

Das Bild vom faulen Zocker gehört dank EyeToy: Play Sports der Vergangenheit an.
Nach alter Party-Spiel-Tradition verzichtet EyeToy: Play Sports vollkommen auf eine Story und befördert den Zocker stattdessen ziemlich direkt ins Geschehen. 101 verschiedene Sportarten stehen auf dem Programm und können in unterschiedlichen Modi in Angriff genommen werden. Dabei werden nicht nur bekannte Formen der Körperertüchtigung von Tischtennis über Surfen bis Fechten geboten, sondern auch jede Menge Fantasieprodukte wie Pfannkuchen um die Wette werfen oder Tennisschläger-Schnellbespannen. In der Regel gibt es eine Art übergelagertes Spiel wie Golf oder Fußball, durch das ein Vorankommen bei den Mini-Spielen gezeigt werden soll. Eine gute Leistung wird beispielsweise belohnt, indem der virtuelle Repräsentant einen guten Schlag ausführt oder ein Tor schießt. Versagt man bei den kleinen Herausforderungen, rückt auch das Ziel in weitere Ferne.
Allein wird das Ganze trotz des bemerkenswerten Umfangs schnell langweilig. Seine eigentlichen Qualitäten entfaltet Play Sports erst, wenn ein paar Freunde vor dem Fernseher stehen. Bis zu acht Kontrahenten dürfen bei einem spaßigen Multiplayer-Duell mitmachen und mit jedem Teilnehmer steigt der Spielspaß weiter. Für Dynamik sorgt die Tatsache, dass nicht immer abwechselnd um die Highscore gezockt wird, sondern oft Bündnisse eingegangen werden müssen, um erfolgreich zu sein. Wenn auf ein Tennis-Doppel ein Tontauben-Wettschießen folgt, werden aus Partnern schnell wieder Duellanten, was den besonderen Reiz eines guten Party-Spiels ausmacht.


Je mehr desto besser: mit ein paar Freunden macht es doppelt so viel Spaß.
Wenn sich mehrere Zocker vor dem Bildschirm tummeln, kommt es nicht selten zu einem Problem, das leider kaum zu vermeiden ist. Menschen sind nun mal unterschiedlich hoch und breit, was im Fall von EyeToy zu unfairen Situationen führen kann. Steht ein 1,90 Meter großer Fastfood-Fan neben einer achtjährigen Grundschülerin, die sich überwiegend von Grünzeug ernährt, helfen nur noch Stelzen, ein riesiger Raum oder Hinknien weiter, um Chancengleichheit zu gewährleisten.

Ein weiteres großes Manko liegt in der Hardware selbst. Obwohl die PS2-Kamera für viele Zocker ein Kultobjekt ist, das in jede Sammlung gehört, ist sie aus technischer Sicht ganz sicher keine Offenbahrung. Ein scharfes Bild, wie es Sony so gern in Promo-Bildern oder Fernsehspots zeigt, lässt sich jedenfalls mit dem EyeToy nicht auf den Fernseher zaubern. Wie gut das Gerät in der Praxis funktioniert, hängt außerdem sehr stark vom Nutzer selbst ab. Eine große weiße Wand, viel Platz, ein schwarzes Outfit und sehr viel Licht würden optimale Verhältnisse schaffen. Aber welcher echte Zocker verfügt schon über diese Mittel? Gehen die Meisten von uns ihrem Hobby nicht in kleinen Räumen mit augenfreundlicher Sparbeleuchtung nach, in denen die Wände mit Postern zugeklebt sind und sich in den Schränken Berge von Hard- und Software türmen? Um EyeToy: Play Sports überhaupt spielen zu können, musste ich jedenfalls mehrere Lampen aufbauen, diverse Möbelstücke umpositionieren, mich umziehen und eine Vitrine mit orangefarbigem Plexiglas abdecken, da die Kamera keine Bewegungen registrierte, die vor diesem IKEA-Schnäppchen ausgeführt wurden. Und selbst nach dieser zeitraubenden Prozedur hat nicht alles perfekt funktioniert.

Langsam aber sicher ist die Luft raus. Als im Jahr 2003 EyeToy: Play auf den Markt kam, war das Konzept frisch und interessant. Aber inzwischen hat man als treuer Anhänger der Serie das dumme Gefühl, immer wieder die gleichen Games mit leicht veränderter Grafik zu spielen. Wild mit den Händen wedeln bleibt immer wild mit den Händen wedeln, egal was auf dem Bildschirm zu sehen ist. Jüngere Spieler werden sich sicherlich freuen, wenn dieser Titel dieses Jahr unter dem Weihnachtsbaum liegt, aber anspruchsvolle PS2-Veteranen dürften sich deutlich schwerer tun, das Kamera-Spektakel in ihr Herz zu schließen. Auch wenn dieser Testbericht sehr kritisch klingen mag, machen Freunde der Vorgänger, die dringend neues Futter brauchen, sicherlich nichts falsch, wenn sie EyeToy: Play Sports kaufen. Alle anderen bewegungsfreudigen neXGam-Leser sollten lieber zu einem Teil der Dancing Stage Reihe greifen oder warten, bis Sony eine bessere Version des EyeToy samt neuen und interessanten Spielideen für die PS3 veröffentlicht.