Die Geschichte könnte dafür kaum passender sein. Denn wie in der realen Welt, wo die vielen Raubkopien, Emulatoren und natürlich die Mugen-Szene dem NeoGeo zu seinen Lebzeiten schwer zu schaffen machten, stehen diese hier im Mittelpunkt der Handlung. Im Spiel werden alle Raubkopierer passender Weise als »WAREZ«-Konglomerat zusammengefasst, gegen die sich nur die gesamte NeoGeo Welt aufbäumt, um für das eigene Überleben zu kämpfen. Hier aber noch die offizielle Storyline:
»Es ist Februar des Jahres 2017 nach dem neuen japanischen Kalender. Ein Mann versucht, die erfolgreiche NeoGeo-Welt an sich zu reißen, indem er den stärksten NeoGeo-Krieger besiegt und den Titel für sich selbst beansprucht. Sollte diese Macht in seine Hände fallen, wäre die Herrschaft über die ganze Welt nur noch ein Schritt weit entfernt. Als Chef des WAREZ-Konglomerats verfügt dieser Mann über unglaubliche finanzielle Mittel, mit denen er die Voraussetzungen für seine bösen Pläne schaffen kann. Wer die wahren Ausmaße seines Ehrgeizes kennt, erzittert vor Furcht…
Genau zu diesem kritischen Zeitpunkt sollte in der NeoGeo-Welt ein Wettkampf ausgetragen werden, gesponsort vom WAREZ-Konglomerat. Dieser Wettkampf nannte sich Battle Coliseum. Beunruhigt entsandte die Regierung zwei ihrer besten Geheimagenten, Yuki und Ai, um die Situation zu untersuchen. Drohendes Unheil lastet auf dem Land, als sich die Krieger zu diesem großen Turnier versammeln. Die Zukunft liegt in ihren Händen.«
Diese aberwitzige Geschichte erklärt auch gleich zum Anfang, warum die 4 Endgegner einfach von anderen SNK Titeln abgekupfert bzw. kopiert wurden. So ist z.B. Mizuchi nichts weiter als ein Orochi-Clon, ShiShioh gleicht Lion King und Goodman sieht aus wie Igniz etc.. Denn das »WAREZ«-Konglomerat nimmt, ähnlich wie die Mugen-Scene, nur bestehende Charaktere und Hintergründe um eigene Spiele zu kreieren. Die beiden extra für das Game neu hinzugekommenen Hauptcharaktere Ai und Yuki übernehmen hierbei die Rolle der Geheimagenten, die hinter das Geheimnis des Konglomerats kommen wollen, um es zerschlagen zu können.
Spielerisch ließ sich SNK Playmore etwas Besonderes einfallen, denn in NeoGeo Battle Coliseum steht das so genannte Tag-Play, wo zwei Teammitglieder nach Belieben ausgetauscht werden können, im Vordergrund. So wurden speziell die D-Assault Angriffe integriert, bei denen man dem Gegner mit beiden Charakteren gleichzeitig die Hölle heißmachen kann. Am spielbaren Modi stehen das klassische Arcade Play, Arcade Vs., Tag Play, Practice, Survival, die Gallery und die Optionen zur Verfügung.
Im Arcade Play müssen mit nur einer Energieleiste und fest vorgegebener Zeit so viel Gegner wie möglich besiegt werden. Wenn man die ersten drei Gegner besiegt hat, kann man sich zwischen den Runden etwas aufpowern. Sei es mit Lebensenergie oder weiterer Spielzeit. Der Tag-Play Modus spielt sich etwas abgewandelt, hier wird in jedem erreichten Level die komplette Zeit und Energie wiederhergestellt. Außerdem werden Game Over gegangene Teamkameraden wieder zum Leben erweckt. In der Survival Challenge muss dann das zweier Team so lange ran, bis beide Charakter Game Over gegangen sind. Hierbei können die Artworks für die Gallery und weitere Figuren freigeschalten werden.
Insgesamt warten 4 Endgegner auf den Spieler, für dessen Auswahl man aber bestimmte Bedingungen erfüllen muss. Der normale Endboss wartet mit Orochi-Clon Mizuchi. Um auf Shin Shishioh alias King Lion aus Kizuna Encounter zu treffen, muss man mindestens 6 CPU Teams besiegen, maximal einen Bonus benutzen, keine Double Assaults verwenden und ein Continue verbrauchen.
Um auf Neo Dio aus World Heroes zu treffen, muss man mindestens 6 CPU Teams besiegen, maximal zwei Boni benutzen, 4 Double Assault anbringen und kein Continue verbrauchen.
Der Ultimative Endboss Goodman (was für ein sarkastischer Name, bedenkt man, dass er der schlimmste aller Raubkopierer ist ;-) ) wartet nach mindestens 8 besiegten CPU Gegnern (ohne Benutzung von Boni, Continues und Anbringen von mindestens 6 Double Assaults) auf euch. Erschwerend kommt hinzu, dass einer der beiden Kämpfer einen vollen Energiebalken besitzen muss.
Insgesamt spielt sich NeoGeo Battle Coliseum sehr schnell und vor allem flüssig. Die Moveeingabe ist exakt und geht in die Specials und Combos locker über, so dass das Game jedem Beat’em up Zocker von Anfang an Spaß machen wird. Die Steuerung orientiert sich mit 2 Schlag- und Tritttasten an der von King of Fighters, nur das jetzt zusätzlich noch die Evate-Taste hinzugekommen ist, mit der man seine Charaktere nach belieben austauschen kann. Der umfangreiche Cast von insgesamt 40 verschiedenen Figuren sorgt auch dafür, dass so schnell keine Langeweile ankommt, denn vor allem mit einem weiteren menschlichen Mitspieler entdeckt man das wahre Potenzial dieses Beat’em ups.
Grafisch setzt SNK Playmore mit NeoGeo Battle Coliseum erstmals auf ein hochauflösendes Niveau, auch wenn das nur für die Hintergründe gilt. Es hat sich aber ebenfalls einiges bei den Charakter-Sprites getan, bzw. sind ein paar wie z.B. Marco, Robert (sieht etwas verbeult aus) Hanzo, Fuuma, Ai oder Yuki komplett neu gezeichnet worden. Oder haben wie Mai, Iori oder Ryo (aka Mr. Karate) ein paar neue Animationen hinzubekommen. Vor allem die alten ADK-Recken profitieren vom brandneuen Design und sehen fantastisch aus, bzw. spielen sich auch so.
In den Grafikeinstellungen kann auch hier ein Softfilter für die Spriteschärfe eingestellt werden. Dieser fällt zum Glück nicht so »matschig« aus, wie am Atomiswave Automaten oder in der japanischen Version, so das man das Spiel optimal an die Leistung seines TV anpassen kann (Mein Tip: Focus = normal, Type = 2). An einen »Color Edit« Modus, zum Umfärben der Charaktere, wurde hier ebenso gedacht. Der PlayStation 2 Version wurden sogar ein paar neue Polygon-Stages spendiert, die sich gut zwischen den Restlichen einfügen. Dabei findet man viele Details in den Hintergründen, die aus den verschiedensten SNK Spielen, sei es jetzt Cool Cool Toon, Metal Slug, Last Resort oder Top Hunter etc. stammen.
Im direkten Vergleich mit der japanischen Version sind die spürbar kürzeren Ladezeiten hervorzuheben. Dafür stoßen allerdings andere kleine Fehler wie das Fehlen einiger »Winquotes« negativ auf, was sich durch den Spruch »Dummy 8« etc. unter den Charakterartworks bemerkbar macht. Außerdem wurde der Online-Modus komplett wegrationalisiert, was jedoch keine Überraschung darstellt. Im Gegenzug glänzt Ignition Entertainment aber erneut mit einem vorbildlichen 60 Hz Modus und einer kompletten UNCUT-Version mit rotem Blut und wabernden Oberteilen der weiblichen Protagonistinnen. Eine komplett deutschsprachige und farbige Anleitung lässt zudem jedes Sammlerherz höher schlagen.
Auch akustisch zeigt sich SNK Playmore von einer völlig neuen Seite, die Original- und Arrange-Tracks entpuppen sich als Ohrwürmer und können voll überzeugen, da sie optimal zum Spielgeschehen passen. Die Sprachausgabe und Schlaggeräusche sind darüber hinaus erneut auf einem gewohnt hohen Niveau.
Wenn man NeoGeo Battle Coliseum richtig spielen möchte und das original Arcade-Feeling haben will, dann kommt um einen Arcadestick nicht herum. Denn mit dem Pad sind viele Moves und Combos einfach ein »Daumenbrecher«. Daher sollten alle geneigten Spieler auf einen Arcade Stick umsteigen, bzw. gleich direkt zur PlayStation 2 Version des NeoGeo Stick 2 von SNK Playmore greifen.
SNK Playmore ist es gelungen mit NeoGeo Battle Coliseum ein erfrischend neues Beat‘em up auf den Bildschirm zu zaubern. Das fordernde Tag-Team GamePlay macht sofort Spaß und die Moves gehen dank präziser Steuerung einfach von der Hand. Spielerisch kann NeoGeo Battle Coliseum aber immer noch nicht mit Genregrößen wie Street Fighter III: 3rd Strike, Garou: Mark of the Wolves oder der Guilty Gear Reihe mithalten. Trotzdem kann ich NeoGeo Battle Coliseum jeden SNK-Fan nur wärmstens ans Herz legen, so viele Kleinigkeiten und Details aus dem Repertoire an alten SNK Klassiker findet man sonst in keinem anderen Game.