EyeToy: Play Sports im Test

PlayStation2
Im November 2006 ist es fast unmöglich, einen Werbeblock ohne einen Spot für ein PS2-Spiel zu sehen. Neben Buzz Junior – Jungle Party wird EyeToy: Play Sports besonders häufig angepriesen. Sony setzt also in dieser Weihnachtssaison voll und ganz auf familienfreundliches Entertainment, um gegen Xbox 360 und Nintendo Wii bestehen zu können. Ob das neueste Kameraspiel für die leicht angestaubte Hardware tatsächlich helfen wird, die Zeit bis zum Release der PS3 zu erleichtern, erfahrt ihr in unserem Review.
Eventuell gibt es ja wirklich noch ein paar PS2-Besitzer, die es geschafft haben, sich in den letzten drei Jahren von allen EyeToy-Games fernzuhalten. Daher das Wichtigste noch einmal in Kürze: wenn irgendwo EyeToy draufsteht, bedeutet das, dass kein Controller benötigt wird, sondern eine USB-Kamera, die man an die Konsole anschließt. Der aktuelle Vertreter der Serie wird übrigens sowohl im Bundle mit der entsprechenden Hardware als auch einzeln angeboten. Statt Fingerspitzengefühl ist also voller Körpereinsatz gefordert, denn die eigenen Bewegungen werden auf dem Fernseher gezeigt und sind immer der Schlüssel zum Erfolg.


Das Bild vom faulen Zocker gehört dank EyeToy: Play Sports der Vergangenheit an.


Nach alter Party-Spiel-Tradition verzichtet EyeToy: Play Sports vollkommen auf eine Story und befördert den Zocker stattdessen ziemlich direkt ins Geschehen. 101 verschiedene Sportarten stehen auf dem Programm und können in unterschiedlichen Modi in Angriff genommen werden. Dabei werden nicht nur bekannte Formen der Körperertüchtigung von Tischtennis über Surfen bis Fechten geboten, sondern auch jede Menge Fantasieprodukte wie Pfannkuchen um die Wette werfen oder Tennisschläger-Schnellbespannen. In der Regel gibt es eine Art übergelagertes Spiel wie Golf oder Fußball, durch das ein Vorankommen bei den Mini-Spielen gezeigt werden soll. Eine gute Leistung wird beispielsweise belohnt, indem der virtuelle Repräsentant einen guten Schlag ausführt oder ein Tor schießt. Versagt man bei den kleinen Herausforderungen, rückt auch das Ziel in weitere Ferne.

Allein wird das Ganze trotz des bemerkenswerten Umfangs schnell langweilig. Seine eigentlichen Qualitäten entfaltet Play Sports erst, wenn ein paar Freunde vor dem Fernseher stehen. Bis zu acht Kontrahenten dürfen bei einem spaßigen Multiplayer-Duell mitmachen und mit jedem Teilnehmer steigt der Spielspaß weiter. Für Dynamik sorgt die Tatsache, dass nicht immer abwechselnd um die Highscore gezockt wird, sondern oft Bündnisse eingegangen werden müssen, um erfolgreich zu sein. Wenn auf ein Tennis-Doppel ein Tontauben-Wettschießen folgt, werden aus Partnern schnell wieder Duellanten, was den besonderen Reiz eines guten Party-Spiels ausmacht.


Je mehr desto besser: mit ein paar Freunden macht es doppelt so viel Spaß.


Wenn sich mehrere Zocker vor dem Bildschirm tummeln, kommt es nicht selten zu einem Problem, das leider kaum zu vermeiden ist. Menschen sind nun mal unterschiedlich hoch und breit, was im Fall von EyeToy zu unfairen Situationen führen kann. Steht ein 1,90 Meter großer Fastfood-Fan neben einer achtjährigen Grundschülerin, die sich überwiegend von Grünzeug ernährt, helfen nur noch Stelzen, ein riesiger Raum oder Hinknien weiter, um Chancengleichheit zu gewährleisten.

Ein Großteil der EyeToy-Titel leidet unter den gleichen Macken und leider ist der Sports-Ableger keine Ausnahme. Die Spielchen sind zwar eine Weile spaßig, auf die Dauer aber einfach zu simpel und obwohl die Anzahl der Mini-Herausforderungen diesmal wirklich beeindruckend klingt, sind die Aktionen, die ausgeführt werden müssen, oft identisch. Bestimmte Punkte auf dem Bildschirm unter Zeitdruck berühren und mit den Armen einzelne Bewegungen entweder extrem schnell oder mit dem richtigen Timing auszuführen sind die Grundelemente, die das Gameplay ausmachen. Eher selten kommt es dazu, dass innerhalb einer Runde eine Reihe unterschiedlicher Aktionen ausgeführt werden müssen. Die kurzen Erklärungen, die vor jeder körperlichen Aktivität eingeblendet werden, sind dummerweise nicht immer aussagekräftig genug, um den Zocker vorzubereiten, und so werden einige der virtuellen Sportarten wohl für alle Zeiten ein Mysterium bleiben. Gemeinsam mit Zwischensequenzen und Ladezeiten sorgt das Vorgeplänkel dafür, dass man im Endeffekt mehr doof herumsteht als zu zocken.

Ein weiteres großes Manko liegt in der Hardware selbst. Obwohl die PS2-Kamera für viele Zocker ein Kultobjekt ist, das in jede Sammlung gehört, ist sie aus technischer Sicht ganz sicher keine Offenbahrung. Ein scharfes Bild, wie es Sony so gern in Promo-Bildern oder Fernsehspots zeigt, lässt sich jedenfalls mit dem EyeToy nicht auf den Fernseher zaubern. Wie gut das Gerät in der Praxis funktioniert, hängt außerdem sehr stark vom Nutzer selbst ab. Eine große weiße Wand, viel Platz, ein schwarzes Outfit und sehr viel Licht würden optimale Verhältnisse schaffen. Aber welcher echte Zocker verfügt schon über diese Mittel? Gehen die Meisten von uns ihrem Hobby nicht in kleinen Räumen mit augenfreundlicher Sparbeleuchtung nach, in denen die Wände mit Postern zugeklebt sind und sich in den Schränken Berge von Hard- und Software türmen? Um EyeToy: Play Sports überhaupt spielen zu können, musste ich jedenfalls mehrere Lampen aufbauen, diverse Möbelstücke umpositionieren, mich umziehen und eine Vitrine mit orangefarbigem Plexiglas abdecken, da die Kamera keine Bewegungen registrierte, die vor diesem IKEA-Schnäppchen ausgeführt wurden. Und selbst nach dieser zeitraubenden Prozedur hat nicht alles perfekt funktioniert.

Grafisch präsentiert sich Play Sports so simpel wie seine Vorgänger. Bunte und oft spärlich animierte Objekte bewegen sich durch eine Welt, die hauptsächlich aus eben dem besteht, was die Kamera einfängt. Gefällt euch also die Optik eurer Räumlichkeiten, werdet ihr auch das Game als schön empfinden. Wenigstens bei den Zwischensequenzen hätten sich die Macher ein wenig Mühe geben können, aber weder das Charakter-Design noch die Schauplätze wirken interessant oder beeindruckend. Spaßige Melodien und Soundeffekte unterstreichen das Gameplay, erreichen aber keinesfalls Hitqualitäten. Spätestens nach einer Stunde blendet man die einfachen Stücke komplett aus und beachtet sie nie wieder.

Tim meint:

Tim

Langsam aber sicher ist die Luft raus. Als im Jahr 2003 EyeToy: Play auf den Markt kam, war das Konzept frisch und interessant. Aber inzwischen hat man als treuer Anhänger der Serie das dumme Gefühl, immer wieder die gleichen Games mit leicht veränderter Grafik zu spielen. Wild mit den Händen wedeln bleibt immer wild mit den Händen wedeln, egal was auf dem Bildschirm zu sehen ist. Jüngere Spieler werden sich sicherlich freuen, wenn dieser Titel dieses Jahr unter dem Weihnachtsbaum liegt, aber anspruchsvolle PS2-Veteranen dürften sich deutlich schwerer tun, das Kamera-Spektakel in ihr Herz zu schließen. Auch wenn dieser Testbericht sehr kritisch klingen mag, machen Freunde der Vorgänger, die dringend neues Futter brauchen, sicherlich nichts falsch, wenn sie EyeToy: Play Sports kaufen. Alle anderen bewegungsfreudigen neXGam-Leser sollten lieber zu einem Teil der Dancing Stage Reihe greifen oder warten, bis Sony eine bessere Version des EyeToy samt neuen und interessanten Spielideen für die PS3 veröffentlicht.

Positiv

  • 8-Spieler-Multiplayer
  • Bewegung ist immer gut
  • Gut für Kinder geeignet

Negativ

  • Zu wenige Innovationen
  • Die Kamera ist ein störrisches Stück Hardware
  • Grafisch langweilig
Userwertung
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EyeToy: Play Sports Daten
Genre Sonstiges
Spieleranzahl 1 - 8
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion -
Verfügbarkeit 8. November 2006
Vermarkter Sony
Wertung 6.8
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neXGam YouTube Channel
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