos: Egal ob ihr zu Beginn des Spiels in Sicherheit einen Asteoridenregen beobachtet oder fasziniert staunt, wenn ein toter Körper in der Schwerelosigkeit umher schwebt – hier wird feine Kost geboten. Clevere Spielereien mit Licht und Schatten machen den Terror perfekt: Falls in einer Ecke erneut ein Licht unregelmäßig flackert und beim nächsten Aufhellen plötzlich ein Necromorph aus genau dieser Ecke auf euch zu springt, bleibt kein Auge trocken. Getoppt wird dies nur noch von einem wahrlich meisterhaften Sound Design. Während eures ganzen Abenteuers auf der Ishimura werdet ihr von den Necromorph verfolgt und beobachtet. Ihr könnt sie nicht immer sehen – aber ihr könnt sie stets hören, was euch nahezu wahnsinnig macht. Die bedrohlichen Geräusche – und wenn es nur ein kurzes knacken hinter euch ist – packen euch dermaßen, dass Spieler mit schwachen Nerven besser nicht alleine im Raum sitzen sollten... EA wird für durch Dead Space entstandene Paranoia wahrscheinlich kaum haften. Ein besonderes auditives Schmankerl erwartet euch in den Phasen der Schwerelosigkeit – Gänsehaut pur. Selbst die deutsche Sprachausgabe kriegte man bei EA gut auf die Reihe gekriegt, Daumen weit hoch.




Gregory meint:

Gregory

Wem beim Spielen von Dead Space nicht das Blut in den Adern gefriert, ist bereits tot. Selten habe ich eine derart beklemmende Atmosphäre in einem Videospiel erlebt - meiner Meinung nach nicht vergleichbar mit aktuellen Genrekollegen. Von der ersten Minute an nachdem Isaac vom Rest seiner Truppe getrennt wird macht sich Herzrasen breit und der Angstschweiß lässt euch nicht mehr los. Darüber hinaus begeistert das Game auch noch beim Design und Gameplay, so dass wir es hier mit einem echten Kracher zu tun haben, denn ich in dieser Form nicht auf dem Schirm hatte. Respekt, EA! Ein absoluter Pflichtkauf für alle, die sich trauen!

Harry meint:

Harry

Mit Dead Space bekommen Fans endlich wieder neues, gelungenes Futter für die Konsole. Das Sci-Fi Setting, das sich sehr an Filme wie Aliens und Event Horizon orientiert, wirkt durchaus frisch und ist atmosphärisch einer der stärksten Titel der letzten Monate. Die dichte Atmosphäre, die zahlreichen Schockeffekte und auch die Geschichte, die gegen Ende mit einer interessanten Wendung aufwartet, sprechen für den Titel. Wer das actionbetonte Gameplay mag und Resident Evil 4 geliebt hat, der kommt an diesem Titel wohl nicht vorbei! 

Positiv

  • Wahnsinnig beklemmende Atmosphäre
  • Geniale grafische Umsetzung / atemberaubender Sound
  • Clevere HUD Lösung

Negativ

  • Nahkampf problematisch
  • Abwechslungsarme Missionsziele
  • Nichts für Spieler mit schwachen Nerven
Userwertung
8.06667 3 Stimmen
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Forum
  • von Phill XVII:

    Ich sag nur voll ins Auge. ...

  • von Kettenhund:

    Nachdem ich das Dead Space Remake durchgespielt hab, hab ich direkt mit Teil 2 weiter gemacht und meine lieber Herr Gesangsverein, ist das Spiel ein Terror. So hab ich das überhaupt nicht in Erinnerung. Alter Schwede! ...

  • von Captnkuesel:

    Finde ihn ein wenig sehr linear und man hat nicht dieses coole Gefühl nahezu alleine irgendwo im All zu sein. Ansonsten aber echt gut, da muss ich zustimmen.

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Dead Space Daten
Genre Action
Spieleranzahl 1
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz 50 / 60 Hz
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 2008-10-24
Vermarkter Electronic Arts
Wertung 8.9
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