Hitman 2 im Test

PlayStation2
“Hitman 2? Ich kenne nicht mal Hitman 1!“, werden viele Konsolenbesitzer sagen, die dieses Game im Regal ihres Händlers stehen sehen. Kein Wunder, denn der Vorgänger des Action-Adventures erschien vor längerer Zeit exklusiv für PCs. Ob die Fortsetzung nun eine Bereicherung für die PS2 ist oder besser auf den Rechenknechten dieser Welt geblieben wäre, erfahrt ihr in unserem Review.
Was macht der beste Auftragskiller der Welt nach dem Ende seiner Karriere? Ganz einfach! Er nimmt einen ruhigen Job als Gärtner in Sizilien an und verbringt seine Freizeit damit, dem Priester der örtlichen Kirche seine Sünden zu beichten um eventuell doch noch Vergebung zu finden. Eigentlich könnte das Leben von 47, dessen wirklichen Namen niemand (na ja, er selbst wahrscheinlich schon) kennt, so schön sein, doch dann geschieht etwas Schreckliches. Pater Vittorio, der einzige Freund unseres Anti-Helden, wird von einem Mafia-Boss entführt, um den Profikiller aus seinem Versteck zu locken. Obwohl 47 weiß, dass der Bösewicht und seine Schergen ihm eine Falle gestellt haben, zögert er keine Sekunde, schnappt sich seine alte Ausrüstung und macht sich auf den Weg, um blutige Rache zu nehmen. Dies ist aber nur der Anfang der Geschichte. Schnell nimmt der kahlköpfige Rächer Verbindung zu seinem früheren Arbeitgeber auf und ist schon kurze Zeit später wieder ganz groß im Geschäft. Seine Aufträge führen 47 in verschiedene Länder, wo er das macht, was er am Besten kann: Leute für Geld ermorden.


On Ninja oder Scharfschütze, der Protagonist kennt für jeden Gegner das passende Gegenmittel.


Auf den ersten Blick wirken die Abenteuer von 47 wie ein weiterer Abklatsch des Max Payne-Gameplays. Auch hier steuert man den Protagonisten aus der Verfolgerperspektive durch die Gegend und kann mit einem ständig wachsenden Waffenarsenal seine Feinde ausschalten. Allerdings wird schon nach wenigen Minuten klar, dass hier wesentlich mehr geboten wird als simple Ballerkost. Es ist dem Zocker überlassen, ob er einfach mit gezogenen Pistolen losstürmen will oder versucht, unentdeckt zu bleiben. Es ist die spielerische Freiheit, die Hitman 2 zu einem Game macht, dass sowohl Actionfreaks als auch Rätselfreunde anspricht. Neben einer gigantischen Auswahl an Werkzeugen und Waffen, die von einer Klaviersaite bis zum Scharfschützengewehr alles bietet, was man als Profikiller braucht, verfügt 47 auch über eine Reihe besonderer Fähigkeiten. Beispielsweise ist der Mann mit dem ungewöhnlichen Beruf ein Meister der Tarnung. Schon in der ersten Mission muss man sich mehrmals umziehen, wenn man keinen Alarm auslösen will. Ein harmloser Postbote kann schnell unschädlich und nackig gemacht werden, um an die entsprechende Kleidung zu kommen. Man muss wirklich sehr vorsichtig sein, denn die Feinde sind alles andere als dumm. Eine nicht versteckte Leiche wird schnell gefunden und selbst die beste Tarnung bringt wenig, wenn man auf Waffen durchsucht wird oder sich in Bereichen aufhält, in denen auch der ursprüngliche Besitzer der Kleidung nichts verloren hat.

Innerhalb der sechs unterschiedlichen Kapitel, die wiederum in mehrere Levels aufgeteilt sind, wird man jede Menge Herausforderungen finden. Obwohl es eigentlich immer die Hauptaufgabe ist, eine bestimmte Person zu eliminieren, muss man sich oft neue Taktiken einfallen lassen, um das Ziel zu erreichen. Eine Anzeige am oberen Bildschirmrand gibt ständig Auskunft darüber, wie groß die Gefahr ist, in der man sich befindet. Trotz dieser praktischen Hilfe wird es immer wieder vorkommen, dass man sich plötzlich in einer ausweglosen Situation wiederfindet. Häufiges Speichern ist also Pflicht. Die teilweise unvorhersehbaren Ereignisse können auch als große Schwäche von Hitman 2 angesehen werden. Wer keine Lust hat, ein Gebiet lange zu erforschen und mehrere Versuche zu starten, bevor man einen sicheren Weg gefunden hat, sollte sich den Kauf daher zwei Mal überlegen.


Glatzköpfe unter sich. Selbst auf Leidensgenossen nimmt der Auftragskiller keinerlei Rücksicht.


Hitman 2 ist nicht die Sorte Spiel, die man ohne lange Einarbeitungsphase zocken kann. Wer sich sofort in die Missionen stürzt und sich vorher nicht mit der komplexen Steuerung vertraut macht, ist zum Scheitern verurteilt. Schnell drückt man in spannenden Situationen den falschen Knopf, zieht versehentlich eine Waffe oder macht eine andere Dummheit, die dazu führt, dass man sofort enttarnt und unter Beschuss genommen wird. Selbst zu schnelles Laufen kann unter ungünstigen Umständen dazu führen, dass die Gegner Verdacht schöpfen. Zum Glück hat man die Gelegenheit, ein Wenig zu trainieren, bevor man loszieht. Trotzdem wird es viele Zocker geben, die sich nicht damit anfreunden können, ständig beide Analog-Sticks bedienen zu müssen und gleichzeitig immer wieder verschiedene Aktionen auszuführen. Zwar darf man in den Optionen einige Änderungen an der Belegung des Controllers vornehmen, aber wirklich leicht ist es dennoch nicht, den Überblick zu behalten.

Hitman 2 macht optisch einen sehr guten Eindruck. Abwechslungsreiche und detaillierte Schauplätze, eine enorme Weitsicht und eine konstante Framerate sorgen dafür, dass man lange brauchen wird, bis man sich an dem Game sattgesehen hat. Allerdings gibt es auch ein paar Mankos zu bemängeln. Wie so häufig ist es die Kamera, die manchmal dafür sorgt, dass man den Überblick verliert. Zum Glück kann man bei Bedarf in die Ich-Perspektive wechseln, wodurch sich Hitman 2 fast wie ein klassischer Ego-Shooter spielen lässt. Die Charaktere leiden alle unter leichter Polygonarmut, was aber eigentlich nur bei der Hauptfigur auffällt oder wenn man sich anderen Personen bis auf wenige Schritte nähert. Die Animationen liegen zwar etwas über dem Durchschnitt, überzeugen aber eher durch Vielfalt als durch Qualität. Dafür bietet das Game schöne Echtzeit-Schatten.


Mal taktisch, mal actionlastig. Die Levels können Ballerfans und Strategen gleichermaßen erfreuen.


Musikalisch fährt das Game schwere Geschütze auf. Ähnlich wie in Headhunter wurde auch hier ein komplettes Orchester samt Chor engagiert. Der Aufwand hat sich gelohnt, denn durch die epischen Stücke wird jederzeit die passende Stimmung erzeugt. Hitman 2 ist eines der wenigen Spiele, die sich auch vor Hollywood-Filmen nicht verstecken müssen, wenn es um den Soundtrack geht. Schade nur, dass die Musik nicht immer spielt. Um Spannung aufkommen zu lassen, hört man oft nur die Schritte von 47 und ein paar Umgebungsgeräusche. Die Effekte sind zwar erstklassig, aber man hätte wenigstens eine Option integrieren können, die es dem Zocker erlaubt zu wählen, wie oft er das Orchester hören will. Die Sprachausgabe ist ebenfalls gelungen. Je nachdem, wo man sich gerade befindet, sprechen die Gegner Englisch, Italienisch oder Russisch, was nicht nur authentisch sondern auch sehr abwechslungsreich wirkt.

Tim meint:

Tim

Hitman 2 ist eine absolut gelungene Mischung aus Action-, Taktik- und Adventure-Elementen. Die alternativen Lösungswege innerhalb der Missionen motivieren zum mehrmaligen Durchspielen und zum Experimentieren. Trotzdem ist das Game nicht für Jeden geeignet. Ungeduldige Zocker, die schnell Ergebnisse wollen, ohne lange zu überlegen, kommen nämlich nicht wirklich auf ihre Kosten. Wer 47 durch die Levels scheucht als wäre er einer der Revolverhelden in Timesplitters 2, wird das Ende zwar wesentlich schneller erreichen, bringt sich allerdings auch selbst um den Spaß, jeden Abschnitt wirklich kennen zu lernen.

Positiv

  • Tolle Atmosphäre
  • Genialer Soundtrack

Negativ

  • Störrische Kamera
  • Die Balance zwischen Action und Taktik ist nicht immer gelungen
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Hitman 2 Daten
Genre Action-Adventure
Spieleranzahl 1
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion -
Verfügbarkeit 4. Oktober 2002
Vermarkter Eidos
Wertung 8.3
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