Paradise im Test

PC Windows

Wen ich einen Deutschen frage, was er mit meinem Heimatland Belgien in Verbindung bringt, kommen meistens die klassischen Antworten Pommes (was übrigens falsch ist, sie heißen Fritten), Trapistenbier, Waffeln und Schokolade. Doch unser kleines Land hat einiges mehr zu bieten, als diese Köstlichkeiten. Wusstet ihr z.B., dass Comicserien wie Tim & Struppi, Lucky Luke, Michel Vaillant und Die Schlümpfe von Belgiern erschaffen wurden? Falls nicht, habt ihr jetzt wenigstens wieder was gelernt. Zu den belgischen Comicikonen zählt auch Benoît Sokal, der sich vor gut zehn Jahren den Computerspielen zuwandte und in Deutschland vor allem als Autor und Chefdesigner der beiden Syberia-Adventures bekannt ist. Das neueste Werk aus Sokals Feder liegt jetzt vor uns und hört auf den Namen Paradise.

Paradise_neXGam_3Paradise bringt den Spieler in den fiktiven afrikanischen Staat Mauranien, in dem ein brutaler Bürgerkrieg die Idylle zerstört. König Rodon, der das Land skrupellos beherrscht, zieht sich immer weiter in seine Residenz zurück und schaut zu, wie die Rebellen progressiv vorrücken. Der kriegerische Alltag wird durch einen Flugzeugabsturz unterbrochen, nach dem nur eine Überlebende geborgen wird. Die junge Frau hat – vermutlich durch den Absturz – das Gedächtnis verloren und wird zur Genesung in den Harem des Prinzen von Madargane gebracht. Jener hat ein komisches Gefühl und ahnt, dass hinter der Anwesenheit der jungen Frau in Mauranien mehr steckt. Er beschließt, sie gemeinsam mit einem geheimnisvollen schwarzen Leoparden als Gefährten auf eine Reise quer durch das gefährdete Land zu schicken.

Das Spiel ist ein klassisches Point & Click-Adventure und steuert sich auch wie ein solches. Ihr schlüpft in die Rolle der jungen Frau (die übrigens auf den Namen Anne hört) und schickt sie anhand von Mausklicks durch die Areale von Mauranien. Der Cursor verändert dabei seine Form, wenn ihr mit einem bestimmten Gegenstand oder einer Person interagieren könnt. Die Hotspots sind dabei oft gut versteckt und so braucht ihr definitiv ein wachsames Auge.

Paradise_neXGam_4Bei Gesprächen wählt ihr das Thema aus einer Liste mit Stichworten aus und führt den Dialog im Multiple-Choice Verfahren weiter. Die große Auswahl ist dabei aber ein wenig trügerisch, denn in der Regel sollte die ganze Liste abgeklappert werden, damit ihr auch alle Infos erhaltet und im weiteren Verlauf des Spieles keine Probleme bekommt. Gelegentlich übernehmt ihr ebenso die Steuerung des schwarzen Leoparden, über den ich hier aus Spoiler Gründen nicht mehr verraten möchte. Leider kann dieser Teil des Games nicht begeistern, denn die Ursache und der richtige Sinn dieser Sequenzen bleibt euch verwehrt. Ihr steuert die Raubkatze durch weiträumige Gegenden, bis ihr keine Lust mehr habt, und setzt das eigentliche Spiel via Druck auf die Escape-Taste fort.

Die Aufgaben in Paradise erstrecken sich von klassischen Kombinationsrätseln über Botengänge bis hin zu diversen Schalterrätseln und bieten daher gute Abwechslung während des Spielverlaufs. Der Schwierigkeitsgrad der Rätsel variiert dabei stark. Während ihr bei manchen Rätseln kaum eine Minute braucht bis ihr die Lösung habt, fordern euch andere weitaus mehr. Problematisch ist hierbei, dass eine ‚Untersuchen’-Funktion fehlt und die Informationen zu einem Gegenstand oft mit Lücken behaftet sind. Als Belohnung für ein erfolgreich gelöstes Puzzle gibt es in den meisten Fällen eine schöne Zwischensequenz, die die Story weiter vorantreibt.

Paradise_neXGam_6Technisch gefällt Paradise vor allem durch seine Atmosphäre. Jene entsteht durch die Symbiose aus der ausfallenden Tier- und Pflanzenwelt und dem fiktiven afrikanischen Setting. Durch den typischen Sokal-Stil, den wir schon von Syberia kennen, entsteht ein besonderer Flair, der euch vollends packen wird. Der Gegend wird durch kleinere Animationen wie fliegende Vögel Leben eingehaucht. Über 250 liebevoll gestaltete Schauplätze warten darauf, von euch besucht zu werden. Beim Sound kriegt der Adventure-Fan die gewohnt gute dtp/Anacona-Kost geboten. Die Synchronsprecher wurden gut ausgesucht und passen wunderbar. Auch Soundtrack und Effekte wissen zu gefallen.







Gregory meint:

Gregory

Paradise ist ein solides, klassisches Adventure, welches Fans der Syberia-Reihe definitiv gefallen wird. Wer Sokals frühere Werke nicht kennt, braucht eventuell eine gewisse Eingewöhnungszeit in die etwas anderen Wege, die er geht. Abgesehen von den teilweise schweren Rätseln gibt es spielerisch nichts auszusetzen. Die Story ist ein wenig ‚verdreht’ und lässt am Ende leider die eine oder andere offene Frage stehen. Lange Rede kurzer Sinn: Sokal-Fans greifen blind zu, alle anderen spielen am besten erstmal die Demo und testen, ob sie sich mit dem Spiel anfreunden können.

Positiv

  • Toller Stil
  • Wunderbare Lokalisierung

Negativ

  • Verschenktes Potential
Userwertung
10 1 Stimmen
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Forum
  • von BigJim:

    Fand Paradise damals nicht so toll. Nicht schlecht, aber eben auch nicht wirklich gut. Etwas später erschien noch das Krimi-Adventure Sinking Island. Daran haben auch die Syberia-Macher bzw. B. Sokal mitgewirkt. Das gefiel mir deutlich besser. War aber leider auch kein großer Erfolg. ...

  • von Civilisation:

    Warum ich diesen Thread aus der Versenkung hole? Weil heute Gregorys Test dieses Adventures überarbeitet wurde, deshalb! Paradise Wen ich einen Deutschen frage, was er mit meinem Heimatland Belgien in Verbindung bringt, kommen meistens die klassischen Antworten Pommes (was...

  • von Mistercinema:

    Dann lest Euch das auch mal durch, denn dort kann man mit "Bernoit Sokal" dann ne Runde plaudern Anaconda Adventure Day - noch mehr Beteiligte sagen zu von Stefan am 12.04.2006 Morgen in einer Woche findet der ANACONDA Adventure Day erstmals statt: Bei dem großen Online-Event haben...

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Paradise Daten
Genre Adventure
Spieleranzahl 1
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion -
Verfügbarkeit 2006-04-21
Vermarkter dtp
Wertung 7.9
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neXGam YouTube Channel
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