Stormrise im Test

PlayStation3
Mit der Total War Reihe hat sich Entwickler Creative Assembly einen Namen gemacht. Mit Stormrise starten sie ihren ersten Versuch, das RTS-Genre auf Konsolen zu bringen. Viele Spiele scheiterten an der Steuerung, da sie mit einem Controller lange nicht so schnell und präzise wie die altbewährte Maus/Tastatur Kombination ist. Schafft es Creative Assembly sich auch in der Konsolen RTS Welt zu etablieren?

Eins vorweg, solltet ihr Fans von Strategiespielen sein und hier etwas im Format eines Halo Wars erwarten, muss ich euch leider enttäuschen. Stormrise spielt zwar in der Zukunft und schlägt auch rein optisch in die selbe Kerbe, aber das war es dann auch schon mit den Gemeinsamkeiten! Die Story ist schnell erzählt, in einem fiktiven, postapokalyptischen Szenario kämpfen die letzten beiden verblieben Völker erbittert um immer knapper werdende Ressourcen und die Vorherrschaft auf der Erde. Doch wie kam es dazu?! Ganz einfach, die Menschen haben sich wieder einmal mit Mutter Natur angelegt und, wie sollte es auch anders sein, den Kürzeren gezogen. Der Versuch mithilfe modernster Technologien die Umwelt zu beeinflussen scheitert kläglich und der gesamte Planet versinkt in einem Wetterchaos. Stürme und Flutwellen verursachen verheerende Schäden und verwüsten ganze Landstriche. Während den wenigen Überlebenden nichts anderes übrig bleibt als auf der zerstörten Oberfläche ein neues Leben zu beginnen, hat sich die „bessere“ Schicht der Gesellschaft bereits beim Ausbruch der Katastrophe in unterirdische Tunnelsysteme und Kälteschlafkammern verkrochen. Einige Jahre später hat sich die Situation beruhigt und auch die mittlerweile wieder aufgetaute Untergrund-Fraktion, genannt Echelon, versucht auf die Oberfläche zurückzukehren. Natürlich gefällt das den dort lebenden Sai überhaupt nicht und anstatt in friedlicher Eintracht zu versuchen die Welt wieder aufzubauen wird erst einmal Krieg geführt, weil die Menschheit das nun mal am besten kann.

Die 0815-Geschichte plätschert seicht vor sich hin und ist in dieser Form schon hinreichend bekannt. Einen Kreativitätspreis gewinnen die Entwickler damit zwar sicher nicht, aber da das Gameplay ja meist doch etwas mehr wiegt als eine unterhaltsame Storyline kommen wir zum nächsten Schuss, der ordentlich nach hinten los geht… Dabei ist der Ersteindruck gar nicht so übel. Legt man Stormrise nämlich ins Laufwerk, sieht sich das Intro an und startet die erste Mission wirkt alles noch recht vielversprechend. Eine gut gemachte Zwischensequenz bringt uns mitten ins Kriegsgeschehen und gegen epische Schlachten in der Zukunft ist ja grundsätzlich auch nichts einzuwenden. In der Rolle des gerade aus dem Kälteschlaf erwachten Commanders Aiden Geary werfen wir uns auf Seiten der Echelon in die Schlacht und beginnen gespannt den ersten Auftrag, der gleichzeitig als Tutorial dient. Leider verfliegt die anfängliche Euphorie bereits nach 10 Minuten und es wird klar dass es an der Umsetzung von Stormrise mehr als nur hapert.


Wir beginnen mit einer gewissen Anzahl an Einheiten am Anfang eines Levels und versuchen uns einen Weg durch die Karte zu kämpfen. Das ist der grundsätzliche Ablauf des Missionsdesigns und daran ändert sich in den nächsten Stunden auch nicht viel. Ab und zu gibt es zwar Nachschub in Form von stärkeren Truppen für die eigenen Reihen und sogar die ein oder andere Heldenfigur mit besonderen Fähigkeiten tritt auf den Plan, aber auch das lockert die monotonen Aufträge kaum auf. Das Ziel in den meisten Abschnitten der Singleplayerkampagne besteht darin möglichst viele Einheiten lebendig durch die Levels zu lotsen und auf dem Weg so viele gegnerische Truppen wie möglich zu erledigen. Das Ganze sogar auf mehreren Ebenen, was heißen soll dass wir unsere Soldaten sowohl in tieferen Regionen wie Tunneln und Abwasserkanälen als auch auf diversen Dächern oder höher gelegenen Aussichtspunkten postieren können.

Eigentlich eine feine Idee, leider ist es extrem schwierig die eigenen und auch die gegnerischen Einheiten im Blick zu behalten. Das liegt in erster Linie daran, dass für ein Strategiespiel die denkbar schlechteste und vor allem unübersichtlichste aller Kameraperspektiven gewählt wurde. Wir sehen unseren Einheiten nämlich die meiste Zeit ähnlich wie in einem 3d-Person-Shooter über die Schulter! Das mag zwar theoretisch das Mitten-Drin-Gefühl verstärken, sorgt aber praktisch für ein heilloses Durcheinander auf dem Schlachtfeld. Freilich gibt es auch eine Übersichtskarte des Kriegsgebiets die jederzeit eingeblendet werden darf, aber darauf erkennt man auch nicht viel mehr. Orientierungsschwierigkeiten sind an der Tagesordnung und sorgen in Verbindung mit der anfangs etwas gewöhnungsbedürftigen Steuerung nicht unbedingt für Spielspaß.


Das Grundprinzip der gewählten Steuerungsmethode mit dem klangvollen Namen „Whip Select“ hört sich ja eigentlich ganz gut an. Mit dem rechten Analogstick können, je nachdem in welche Richtung dieser gedrückt wird, die Einheiten vor, hinter oder neben uns ausgewählt werden. Aufgrund der oben erwähnten ungünstigen Kameraperspektive gestaltet es sich aber äußerst schwierig die gewünschten Soldaten zu erwischen, da man nicht genau sieht wo sich diese überhaupt befinden. Natürlich ist die Steuerung was ein Konsolen-Strategiespiel angeht immer so eine Sache. Die Knöpfe des PlayStation 3 Controllers sind einfach nicht vergleichbar mit einer Maus/Tastatur-Kombination am PC, allerdings wurde bereits in vielen jüngeren RTS-Titeln bewiesen, dass eine funktionierende Konsolensteuerung durchaus machbar ist. Und soweit ist Stormrise davon im Großen und Ganzen auch gar nicht entfernt! Die Truppen lassen sich, sofern man sie im Getümmel gefunden hat, recht komfortabel an jeden beliebigen Punkt auf den teilweise äußerst umfangreich ausgefallenen Karten schicken und auch problemlos positionieren.

Leider passiert das aber alles in einem schrecklich langsamen Tempo. Wobei das nervigste nicht einmal die gemächliche Schritt- bzw. Fahrgeschwindigkeit der einzelnen Einheiten ist, sondern eher die Tatsache, dass unsere Soldaten während einer Bewegung nicht in der Lage sind zu feuern, das heißt wir wählen einen Punkt auf der Karte aus, schicken unsere Mannschaft dorthin, diese werden auf dem Weg von Feinden angegriffen, wehren sich aber nicht, bis sie am besagten Zielpunkt zum Stillstand gekommen sind. Passt man also mal einen Moment nicht auf, löst sich unsere Armee kurzerhand in ihre Einzelteile auf. Falls dies passiert oder unsere Heldenfigur getötet wird, geht es zurück zum letzten Checkpoint, der meist am Anfang des jeweiligen Spielabschnittes liegt und uns die Mission von vorn starten lässt. Glücklicherweise verhindert die Freies-Speichern-Funktion schlimmeres. Der strategiespieltypische Basen-Bau fiel übrigens der Action zum Opfer und so läuft fast jeder Kampf darauf hinaus, alles was man hat auf die feindlichen Horden loszulassen. Die Partei mit mehr, bzw. stärkeren Einheiten gewinnt und so bleibt die Taktik oft auf der Strecke. Lediglich an bestimmten Punkten ist es möglich neue Truppen zu produzieren, welche durch in gewonnenen Kämpfen ergatterte Credits finanziert werden.


Die Grafik geht bis auf teils schwächelnde Texturen, Clippingfehler und sporadische Pop Ups zwar in Ordnung, ist aber sicher nicht Genrereferenz. Die Spielwelt besteht meist aus verlassenen Städten oder Industriegebieten und wirkt steril, leer und futuristisch. Darin tummeln sich unzählige Soldaten der eigenen und der gegnerischen Fraktion, welche größtenteils sogar ganz akurat modelliert sind. Dennoch wirkt die Optik ziemlich farblos und besteht in erster Linie aus „freundlichen“ Grau- und Braun-Tönen. Auch die Inszenierung der Gefechte lässt zu wünschen übrig und ist etwas effektarm ausgefallen, imposante Explosionen und Lasergefechte die man üblicherweise in einem Sci-Fi-Krieg erwartet, sucht man vergebens. Im Gegenzug läuft das Geschehen aber recht flüssig, die Endzeit-Stimmung wird gut eingefangen und auch die Zwischensequenzen sehen ganz nett aus. An der soundtechnischen Umsetzung gibt es nicht viel auszusetzen. Neben den professionellen Synchronsprecher sorgen treibende Beats im Hintergrund und akzeptable Waffen- und Kampfgeräusche für die nötige Atmosphäre. Nur die intelligenten Dialoge ala` „bleib stehen, damit ich dich erwische“ fallen da etwas aus dem Rahmen.

Sind die 16 Missionen der Solo-Kampagne abgehakt, bietet Stormrise noch einen Online-Multiplayermodus. Der ist zwar nichts besonderes und bietet nur Standartkost, ist dafür aber auch so ziemlich das Einzige was dem Titel einen gewissen Wiederspielwert verleiht. Auf 10 weiträumig ausgefallenen Karten dürfen sich bis zu 8 Spieler, wahlweise in der Rolle der Sai oder Echelon gegenseitig den Krieg erklären.

Harry meint:

Harry

Das Entwicklerteam Creative Assembly wird vor allem dank der äußerst erfolgreichen Total War-Reihe von vielen Strategiefans völlig zurecht in den Himmel gelobt. Was sich aber bei der Veröffentlichung dieses unfertigen und lieblos zusammengeschusterten Spiels gedacht wurde, ist mir ein Rätsel. In Zeiten von Genre-Größen wie Halo Wars oder Tom Clancy´s Endwar geht Stormrise mit wehenden Fahnen unter. Einige gute Ansätze sind zwar vorhanden, aber das reicht bei weitem nicht aus. Neben der mittelmäßigen Optik, den eintönigen Aufträgen und diversen Fehlern in der Spielmechanik sorgt vor allem die fehlende Übersicht das ganze Spiel hindurch für einen Frustmoment nach dem anderen. Schade, ein paar Monate mehr Entwicklungszeit und aus Stormrise hätte ein wirklich gutes Spiel werden können.

Positiv

  • Weiträumiges Leveldesign
  • Multiplayermodus
  • Atmosphärische Sound- und Musikuntermalung

Negativ

  • Kaum Spielspaß
  • Katastrophale Übersicht
  • Langweilige Optik
Userwertung
0 0 Stimmen
Wertung abgeben:
senden
Follow us
Stormrise Daten
Genre -
Spieleranzahl 1 - 8
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz 50 / 60 Hz
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 27. März 2009
Vermarkter SEGA
Wertung 6
Anzeigen
neXGam YouTube Channel
Anzeigen