Echo Night Beyond im Test

PlayStation2
Zwei Teile von Echo Night erschienen im fernen Japan für die PSone und wenigstens der Erstling wurde auch in den USA veröffentlicht. Nur PAL-Spieler kamen, wie so häufig, nie in den Genuss dieser Adventure-Reihe. Das ändert sich nun endlich. Die dritte Episode der Grusel-Serie hat tatsächlich den Sprung nach Europa geschafft. Das Game hat eine völlig eigenständige Story, wodurch der Einstieg besonders leicht fällt. Noch schöner ist, dass man nur knapp 20 Euro für den PS2-Titel hinblättern muss. Ob man bei diesem Preis überhaupt Nein sagen darf, erfahrt ihr in unserem Testbericht.

"Von diesem Bild aus einer Zwischensequenz sollte man sich nicht täuschen lassen. Das eigentliche Spiel wird komplett aus der Ego-Perspektive präsentiert."


Alles hätte so schön werden können. Richard Osmond ist gemeinsam mit seiner Verlobten Claudia auf dem Weg zum Mond, um dort zu heiraten. Im Jahr 2044 scheint diese Methode als besonders romantisch zu gelten und das Paar blickt der gemeinsamen Zukunft voller Vorfreude entgegen. Wie so viele Videospiele beginnt aber auch Echo Night Beyond mit einem Schicksalsschlag. Während des Landeanflugs wird das Raumschiff, in dem sich noch eine Reihe anderer Passagiere befindet, beschädigt und es kommt zum Absturz. Eigentlich hätte das für alle Anwesenden den sicheren Tod bedeuten müssen. Darum ist Richards Überraschung auch besonders groß, als er aus einer tiefen Ohnmacht erwacht und völlig unverletzt ist. Unser Held hat keine Ahnung, wie lange er bewusstlos war oder warum er plötzlich einen Raumanzug trägt, der ihn am Leben hält. Das größte Mysterium ist allerdings, dass er die einzige Person an Bord ist. Weder weitere Überlebende noch Leichen sind zu finden. Obwohl diese Situation recht unheimlich ist, gibt sie dem Protagonisten auch Hoffnung und er verlässt das abgestürzte Raumschiff, um in der Mondbasis nach seiner Liebsten zu suchen.

Nach einem Intro der Spitzenklasse darf der Zocker die Steuerung übernehmen. Schnell wird klar, dass From Software hier kein Actionspiel abgeliefert hat sondern ein klassisches Adventure, welches aber dank der gewählten Ego-Perspektive dennoch originell wirkt. Rätsel lösen statt Ballern lautet die Devise. Unser Protagonist merkt bereits nach kurzer Zeit, dass übernatürliche Mächte ihre Finger im Spiel haben, denn die Raumstation ist ebenso menschenleer wie das Wrack, aus dem er geklettert ist. Statt fröhlichen Mondsiedlern finden sich nur depressive und teilweise angriffslustige Geister in den finsteren Gängen des Komplexes.

Die Aufgabenstellung ist ziemlich eindeutig. Es muss versucht werden, immer weiter vorzudringen, um herauszufinden, was passiert ist und eventuell die verschollene Verlobte wieder aufzuspüren. Dabei kommt es hauptsächlich auf den richtigen Einsatz von Gegenständen an, die man in den vielen Räumen aufspüren muss. Typischerweise trifft man irgendwo auf einen Geist oder eine verschlossene Tür und muss nur das passende Teil aus dem Inventar benutzen oder an einer anderen Stelle den richtigen Knopf drücken, um weiter zu kommen. Hat man alles probiert ohne dass sich eine Wirkung zeigt, kann man davon ausgehen, dass man nicht genügend Zeit mit der Suche verbracht hat. So etwas kann auf die Dauer sehr ermüdend wirken, vor allem weil es außerhalb dieses etwas stumpfen Grundprinzips nicht viel zu tun gibt. Lediglich der möglichst sparsame Umgang mit den Batterien der Raumanzugslampe und das Aufspüren von Medizin bringen ein wenig Abwechslung. Glücklicherweise ist die Story gut genug, um trotz dieser Macken zum Weiterspielen zu motivieren.


"Etwas furchtbares ist auf dem Mond geschehen. Wird unser Held alle Geheimnisse lüften?"


Die Steuerung ist für europäische Verhältnisse recht originell, da man den Blick mit den Schultertasten heben und senken kann. Wer sich schon immer mal mit dieser klassisch japanischen Art der Controllerbelegung vertraut machen wollte, hat hier eine besonders gute Gelegenheit dazu, da es eigentlich nie wirklich auf besonders schnelle oder extrem koordinierte Reaktionen ankommt. Weniger experimentierfreudige Zocker können natürlich in den Optionen die vertraute Variante, bei der beide Analogsticks genutzt werden, wählen.


"Wer dieses Game bei Kerzenschein zocken will, braucht Nerven aus Stahl. Mit wenig Aufwand wird hier immer wieder der größtmögliche Grusel-Effekt erzeugt."


Wenn ein Game, das auf den ersten Blick so düster und beklemmend wirkt, eine USK-Freigabe ab 12 Jahren erhält, muss man sich fragen, ob dass eventuell ein Grund zur Besorgnis ist. Ja und Nein lautet die verwirrende Antwort. Nur sehr wenige Games schaffen es, eine ähnlich beeindruckende Gruselstimmung zu erzeugen wie Echo Night Beyond. Wenn man sich durch die teils sterilen und teils zerstörten Kulissen der Mondbasis bewegt, liegt ständig das Gefühl drohender Gefahr in der Luft. Hinter jeder Ecke vermutet man automatisch eine tödliche Bedrohung. Leider gibt es viel zu wenig Schockeffekte und es wird nicht genug Abwechslung geboten, um den Zocker auf Dauer bei Laune zu halten. Die ersten Geister sorgen zwar für ein wenig Gänsehaut, aber nach etwa einer Stunde vor der PS2 stellt sich ein unangenehmer Gewöhnungseffekt ein, der den Spaß deutlich schmälert. Wer schon einmal ein Eis gegessen hat und am Ende feststellen musste, dass sich kein großer Klumpen Schokolade in der Spitze der Waffel befindet, wird den Frust nachvollziehen können, den man beim Spielen von Echo Night Beyond empfindet.

Grafisch wurde die Suche nach der Verlobten sehr gut in Szene gesetzt. Während einige Bereiche äußerst steril wirken und man fast das Gefühl hat, einen Schwarzweißfilm vor sich zu haben, bieten andere Räume ein farbenfroheres Bild der Zerstörung. Die erkundbare Raumbasis ist groß und überrascht manchmal mit unerwarteter Architektur. Ordentliche Licht- und Nebeleffekte unterstützen das Gruselambiente. Die Tatsache, dass es nur wenige bewegliche Objekte gibt, wird intelligent genutzt, um den Zocker im richtigen Moment durch einen drehenden Bürostuhl oder ähnliche Maßnahmen zu erschrecken. Man muss den Machern ganz klar vorwerfen, dass sie bei der Darstellung der Geister eine falsche künstlerische Entscheidung getroffen haben. Offensichtlich sollten die undeutlichen Gestalten besonders unheimlich wirken. Aus nächster Nähe machen sie allerdings einen eher lächerlichen Eindruck. Sicherlich wäre hier mehr möglich gewesen und wie so viele andere Bereiche des Games bieten auch die Modelle der umherirrenden Seelen zu wenig Abwechslung.


"Gar nicht mehr so unheimlich... Schaut man den Geistern direkt ins Gesicht, glaubt man sofort eine neue Brille zu benötigen."


Gemeinsam mit der Vibrationsfunktion des Controllers, mit deren Hilfe der Herzschlag des Protagonisten simuliert wird, sind es besonders die Dolby Surround Soundeffekte, die dem Zocker zu einer angenehmen Gänsehaut verhelfen. Das plötzliche Quietschen einer Tür oder ein Deckenelement, das mit lautem Krachen zu Boden donnert, können in einer meist ruhigen Umgebung den Puls deutlich erhöhen. Lediglich das Atmen und die Schritte von Richard sind immer zu hören. Musik wird nur selten gespielt, wenn sie aber erklingt, sind die Stücke meistens perfekt auf die jeweilige Situation abgestimmt. Besonders die sphärischen Klänge der Intro-Sequenz, die von sirenenhaftem Gesang begleitet werden, sind eine optimale Einstimmung auf das kommende Abenteuer. Die englische Sprachausgabe reicht von grausam bis sehr gut. Während manche der Geister einfach viel zu übertrieben wirken, klingen der Protagonist und einige weitere Figuren genau richtig.


"In diversen Monitor-Räumen darf man speichern und schon mal einen Blick in die nächsten Räume werfen, um Gefahren aufzuspüren."

Tim meint:

Tim

Eigentlich ist es traurig, dass man diesem Spiel keine höhere Wertung geben kann. Klassische Adventures sind vor allem in der Welt der Konsolen absolute Ausnahmen geworden. Es wäre einfach wünschenswert, dass einer der wenigen Genrevertreter erfolgreich genug ist, um endlich wieder eine kleine Welle dieser Art von Games auszulösen. Tragischerweise bringt Echo Night Beyond nur ein paar der Voraussetzungen mit, die nötig wären, um die interessante Sparte der actionarmen Spiele zu retten. Die Atmosphäre auf der verlassenen Raumstation ist einfach genial. Selten ist es gelungen, Gefühle wie Einsamkeit und Beklemmung so hervorragend umzusetzen. Dank einer guten Optik und intelligent eingesetzten Soundeffekten werden selbst abgehärtete Zocker nicht dazu in der Lage sein, sich der düsteren Stimmung zu entziehen. Es ist sehr ärgerlich, dass weder die Rätsel noch das Gameplay mithalten können, wodurch das Science-Fiction-Grusel-Abenteuer schnell an Reiz verliert. Wenn man den Schnäppchenpreis und den Mangel an Alternativen bedenkt, darf man aber trotz der genannten Mängel zuschlagen. Ego-Shooter, Sportspiele und Jump´N´Runs gibt es wie Sand am Meer. Auf das nächste echte Adventure wird man aber wieder lange warten müssen.

Userwertung
10 1 Stimmen
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Echo Night Beyond Daten
Genre Adventure
Spieleranzahl 1
Regionalcode -
Auflösung / Hertz 50 / 60 Hz
Onlinefunktion -
Verfügbarkeit 27.10.2005
Vermarkter FlashpointAG
Wertung 6.8
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