Juiced im Test

Bei der Masse der zuletzt veröffentlichten Tuning-Games stellt sich natürlich umgehend die Frage, was Juiced denn nun aus dem Genre-Einheitsbrei heraushebt. Nun, zunächst einmal haben die Entwickler von Juice Games einen ziemlich ausgefeilten Karriere-Modus ins Spiel integriert, in dem ihr als No-Name die Tuning-Szene der Metropole Angel City aufmischt. Zudem stehen euch weitere Spielmodi wie "Arcade" (Turnier mit vorgefertigten Autos), "Angepasstes Rennen" und ein Online-Modus für bis zu 6 Spieler zur Verfügung.
Zu Beginn eurer Karriere erstellt ihr ein individuelles Fahrerprofil und kauft ihr euch mit einem kleinen Startkapital einen Wagen wie den obligatorischen Peugeot 206 vom örtlichen Händler, die Fuhrpark-Auswahl wächst im weiteren Spielverlauf jedoch auf beachliche 50 Original-Wagen (u.a. Subaru Impreza, Ford Mustang, Mitsubishi Lancer Evolution) an. Ist das gute Stück dann in eurem Besitz, solltet ihr es unbedingt "konkurrenzfähig" für die kommenden Rennen machen... ein Besuch in der Werkstatt ist fällig! Die Tuning-Optionen teilen sich grundsätzlich in 3 Faktoren auf. Unter dem Punkt "Aussehen" montiert ihr schnittige Karosserieteile an euren Wagen und greift auf weiteren optischen Schnickschnack wie Neon-Beleuchtungen oder Aufkleber zurück.
Zudem darf eine schicke Lackierung natürlich bei keinem echten Raser fehlen, sodass ihr euch aus Grundfarbe, Metallic- und Perfettlack eure Traumfarbe zusammenstellen könnt. Neben diesen Äusserlichkeiten lassen sich allerdings auch einige Schritte vornehmen, die die Leistung eurer Kiste aufbessern. So legt ihr euren Wagen für besseres Handling niedriger, trimmt die Übersetzung auf Beschleunigung oder Tempo und erhöht die PS-Zahl mit einer verbesserten Ansaugung. Wem die Suche nach den optimalen Teilen zu mühselig ist, kann ebenso ein vorgefertigtes Rundum-Set erwerben, das sich am derzeitigen Tuning-Level (in Klassen eingeteilt) eures Wagens orientiert. Der Tuning-Part ist insgesamt äusserst vielseitig ausgefallen, ausserdem dürfte gerade für Fans die große Auswahl an Original-Teilen keine Wünsche offen lassen.
Um im Karriere-Modus nun in einem Rennen anzutreten, ruft ihr euren Termin-Kalendar auf, in dem ihr alle Events der nächsten Zeit einsehen könnt. In grün markierten Rennen dürft ihr selbst mitfahren, gelb angezeigte Termine versetzen euch auf die Zuschauer-Tribüne und rote Eintragungen sind für euch wegen fehlenden Startgeldes tabu. Die Event-Typen sind dabei recht abwechslungsreich gestaltet worden: neben Rundkursen und A-nach-B-Rennen könnt ihr Sprint-Strecken (hier zählt Nitro-Einsatz und Handschaltung) besuchen oder auf sogenannten Angeber-Events fette Tricks zeigen. Vor einem Rennen könnt ihr übrigens auch Wetten gegen einen bestimmten Fahrer abschließen und nach einem Erfolg den doppelten Einsatz absahnen..
Die Steuerung während der Rennen geht einfach von der Hand. Mit den Pfeiltasten steuert und beschleunigt ihr euren Boliden, mit Shift aktiviert ihr die Nitro-Einspritzung und mit der Leertaste wagt ihr einen Blick hinter euch. Da sich euch auf den Strecken in und um Angel City natürlich auch zahlreiche Kurven in den Weg stellen, werdet ihr über Text-Einblendungen darüber informiert, wann ihr das Tempo verlangsamen bzw. bremsen solltet. Leider ist das Fahrverhalten der Autos dabei nicht immer optimal, denn sie reagieren mehr als sensibel auf Steuerungseingaben und neigen dazu, in Kurven sofort auszubrechen.
Dies führt u.a. dazu, dass Juiced mit der Zeit einfach unnötig frustrierend wirkt. Wenn ihr kurz vor dem Ziel von einem der KI-Gegner, die übrigens meistens stur auf der Ideallinie fahren, von der Strecke geschossen werdet, da ihr das Auto schon nach der kleinsten Kollision nicht mehr unter Kontrolle halten könnt, ist die Frustration einfach enorm. Ebenfalls ärgerlich ist die Tatsache, dass ihr ein Rennen nicht neu starten könnt und die Resultate bedingungslose ausbaden musst. Dies führt im Karriere-Modus zu einer Art Teufelskreis. Da ihr immer häufiger Preisgelder verliert und eure Karre nach einem Event auch noch reparieren müsst, fehlt euch irgendwann das Kapital, um die Startgebühr für ein neues Rennen zu bezahlen. Also muss das alte Auto verkauft werden und ein neues her, das jedoch ohne Tuning-Mods wieder seine Probleme hat...
Das mag sich jetzt furchtbar negativ anhören, doch Juiced hat darüber hinaus auch noch einiges zu bieten, wie z.B. das wirklich gelungene Respekt-System. In Angel City gibt es 8 rivalisierende Gangs, gegen deren Anführer ihr in Rennen und Events antretet. Erreicht ihr eine hohe Platzierung, fallt durch eine besonders hohe Wette auf, oder protzt im Angeber-Modus mit besonders fetten Tricks, erhaltet ihr nach dem Rennen Respekt-Punkte bei den einzelnen Gangs, die euch dann je nach Ansehen zu Rennen einladen oder euch als Zuschauer zulassen. Allerdings könnt ihr ebenso leicht Respekt verlieren, indem ihr andere Fahrer rammt oder als Schlusslicht ins Ziel rast. Ebenfalls eine nette Idee ist das Crew-Feature. Habt ihr genügend Respekt gesammelt, schließen sich euch nach und nach Fahrer an, die ihr dann für euch fahren lassen könnt. Dabei gebt ihr ihnen während des Rennens simple Befehle wie "hohes Tempo", "mittleres Tempo" und "niedriges Tempo" und verbessert damit ihr fahrerisches Können.
Grafisch gibt es an Juiced nichts zu mäkeln. Die Wagenmodelle sind detailliert, die Texturen wirken dank Bump Mapping sehr plastisch und gerade das Geschwindigkeitsgefühl inklusive Verwischeffekt kann sich wirklich sehen lassen. Ausserdem wirken die Strecken durch animierte Zuschauer und Details wie vorbeifliegende Flugzeuge oder Helikopter sehr lebendig. Erfreulicherweise haben die Entwickler ein ausgefeiltes Schadensmodell ins Spiel integriert, das nicht nur schick aussieht, sondern auch Auswirkungen auf das Fahrverhalten hat.
Der Sound überzeugt vorallem durch eine abwechslungreiche Musikuntermalung, die von Rock über Hip-Hop bis hin zu schnellen Elektro-Stücken reicht. Die Motorensounds der Vehikel sind etwas dünn ausgefallen, dafür gibt es allerdings auch eine passende deutsche Übersetzung für die Kommentare der Gang-Charaktere zu verzeichnen.
Minimale Systemvoraussetzungen
Windows 98/ME/2000/XP
Intel Pentium III 933 MHz Prozessor
256 MB RAM Arbeitsspeicher
32MB Grafikkarte (GeForce 3 / Radeon 8500)
2,5 GB freier Festplattenspeicher
DVD-ROM Laufwerk
Direct X9.0c
Marcel meint:
Positiv
- spielerische Feinheiten (Crew etc.)
- ausgefeilte Tuning-Optionen
Negativ
- unverständliches Fahrverhalten
- häufige Frust-Momente
Userwertung
Versteht mich nicht falsch, Juiced ist ohne Zweifel ein gutes Spiel, das mit einem tollen Tuning-Modus und ausgefeilten Respekt- und Crew-Features aufwarten kann. Leider verkommt der Karriere-Modus mit der Zeit einfach zum Frustrationsfaktor, da ihr wegen des übersensiblen Fahrverhaltens und fehlender Neustart-Option einen Misserfolg nach dem anderen landet. So bleibt mit Juiced ein Spiel, das mit Sicherheit zur Spitze des Genres gehört, dabei allerdings auch einiges an Potential verschenkt.