Aller guten Dinge sind Vier
Das lautet das Motto des Viertlings, denn im Gegensatz zu den Vorgängern, wo der Spieler nur mit dem Ex-Yakuza Kazuma Kiryu unterwegs war, erlebt der Spieler in Yakuza 4 die Geschichte von vier Protagonisten, deren Schicksal auf besondere Weise verknüpft ist und deren Wege sich im Laufe des Spieles kreuzen werden. In den 5 Kapiteln lernt der Spieler nun nacheinander den Kredithai und Hostessclub-Besitzer Shun Akiyama, den Knast-Ausbrecher Taiga Saejima, dem Ex-Cop Masayoshi Tamura kennen und ihre Rolle in der ganzen Story. Im vierten Kapitel gesellt sich dann der bereits aus den Vorgängern bekannte Kazuma Kiryu dazu. Im fünsten Kapitel laufen nicht nur die Story Fäden zusammen, der Spieler hat hier nun auch die Möglichkeit den Charakter frei zu wählen um noch offene Nebentätigkeiten zu erledigen; und von denen gibt es – serientypisch – wieder eine ganze Menge.
Alle Hände voll zu tun
Neben der meist verwobenen und immer spannend erzählten Hauptstory über die japanische Unterwelt entwickelt sich Yakuza immer mehr zum Open World Adventure, welches mit jedem Teil neue Nebenbeschäftigungen dazu bekommt. In Teil 4 gibt es neben der Möglichkeit einkaufen zu gehen, sich in Kneipen und Bars volllaufen zu lassen und einzukaufen auch die Möglichkeit des Freizeitvertreibs. Die Liste ist dabei gewaltig: Golf, Angeln, Arcade-Spiele, Pachinko, Bowling, Darts, Baseball und Billard. Wer es mehr mit Glücksspielen hat, kann seine Kohle beim Roulette, Poker, Blackjack, Baccara und allerhand japanischer Würfelspiele verzocken. Turnierspieler mit Hang zu Brettspielen treten beim Shogi oder Mahjongg-Turnier an.
Doch auch die niederen männlichen Belange werden bei Yakuza 4 vorzüglich bedient: Fielen die beliebten Hostess-Clubs im Vorgänger im Westen noch der Schere zum Opfer sind diese nun wieder komplett dabei. Der Spieler kann nicht nur Hostess-Clubs aufsuchen und sein Geld dort verbraten, diesmal hat er auch erstmals die Möglichkeit einen eigenen Hostess-Club zu managen. Auf der Straße werden Frauen angequatscht und für den Club angeheuert. Dort werden sie fein nach den Wünschen der Gäste eingekleidet, frisiert und geschminkt, anschließend werden die Fähigkeiten der Damen in den Bereichen Kundenservice, Gesprächsfähigkeit und Attraktivität geschult. Wer es martialischer mag kommt ebenfalls auf seine Kosten: Neben der Möglichkeit an Kampfturnieren teilzunehmen, kann man diesmal sogar ein komplettes Dojo führen und Kämpfer ausbilden. Wie man sieht ist Yakuza 4 deutlich mehr als nur ein Spiel mit dichter Story.
Auch an Nebenquests gibt es dieses Mal wieder eine Menge. Zwar wurde die Anzahl verfügbarer Nebenmissionen halbiert, jedoch sind die neuen Missionen meist verschachtelter und länger, als in den Vorgängern. So muss man Details über beliebte Hostessen erfahren und diese einem Reporter stecken, damit er über die Vorlieben der Damen schreiben kann und seine Leser zu mehr Erfolg treibt oder hilft Nerds dabei bei ihrer bevorzugten Hostess zu landen. Serientypisch nehmen sich gerade die Sidequests nicht wirklich ernst und bereiten immer Spaß neben dem harten Gangster-Alltag.
Die Erfolgselemente kämpfen, reden, kämpfen
Was den normalen Spielablauf angeht, wagt Yakuza 4 keine Experimente: Neben den serientypisch ausufernden und atmosphärisch inszenierten Sequenzen der Hauptstory besteht der Alltag eines Unterwelt-Ganoven vor allem aus reden und kämpfen. Besonders die Kämpfe sind ein zentrales Detail der Serie und lassen sich am besten mit Klassikern wie Final Fight oder Streets of Rage verteilen. Einfache Kombos werden durch Erfahrungspunkte ausgebaut und aufgelevelt, neue Moves werden erlernt. Reicht das noch nicht aus greift der Yakuza von heute zu Mobiliar, Schildern, Fahrrädern oder Baseballschlägern um den Gegnern, die in Kamurocho an jeder Ecke lauern, ordentlich einzuheizen. Das macht nicht nur Spaß, sondern bringt durch vielfältige Kombinationen und den tollen Heat-Attacken, welche besonders brutale Moves auslösen, richtig Abwechslung in den Unterwelt-Alltag. Serientypisch gestalten sich die toll in Szene gesetzten Bosskämpfe wieder deutlich schwerer und fordern den Spieler teil auf "normal" schon ordentlich.
Die Schattenseiten von Kamurocho
Die größte Schattenseite von Kamurocho ist dieses Mal das Viertel selbst: Zwar wurde Kamurocho durch eine Untergrund-Shopping-Mall, eine Tiefgarage und ein paar Wege auf den Dächern des Viertels erweitert, dafür vielen die Nebenschauplätze der Vorgänger (Osaka und Okinawa) komplett der Schere zum Opfer, was die Spielwelt insgesamt einschränkt. Hier merkt man, dass Sega sich mit dem Jahreszyklus vielleicht etwas zu ambitioniert zeigt und nicht mehr die Möglichkeit hat neue Orte ins Spiel zu integrieren. Ebenfalls veraltet sind die Charaktermodelle und die drögen Dialoge in Textboxen, welche sich teils nicht nachvollziehbar mit Filmsequenzen abwechseln.
Ebenfalls anzumerken bleibt, dass Yakuza wie schon die Vorgänger nichts für Spieler ist, die nur Deutsch sprechen. SEGA hat sich auch dieses Mal wieder eine deutsche Synchronisation und Untertitel gespart. Auf die Ohren gibt es lediglich die original japanische Synchro, die zwar atmosphärisch ist, aber nicht von jedermann verstanden wird, und englische Untertitel. Wer des Englischen nicht mächtig ist, versteht hier nur spanisch.
Yakuza 4 steht dem Vorgänger in nichts nach und versöhnt die Fans mit einem – bis auf ein japanisches Quiz – ungeschnittenen Spiel. Die neue Abwechslung durch vier verschiedene Charaktere die durch unterschiedliche Schicksale miteinander verbunden sind wird durch Segas Sparzwang bei den Locations wieder ausgeglichen. Diesmal geht es nur in Kamurocho zur Sache. Serientypisch bleiben Spieler aussen vor, die kein Englisch verstehen. Ansonsten ist Yakuza 4 eine runde Sache mit spannend inszenierter Story, brachialen Fauskämpfen und unglaublich vielen Nebenbeschäftigungen in denen man sich total verlieren kann. Für Teil 5 wünsche ich mir etwas mehr Entwicklungszeit bei Sega um neben einer tollen Story auch wieder mehr Locations anbieten zu können. Netterweise bietet man Serieneinsteigern mit Rückblicken auf die Teile 1 – 3 einen leichten Einstieg, so dass jeder, der auf Action und gute Storys steht, zuschlagen soll, insofern er zumindest Englisch kann.