Siedler II: Die nächste Generation im Test

PC Windows
Hachja, da kommen Erinnerungen an bessere Zeiten hoch. Als ich seinerzeit zum ersten Mal "Die Siedler" auf meinem Amiga zockte, war die Welt um mich herum erstmal Nebensache. Dank vieler Internetforen weiß ich, daß ich da nicht alleine war. Beim Nachfolger für den PC steigerte sich 1996 diese Tatsache sogar noch einmal weiter, denn noch nie zuvor siedelte man so komplex und in einer solch optischen Pracht. Seit dem dritten Teil verlor die Serie aber nicht nur für mich persönlich zunehmend an Reiz, weshalb es kaum verwundern dürfte, daß Ubi Soft nun nicht etwa einen neuen Teil bringt, sondern lieber den nostalgischen zweiten Teil aus dem Hause Blue Byte (R.I.P) aufpolierte und uns nochmals vorsetzt.


Dabei verlässt man sich komplett auf das mittlerweile fast 15 Jahre alte Spielprinzip und kehrt zu den Wurzeln der Serie zurück. Am eigentlichen Siedler II hat sich nichts grundlegend geändert, dafür wird nun aber in feinster 3D-Grafik gesiedelt. Ansonsten blieb man sich selbst treu. Angefangen von den Veteranen altbekannten Gebäuden liegt hier das Augenmerk wieder mehr auf eine perfekt geplante Logistik, die von Rohstoffgewinnung über Weiterverarbeitung bis hin zur Verwertung bzw. Versorgung geht, wodurch sich Siedler auf den zweiten Blick dann doch deutlich von der sonstigen heutigen Genrekonkurrenz abgrenzt. Ein vernünftig angelegtes Wegenetz ist dabei übrigens von elementarer Bedeutung, da eure Siedler stets zwischen den Steinbrüchen, Bauernhöfen, Bäckereien und Schmieden umher wuseln und lange Wege gleichzeitig auch lange Produktionszeiten bedeuten. Kluges kalkulieren ist hier die halbe Miete um gemäß dem BWL-Studenten bestens bekannten "Just in Time" Prinzip den perfekten Übergang ohne Stauzeiten zu erreichen.



Regiert wird wie immer aus der Vogelperspektive (Click to enlarge)


Apropos "Time" - als sinnvolle Neuerung ist sicherlich die Möglichkeit zu verstehen, daß meist eher gemächliche Spielgeschehen mittels Zeitbeschleunigung auf bis zu 3-fachem Speed zu erhöhen, was unnötige Wartezeiten erfreulich gering hält. Ebenfalls großartig ist die gefixte KI der Schiffe, die einen im Original mit ihrem eigenwilligen Verhalten schon mal leicht in den Wahnsinn treiben konnten. Weniger toll empfand ich allerdings den als optische Spielerei eingebauten Tag/Nacht Wechsel, der weder die Weitsicht der Einheiten bei Nacht einschränkt, noch eure Siedler schlafen gehen lässt - spielerisch also völlig nutzlos und irritierend. Glücklicherweise lässt sich die Funktion mittels Optionsmenü deaktivieren, so daß lästige Fehler beim Gebäude setzen der Vergangenheit (aufgrund von Dunkelheit) angehören.



Die Portale (wie rechts) sind meist Grund für Zwist...(click to enlarge)


Traditionell hat Siedler mehr als nur den Aufbau einer funktionierenden Mini-Wirtschaft zu bieten. So weitet ihr euer Territorium wie schon einstmals durch den Bau von Wachhäusern aus, was sich solange praktizieren lässt, bis eure Grenze auf die eines anderen Volkes trefft. Ab hier werden künftige Expansionspläne dann mit dem Schwert in der Hand ausgeführt, wobei ihr in gewohnter Art nur den Angriffsbefehl geben könnt, nicht aber einzelnen Einheiten Befehle geben könnt. Manch einer mag sich da mit dem höheren Realismusgrad darüber hinweg trösten, ich finde es wie schon damals schade, denn die KI-Kämpfer sind leider nicht immer mit sonderlich Grips gesegnet. Da gilt es nur rechtzeitig die Armee aufzustocken und die unbedarften Gefreiten mittels großzügiger Lieferungen von Geld und Bier (wie treffend! ^_^) langsam in der Karriereleiter klettern und somit das Kampfgeschick zu verbessern.

Wenn schon wenig gegenüber dem Original geändert wurde, so hat man sich immerhin den Missionen gewidmet. Allerdings nicht mit dem erwünschten Erfolg, denn letzten Endes erwarten den Käufer hier nur zehn mickrige Missionen mit den Römern, die beiden anderen Völker Nubier und Asiaten sind gar nur im Muliplayer verfügbar. Das lässt das Ganze so aussehen, als sei es mit der heißen Nadel auf einen bestimmten, unveränderlichen Releasetermin hingestrickt worden, weswegen die Zeit für ausführliche Kampagnen nicht mehr reichte. Würde mich also nicht wundern wenn Ubi Soft die entsprechenden Kampagnen fairerweise noch als Patch oder aber sogar als Add-On für ein paar Tacken bringen würde.



Die Nubier (links) sind nur im Multiplayer spielbar, rechts zeigen verschiedenfarbige Steine die Grenzverläufe auf..(Click to enlarge)


Zu verschmerzen wäre dieser begrenzte Umfang ja, wenn es dafür zehn wirklich liebevoll designte, abwechslungsreiche Missionen gäbe. Doch Fehlanzeige, nur schnöde "Mach-den-Gegner-Platt" Aufträge werden hier vergeben und spielen sich einer wie die andere, sieht man mal von den unterschiedlichen Territorien und Gegnern ab. Hier hätte es also ruhig noch ein Schäufelchen mehr sein dürfen.

Zufriedener fällt da das Urteil im Bezug auf den Multiplayer aus. Kenner erinnern sich bestimmt noch an das Abenteuer mittels zweier angeschlossener Mäuse am Split-Screen gemeinsam bzw. gegeinander zu siedeln. Die Programmierer schufen hier mit einem LAN und einem Onlinemodus eine notwendige Neuerung, so daß sich Siedler Fans nun auch im Internet duellieren dürfen, was bei einer ausführlichen Testsession unsererseits auch ganz den Anschein hatte.



Die Optik ist im Jahr 2006 angekommen...(click to enlarge)


Auch technisch ist der Sprung ins Jahr 2006 gut geglückt. Statt antiquierter 2D Optik gibt es jetzt eine farbenfrohe 3D-Grafik mit vielen Details, wie etwas einzelnen Blumen auf Wiesen und Tieren am Waldrand. Die Siedler wirken im Vergleich zu Teil IV und V zudem wieder etwas "knuffiger", fast kindlicher und wuseln schön wie eh und je über den Screen, so daß man sich nur zu oft dabei ertappt beigestert dem Holzfäller oder Geologen bei der Arbeit zuzusehen. Einzig die Kamera ist für meine Begriffe etwas zu widerspenstig, springt sie doch nach Drehungen bei loslassen der Maustaste automatisch wieder in die Standardansicht zurück und lässt so wenig individuelle Anpassung zu. Auch gebrandmarkte Kopierschutzopfer müssen hier nichts befürchten - Freund Securom sollte auf keinem System Probleme bereiten.

Übrigens existiert zu Die Siedler II: Die nächste Generation auch eine laut Hersteller Ubi Soft streng limitierte Special Edition, deren Sammlerbox neben einer handbemalten Siedlerfigur auch noch das Original Siedler 2 aus dem Jahr 1996 enthält, selbstverständlich in einer für Windows XP optimierten Fassung.



Ein Muss für Sammler - die Limited Edition!

Sebastian meint:

Sebastian

Siedler II bietet keine echten Überraschungen, für alte Kenner des Originals schon gleich zweimal nicht. Und dennoch hat das erfreulich einzigartige RTS-Spielprinzip auch über ein Jahrzehnt seinen Reiz behalten . Bleibt zu wünschen das sich Siedler VI wieder mehr an den Wurzeln der Reihe orientieren wird und diese Neuauflage somit die Heimkehr der Siedler zu den ganz großen Spielereihen für PC einläutet. 

Positiv

  • Einzigartiges Siedler-Spielprinzip
  • Technisch zeitgemäß
  • Toller Multiplayer

Negativ

  • Nur eine klägliche Kampagne
  • Tag/Nacht Zyklus unsinnig
  • Widerspenstige Kamera
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Siedler II: Die nächste Generation Daten
Genre -
Spieleranzahl Multiplayer
Regionalcode -
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 05. September 2006
Vermarkter Ubisoft
Wertung 8.1
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neXGam YouTube Channel
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