Versailles im Test

Um die Laune ihrer Majestät Ludwig XIV steht es schlecht. Denn ihm ist zu Ohren gedrungen, dass einer seiner Untertanen ihn lieber unter der Erde sehen würde. Also werdet ihr als treuer Kammerdiener des Herrschers losgeschickt, um die Verschwörung am Hof aufzudecken und die Drahtzieher dingfest zu machen. Allerdings habt ihr dazu nur einen einzigen Tag Zeit und seid zudem an die Etikette bei Hof gebunden. Der fest geregelte Tagesablauf lässt nur wenig Platz für individuelle Freiheiten. Nicht jeder Raum im prächtigen Versailles ist daher frei begehbar und nicht jede Person stets am gleichen Ort anzutreffen.

Als Spieler lernt ihr nicht nur viel über den Umgang und Tagesablauf bei Hof, sondern auch über historische Persönlichkeiten. Mit Recht kann man Versailles unterstellen, zu einem gewissen Teil den Anspruch an Lernsoftware zu erfüllen. Was wohl durch die Zusammenarbeit mit der Firma Ravensburger verdeutlicht wird. Trotz der zahlreichen eingestreuten historischen Infos steht aber ganz klar das Grafik-Adventure im Vordergrund. Wenngleich sich dieses nicht an Profis im Genre richtet - die Rätsel sind nämlich allesamt streng logisch und leicht zu lösen, so dass auch jüngere Schüler im späteren Grundschulalter ihre Freude beim Durchwandern der prächtigen Säle haben.

Apropos Säle - wer möchte darf einen speziellen Besuchsmodus aktivieren und daraufhin ohne Protokollzwänge durch Versailles wandern, um seine Neugier zu befriedigen. Auch so  ist der Spieler viel auf den Socken, denn die historischen Charaktere im Spiel verlangen nicht zu wenige Botengänge von einem Kammerdiener. Sehr häufig läuft es auf ein „Bringe Item X dem Charakter Z“ Aufträge hinaus, die gestandene Spielernaturen wie mich nach geraumer Zeit offen langweilten. An zu viel Einfallsreichtum litten die Entwickler ganz offensichtlich nicht.

Damit ihr diese ausschweifenden Spaziergänge nach einer kurzen Spielpause nicht noch einmal über euch ergehen lassen müsst, lässt sich Versailles auf Memory Card speichern. Wer gerade keine zur Hand hat und/oder Speicherplatz sparen will, darf alternativ ein Passwort notieren.

Wenn das Grafik-Adventure ein großes Alleinstellungsmerkmal besitzt, dann ist dies detailgetreue Virtualisierung des französischen Hofes. Ohne jemals Versailles besucht zu haben, würde ich mich nach drei Spielstunden zumindest im inneren Bereich problemlos zurechtfinden. Die Grafik lässt sich nicht nur um 360° Grad drehen, sondern auch zoomen. So könnt ihr letztlich gar die Gemälde an den Wänden betrachten. Allerdings kommt die prunkvolle Ausstattung und die Kunst aufgrund der (aus heutiger Sicht!) recht pixeligen 3D-Grafik der PSone nicht recht zur Geltung. Zeitlos gut ist hingegen die Musikunterhaltung - hier tat man das einzig Richtige und griff auf bekannte Klänge des Barockzeitalters zurück, was maßgeblich zur entspannten Atmosphäre beim Lösen der Rätsel beiträgt.