Mit Pro Evolution Soccer 5 brachte Konami im vergangenen Jahr die Fußball-Referenz, die alles Vorangeganende in den Schatten stellte – sogar den bis dahin wankenden Monopolisten Electronic Arts mit der exklusiv lizenzierten Spielreihe FIFA. Doch trotz mancher nicht lizenzierter Teams konnte PES 5 alle Fußballfreunde überzeugen und hat bis heute eine große Fangemeinde. Nachdem der Nachfolger von diesem Bombentitel auf der Xbox 360 nicht wirklich überzeugen konnte, liegen nun alle Hoffnungen auf den Versionen der älteren Konsolengeneration. Ob die PlayStation 2 einen würdigen Nachfolger stellt, erfahrt ihr im folgenden Review.
Nach einem leckeren Intro geht’s direkt ins Hauptmenü, in dem ihr den Coverstar Adriano sowie die altbekannten Menüauswahlen, wie Einzelspiel, Pokal, Training und natürlich dem Herzstück – der Meister-Liga findet, der wir uns in diesem Test ausführlich widmen werden. Neben einem schnellen Spiel könnt ihr also wahlweise die WM 2006 im Pokal selber zocken oder euch mit eurem Lieblingsteam im Training verbessern. Beginnt ihr die Meister-Liga könnt ihr euch anfangs den Schwierigkeitsgrad aussuchen. Der besteht nicht wie im Vorgänger aus 5 bis 6 Sternen sondern reicht von „Anfänger“ über „Fortgeschrittener“ bis „Profi“ und „Top-Spieler“. Danach wird die Stufe der Meister-Liga ausgewählt. Diese Stufe beeinflusst Faktoren wie Transferverhandlungen, Spielermüdigkeit und Anfangspunkte. Wählt ihr die Stufe „Sehr einfach“ habt ihr also entsprechend viel Geld und euren Spielern geht es länger gut. Bei „Sehr schwierig“ ist Sparsamkeit und taktisches Auswechseln angesagt.
Danach wählt man aus, ob man mit einer Mannschaft aus Unbekannten startet, oder ob man für die Vereinsmannschaften die Spieler aus dem Einzelspiel-Modus – also die Original-Kicker – verwendet. Ferner kann man sich auch noch sein eigenes Traumteam erstellen und Trikots und Logos designen sowie den Teamnamen der Mannschaft erstellen. Außerdem darf eingestellt werden, ob der Transfermarkt belebt sein soll, oder ob so gut wie keine Transfers stattfinden und die Teams fast in alter Aufstellung bleiben – „normal“ ist hier die beste Auswahl. Jetzt könnt ihr noch die Länge des Spiels, automatische Speicherung oder Balltyp für die Games auswählen – diese Einstellungen können nur nach einer abgeschlossenen Saison verändert werden.
Danach könnt ihr euch endlich euer Team auswählen – sofern ihr es noch nicht erstellt habt. Leider gibt es in Sachen Lizenzen wenig Gutes anzumerken. Zwar sind spanische, italienische, niederländische und französische Liga und einige andere Teams wie FC Porto, Glasgow Rangers u.a. voll lizenziert, jedoch sind es in der englischen Liga nur 2 Teams – Arsenal und Manchester United, Chelsea ist leider nicht mehr original – und zum Entsetzen aller deutschen Fußballfreunde fehlt die komplette deutsche Bundesliga bis auf die lizenzierten Bayern. – doch zum Glück hat Konami 18 Dummy Mannschaften für den Editor erstellt. Wer also Zeit und Lust hat, kann seine Lieblingsbundesligamannschaften selbst kreieren.
So - zurück zur Meister-Liga. Die Einstellungen wurden bestätigt – es geht weiter. Wie in Vorgängern ist die ML sehr detailliert. Neben Infos über Liga und Pokal sowie beste Torschützen kann man die Entwicklung eines jeden Spielers einsehen, die Kicker trainieren lassen, die Aufstellung, Strategien und Taktiken verändern, sowie die neuesten Talente oder besten Spieler innerhalb des Verhandlungszeitraums im Transfermenü einkaufen oder eigene Männer auf die Transferliste setzen. Wie man sieht hat sich nicht viel verändert – alles ist genau so gut wie beim Vorgänger.
Kommen wir jetzt zum eigentlichen Hauptteil des Spiels – den Spielen. Bevor ihr das Game startet werdet ihr in das Aufstellungsmenü befördert, wo ihr noch einen letzten Feinschliff wie Aufstellung und Taktiken vornehmen könnt. Wer auf dem Spielfeld steht hängt auch davon ab, in welcher Verfassung die Spieler sind, wie erschöpft sie sind und wie viel Energie sie noch besitzen. Zudem könnt ihr noch auf automatische Funktionen zurückgreifen, um z.B. den Schlüsselspieler der gegnerischen Elf zu decken, offensiv oder defensiv zu agieren, ob eure Recken über das Zentrum angreifen oder lieber über die Flügel kommen sollen und ob der Computer für euch Auswechseln soll, oder ob ihr diese Entscheidungen lieber selbst trefft. Nachdem ihr alle Entscheidungen getroffen habt, geht’s ins Spiel. Hier hat sich auf den ersten Blick nicht viel getan. Die Stadien sehen gleich aus, die Spieler sehen gleich aus. Doch hat sich Pro Evo 6 auch in Sachen Realismus verbessert. Im Onlinemodus kann man mit bis zu 8 Spielern à 4 Leute pro Mannschaft gegeneinander antreten. Der Online-Code hat sich im Vergleich zum Vorgänger auch verbessert, Lags sind nicht mehr so oft vertreten und das Spiel läuft merkbar flüssiger.
So stecken z.B. hinter jeder Taktik Vor- und Nachteile. Als Spieler wägt man ab, welches Risiko man bereit ist in Kauf zu nehmen, um einen bestimmten Vorteil zu haben. Deckt man z.B. zu eng, können gegnerische Spieler sich blitzschnell vom Aufpasser lösen, deckt man zu großflächig, sind lange Bälle in die Spitze gefährlich. Des Weiteren ist es möglich, den Verteidiger durch Körpertäuschungen zu verladen, um in eine gute Schussposition zu kommen. Doch auch die Verteidiger kommen in Sachen Neuerungen nicht zu kurz – so sind Grätschen kontrollierbarer und arten nicht so oft in Fouls aus und bei Kopfballduellen können die Stürmer auch durch kleine Tricks der Verteidiger gestört werden. Der Schussrealismus wurde auch komplett überarbeitet – die Flugbahn des Balles hängt von vielen Faktoren ab. Es ist z.B. wichtig, dass der Spieler nicht zuviel Rückenlage hat, damit der Ball nicht meilenweit übers Tor geht, genau wie die Lage des Balls beim Schießen war,,, Hoppelt er gerade über den Rasen ist es wahrscheinlicher, dass er über die Latte fliegt, als wenn er über den Platz rollt. Natürlich gibt es auch in Pro Evo 6 verschiedene Schussarten wie Lupfer oder den gefürchteten Top-Spin Schuss, der aber nach wie vor schwer auszuführen ist. Die Schüsse sind insgesamt auch ein bisschen weicher ausgefallen, sodass 120 km/h-Knaller nicht mehr so einfach möglich sind.
Pro Evo 6 setzt zwar noch auf schöne Tore, doch nicht mehr in dem Sinne, wie im fünften Teil. Hier zählt die Vorarbeit. Kann der Stürmer sich im direkten Kampf gegen die Verteidigung durchsetzen? Ist der Flankengeber auch mit entsprechenden Attributen ausgestattet? Nicht nur Sonntagsschüsse aus 30 Metern können schön sein – auch Flachschüsse aus 10 Metern ins linke untere Eck können den Spieler verzaubern, wenn die Vorarbeit überzeugt. Auch in Sachen Torwart hat sich viel getan. Der Keeper ist nicht mehr so tollpatschig wie im Vorgänger und lässt nicht mehr jeden Schuss aus 16 Metern durch. Er kommt zum richtigen Zeitpunkt raus und schnappt sich den Ball oder spekuliert beim Freistoß oder Elfmeter öfter auf die richtige Ecke. Auch bei harten Fernschüssen ist der Keeper öfters auf dem Posten, als es vor einem Jahr der Fall war. Auch der Schiedsrichter hat sich zum Positiven verbessert. So ist er nicht mehr so pingelig und pfeift jedes Gerangel ab, sondern lässt die Spielsituationen länger laufen und legt die Vorteilsregel auch besser aus. Falls mal ein Foul passiert, kann es jedoch leichter passieren, dass der unfair handelnde Spieler mal gelben oder roten Karton zu Gesicht bekommt.
Pro Evo 6 holt ganz klar der Titel in Sachen Realismus – doch FIFA hat die Lizenzen und die bessere Atmosphäre. Bei letzterem Aspekt hat sich in Konamis Fußballsim dennoch sehr viel getan. Das Publikum agiert viel interaktiver – so wird bei einem Foul am Spieler vom angefeuerten Verein gleich lautstark gebuht und bei einem eigenen Torerfolg kommt die Freude sehr viel authentischer rüber als beim 5er. Auch bei den internationalen Mannschaften, die in Original-Trikots spielen, wie z.B. die Niederlande, Schweden oder Italien ist das Publikum verbessert worden und feuert die entsprechende Mannschaft auch mit Fangesängen und Sprechchören an.
Grafisch hat sich nicht viel getan. Spieler und Stadien ähneln ihren Äquivalenten aus dem Vorgänger, jedoch sind einige schöne neue Spieler- und Schiedsrichteranimationen dazugekommen. Auch ähneln manche Spieler ihrem Vorbild jetzt mehr und sehen nicht mehr so frei erfunden aus. Die Kleidung wird diesmal übrigens von adidas und Reebok gesponsort, die z.B. Bälle wie den "Teamgeist" zur Verfügung stellen. Die Menüs wurden mit neuer Musik unterlegt, die jedoch nicht so gut ist, wie im Vorgänger. Die Atmosphäre wirkt wie gesagt authentischer, was nicht zuletzt an den realistischen Sounds des Publikums liegt. Die Kommentatoren sind die altbekannten Wolf Fuß und Hansi Küpper, die viele Kommentare aus PES 5 übernommen haben, jedoch sind auch einige dazugekommen. Die Floskeln „Das ist Adriano“ oder „Hier ist Figo“ werden jedoch sehr inflationär verwendet und nerven bereits nach kurzer Zeit.
Renke meint:
Das PS2 PES 6 schlägt sein 360-Pendant um Längen und stellt einen würdigen Nachfolger. Taktisch tiefer, mit besserer Atmosphäre und vielen spielerischen Verbesserungen weiß Pro Evolution Soccer 6 zu Gefallen und ist für Fußballfans mit PlayStation 2 genau das richtige. Uneingesschränkte Kaufempfehlung von meiner Seite
Positiv
Taktisch sehr tief, neue Aspekte beeinflussen Spielverlauf
Das PS2 PES 6 schlägt sein 360-Pendant um Längen und stellt einen würdigen Nachfolger. Taktisch tiefer, mit besserer Atmosphäre und vielen spielerischen Verbesserungen weiß Pro Evolution Soccer 6 zu Gefallen und ist für Fußballfans mit PlayStation 2 genau das richtige. Uneingesschränkte Kaufempfehlung von meiner Seite